Butler Parker 123 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 123 – Kriminalroman - Günter Dönges


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andeutungsweise. »Es ist Ihnen immerhin gelungen, einer Gangsterbande zu entwischen.«

      »Ich bin mir dieses glücklichen Umstandes wohl bewußt, Sir«, gab Parker zurück.

      »Sie haben sich sogar sehr profihaft geschlagen.«

      »Sie schmeicheln einem müden, alten und relativ verbrauchten Mann, Sir.« Parker schlug seine Augen bescheiden nieder.

      »Sie flüchteten mit einem der Armeefahrzeuge.«

      »Das war der Fall, Sir. Der Rückweg zu meinem Privatwagen war mir leider abgeschnitten worden.«

      »Auf der Ladefläche dieses Armeewagens haben Sie nicht zufällig irgend etwas entdeckt?«

      »Versetzen Sie sich in die Lage eines gehetzten Mannes, Sir«, bat Josuah Parker treuherzig. »Von Angst gepeinigt und geschüttelt, erlaubte ich mir, ausschließlich an schnelle Flucht zu denken. Hätte sich auf der Ladefläche denn etwas befinden müssen?«

      »Vielleicht, Mister Parker, vielleicht auch nicht.«

      »Ich möchte nicht kritisieren, Sir, aber eine erschöpfende Antwort scheint das meiner bescheidenen Ansicht nach nicht zu sein.«

      »Reden wir Klartext, Mister Parker.« Der Chief-Inspektor räusperte sich nachdrücklich.

      »Sie haben einen interessierten Zuhörer vor sich, Sir.«

      »Die Beute wurde sichergestellt!« Garron nickte. »Die Gangster sind durch Ihr Auftauchen nachhaltig gestört worden. Nach der Schießerei setzten sie sich ab und ließen alles am Bahndamm zurück. Sie ahnten wohl, daß sie mit ihrer Millionenbeute nicht weit kommen würden.«

      »Ich möchte mich erkühnen, Sie zu beglückwünschen, Sir.«

      »Die Sache hat allerdings einen kleinen Haken, Mister Parker.«

      »Sie spannen mich geradezu auf die Folter, Sir.«

      »Ein Drittel der gestohlenen und aus dem Zug geschafften Beute fehlt.«

      »Sie sehen meine bescheidene Wenigkeit erneut bestürzt, Sir.«

      »Nicht genau ein Drittel. Nach unseren Ermittlungen müssen die Täter Banknoten und Goldbarren im Werte von rund zweihunderttausend Pfund beiseite geschafft haben.«

      »Ein erkleckliches Sümmchen, wenn ich es so ausdrücken darf, Sir.«

      »Ein Vermögen, Mister Parker! Wir fragen uns nun, wo dieses Geld geblieben sein könnte.«

      »Diese Ihre Fragestellung ist durchaus verständlich und drängt sich einem förmlich auf, Sir, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«

      »Sie wissen nicht zufällig, wo diese zweihunderttausend Pfund sein könnten?«

      »Man wird sie versteckt haben, Sir.« Parker sah den Chief-Inspektor beflissen an. »Ja, von diesem Denkansatz würde ich ausgehen, wenn ich mir diesen Rat erlauben darf.«

      »Es handelt sich um drei prall gefüllte Postsäcke mit Banknoten und einer Holzkiste, die mit Goldbarren gefüllt ist.«

      »Schon allein von den Dimensionen her, Sir, ließe sich diese Restbeute ganz sicher nicht durch die Polizeisperren bringen.«

      »Das finde ich auch, Mister Parker. Diese drei Postsäcke und die Holzkiste befanden sich nicht zufällig auf der Ladefläche des Armeewagens, mit dem Sie flüchteten?«

      »Sie halten mich einer Unterschlagung für fähig, Sir?« Bestürzung war in Parkers Frage.

      »Ich frage nur, Mister Parker.«

      »Lassen Sie es mich folgendermaßen ausdrücken, Sir«, antwortete Butler Parker gemessen. »Als ich den Wagen bei den Behörden ablieferte, war die Ladefläche leer.«

      »Und ich fragte, ob sie vorher beladen war.« Chief-Inspektor Garron ließ nicht locker. »Falls das nämlich so war, Mister Parker, würden die geflüchteten Gangster alles daransetzen, sich wenigstens diese zweihunderttausend Pfund zurückzuholen.«

      »Menschlich durchaus verständlich, Sir.« Parker nickte langsam.

      »Diese Gangster werden vor Mord und Folter nicht zurückschrecken.«

      »Daran sollte man in der Tat stets denken.«

      »Sie wissen also nichts von den drei Postsäcken und der Holzkiste, Mister Parker?«

      »Doch, natürlich, Sir.«

      »Aha.« Chief-Inspektor Garron nickte zufrieden und sah den Butler erwartungsvoll an.

      »Sie sprachen ja gerade davon«, erklärte Parker, worauf Garrons Gesicht sich leicht verfinsterte. Er hatte eine andere Antwort erwartet. »Trauen Sie meiner bescheidenen Wenigkeit zu, Sir, diese Teilbeute auf die Seite geschafft zu haben? Falls dem so ist, wäre ich außerordentlich betroffen.«

      »Was ich Ihnen zutraue, werde ich hübsch für mich behalten«, erwiderte Garron gereizt. »Aber Ihrer Gesundheit würde es sehr zuträglich sein, wenn sich die drei Postsäcke und die Holzkiste noch im Lauf der Nacht finden würden. Die Gangster kämen dann wohl nicht auf den Gedanken, sie müßten bei Ihnen suchen.«

      »So wollen wir dann gemeinsam hoffen, Sir«, lautete Parkers Antwort. »Mir scheint, daß da Dinge auf meine bescheidene Wenigkeit zukommen, die ich noch nicht in ihrer ganzen Tragweite abzuschätzen vermag.«

      »Klingt zwar sehr umständlich, trifft aber den Kern der Sache«, schloß Garron grimmig. »Zu Ihrem Begräbnis werde ich mit Sicherheit kommen. Ich bin ein höflicher Mensch.«

      *

      Butler Parker brauchte nicht lange zu warten, bis die erste Nachricht eintraf.

      Etwa eine halbe Stunde nach seinem Gespräch mit Chief-Inspektor Garron hatte er ein Erlebnis, das ihn ein wenig irritierte. Durch eines der geöffneten Fenster segelte plötzlich ein Gegenstand, der ziemlich unsanft gegen die Zimmerwand prallte und dann über den Boden kollerte.

      Eine Eierhandgranate!

      Butler Parker geriet keineswegs in Panik. Er hechtete nicht in Deckung und rannte aus dem Zimmer. Er blieb abwartend stehen und musterte den Fremdkörper, der sich im Wohnraum nicht besonders stilgerecht ausnahm. Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, daß es sich nur um eine Übungshandgranate handeln konnte. Er ging von der Tatsache aus, daß er für gewisse Leute viel zu wichtig war, als daß sie ihn hätten umbringen wollen.

      Parker hob die Eierhandgranate also auf und wog sie nachdenklich in der Hand. Dann ging er zum Fenster hinüber und schaute nach draußen. Zwischen den abgestellten Wagen der Gäste entdeckte er den Verwalter von Waldon Castle, einen gewissen James Halbom. Der Mann war groß, schlank und hielt sich straff wie ein Angehöriger der Armee. James Halbom sah gerade hoch, erkannte Parker und grüßte zurückhaltend.

      Parker erwiderte diesen Gruß durch ein gemessenes Kopfnicken und fragte sich gleichzeitig, ob James Halbom sich möglicherweise als Leichtathlet betätigt haben mochte. Stammte die Übungshandgranate aus seiner Hand? Hatte er sie durchs Fenster geworfen?

      Parker wurde abgelenkt.

      Er sah Chief-Inspektor Garron, der aus der Remise hinter dem Garagengebäude hervorkam. Parker mußte sich blitzschnell entscheiden. Hatte Garron sich den skurrilen Gag geleistet und die Handgranate geworfen? Wollte er ihn, Josuah Parker, auf die Probe stellen?

      »Darf ich Ihre wohl an sich kostbare Zeit für einen Augenblick beanspruchen, Sir?« rief Parker nach unten.

      »Was gibt es denn?« Garron trat unter eine der Außenlampen und war jetzt deutlich zu sehen, während Verwalter James Halbom bereits in der Dunkelheit verschwand.

      »Man bedachte mich überraschenderweise mit einem militärischen Utensil, Sir.« Während Parker noch redete, präsentierte er dem Chief-Inspektor die Übungshandgranate.

      »Warten Sie, ich komme rauf zu Ihnen.« Garron war sehr schnell. Schon nach wenigen Minuten stand er Parker gegenüber und griff vorsichtig nach dem Sprengkörper.

      »Es


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