Zürcher Bibel. Ulrich Zwingli
Читать онлайн книгу.Nacht zu Bileam und sprach zu ihm: Wenn die Männer gekommen sind, um dich zu rufen, so mache dich auf und gehe mit ihnen; nur musst du genau das tun, was ich dir sagen werde.
21. Da machte sich Bileam am Morgen auf, sattelte seine Eselin und zog mit den Fürsten der Moabiter.
22. Aber der Zorn Gottes entbrannte, weil er hinzog. Und der Engel des Herrn trat ihm als Widersacher in den Weg, während er auf seiner Eselin dahinritt und seine zwei Diener ihn begleiteten.
23. Als die Eselin den Engel des Herrn auf dem Wege stehen sah, das gezückte Schwert in der Hand, da wich sie vom Wege ab und ging auf dem Felde. Bileam aber schlug die Eselin, um sie wieder auf den Weg zu bringen.
24. Da trat der Engel des Herrn in den Hohlweg zwischen den Weinbergen, wo zu beiden Seiten eine Mauer war.
25. Als die Eselin den Engel des Herrn sah, drückte sie sich an die Wand und drückte dabei Bileams Fuss an die Wand. Da schlug er sie abermals.
26. Und abermals ging der Engel des Herrn voraus und trat an eine enge Stelle, wo man weder zur Rechten noch zur Linken ausweichen konnte.
27. Als die Eselin den Engel des Herrn sah, legte sie sich unter Bileam nieder. Da entbrannte der Zorn Bileams, und er schlug die Eselin mit dem Stock.
28. Der Herr aber tat der Eselin den Mund auf, und sie sprach zu Bileam: Was habe ich dir getan, dass du mich nun schon dreimal geschlagen hast?
29. Bileam erwiderte der Eselin: Weil du dein Spiel mit mir getrieben hast! Hätte ich ein Schwert zur Hand, ich hätte dich schon umgebracht.
30. Da sprach die Eselin zu Bileam: Bin ich nicht deine Eselin, auf der du geritten bist von jeher bis auf diesen Tag? War es je meine Art, mich so gegen dich zu benehmen? Er sprach: Nein.
31. Nun öffnete der Herr dem Bileam die Augen, dass er den Engel des Herrn auf dem Wege stehen sah, das gezückte Schwert in der Hand. Da verneigte er sich und warf sich auf sein Angesicht.
32. Der Engel des Herrn aber sprach zu ihm: Warum hast du deine Eselin nun schon dreimal geschlagen? Siehe, ich bin ausgezogen als dein Widersacher; denn du hast die Reise überstürzt, wider meinen Willen.
33. Die Eselin nun hat mich gesehen und ist dreimal vor mir ausgewichen. Wenn sie nicht vor mir ausgewichen wäre, so hätte ich dich umgebracht und sie am Leben gelassen.
34. Da sprach Bileam zu dem Engel des Herrn: Ich habe gesündigt; denn ich wusste nicht, dass du mir auf dem Wege entgegenstandest. Nun aber, wenn die Sache dir missfällt, so will ich wieder umkehren.
35. Der Engel des Herrn aber sprach zu Bileam: Geh nur mit den Männern; doch darfst du nichts andres reden, als was ich dich heissen werde. Also zog Bileam mit den Fürsten Balaks.
36. Als Balak hörte, dass Bileam komme, zog er ihm entgegen nach Ar-Moab, das an der Grenze des Arnon liegt, an der äussersten Grenze.
37. Und Balak sprach zu Bileam: Habe ich nicht zu dir gesandt, um dich rufen zu lassen? Warum bist du nicht zu mir gekommen? Wahrlich, ich vermag doch noch, dich zu belohnen!
38. Bileam antwortete Balak: Siehe, ich bin jetzt zu dir gekommen. Aber bin ich überhaupt imstande, etwas zu reden? Das Wort, das Gott mir in den Mund legt, das muss ich reden.
39. So zog denn Bileam mit Balak, und sie kamen nach Kirjath-Huzoth.
40. Hier opferte Balak Rinder und Schafe und schickte davon an Bileam und an die Fürsten, die bei ihm waren.
41. Und am Morgen nahm Balak den Bileam mit sich und führte ihn hinauf nach Bamoth-Baal, von wo er den äussersten Teil des Volkes (Israel) sehen konnte.
1. Da sprach Bileam zu Balak: Baue mir hier sieben Altäre und stelle mir hier sieben Stiere und sieben Widder bereit.
2. Balak tat, wie Bileam sagte, und Balak und Bileam opferten auf jedem Altar einen Stier und einen Widder.
3. Dann sprach Bileam zu Balak: Bleibe du bei deinem Brandopfer stehen; ich aber will hingehen, ob mir vielleicht der Herr begegnet, und was er mich schauen lässt, das will ich dir kundtun. Und er ging, um den Herrn zu befragen.
4. Und Gott begegnete dem Bileam. Und er sprach zu ihm: Die sieben Altäre habe ich errichtet und auf jedem Altar einen Stier und einen Widder geopfert.
5. Der Herr aber legte Bileam ein Wort in den Mund und sprach: Gehe zu Balak zurück und sprich so und so.
6. Und als er zu ihm zurückkam, siehe, da stand er noch bei seinem Brandopfer, er und alle Fürsten der Moabiter.
7. Da hob er an seinen Spruch und sprach: Aus Aram liess Balak mich holen, / der König Moabs aus den Bergen des Ostens: / «Komm, verfluche mir Jakob, / komm, verwünsche Israel!» /
8. Wie sollte ich fluchen, wem Gott nicht flucht? / wie sollte ich verwünschen, wen der Herr nicht verwünscht? /
9. Denn von der Höhe der Felsen sehe ich es, / erschaue es von den Hügeln: / Siehe, ein Volk, das abseits wohnt, / das sich nicht rechnet unter die Heiden. /
10. Wer zählt den Staub Jakobs, / wer die Tausende Israels? / Möchte ich sterben den Tod der Gerechten / und mein Ende sein wie das ihre!
11. Da sprach Balak zu Bileam: Was hast du mir angetan! Meinen Feinden zu fluchen, liess ich dich holen, und siehe, du hast ja gesegnet!
12. Er antwortete und sprach: Muss ich nicht darauf achten, zu reden, was mir der Herr in den Mund legt?
13. Da sprach Balak zu ihm: Komm mit mir an einen andern Ort, von wo du das Volk sehen kannst; du siehst (hier) nur den äussersten Teil und siehst nicht das ganze. Von dort aus verfluche es mir!
14. Und er nahm ihn mit sich auf das Späherfeld, auf den Gipfel des Pisga. Hier baute er sieben Altäre und opferte auf jedem Altar einen Stier und einen Widder:
15. Und Bileam sprach zu Balak: Bleibe du hier bei deinem Brandopfer stehen, ich aber will dorthin (dem Herrn) entgegengehen.
16. Und der Herr begegnete dem Bileam und legte ihm ein Wort in den Mund und sprach: Gehe zu Balak zurück und sprich so und so.
17. Und als er zu ihm zurückkam, siehe, da stand er noch bei seinem Brandopfer, und die Fürsten der Moabiter neben ihm. Und Balak sprach zu ihm: Was hat der Herr gesagt?
18. Da hob er an seinen Spruch und sprach: Stehe auf, Balak, und höre! / Leih mir dein Ohr, Sohn Zippors! /
19. Gott ist kein Mensch, dass er lüge, / kein Menschenkind, dass ihn gereue. / Was er gesprochen, sollte er's nicht tun? / was er geredet, sollte er's nicht ausführen? /
20. Siehe, zu segnen bin ich geheissen; / so muss ich segnen und kann es nicht wenden: /
21. Nicht schaut man Ungemach in Jakob, / nicht sieht man Unheil in Israel. / Der Herr, sein Gott, ist mit ihm / und Königsjubel in seiner Mitte. /
22. Gott, der sie aus Ägypten geführt, / ist ihnen (Waffe) wie die Hörner dem Wildstier. /
23. Denn kein Zauber hat Macht über Jakob, / keine Beschwörung über Israel. / Jetzt muss man sagen: Wie Grosses / hat Gott getan an Jakob, an Israel! /
24. Welch ein Volk! wie die Löwin steht es auf, / wie der Löwe erhebt es sich! / Nicht legt es sich, bis es Raub gefressen / und das Blut der Erschlagnen getrunken!
25. Da sprach Balak zu Bileam: Kannst du es nicht verfluchen, so segne es doch nicht!
26. Bileam aber antwortete und sprach zu Balak: Habe ich dir nicht gesagt: «Alles, was der Herr reden wird, das werde ich tun?»
27. Da sprach Balak zu Bileam: Komm, ich will dich an einen andern Ort führen; vielleicht gefällt es Gott, dass du es mir von dort aus verfluchest.
28. Und Balak nahm Bileam mit sich auf den Gipfel des Peor,