Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020. A. F. Morland

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Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020 - A. F. Morland


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und den Tasten. Er wollte etwas sagen, seine Meldung machen, aber er bekam keinen Ton heraus.

      „Melden Sie sich endlich! Hallo! Von welcher Meile sprechen Sie?“, rief es ungeduldig.

      „Ich ... Hier ist, Hudson ... Streckenwärter Hudson! Stoppen Sie Express 253! Sofort stoppen! Die Gilford-Brücke ist schwer beschädigt! Stoppen Sie sofort den Express!“

      Hudson fand, dass seine eigene Stimme fremd und unwirklich klang.

      „Von wo sprechen Sie?“, fragte die blecherne Männerstimme wieder.

      „Gilford-Brücke ... Meile 488. Die Brücke ist …“ Hudson bekam keinen Ton mehr heraus. Er hustete heiser, doch ihm war, als habe er einen Pfropfen im Hals.

      „Der Express muss noch in Shamokin sein. Ich versuche alles. Bleiben Sie in der Leitung!“, rief es zurück.

      Dann hörte Hudson Stimmen, Klicken, Rasseln. Und nach endlos scheinenden Sekunden sagte die Blechstimme aufgeregt:„Der Express ist durch! Er ist aus Shamokin heraus ...“

      Hudson zitterte am ganzen Körper, als er den Sinn dieser Worte begriff.

      „Er ist schon …‟

      Er griff sich mit der Hand erschrocken an die Wange, wischte sich zitternd über die Stirn und spürte den Schweiß. Der Express aus Shamokin heraus. Dahinter keine Blockstelle, kein Signal ... bis zur Brücke. Kein Halt mehr. Keine Möglichkeit, ihn zu stoppen.

      Wirklich keine?

      Denk doch nach!, rief eine Stimme in seinem Innern. Du musst nachdenken.

      Eine Möglichkeit, den Zug zu stoppen!

      Er musste eine Möglichkeit finden! Und dann blickte er wieder ins tiefe Tal, wo unten die Straße wie ein graues Band zwischen Bäumen und Wiesen verlief. Und wo jener helle Fleck aufleuchtete. Natürlich, durchfuhr es den Alten, und er wischte sich durch die grauen Struwwelhaare, der Tote! Er hatte vergessen, von dem Toten zu berichten. Die Polizei musste her!

      Da lag doch unten ein Toter neben der Straße. Ihn hatte er zuerst entdeckt, noch bevor er auf den zerborstenen Mittelpfeiler gestoßen war. Ein Toter, vielleicht war er überfahren worden. Jemand musste ihn von der Straße gezerrt haben.

      Doch der Express war wichtiger, überlegte Hudson. Der Express, in dem ein paar hundert Menschen ahnungslos einem Ziel zustrebten, das nicht der Tod sein sollte.

      Und dieser Express hatte Shamokin verlassen. Zwanzig Meilen von hier. Eine Kleinigkeit für diesen Zug.

      Hudson dachte fieberhaft nach. Jetzt konnte er wieder ruhig überlegen. Wie damals, als er in Pearl Harbour den Angriff der Japaner erlebt und die Geistesgegenwart gehabt hatte, im Bombenhagel einen Lastwagen mit Sprengstoff aus den Flammen zu fahren. Ja, damals war er ein Held gewesen. Er musste lachen, als er daran dachte. Angst hatte er gehabt, scheußliche Angst. Und jetzt? Es war fast wie damals.

      Ich werde es nicht schaffen, dachte er. Nie! Ich bin zu alt dazu, das lahme Bein, die Lunge. Es ist nicht mehr wie damals, liegen schließlich ein paar Jahrzehnte dazwischen.

      Er hastete die Strecke entlang. Das Schwellenlaufen war er gewohnt, trotz des lahmen Beines. Zwei Schwellen, eine Schwelle, zwei Schwellen ... immer weiter. Er lief, und der Schmerz des im Kriege an geschossenen Beines zog sich bis zur Hüfte. Weiter, immer weiter! Der Zug würde nicht warten, würde nicht auf zweihundert Yards zum Stehen kommen. Weiter, noch viel weiter musste er laufen. Wenn er es nur schaffte …

      Angestrengt schaute er nach vorn die gleißenden Stahlbänder entlang. Nichts, noch kein Zug, aber da! Jetzt, dieser gellende Pfiff. Die Kurve! Der Zug war schon in der Kurve! Zwei Minuten, dann musste er heran sein!

      Das Seitenstechen nahm Hudson die Luft. Er japste und keuchte. Hastig riss er die Magnesiumfackel heraus. Aber als er sie anzünden wollte, sprangen die Streichholzköpfe ab, zerbrachen die Hölzer. Er war einfach zu fahrig.

      Ruhe! Nur Ruhe!, hämmerte er sich ein. Und dann, endlich brannte ein Holz, entzündete die Fackel zu zischendem Sprühen. Grell leuchtete sie trotz des hellen Sonnenlichtes.

      Und da kam schon der Zug. Silbern glitzernd in der Sonne wie eine riesige Schlange, wie ein stählerner Lindwurm.

      Im Geiste sah Hudson die Menschen im Zug. Fröhliche Menschen, erwartungsvolle und besinnliche; junge und alte; gesunde und kranke. Und gleich würde der Tod sie treffen, wenn der Lokführer ihn nicht bemerkte; ihn, den humpelnden Streckenwärter Hudson mit seiner sprühenden Magnesiumfackel.

      Der Alte winkte, stellte sich mitten auf die Schienen. Winkte aufgeregt, dass die Funken wie Regen um ihn stoben und sich in seinem schwarzen Rock festfraßen. Doch der Zug raste mit unverminderter Geschwindigkeit näher, näher und immer näher.

      Der Alte sprang zur Seite, winkte immer noch verzweifelt, als die Diesellok schon vorbeigerast war.

      Aber da! Die Bremsen kreischten schrill. Es klirrte und schrie in des Alten Ohren. Aber er selbst brüllte aufgeregt und sah, wie die Funken unter den Fahrwerken hervorstoben, wie der Zug immer langsamer wurde. Und voll banger Sorge fragte er sich, ob dieses Stoppen ausreichte, ob der Zug noch vor der Brücke zum Stehen kommen würde.

      Als er bang zweifelnd in Richtung auf die Brücke sah, erkannte er, dass die Lok keine zwanzig Yards vor der Rampe hielt.

      Wie nach einer überwältigenden Anstrengung lehnte sich Hudson an die Wand eines Wagens. Und während über und neben ihm die Fenster geöffnet wurden, während sich erregte und schimpfende Reisende herausbeugten und durcheinander schrien, murmelte der Alte nur einen Satz: „Dem Himmel sei Dank!“

      2

      „Es war ein Sabotageanschlag. Glatte Sprengung!“

      Ich blickte nachdenklich den Mann an, der das gesagt hatte. Vorhin hatte ihn mir jemand als Martin Harper vorgestellt, den Experten der Citizen Police in Shamokin. Experte für Sprengstoffanschläge.

      Er war zu mir auf den Bahndamm getreten und blickte hinunter in die Tiefe, wo auf der Straße Polizisten und Beamte vom FBI — aus dieser Höhe wie Ameisen anzusehen — die Fundstelle des Toten bevölkerten.

      Ohne mich anzusehen, fuhr Harper fort: „Sie vom FBI werden dieses Resultat meiner Untersuchung nur bestätigen.“

      Er zog sein Taschentuch aus der Jacke und wischte sich die schweißnasse Stirn ab. Dann tupfte er über den graumelierten Schnurrbart, der sein Gesicht einem Seehundkopf ähnlich machte. Auch sonst machte Experte Harper einen beachtlichen Eindruck. Sei Bauch war beinahe unamerikanisch dick. Alles in allem, der seehundgesichtige Harper war ein Fass auf Beinen, und die Hitze machte ihm schwer zu schaffen.

      „Der arme Sievers“, murmelte er und blickte dabei unverwandt nach unten zur Straße. Gerade wurde die Leiche in einen weißen Wagen geladen.

      „Kannten Sie den Bahningenieur?“, fragte ich und beobachtete, wie mein Kollege Larry Blackwell Kreidezeichen auf der Straße anbrachte, die prompt vom Polizeifotografen aufgenommen wurden.

      „Ja“, sagte Harper. „Allerdings kannte ich ihn nur flüchtig. Er war im Schulausschuss der Schule, in dem auch meine beiden Jungs waren. Ein ruhiger und liebenswürdiger Mensch.“

      Ich sah ihn an, und er wandte sich mir zu. „Ist er ... ist er erschossen worden?“, fragte er.

      Ich schüttelte den Kopf. „Überfahren. Mein Kollege hat im Verein mit Ihren Leuten bereits ermittelt, wo es passiert ist. Danach wurde der Tote oder Schwerverletzte von der Straße gezerrt und seitlich liegengelassen. Dort ist er, falls er nicht sofort tot gewesen ist, kurz danach verstorben. Streckenwärter Hudson hat ihn etwa eine Stunde später gefunden —, wenn man sich auf die Auskunft des Arztes verlassen kann, der die Todesstunde so geschätzt hat. Außerdem fuhr siebzig Minuten zuvor der letzte Zug durch.“

      „Wer auch immer es getan hat, Inspektor, er muss etwas vom Brückenbau verstanden haben. Er hat sich genau die Stelle am Mittelpfeiler


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