Butler Parker Box 11 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн книгу.entdeckten und aufgenommenen Spuren mußten demnach gut sein.
Er hielt Ausschau nach der Nymphe auf dem Floß.
Das Badefloß war leer.
In Richtung Strand entdeckte er die Nymphe, die schnell und kraftvoll auf den weißen Strand zuhielt. Fühlte sie sich wie die Nixe hier draußen nicht mehr sicher?
Parker nahm sich vor, ihr seine Hilfe anzubieten. Vielleicht ließ sie sich dazu überreden, zu ihm ins Boot zu steigen.
Doch ein anderes Boot war wesentlich schneller. Es tauchte aus dem Sonnenglast, der über dem Wasser lag, wie eine Erscheinung auf, preschte an die Schwimmerin heran und verhielt kurz. Dann, mit rauschender Bugwelle, jagte es direkt auf den Außenborder des Butlers zu.
Josuah Parker machte sich keine Illusionen. Situationen dieser Art waren ihm nicht unbekannt. Nun sollte wohl der nächste Versuch erfolgen, ihn ins Jenseits zu befördern. Er war froh, daß er seinen kleinen, schwarzen Spezialkoffer vor diesem Ausflug befragt hatte!
*
Die Absicht wurde immer unverkennbarer.
Das Schnellboot, wesentlich kleiner als der Außenborder, in dem der Butler saß, korrigierte noch einmal seinen Kurs und nahm die Jagd auf. Es kam ungemein rasch näher. Und vorn in der Bootsspitze richtete sich ein Mann auf, der eine Tauchermaske trug, damit man sein Gesicht nicht erkennen konnte. Er hielt eine Maschinenpistole in der Hand und wartete auf seine Gelegenheit. Noch war die Distanz zu groß, um das Feuer zu eröffnen.
Parker hatte nun wirklich keine Lust, sich als Zielscheibe anzubieten, obwohl er sonst ein durchaus gefälliger und höflicher Mensch war.
Er hatte sich ja erfreulicherweise vor der Fahrt aus seinem Spezialkoffer versorgt und wieder einmal die richtigen Utensilien ausgewählt. In solchen Fällen verfügte er erwiesenermaßen über einen ausgeprägten siebten Sinn.
Parker nahm seine schwarze Melone ab und griff in die Wölbung hinein, die mit Stahlblech ausgefüttert war, was von außen natürlich nicht zu sehen war. Er löste einen kugelschreiberlangen Blechzylinder aus einer Spezialhalterung. Dieser Zylinder hatte den Durchmesser einer gewöhnlichen Eieruhr.
Parker verdrehte die beiden Hälften dieses Zylinders gegeneinander und warf ihn dann weit ins Meer, genau zwischen sich und den heranpreschenden Flitzer.
Der Effekt war erstaunlich, fast herzbeklemmend.
Als der Blechzylinder auf dem Wasser aufschlug, platzte er mit einem dumpfen Knall auseinander. Gleichzeitig schoß eine Art Feuerwand hoch von etwa drei Meter Höhe. Dieses Feuer verwandelte sich innerhalb von Sekundenbruchteilen in eine dichte Nebelwand.
Der Flitzer versuchte abzudrehen. Doch dazu war das kleine Boot zu schnell, hatte zu große Fahrt. Es raste in diese Feuernebelwand hinein und zog Feuer an.
Parker hatte beigedreht und wartete darauf, helfend eingreifen zu können. Er hatte sich diese Feuernebelbombe von einem phantasiebegabten Chemiker entwickeln und herstellen lassen. Hier draußen auf dem Pazifik erlebte diese Waffe ihre erste Feuertaufe. Und das in des Wortes wahrster Bedeutung!
Der Flitzer kam aus der Nebelwand heraus und brannte lichterloh. Der Mann, der die Maschinenwaffe in der Hand gehabt hatte, klopfte an seiner rauchenden und brennenden Sommerkleidung herum. Das Boot schlug Haken wie ein verfolgter Hase und erreichte offenes Wasser, ohne daß das Feuer aber erloschen wäre.
Daraufhin entschlossen sich die Insassen, schleunigst ins Wasser zu hüpfen. Zwei Männer und die Nymphe vom Badefloß erledigten das mit erstaunlicher Schnelligkeit. Das führerlose Boot aber jagte hinaus in den Sonnenglast und war bald nicht mehr zu sehen.
Parker umfuhr die Brandstelle und näherte sich den drei Schwimmern, Sie machten einen leicht deprimierten Eindruck.
Parker lüftete seine Melone.
„Darf ich mir erlauben, Ihnen meine Hilfe anzubieten?“ erkundigte er sich.
„Los, Mann, holen Sie uns hier ’raus!“ rief ihm einer der beiden jungen stämmigen Männer verärgert zu, „machen Sie schon!“
„Ladies first“, antwortete Parker zurückhaltend, „die Dame zuerst, wenn ich darauf hinweisen darf …
Sie stand noch unter dem Schock der Ereignisse. Sie streckte ihren Arm hoch und ließ sich von Parker an Bord ziehen. Bei der Gelegenheit stellte der Butler fest, daß der an sich schon knappe Bikini einige Brandlöcher davongetragen hatte. Abgesehen von einigen Brandblasen, die sich bestimmt noch bildeten, war die Frau aber unverletzt. Sie ließ sich erschöpft und beeindruckt auf dem Boden des Bootes nieder und schnappte nach Luft.
„Na, worauf warten Sie noch?“ rief der zweite der beiden Männer böse zu Parker herüber, „wie lange sollen wir noch Wasser treten?“
„Das hängt davon ab, wann man Sie auffischt“, sagte der Butler, „im Interesse der Ruhe und des Friedens muß ich darauf verzichten, Sie an Bord zu nehmen. Ich hoffe, Ihnen ist mit zwei Rettungsringen gedient, die Sie bestimmt über Wasser halten werden!“
Klatschend landeten die beiden angekündigten Rettungsringe neben den Kanalschwimmern. Dann drehte Parker das Boot ab und verließ die Badestelle. Ihn interessierte zur Zeit nur die hübsche Nymphe, die er ja nicht umsonst hinaus aufs Wasser verfolgt hatte …
*
Parker nahm sich Zeit, zum Yachthafen zu kommen.
Die Nymphe mit dem leicht versengten Bikini hatte sich inzwischen von ihrem Schock erholt. Parker hatte ihr ein Badelaken geliefert, in das sie sich einhüllte.
„Was hat das alles zu bedeuten?“ fragte sie mit noch belegter Stimme.
„Zu meinem Leidwesen sehe ich mich außerstande, darauf konkret zu antworten“, sagte der Butler, „Ihnen wird allerdings nicht entgangen sein, daß man die feste Absicht hatte, meine bescheidene Wenigkeit zu ermorden. Und zwar erst auf dem Umweg über eine Unterwasserharpune, dann mittels einer Maschinenpistole!“
„Es, es war schrecklich, als die beiden Männer mich an Bord holten“, gab sie stockend zurück, „sie rissen mich einfach aus dem Wasser. Und dann rasten sie auf Sie zu!“
„Ich möchte als sicher unterstellen, daß Sie die beiden Männer natürlich nicht kannten.“ Parkers Stimme verriet höfliche Ironie.
„Ich hatte sie wirklich vorher noch nie gesehen“, gab sie zurück.
„Darf ich weiter annehmen, daß Sie die Unterwasserschwimmerin ebenfalls nicht gesehen haben?“
„Nein! Wirklich nicht! Wer sind Sie eigentlich?“
„Parker mein Name, Josuah Parker. Ich habe die Ehre, für Mister Rander als Butler meine bescheidenen Kräfte einsetzen zu dürfen.“
„Ich dachte mir gleich, daß Sie Butler sind!“ Sie lächelte schwach. „So wie Sie sehen die Butler immer in Filmen aus.“
„Ich freue mich, daß ich diesen Vorbildern nahekomme, Miß …?“
„May Clark“, stellte sie sich vor, „ich bin Sekretärin.“
„Ein interessanter Beruf“, bemerkte der Butler und verschwieg, daß er ihren Namen bereits seit einigen Tagen kannte. Er verschwieg auch, daß er noch mehr über sie wußte.
„Setzen Sie mich doch am Landungssteg ab“, bat sie, „für heute ist mir die Lust an meinem freien Nachmittag vergangen.“
„Ich werde Sie selbstverständlich nach Hause bringen“, schlug Josuah Parker vor.
„Nein! Nein!“ Sie schüttelte hastig den Kopf, „ich komme schon allein zurecht, Mister Parker. Vielen Dank noch einmal für Ihre Hilfe!“
„Darf man fragen, für welche Firma Sie tätig sind?“
„Für die Universal Painting Company“, antwortete sie. Dabei sah sie ihn etwas unsicher und irgendwie lauernd dazu an. „Sie werden diese Firma bestimmt nicht kennen.“
„Ich