Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020. A. F. Morland

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Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020 - A. F. Morland


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durch Zufall“, erwiderte der Dicke und versuchte vergebens, seinen Seehundbart glattzustreichen. „Und wer würde dazu zehn Fuß am Pfeiler emporklettern? Genau in der Querkammer aber ist der Sprengstoff eingelagert worden.“

      Ich nickte dem dicken Manne zu und ging zur Brücke vor. Dort hingen die Gleise durch. Der gesamte Mittelpfeiler der Brücke lag in Trümmerstücken unten im Tal. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte der alte Streckenwärter nicht so geistesgegenwärtig gehandelt!

      Gut, dass ich an ihn dachte. Mit Hudson musste ich auch noch ein paar Worte sprechen.

      Hinter mir näherten sich rasche Schritte. Ich drehte mich um. Ein schmächtiger Uniformierter von der Citizen Police kam mit einem Umschlag auf mich zu. Er grüßte und sagte: „Ich bringe Ihnen die Liste der Zuginsassen, Sir.“

      „Sehr gut, danke. Wie viel Hunderte sind es?“

      Der schmale junge Mann lachte. „N u r dreihundertvierundvierzig, Sir.“

      „Neckische Aussichten. Danke, Sergeant.“

      Der junge Mann grüßte stramm, dann ging er, und ich hatte im Kuvert die Namen von 344 Menschen, von denen einer das Ziel des Attentates sein konnte. Vielleicht auch nicht, denn so mancher Sabotageanschlag wurde aus wesentlich anderen Gründen gemacht. Auf alle Fälle stand meinen Kollegen und mir allerhand Kleinarbeit bevor. Na ja, man kann es sich nicht immer aussuchen.

      Ich warf einen flüchtigen Blick auf die lange Liste. Zufrieden bemerkte ich, dass sich die Kollegen von der Citizen Police die Arbeit gemacht hatten, auch Beruf, Wohnsitz und Alter der aufgeführten. Personen anzuführen.

      „Wer sagt’s denn“, brummte ich, „Die Jungs geben sich alle Mühe.“ Diese optimistische Bemerkung entsprach nicht so ganz meinem Gefühl von diesem Fall. Ehrlich gestanden ahnte ich schon, wie schwierig es sein würde, diese Geschichte aufzuklären.

      Ich kletterte hinab zur Straße, und das war ein zirkusreifes Programm. Der Hang war so steil, dass man wie eine Lawine bis zur Talsohle kollern konnte, wenn man ausrutschte. Ich musste den alten Hudson bewundern, der diesen Weg in der umgekehrten Richtung genommen hatte.

      Als ich unten ankam, war Larry Blackwell so ziemlich mit seinen Ermittlungen fertig. Er machte ein Gesicht wie Marlon Brando — halb Napoleon nach der Völkerschlacht, halb Lincoln nach Bull Run —, kam auf mich zu und sagte bekümmert: „Sieht böse aus. Von dem Reifenprofil, das zu dem Wagen gehört, der Sievers getötet haben wird, gibt es schätzungsweise ein paar hunderttausend in den Staaten.“

      Ich musterte ihn belustigt. Larry neigte eben noch immer zu Übertreibungen. Entweder sah er dunkelschwarz oder rosarot. Vorrecht eines Mannes, der zwischen zwanzig und dreißig schwebte. Dennoch, Larry war tüchtig, nur diese Übertreibungen amüsierten mich immer wieder. „Gipsabdrücke fertig?“

      „Wir könnten damit handeln, Häuptling.“

      „Wer ist denn dieser komische Knabe dort?“, fragte ich und deutete versteckt auf einen Mann mit Strohhut, hellem Anzug und überdimensionaler Zigarre im Mundwinkel.

      „Tom Higgins von der Bahn. Detektiv.‟ Larry sah mich grinsend an, als wisse er, was gleich kommen würde.

      „Der hat uns noch gefehlt. Und was gibt er von sich?“

      „Er entwickelt Theorien am Fließband und redet von kooperativer Arbeit. Die Cops von der Citizen Police kennen ihn und schlagen Bogen um sein Zelt.“

      „Er beginnt mir direkt sympathisch zu werden.“ Ich blickte forschend auf den langen, schwarzhaarigen Mann, der meiner Schätzung nach etwa vierzig Jahre alt sein mochte. Jetzt sah ich erst, dass er die Zigarre in einer Spitze rauchte.

      Der ganze Kerl wirkte so affektiert, dass mir davor schauderte, mich mit ihm unterhalten zu müssen. Und genau das stand mir bevor, denn er sah zu mir herüber, rief etwas den Polizisten zu, die neben der Straße noch immer das Gras nach etwaigen Spuren absuchten, dann kam er herüber.

      Er ging, beide Hände in den Hosentaschen, die Fußspitzen beim Gehen weit nach außen gestellt. So bewegen sich plattfüßige Menschen.

      „Ein Hauch von Charlie Chaplin“, meinte Larry grienend.

      Mein Instinkt sagte mir, dass dieser scheinbar komische Bursche es faustdick hinter beiden Ohren hatte. Die A.P. & N.Y.Bahnen beschäftigten keine Charlie Chaplins und Witzfiguren. Er musste also etwas können, dieser Spaßvogel mit Strohhut und Zigarrenspitze.

      Drei Schritte vor mir blieb er stehen. „Hallo, ich wette, Sie sind Mr. McAllister, wie?“

      „Sie haben die Wette gewonnen. Und Sie sind Higgins?“

      Er war nicht überrascht, dass ich seinen Namen kannte. Er streckte mir die Hand zu, und so aus der Nähe sah ich, dass er gar nicht so ohne war. Trotz der lässigen Haltung verriet er sich als Sportsmann mit durchtrainierten Muskeln. Und der Händedruck, mit dem er mich begrüßte, war auch nicht von Pappe.

      „Ja, ich bin Thomas Higgins, in der Schule immer im letzten Glied, aber jetzt als Bahndetektiv gerade noch tauglich. Haben Sie schon Ihre Theorie entwickelt?“ Er kaute an seiner Zigarre wie ein Säugling am Nuckel.

      „Ich habe bisher keine Theorien entwickelt“, antwortete ich im gleichen arroganten Tonfall und sah ihn nicht gerade sehr freundlich an.

      Er zog plötzlich die Augenbrauen hoch und sagte: „Mir war so, als hätte ich mal von aufgeschlossenen Detektiven bei FBI gehört, deren Zusammenarbeit so harmonisch sein sollte. Es muss eine Fehlinformation gewesen sein.“

      „Vermutlich.“

      „Ich wette mit Ihnen, McAllister, dass Sie in drei Tagen noch nicht die Hälfte von dem ermittelt haben wie ich. Wetten, dass?“

      „Versuchen Sie’s im Spielkasino, Higgins. Ich wette nicht.“

      Er war von der Sorte, die man nicht abschüttelt. Marke Bulldogge. Offenbar konnte man ihn nicht kränken. Er blieb, obgleich es einem Nilpferde klar gewesen wäre, dass sein Typ im Augenblick nicht gefragt war. Higgins ignorierte das.

      „Wissen Sie, McAllister, was es für ein Wagen war?“

      „Welcher Wagen?“, fragte ich, als wisse ich nicht, wovon er rede.

      „Der Wagen, mit dem der arme Sievers überfahren worden ist.“

      Er sah mich so herausfordernd an, dass ich ihm am liebsten einen frommen Wunsch ins Gesicht geschleudert hätte. Doch ich wollte mal hören, was er da von sich geben würde. Und was herauskam, verblüffte mich ehrlich.

      „Es war ein Pontiac 63, und wenn die Cops nicht so stur im nahen Umkreis der Unfallstelle gesucht hätten und noch immer suchen, wüssten Sie es auch schon, McAllister. Hier, ein Geschenk von Onkel Tom an die hohe FBI-Behörde.“

      Er zog seine Hand aus der Tasche und öffnete sie. Ich sah ein blutverschmiertes Stück Chrom, das sich bei genauer Betrachtung als Firmenschriftzug erwies, wie ihn die meisten Autos an der Seite in Chromverpackung aufgeheftet bekommen. Pontiac — stand da.

      „Der Schriftzug“, erklärte Tom Higgins herablassend, „ist in dieser Form nur beim 63er Pontiac zu finden. Ich rate Ihnen, das Ihrem Labor zu überreichen. Es werden sich auch Lackspuren finden.“

      „Was Sie nicht sagen.“ Ich blickte Larry an, der breit griente. „Wir hätten sicher die Lackfarbe nicht ermittelt.“

      Higgins lachte. „Na ja, aber sicher nicht so gut wie mit meinem Fund.“

      Larry nahm ihm den Schriftzug ab und sah mich fragend an. Ich nickte, und er ging zu unserem Wagen. Während Higgins mir erklärte, wo er den Fund gemacht hatte, nämlich ein Stück weiter in Richtung auf Shenandoah zu, telefonierte Larry im Wagen.

      Higgins erklärte mir aber gerade: „Übrigens, Inspektor, war das mein einziges Geschenk, das ich Ihnen gemacht habe. In Zukunft muss ich an meinem Job und an meine Lorbeeren denken. Sie


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