Butler Parker 108 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 108 – Kriminalroman - Günter Dönges


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dürfte«, fügte der Butler gemessen hinzu.

      »Natürlich nicht«, raunzte sie mit ihrer dunklen Feldwebelstimme. »Ich habe ja schließlich keine Knöpfe als Augen. Vielleicht haben sie das Geld inzwischen weggeworfen.«

      »Vielleicht nicht gerade die Verwandten Myladys«, korrigierte der Butler. »Mir scheint, daß Mister Maidenhead inzwischen über das verfügt, was man gemeinhin und ein wenig vulgär ein ›blaues Auge‹ nennt.«

      Myladys recht weitläufige Verwandte waren inzwischen in dem kleinen Landhaus verschwunden, das übrigens im Stadtteil Kew Gardens lag.

      »Fahren Sie vor, Mister Parker«, ordnete Lady Simpson an. Sie saß im Fond von Parkers hochbeinigem Wagen und brannte darauf, den Verwandten auf den Zahn zu fühlen. Parker ließ seinen Wagen anrollen, bei dem es sich um ein ehemaliges Londoner Taxi handelte, das nach seinen speziellen, technischen Vorstellungen und Wünschen umgebaut worden und Überraschungen aller Art zu bieten in der Lage war.

      Vor dem Haus angekommen, stieg Parker aus und läutete.

      Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Mister Maidenhead öffnete und den Butler erstaunt musterte. Parker lüftete seine schwarze Melone und wandte sich halb zu seinem Wagen um.

      »Lady Simpson wünscht die Herrschaften zu sprechen«, überbrachte er, ging zum Wagen und öffnete den hinteren Schlag. Als seine Herrin ausstieg und unwillig Parkers helfende, schwarz behandschuhte Hand zur Seite stieß, kam Mrs. Maidenhead ihr bereits entgegen. Sie wirkte aufgelöst und verzweifelt.

      »Laß das, Eliza«, herrschte Agatha Simpson ihre Verwandte an. »Ich kann Tränen nicht ausstehen. Und schon gar nicht, wenn sie falsch sind!«

      »Aber Agatha!« Eliza Maidenhead schluchzte gequält auf.

      »Folge mir!« Lady Simpson schritt wie eine Rachegöttin voran, gefolgt von ihrem Butler. Eliza Maidenhead trippelte aufgeregt hinter dem Duo her und wollte überholen, schaffte es aber nicht, sich der Energie ihrer Verwandten anzupassen.

      »Agatha!« Mister Maidenhead kam aus einem Wohnraum im Erdgeschoß und blieb überrascht und wie angewurzelt stehen.

      »Bleib’ mir vom Leib, Randolph«, raunzte sie ihn an. »Du weißt genau, daß ich dich nicht ausstehen kann.«

      Lady Simpson konnte mit Ruppigkeiten jeder Art dienen, falls ihr danach war. Sie sagte dann ungeniert und frei, was sie dachte.

      Sie drückte ihn einfach zur Seite, betrat das etwas süßlich eingerichtete Wohnzimmer und ließ sich schnaufend in einem Sessel nieder.

      »Rennt nicht wie die aufgescheuchten Hühner herum und spielt mir nichts vor«, sagte sie dann grimmig. »Wenn ich gute Schauspieler sehen will, gehe ich ins Theater. Was ist passiert?«

      »In dem Koffer war überhaupt kein Geld, Agatha«, stieß Eliza Maidenhead anklagend hervor.

      »Natürlich nicht«, herrschte Lady Agatha ihre Verwandte an. »Hältst du mich für eine Idiotin?«

      »Sie haben mir dafür ein blaues Auge geschlagen«, beklagte sich Randolph Maidenhead und hielt sich wieder das Taschentuch vor die Schwellung.

      »Wie schön«, freute sich die streitbare Dame ungeniert, »und nun will ich die Wahrheit hören, meine Herrschaften, oder ich informiere die Polizei!«

      Ihr Bluff kam ausgezeichnet an.

      Die Maidenheads rutschten förmlich in sich zusammen. Sie gruppierten sich um Lady Agatha und fanden nicht den richtigen Anfang. Sie drucksten herum und waren total durcheinander.

      »Stellen Sie die Fragen, Mister Parker!« Lady Agatha wandte sich an ihren Butler. »Mir ist das ganze Theater einfach zu widerlich.«

      »Darf Mylady davon ausgehen, daß von einer Entführung Ihrer Tochter Hazel absolut nicht die Rede sein kann?« stellte der Butler die erste Frage.

      »Nun?« Lady Agatha sah die beiden Verwandten blitzend an, um sich dann an ihren Butler zu wenden. »Die nächsten Fragen etwas sachlicher bitte. Und keine unnötigen Höflichkeiten. Ich hasse das.«

      »Wie Mylady befehlen!«

      »Nun?« Agatha Simpson räusperte sich, und es klang wie das Näherkommen eines Alpengewitters.

      »Wir waren völlig verzweifelt«, stieß Eliza hervor.

      »Wir wußten, daß du uns normalerweise niemals helfen würdest«, klagte Randolph.

      »Richtig«, sagte Lady Agatha und nickte erfreut. »Mister Parker, die nächste Frage.«

      »Sie befinden sich finanziell in einem beklagenswerten Zustand, Sir?« erkundigte sich Parker wesentlich härter, als er glaubte.

      »Ihr seid pleite, nicht wahr?« Lady Simpson drückte sich klarer aus.

      Die beiden Maidenheads nickten gleichzeitig.

      »Wieder mal!« Lady Simpson räusperte sich erneut, worauf das Ehepaar sich abduckte.

      »Muß man von Spielschulden ausgehen?« bohrte der Butler würdevoll weiter.

      »Du hast wieder fast Haus und Hof verloren, oder?« Lady Simpson sah klar.

      »Das hier gehört uns längst nicht mehr«, beklagte sich Eliza.

      »Sondern wem?«

      »Einem verdammten Gauner, der mich betrogen hat«, regte sich Randolph ehrlich auf.

      »Den Namen, Sir«, erinnerte Parker.

      »Der Kerl heißt Martin Spencer.«

      »Und er wird Randolph umbringen lassen, wenn wir die Schulden nicht umgehend bezahlen.« Eliza schluchzte jetzt ehrlich auf.

      »Wo findet man besagten Mister Martin Spencer?« wollte der Butler wissen. Randolph zuckte die Schultern und wußte nur mit dem Namen und der Adresse des Spielclubs zu dienen, wo Spencer verkehrte.

      »Reden wir von Hazel«, wechselte Lady Simpson das Thema. »Wann hat sie sich zuletzt gemeldet?«

      »Vor etwa anderthalb Monaten«, antwortete die Mutter Eliza. »Hazel ruft ja nur sporadisch an, sie sagt immer, es ginge ihr gut, und wir sollten sie in Ruhe lassen.«

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