Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020. A. F. Morland
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Die Wohnungsdurchsuchungen der ermordeten Anwälte Watson und Ehrlich brachten kaum etwas Neues. Die Untersuchung ihrer Kontobewegungen durch unseren Kollegen Nat Norton hingegen schon. Es schien so, als hätten die Anwälte der Kanzlei Watson & Partners größere Beträge bekommen, die gut getarnt über Scheinfirmen geflossen waren, ursprünglich aber von keinem geringeren als Benny Duarte stammten.
„Fragt sich nur, was Duarte dafür als Gegenleistung wollte!“, kommentierte Milo diese Entwicklung.
„Anwaltshonorare waren es jedenfalls nicht“, meinte ich.
Die Vermutung lag nahe, dass diese Zahlungen Teil von Benny Duartes Plan gewesen waren, Gutierrez’ Geschäfte in sein eigenes Imperium einzugliedern…
Am Nachmittag meldete sich Brian Savage, der dritte Ex-Teilhaber von Watson & Partners, aus einem Hotel in Brooklyn. Es hieß Paradise Palace und gehörte zu den besseren Adressen in der Stadt.
Es war Mister McKee persönlich der den Anruf entgegennahm.
Savage stammelte wirr durcheinander. Er fühlte sich offenbar bedroht.
„Es ist sofort jemand bei Ihnen“, versuchte Mister McKee, ihn zu beruhigen.
Mit Rotlicht auf dem Dach wurden Clive, Zerry, Milo und ich auf den Weg geschickt. Mister Savage schien vor irgendjemandem eine viel größere Angst zu haben als vor uns, obwohl er eine Verhaftung riskierte, wenn er die Polizei rief.
Wir erreichen den Paridise Palace, der etwas südlich der Rookly Heights lag und trafen Savage unversehrt auf seinem Zimmer an.
„Ich bin bereit, mit Ihnen in jeder Weise zu kooperieren“, erklärte er. „Nur schaffen sie mir diesen Gutierrez vom Hals!“, forderte er.
„Ich dachte, er war ihr Mandant!“, gab ich zu bedenken.
„Er hat einen Killer auf uns gehetzt. Als ich das erkannt hatte, war es für Watson und Ehrlich schon zu spät. Und für Azzaro…“
„Erzählen Sie uns alles von Anfang an!“, forderte Clive Caravaggio. „Wir wissen, dass Sie tief in Gutierrez’ Geschäfte verwickelt sind.“
Brian Savage atmete tief durch. „Aber die Position des Kronzeugen gegen Gutierrez dürfte dich noch nicht besetzt sein, oder?“
„Da könnten Sie recht haben“, bestätigte ich.
Er lächelte matt. „Die anderen, die diese Position ausfüllen könnten, sind tot…“
„Wie meinen Sie das?“
Er schluckte. „Ray Azzaro wurde wegen eines Mordes an einem Barbesitzer namens Rocky Agilio beschuldigt. Aber er hat diesen Mord nicht begangen. Er war noch nicht mal dort.“
„Ach!“, stieß ich hervor.
Savage hatte sich jetzt gefangen. „Es war Gutierrez, der in einem Anfall von Wut zur Waffe gegriffen und Agilio niedergestreckt hat.“
„Worum ging es?“
„Um Verrat. Agilio soll versucht haben, für die Konkurrenz Geld zu waschen. Das wollte sich Gutierrez natürlich nicht gefallen lassen.“
„Was passierte nach dem Mord?“, hakte ich nach.
„Ray Azzaro musste den Kopf herhalten, damit Gutierrez aus der Schusslinie geriet. Wäre er nämlich des Mordes angeklagt worden, hätten seine Geschäftspartner das Weite gesucht, weil sie hätten befürchten müssen, dass im Zuge des Verfahrens auch ihre Verbindungen zu Gutierrez ans Licht kämen. Ein paar Zeugen wurde gekauft, die Stein und Bein schworen, Ray Azzaro am Tatort gesehen zu haben. Nachher kippte einer nach dem anderen von ihnen um und holte sich bei Gutierrez ein paar Tausender ab. Die Staatsanwaltschaft machte natürlich vor den Geschworenen mit ihren ‚Belastungszeugen’ einen jämmerlichen Eindruck, wie sie sich denken können.“
„Ich war dabei“, sagte ich. „Es war jämmerlich.“
„Na, sehen Sie! Offenbar wollte Gutierrez diesen lästigen Mitwisser aus dem Weg räumen – genau wie uns!“
„Was Azzaro betrifft stimmt das wahrscheinlich“, sagte ich. „Aber warum sollte Gutierrez auch seine Anwälte umbringen?“
„Weil wir Mitwisser waren – natürlich im Rahmen des Anwaltsgeheimnisses!“
„Ach, ja! Das ich nicht lache!“, widersprach ich. „Die Geschichte passt nicht, Mister Savage.“
„So? Dann erzählen Sie doch eine bessere, die Sie dann vor allen Dingen auch bitte beweisen können!“, fauchte er. Er atmete tief durch. „Zwei meiner ehemaligen Partner hat Gutierrez schon umbringen lassen und ich habe keine Lust der dritte zu sein…“
„Das werden wir zu verhindern wissen“, versuchte ihn Clive zu beruhigen.
Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen. Schließlich sagte ich: „Der Mörder von Azzaro hatte einen Schlüssel zu Ihrer ehemaligen Kanzlei und da er den nicht von den Wachleuten hat, muss er ihn von Watson, Ehrlich oder Ihnen bekommen haben. Wahrscheinlich haben Sie es auch für die die beste Lösung gehalten, Azzaro mundtot zu machen und zu verhindern, dass er noch irgendwelche Forderungen stellt. Vielleicht hat er das sogar schon getan.“
Savages Gesicht blieb regungslos, während ich fort fuhr: „Gutierrez hat erst angefangen, die Teilhaber von Watson & Partners umzubringen, als er irgendwie herausfand, dass Sie ihn an Duarte verraten hatte.“
„Das ist nicht wahr!“, entfuhr es Savage viel zu schnell.
„Der Name Duarte scheint Ihnen aber durchaus etwas zu sagen“, stellte Milo fest.
„Na, und? Mein Gott…“
„Reden Sie nicht darum herum, Mister Savage. Unser Kollege Norton hat inzwischen die Kontobewegungen Ihrer ermordeten Teilhaber analysiert und dabei Erstaunliches gefunden. Wenn dasselbe mit Ihren Unterlagen geschieht, werden wir sicher auch fündig!“
„Ich habe mit Mister Benny Duartes stadtbekannten Drogengeschäften nicht das Geringste zu tun“, verteidigte sich Savage. „Und bevor Sie mich irgendwelcher Dinge anklagen, die sie nicht beweisen können, sollten Sie sich gut überlegen, ob Sie mich in diese Dinge hineinziehen wollen?“
„Ach, ja?“, fragte ich.
Er machte eine Pause, musterte uns kurz nacheinander und sagte schließlich: „Ich nehme an, Sie haben keine Ahnung, wo sich Gutierrez aufhält.“
„Sie etwa?“
„Nein. Aber ich habe eine Liste seiner Immobilien – und zwar auch jener Immobilien, die er über Strohmänner verwalten lässt. James Gutierrez ist kein Mann, der in einer einfachen Pension oder auf einem Campingplatz untertaucht. Er braucht einen gewissen Standard, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Ich glaube schon.“
„Sie können Gift drauf nehmen, dass er sich in einem seiner Luxus-Schlupflöcher aufhält. Aber was das angeht, möchte ich mit einem District Attorney sprechen, der mir auch die entsprechenden Zusagen machen kann…“
27
Am nächsten Tag meldete sich Greg Tambino. Jay und Leslie trafen sich mit ihm wie üblich im New Vanguard.
„Ort und Zeit des Vierteltonner-Deals stehen fest“, sagte er. „Eine Honorarerhöhung…“
„…ist bereits eingeplant“, erwiderte Jay und schob Tambino daraufhin einen Umschlag zu.
Der Informant zählte erst nach, nickte schließlich zufrieden und steckte das Geld weg.
„Die Ware wird in drei Stunden auf einem Schrottplatz in Paterson, New Jersey den Besitzer wechseln.“
„Warum so weit weg vom Big