Grantlkatz. Kaspar Panizza

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Grantlkatz - Kaspar Panizza


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Wort in Gottes Ohr«, raunte Hasleitner und wär beinahe über Frau Merkel gefallen, die zwischen ihren und den Füßen des Kommissars herumschlich.

      »Mensch, Katz, pass auf, wo du hindappst«, sagte Steinböck und nahm sie auf seinen Arm. »Komm, lass uns schauen, was unser Schönheitschirurg für Verblichene zu erzählen hat.«

      »Du solltest unseren Freund Klessel etwas ernster nehmen. Schließlich gleitet er gerade in eine eklatante Midlife-Krise hinein.«

      »Er ›gleitet‹. Das hast du schön g’sagt. Du meinst, weil er sich die Augenbrauen rasiert und die Haare färbt?«

      »Du kannst ruhig leiser reden, ich hör dich auch ohne dein Gemurmel.«

      »Sag mal, was ist denn mit dir passiert? Seit wann bist du so rücksichtsvoll? Machst du dir wirklich über den Thomas Gedanken?«

      »Nein, ich mach mir Gedanken über dich. Das ganze Revier spricht schon darüber. Du würdest mit deiner Katze reden«, sagte Frau Merkel von oben herab.

      »Geh, schau, dass du weiterkommst, von dir lass ich mich nicht veräppeln«, zischte er und ließ sie zu Boden plumpsen.

      »Na, Steinböck, redest schon wieder mit deiner Katz?«, fragte Thomas Klessel, der wohl etwas von dem imaginären Gespräch mitbekommen hatte. Langsam richtete er sich auf und zog sich die Latexhandschuhe von den Händen.

      »Also, was kannst du mir sagen?«, wollte der Kommissar wissen.

      »Tja, unser feiner Herr wurde eindeutig erstochen. Der Todeszeitpunkt liegt höchstens zwei Stunden zurück. So wie’s aussieht, war jeder der Stiche tödlich. Bestimmt kein Zufall. Da hat einer genau gewusst, was er macht. Ein Profi, wenn du mich fragst.«

      »Wie meinst du des?« Steinböck war überrascht.

      »Es ist nicht leicht, mit einem Messer jemanden in die Brust zu stechen, ohne eine Rippe zu treffen. Und wenn es gleich zweimal passiert und beide Male das Herz getroffen wird, dann riecht das eben nach Profi.«

      »Woher weißt du, dass das Herz getroffen wurde?«

      »So viel Blut, da gibt es kaum eine andere Möglichkeit. Ach übrigens, das steckte in der Brusttasche seines Sakkos.« Klessel reichte Steinböck eine verschlossene Plastikhülle.

      »Was ist das?«

      »Na, ja, da ist eine Menge Blut drauf, aber es sieht nach zwei Eintrittskarten für gestern Abend ins Cuvilliés-Theater aus. Und das andere scheint die Quittung eines Restaurants zu sein. ›The spice bazaar‹. Das ist gleich hier um die Ecke. Laut SpuSi hat er keinerlei Wertsachen bei sich. Und ansonsten, wenn du Näheres wissen möchtest, heute Nachmittag bei mir in der Gerichtsmedizin. Ich fahr jetzt nach Hause und hol meinen abgebrochenen Schlaf nach. Und vergiss nächsten Sonntag nicht: du und Horsti bei mir zum Abendessen. Und deine Katz kannst ruhig auch mitbringen.«

      Steinböck betrachtete noch eine Weile den Toten. Zumindest kannte er ihn nicht. Da war er sich ganz sicher, denn sein Gedächtnis für Gesichter war ausgezeichnet.

      »Wenn die SpuSi fertig ist, könnt ihr ihn in die Gerichtsmedizin bringen«, ordnete er dem uniformierten Kollegen an. »Der Klessel sagt, keine Wertsachen?«

      »Nix, gar nix. Die Uhr hams auch mitgenommen, wenn er eine gehabt hat«, meinte der Beamte nachdenklich und starrte auf die Leiche. »Ich kenn den, aber ich weiß nicht woher.«

      »Wenn’s dir einfällt, dann sagst mir Bescheid«, erwiderte Steinböck. Anschließend machte er sich auf die Suche nach Ilona. Er fand sie zusammen mit mehreren Streifenpolizisten. »Und, Männer, was gibt’s Interessantes zu berichten?«

      »Des hama alles schon der Ilona erzählt. Wir müssen jetzt los, die Hasleitner möchte, dass wir uns in der Umgebung umschauen und Nachbarn befragen«, blaffte der Simmerl kurz angebunden und verschwand mit seinen zwei Kollegen in Richtung Odeonsplatz.

      »Hat mich auch sehr gefreut, Herr Polizeiobermeister«, rief ihm Steinböck erbost nach. »Was hat er denn, der Simmerl?«

      »Ach, der hat nicht verkraftet, dass ich mittlerweile bei der Mordkommission bin und er noch immer im Streifenwagen unterwegs ist.«

      »Der alte Depp, war doch sei eigene Entscheidung. Egal, was hast du herausgefunden?«

      »Der Tote heißt Renato Maucher, 42 Jahre alt, wohnhaft in der Prinzenstraße in Nymphenburg.«

      »Noble Gegend«, raunte Steinböck.

      »Seine Frau Silke Maucher haben sie ins St.-Franziskus-Krankenhaus gebracht. Sie ist schwer verletzt, aber außer Lebensgefahr. Vor heute Mittag können wir sie nicht befragen.«

      »Wer hat die beiden gefunden?«

      »Niemand, die Frau hat noch einen Notruf übers Handy abgesetzt.«

      »Gut, ich denk, des reicht für heut Nacht. Ich glaub, wir fahren jetzt nach Hause. Hast du die Saukatz irgendwo gesehen?«

      »Die sitzt schon die ganze Zeit da vorn auf dem Weg. Wahrscheinlich will sie heim.«

      »Dank dir schön, dann bis später.«

      Als Steinböck bei seiner Katze ankam, brummte er: »Und, Frau Merkel, gibt’s was Besonderes an dem Fall?«

      »Ich dacht schon, du kommst überhaupt nicht mehr. Ich sitz mir hier den Hintern platt.«

      »So, so, also, was gibt’s?«

      »Hier auf dem Boden ist was.«

      »So weit weg vom Tatort? Was soll des sein?«

      »Bin ich die Spurensicherung? Ein bisschen was müsst ihr auch selber machen.«

      Steinböck beugte sich nach unten und leuchtete mit der Taschenlampe seines Smartphones den Boden ab. Er entdeckte etwas Klebriges. Es schien Blut zu sein, und mittendurch führte die Spur eines Fahrrads. Erst machte er ein Foto, dann richtete er sich auf und winkte Staller von der SpuSi zu, der wie üblich mit einem weißen Ganzkörperkondom bekleidet war. »Geh, Staller, schau dir des mal an. Sieht wie Blut aus. Könnte von unserm Opfer sein.«

      Widerwillig kam der Kollege von der SpuSi näher. »Die Saukatz ist auch wieder da. Ich hab sie schon g’sehen.«

      »Beacht sie ned, dann passiert auch nix«, rief er ihm zu, packte Frau Merkel mit der Hand unterm Bauch und machte sich davon.

      »Schade, dass wir schon gehen. Ich hätte ihn gerne noch etwas geärgert.«

      »Mei, jetzt lass doch den armen Kerl in Ruh. Reicht’s ned, dass du ihn damals für ein halbes Jahr in die Psychiatrische gebracht hast?«

      »Das war ja wohl nicht meine Schuld, schließlich wollte er den Hundefänger auf mich hetzen.«

      »Des war kein Hundefänger, des war der Amtsveterinärarzt.«

      »Nein, nein, am Anfang war’s der Hundefänger«, insistierte Frau Merkel energisch.

      »Von mir aus. Komm, lass uns heimfahren, damit ich mich noch ein paar Stunden aufs Ohr hauen kann.«

      »Das könnte ich auch gleich hier erledigen.«

      »Was?«, fragte er verwirrt und ärgerte sich dann, dass er auf diesen plumpen Witz hereingefallen war. »Ach geh, du wirst a immer depperter.«

      *

      An diesem Morgen war Emil Mayer junior früher als sonst aufgestanden. Man hatte ihm in der Reha eine ganze Reihe von Übungen gezeigt, die er täglich ausführen sollte. Er hatte gelernt auch kleine Fortschritte wie große Ereignisse zu feiern, und trotzdem würde er noch lange Zeit auf den Rollstuhl angewiesen sein. Natürlich hätte er sich auch vollkommen auf die Rehabilitation einlassen können, aber dadurch seinen Beruf zu vernachlässigen, oder gar ganz aufzugeben, war für ihn im Moment undenkbar. Außerdem ging ihm ständig Ilonas Nachricht durch den Kopf. Gestern im Zug hatte er sein Handy lautlos gestellt und erst spät zu Hause von dem Mord im Hofgarten erfahren. Dafür hatte er mit diebischer Freude den schnarchenden Steinböck vom


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