Titain - Warrior Lover 15. Inka Loreen Minden
Читать онлайн книгу.Ja, womöglich ist sie tatsächlich nur hier, um dich aus dem Konzept zu bringen, warnte ihn sein Verstand.
Er brauchte eine Waffe! Vielleicht ein Messer. Ein Skalpell. Aber natürlich war in diesem Raum alles Gefährliche weggesperrt.
Du brauchst keine Waffe, flüsterte ihm eine innere Stimme zu. Sie haben dich zu einer Waffe gemacht. Zuerst zu einem Warrior, danach zu einem viel mächtigeren Wesen.
Titain spürte seine immense Kraft in jeder einzelnen Zelle. Seine mit einer Legierung überzogenen Knochen waren extrem widerstandsfähig, was sich schließlich auf den gesamten Körper auswirkte. Er war noch schneller, stärker und tödlicher als ein gewöhnlicher Superkrieger.
Er könnte sie alle wie Maden zerdrücken.
Während er sich dennoch weiter umschaute, berichtete er Pearl, was er gehört hatte, obwohl er nicht wirklich wusste, warum er das tat. Vielleicht einfach, um sie abzulenken, damit sie nicht erraten konnte, was in ihm vorging. »Hawthorne, dieser kranke Bastard, hat Koa bis ins kleinste Detail erzählt, was er noch alles mit ihm vorhat. Er hat den Privilegierten versprochen, dass sie sich so richtig an ihm austoben dürfen, ohne Zurückhaltung …«
»Stopp!«, rief sie, wobei ihre Augen feucht schimmerten. »Ich will es gar nicht wissen!«
» … bis zu seinem Tod«, setzte er hinzu. Dann warf er ihr einen dunklen Blick zu. »Ich würde auch lieber in Freiheit sterben, als ein letztes Mal das Ventil für die perversen Fantasien dieser Irren zu sein. Koa hat bewusst dieses Ende gewählt. Glaube mir, alles ist besser, als diesen Bestien wehrlos ausgeliefert zu sein.«
Tränen perlten plötzlich über ihre Wangen, und sie wisperte: »Cornelius ist …« Danach brach ihre Stimme.
Er hasste es, wenn sie weinte, doch noch mehr hasste er es, dass sie diesen Oberen beim Vornamen nannte. Was hatte sie mit dem Mann zu schaffen? Titain hatte sehr wohl mitbekommen, dass Hawthorne sie vor der geifernden Meute gerettet hatte. Beinahe, als ob sie diesem Bastard wichtig wäre. Titain durfte ihr nicht vertrauen, mochte sie ihn auch noch so sehr reizen!
Sie hat dir zu essen gegeben, als du fast verhungert wärst, erinnerte er sich. Womöglich gehörte sie doch zu den Guten? Durfte er hoffen, dass ihm einmal etwas Positives widerfuhr und ihm das Schicksal Pearl zu seiner Rettung geschickt hatte?
Resolut wischte sie sich über die Lider und kam auf ihn zu. »Was bist du, dass du so gut hören kannst?«
»Ihr würdet mich wahrscheinlich als Cyborg bezeichnen, aber meine Supersinne habe ich nicht durch die Operationen erhalten. Mit meinen Spezialfähigkeiten wurde ich geboren. Früher war ich ein Warrior, ein im Reagenzglas erschaffener und mit tierischer DNS modifizierter Superkrieger.« Das schien Äonen zurückzuliegen. »Doch jetzt bin ich nur noch ein Sklave!«
Pearl stockte der Atem. Titain war ein Krieger?
Auf jeden Fall war er ein sehr gefährlicher Mann, das spürte sie mit jeder Faser ihres Seins, und durch seine mit Metall verstärkten Knochen bestimmt noch viel stärker, als er ohnehin wäre.
Sein düsterer Blick streifte abwechselnd ihren Körper, dann wieder die Umgebung, als ob er sich nicht entscheiden könnte, wohin er sehen sollte. Alles, was er ihr erzählte, verwirrte sie und machte doch wieder Sinn. Aber am meisten verstörte sie, dass Koa bewusst in den Tod gegangen war, weil Cornelius ihm diese Perversitäten angedroht hatte. Doch Titain hatte damit nur das bestätigt, was sie sich bereits gedacht hatte, und jetzt wusste sie auch den Grund. Trotzdem konnte sie nach wie vor nicht begreifen, dass Koa nun für immer aus ihrem Leben verschwunden war.
Pearl war bisher überzeugt gewesen, Cornelius wäre noch der vernünftigste von allen Oberen. Er hatte sie schließlich von dieser Bühne geholt und dem Horror ein Ende bereitet! Doch genau dort hatte sie auch mitbekommen, was er den Privs versprochen hatte. Deshalb glaubte sie Titain jedes Wort.
»Koa …«, fragte sie erstickt. »War er auch ein Cyborg?«
»Das war er. Bei ihm wurde noch viel mehr verändert als bei mir.« Hektisch fuhr er sich über den Nacken, sodass sich der Muskel in seinem Oberarm bedrohlich wölbte. »Aber als der Arzt mir hier eine neue Steuerung eingesetzt hat, habe ich mitbekommen, dass Cornelius weitere Modifizierungen an mir durchführen will.«
»Was?« Das durfte niemals geschehen! »Warum?«
Die Fäuste geballt, schritt er auf sie zu und blieb wieder direkt vor ihr stehen. Mit einer Mischung aus Wut und … ja, auch Furcht, sagte er grollend: »Sie wollen meinen Verdauungstrakt modifizieren, genau wie sie es bei Koa gemacht haben, damit sie mich einfach an ihre Ernährungsmaschinen anschließen können!«
Nein, nein, nein!, dachte sie und musste neue Tränen zurückhalten. Wie konnten Menschen nur so grausam sein? »Warum tun die Oberen das? Warum führen sie all diese Operationen an euch durch?«
»Das musst du sie selbst fragen«, spie er ihr ins Gesicht. »Aber ich werde nicht zulassen, dass sie mich zu einem Ding machen. Vorher werde ich sie alle töten!«
Sie packte ihn an beiden Oberarmen, obwohl sie wusste, dass sie ihn niemals würde aufhalten können, und sagte eindringlich: »Wenn du jetzt dort hinausstürmst, hetzen sie die Garde auf dich. Gegen die Roboter hast du keine Chance!«
»Lieber sterbe ich auch, genau wie Koa. Und jetzt geh mir aus dem Weg!« Er drängte sich an ihr vorbei und marschierte in Richtung Tür. Ohne sich zu Pearl umzudrehen, blieb er davor stehen und sagte: »Weil du mich von der Steuerung befreit hast und immer freundlich zu mir warst, werde ich dich verschonen. Alle anderen müssen sterben.«
»Ich verstehe zu gut, dass du hier jeden töten willst.« Sie wollte sich nicht ausmalen, was er alles durchgemacht hatte. »Aber …« Verdammt, ihr fielen keine Argumente ein, ihn zur Besonnenheit zu rufen. Sie konnte seine Beweggründe absolut nachvollziehen!
Sie lief ihm hinterher und hielt ihn am unverletzten Arm fest. »Mit einer Sache hast du aber recht, wir sollten jetzt erst einmal aus diesem Raum raus, bevor uns jemand sieht. Bevor dich jemand in … diesem Zustand sieht! Aber wir müssen aufpassen. Lass mich erst die Kameras anzapfen.« Sie holte ihr Tablet aus dem Rucksack und machte sich an die Arbeit. Dabei fragte sie möglichst beiläufig: »Wie würden theoretisch deine Pläne aussehen, nachdem du hier alle umgebracht hättest und nicht krepiert wärst?«
»Ich will so schnell wie möglich an die Oberfläche.«
Überrascht blickte sie ihn an. »In die verstrahlten Outlands?«
»Ich bin als Warrior widerstandsfähiger gegen die Strahlung. Aber da draußen wohnen noch genug normale Menschen, ich habe selbst unter ihnen gelebt.«
»D-du warst schon einmal draußen?« Das zu hören, überrumpelte sie völlig, sodass sie für einen Moment vergaß, die Flure auszuspionieren. »Und … es gibt dort andere Leute?«
Als er sich mit verschränkten Armen gegen die Wand lehnte und nickte, hüpfte ihr Herz wild. »Wie willst du hier raus? Die alten Shuttles sind aktuell weder schwimm- noch flugtauglich, und ich glaube kaum, dass du dich in einen Tauchanzug zwängen möchtest, um ein Rendezvous mit einem Megalodon zu haben! Lass mich dir helfen. Wir könnten zusammenarbeiten!« Tatsächlich könnte er ihre einzige Chance auf Flucht sein.
Er seufzte, als wäre er gelangweilt von ihren Worten, sodass sich seine breite Brust hob. »Warum willst du weg? Du hast doch hier alles?«
»Habe ich das?« Während sie auf dem Monitor überprüfte, ob die Luft in den Gängen rein war, erzählte sie ihm, wie ihr Dasein hier aussah und dass sie im Grunde nichts anderes als eine Sklavin war. »Die Privilegierten flippen immer mehr aus, ihnen ist langweilig. Jeder macht nur noch, was er will, bald herrschen Chaos und Anarchie. Und natürlich halten wir Arbeiter die Unterwasserstadt am Laufen. Sonst würden wir auch sterben! Ich habe genauso einen Hass auf die Oberen und Privs wie du.«
»Ich bin nur ein Sklave für dich«, murmelte er, wobei er ihr einen finsteren Blick schenkte.
Am liebsten hätte sie mit den Augen gerollt. »Das habe ich doch