Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020. A. F. Morland

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Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020 - A. F. Morland


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ich mir ausmalen, wie oft der Kerl unseren Ermittlungen durch seinen Alleingang in die Quere geraten würde.

      Er tippte sich jovial grienend an die Hutkrempe, versenkte wieder beide Hände in den Taschen und stolzierte, Zigarre paffend, in Richtung auf seinen Wagen. Dann zischte er mit röhrendem Motor davon.

      Larry kam zurück. „Am Gewinde sind grüne Lackspuren. Und die in Shamokin vom Labor bestätigen das. Am Anzug sind grüne Spuren vom Lack. Ich habe die Fahndungsanzeige durchgegeben. Okay, Chef?“

      „Ausnahmsweise“, brummte ich übellaunig. „Dieser Gockel missfällt mir sehr.“

      „Es ist der Typ, der zwei Freundinnen gleichzeitig hat“, behauptete Larry.

      „Unsinn. Er ist ehrgeizig und hartnäckiger als ein Holzbock. Der wird uns noch ’ne Menge Scherereien machen. Wie sieht es mit den Papierfetzen aus? Sind die von den Sprengpackungen?“

      „Noch keinen Bericht. Ich glaube, Rex, wir müssen auch die Gipsabdrücke wegbringen. Oder wollen wir hier draußen übernachten ?“

      „Nicht ganz. Ich will mir nur die ganze Geschichte nochmals überlegen.“

      Ohne auf Larry zu achten, ging ich ein Stück zurück, denn bis jetzt stand ganz eindeutig fest, dass der Wagen, durch den Sievers getötet wurde, aus Shamokin gekommen war. Dicht vor der Unfallstelle, die wir auch präzise ermitteln konnten, befand sich eine scharfe Kurve. Die Sicht wurde durch Gebüsch am Straßenrand behindert. Weiter wussten wir, dass ein Wagen am Straßenrand geparkt hatte. Meiner Vermutung nach, und auf Grund der noch lückenhaften Indizien sah die Sache so aus:

      Der parkende Wagen stand am rechten Straßenrand in Richtung Shenandoah. Daneben oder dicht davor befand sich der Bahningenieur. In diesem Augenblick schoss ein Fahrzeug vom Typ Pontiac 63, Farbe seegrün, um die Kurve. Der Fahrer sah das parkende Fahrzeug zuerst, zog noch weiter nach links, aber vielleicht war er zu schnell. Es gab Bremsspuren. Und dann half auch kein Bremsen mehr. Es war passiert.

      Ich begann daran zu zweifeln, dass es Absicht gewesen war. Mit Absicht ausgeführte Tötung hätte den Fahrer des Pontiac nicht zum Bremsen veranlasst. Aber er hatte gebremst. Und weil die zuerst eingetroffene Polizei sorgfältig vorgegangen war, wurde diese Spur auch nicht verwischt.

      Während ich noch überlegte, kam plötzlich Larry angelaufen. „Rex, Anruf aus New York! Der Wagen vom Bahningenieur ist gefunden worden. Steht mit leerem Tank in einer Parkverbotszone. Dort hat ihn vor ein paar Minuten ein Cop entdeckt. Der Motor soll noch heiß gewesen sein. Sie haben nichts am Wagen verändert. Er steht noch dort.‟

      „Okay“, erwiderte ich knapp. „Ich fahre hin.“

      3

      Ich kam nach Mitternacht in New York an. Es regnete. Vom Atlantik her wehte ein warmfeuchter Wind, der nach der Tageshitze direkt eine Wohltat war, ebenso wie der Regen.

      Es roch nach nassem Staub, wie eine Straße eben riecht, wenn es nach Wochen der Hitze zum ersten Male wieder regnet. Der Verkehr war trotz der Nachtstunde sehr rege, bewegte sich aber zähflüssig, denn der Asphalt ähnelte einer Rutschbahn mit Schmierseifenbelag.

      Sievers’ dunkelgrauer Dienstwagen wurde von zwei Cops der New Yorker Polizei bewacht. Er stand noch immer im Parkverbot, doch diese Tatsache schien außer der Polizei niemanden zu erregen. Ich öffnete die Wagentür, nachdem ich mich den Polizisten gegenüber ausgewiesen hatte, und stieg ein.

      Im Wagen roch es nach Parfüm. Es war nur ein Hauch, aber mit einer halbwegs guten Nase konnte man den Geruch nicht ignorieren. Ich zog mir Handschuhe an und öffnete die Motorhaube. Dann stieg ich aus und klappte sie ganz auf.

      Am Motor war nichts Auffälliges zu entdecken. Danach interessierte ich mich für den Kofferraum, aber auch hier entdeckte ich nur Messgeräte, die sicherlich zum Handwerkszeug des Ingenieurs gehört hatten, Pannenwerkzeuge und eine ausgefranste alte Decke. Auch im Innern des Wagens fand sich kein offenkundiger Hinweis auf die Person, die den Wagen hierher gebracht hatte.

      Nur der Hauch von Parfüm verriet mir, dass eine Frau im Spiel gewesen sein musste. Zumindest war sie mitgefahren. Ein Parfümkenner war ich nicht, aber ich würde diesen Duft wiedererkennen, wenn er mir nochmals unter die Nase kommen sollte.

      Ich stieg aus. „Okay, der Wagen kann zum FBI-Büro gebracht werden. Bitte mit Handschuhen fahren. Wir möchten gern die überflüssige Suche von Fingerabdrücken vermeiden.“

      „Geht in Ordnung, Sir“, schnarrte der eine Polizist.

      Ich setzte mich wieder in den Oldsmobile, den man mir in Shamokin zur Verfügung gestellt hatte, und brauste zum FBI-Büro New York. Dort erwartete mich eine mittelgroße Überraschung.

      Als ich eintrat, saßen zwei hemdsärmelige Kollegen an ihren Schreibtischen. Sie sahen mich erwartungsvoll an, als brächte ich ihnen außer einer Abwechslung im Nachtdienst auch noch einen voll bezahlten Urlaub nach Hawaii mit.

      „Gut, dass Sie da sind, Rex, da ist eben ein Anruf von Ihrem Kollegen Blackwell durchgekommen“, sagte der eine der beiden, ein junger Mann mit dem Aussehen eines unterbezahlten Kaufhausverkäufers.

      „Dan, gib mir doch mal den Zettel!“, bat er seinen Kollegen, der ihm daraufhin eine Notiz herüberreichte.

      „Ja, das ist es. Sie möchten sofort Kontakt mit Ihrem Kollegen aufnehmen. Er hat herausgekriegt, wem der Wagen gehört, mit dem irgendein Ingenieur überfahren worden sein soll.“

      Ich griff sofort zum Telefon und wartete nicht ab, ob der junge Mann noch Weiteres zu sagen hatte.

      Nach einigen Kreuz- und Querverbindungen hatte ich endlich Larry, der sein Zelt im Polizeihauptquartier von Shamokin aufgeschlagen hatte. Er schien sich gerade aufs Ohr gelegt zu haben, jedenfalls maulte er müde in den Draht. Als er aber begriff, dass ich es war, der mit ihm sprach, brüllte er plötzlich so laut in die Muschel, dass ich meinte, es zerrisse mir das Trommelfell.

      „Wir wissen, wem die Karre gehört! Es ist der Wagen von George Fukas! Den Burschen kennen wir doch aus der Heroinaffäre in Philadelphia. Er hat jetzt eine Autovermietung in New York. Und ihm gehört der Wagen.“

      Das war wirklich eine liebe Überraschung. Es freut einen immer ganz besonders, wenn man in regelmäßigen Abständen an alte Bekannte gerät. Das vereinfacht mitunter die Sache. Es sind das meistens keine dicken Fische, im Gegenteil. Die Sorte Fukas kommt in der Regel mit einigen Wochen Spezialhotel davon.

      Während aber die dicken Happen entweder für immer ins Netz gehen oder in der Gaskammer landen, tauchen solche Vögel wie Fukas und Konsorten immer wieder auf. Und meist stinkt es in ihrer Nähe nach Unrat. Jede Polizei der Welt hat diese Mitläufer auf ihren Listen. Es sind die kleinen Verbrecher, die es nie lassen können, die Hände in den Dreck zu stecken.

      Also Fukas war wieder einmal mit von der Partie.

      Er schlief gerne lange, wie ich mich entsann. Also würde ich morgen früh bei ihm sein. Oder besser: Ich ließ ihn gleich abholen. Das würde auch den beiden Kollegen hier im FBI-Büro guttun. Nachtluft hat etwas Herzerfrischendes an sich.

      4

      Das Zimmer 102 des New Yorker Ortsbüros, in dem ich saß, gehörte zur Ermittlungsabteilung. Rings herum herrschte Betrieb, trotz der Nachtstunde, und meine beiden Freunde waren zusammen mit zwei weiteren FBI-Agenten unterwegs, um Freund Fukas zu holen.

      Ich litt indessen keineswegs unter Langeweile. Da war einmal die Liste der Zuginsassen. Die Polizei und ein paar von unseren Agenten unter Larrys Leitung waren schon dabei, jeden einzelnen Passagier und seine Verhältnisse unter die Lupe zu nehmen.

      Hatte jemand eine hohe Versicherung abgeschlossen? Ist ein Ausländer darunter? Oder ein Extremist? Vielleicht lag noch ein völlig anderes Motiv vor, warum Dieser oder Jener mit dem Zug in die Tiefe stürzen sollte. Sie alle, und es waren 344, mussten befragt, ihre Aussagen nachgeprüft, ihre Verhältnisse untersucht werden.


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