Butler Parker 123 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 123 – Kriminalroman - Günter Dönges


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möchte.«

      »Ich überhaupt nicht«, erwiderte die Detektivin. »Man wird Sie natürlich mit allen Mitteln jagen, Mister Parker. Man wird versuchen, Sie als lästigen Augenzeugen zu beseitigen. Ist das nicht wunderbar?«

      »Die Wertung dieser Frage, Mylady, dürfte eine Sache des Standpunkts sein.«

      »Sie brauchen aber keine Sorge zu haben, Mister Parker.« Agatha Simpson nickte nachdrücklich. »Ich werde Sie selbstverständlich beschützen. Ihnen passiert überhaupt nichts, verlassen Sie sich darauf!«

      »Wie Mylady meinen.« Parker deutete eine knappe, höfliche Verbeugung an. Ihm war klar, daß die Dinge wieder mal ins Rollen gekommen waren.

      *

      Die Fahrt zurück nach Waldon Castle wurde zu einer Art Hindernisrennen.

      Überall waren Straßensperren errichtet worden. Immer wieder wurde Parkers hochbeiniges Monstrum angehalten und kontrolliert. Die Aktionen der Polizei waren fieberhaft und hektisch. Noch hoffte sie, die Täter vom Bahndamm stellen zu können.

      Es zeigte sich, daß die Bahngangster nach einem ausgezeichneten Plan gearbeitet hatten. Inzwischen stand fest, daß die benutzten Fahrzeuge aus einem Depot der Armee gestohlen worden waren. Auch die benutzten Uniformen stammten aus diesem Versorgungslager, das man für die Zeit des Manövers nicht weit vom Country-Club entfernt eingerichtet hatte.

      Nach intensivem Verhör durch die Polizei hatte Josuah Parker sein hochbeiniges Monstrum wieder abholen und übernehmen können. Er rollte inzwischen auf die nächste Straßensperre zu und sah auf das Zeltlager links von der Fahrbahn.

      Auf großen Lastwagen trafen die Soldaten ein, die man zum genauen Durchkämmen des gesamten Geländes eingesetzt hatte. Nach Bekanntwerden des Raubes hatte man die Einheiten sofort in ein einziges großes Suchkommando umfunktioniert. Das Ergebnis lautete bisher Null. Die Täter waren wie vom Erdboden verschwunden.

      Agatha Simpson genoß auch diese Kontrolle.

      Sie amüsierte sich fast königlich über den Eifer der Polizisten und hatte sich längst eine eigene Theorie gebildet, nach der die Gangster samt der Beute längst in Sicherheit sein mußten.

      »Und wissen Sie auch, Mister Parker, wo sie sind?« fragte sie, als ihr Butler wieder anfuhr. Sie wollte ihre Theorie an den Mann bringen.

      »Mylady werden mit Sicherheit eine überraschende Lösung gefunden haben«, erwiderte Parker geduldig und höflich.

      »Diese Eisenbahngangster sind noch mitten unter uns«, redete die Detektivin weiter. »Sie gehören der Armee an und lachen sich jetzt ins Fäustchen.«

      »Eine bestechende Theorie, Mylady, wenn ich mich erkühnen darf, dies festzustellen.«

      »Natürlich«, gab Agatha Simpson zurück. »Ich weiß ja, wie gut ich bin. Diese Gangster stehen wahrscheinlich selbst an einer dieser Straßensperren und amüsieren sich.«

      »Eine schreckliche Vorstellung, Mylady.«

      »Und die Beute haben sie wahrscheinlich in irgendwelchen Armeelastwagen versteckt.«

      »Es war immerhin ein Colonel, der mich beschoß, Mylady.«

      »Sehen Sie, Mister Parker, das ergänzt meine Theorie.« Agatha Simpson nickte zufrieden. »Wir werden unsere Ermittlungen auf die Einheiten beschränken, die am Manöver teilgenommen haben.«

      »Diese Einheiten werden sich leicht ermitteln lassen, Mylady.«

      »Was denn sonst!« Sie sah ihn grollend an. »Nun sagen Sie schon endlich, was Sie von meiner Lösung halten?«

      »Sie klingt sogar, wenn ich steigern darf, äußerst bestechend, Mylady.«

      »Wir werden der Polizei davon natürlich kein Sterbenswörtchen sagen, Mister Parker«, schärfte Agatha Simpson ihrem Butler ein. »Dieser Fall gehört mir allein.«

      »Wie Mylady befehlen«, gab Josuah Parker zurück und konzentrierte sich noch intensiver auf die Straße. Er überholte einige Lastwagen, die voll mit Müll bepackt waren und nacheinander von der Straße abbogen. Sie steuerten eine Art Müllgrube an, die von Räumern freigedrückt worden war.

      Dann gab es einen weiteren Aufenthalt vor einer Baustelle. Der Verkehr wurde hier einspurig weitergeleitet. Die Verschalungen für neue Widerlager waren bereits gezimmert worden. Sie brauchten nur noch mit Beton gefüllt zu werden. Von Bauarbeitern war allerdings nichts zu sehen. Sie machten bereits Feierabend und hielten sich in der Nähe ihrer Bau- und Wohnwagen auf.

      Parker hatte Zeit, sich Myladys Theorie durch den Kopf gehen zu lassen. Sie war seiner Ansicht nach durchaus bestechend. Er hatte noch nicht mal übertrieben. Warum sollte es in der Armee nicht auch Menschen geben, die kriminell waren? Auch die Soldaten Ihrer Majestät waren schließlich nur Menschen aus Fleisch und Blut. Einen moralischen Sonderstatut besaßen sie ganz sicher nicht.

      »Sie halten mal wieder den ganzen Verkehr auf, Mister Parker«, raunzte die ältere Dame plötzlich los. Parker schreckte aus seinen Gedanken hoch und fuhr weiter. Im Rückspiegel beobachtete er aus einem vagen Verdacht heraus noch mal die Baustelle. Von dort aus bis hinüber zum Tatort am Bahndamm war es nicht sonderlich weit. Mit einem Fahrzeug ließ diese Distanz sich mit Leichtigkeit schaffen. Er nahm sich sehr privat vor, sich auch noch mal die Baustelle aus nächster Nähe anzusehen.

      Nach zwei weiteren Straßensperren hatten sie endlich freie Fahrt nach Waldon Castle, wo Lady Simpson zu Gast war. Der schloßähnliche Landsitz lag mitten in einem weiten Tal auf einer kleinen Anhöhe und war von hohen Bäumen umgeben. Grüner und teppichähnlicher hätte man sich keinen Rasen vorstellen können. Waldon Castle strahlte Vornehmheit, Würde und Tradition aus. Vor den Stallgebäuden, die rechts hinter dem Schloß waren, parkten die Autos der Gäste, die zur Fuchsjagd eingeladen worden waren.

      Josuah Parker hielt vor dem Hauptportal und stieg aus dem Wagen. Er öffnete den hinteren Wagenschlag und reichte Mylady seine schwarz behandschuhte Hand, die sie selbstverständlich ausschlug wie immer.

      »Lassen Sie das gefälligst«, raunzte sie ihn unwillig an. »Ich bin doch keine alte Frau.«

      Sie wuchtete sich aus dem Wagen und marschierte zum Eingang hinüber, wo sie von ihrem Gastgeber bereits erwartet wurde. Butler Parker setzte sich wieder zurück ans Steuer und fuhr sein hochbeiniges Monstrum zu den Stallgebäuden, wo die übrigen Wagen standen.

      Er war in angenehmer Stimmung, was wohl mit den drei Postsäcken und der recht schweren Holzkiste zusammenhing, die sich in seinem Besitz befanden.

      *

      »Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten, Mister Parker«, sagte Chief-Inspektor Garron, ein schlanker, etwa fünfundvierzigjähriger Mann, der wirklich nicht wie ein Kriminalist aussah. Er gab sich höflich und gelassen, doch seine Augen verrieten ihn. Es waren graue, hellwache und prüfende Augen.

      »Meine bescheidene Wenigkeit steht Ihnen selbstverständlich zur Verfügung«, antwortete Josuah Parker. Er deutete auf einen der Sessel in der kleinen Wohnung, die sich über der Sammelgarage von Waldon Castle befand. Er war hier sehr bevorzugt von Lady Simpsons Gastgebern einquartiert worden.

      »Ich muß noch mal auf den Raub zurückkommen, Mister Parker«, meinte der Chief-Inspektor, während er sich setzte. »Sie sind schließlich der einzige Augenzeuge, den wir haben.«

      »Ein äußerst glücklicher Umstand, der meine bescheidene Person an den Tatort führte«, sagte Parker und nickte zustimmend.

      »Sie könnten die Personen beschreiben?«

      »Nur recht oberflächlich, Sir, wie ich gestehen muß. Ich befand mich in einer Streßsituation, wie man heutzutage zu sagen beliebt.«

      »Aber es waren ein Mann in Armeeuniform und eine Frau, die ein schwarzes Trikot trug, nicht wahr?«

      »Dies entspricht den Tatsachen, Sir.«

      »Die Gesichter der beiden Personen waren maskiert?«

      »Der angebliche Colonel


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