Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020. A. F. Morland
Читать онлайн книгу.standen schließlich beide mit finsteren Gesichtern vor uns, und der eine fragte: „Was geht hier vor, heh?“
Ich sah ihnen an, dass sie sich um die Gesetze auf Amerikas Landstraßen ehrliche Sorgen machten, und zeigte ihnen meine Marke. „Helft mal ’n bisschen, Jungs. Ich kann Hilfe brauchen“, erklärte ich.
„Ist gemacht, Chef!“, erwiderte der ältere der beiden mit abgrundtiefem Bass. „Wo sollen wir anfangen?“
Ich sah zu ihrem Lastzug hinüber und entdeckte die Funkantenne, wie sie die meisten Überlandtrucks in den Staaten haben. „Eh, Jungs, habt ihr Telefon im Haus?“
„Und ob, Mister. Aber wir haben nur eine Strippe zu unserer Zentrale.“
„Sagen Sie dort Bescheid, die sollen die Polizei in Bewegung setzen. Und vor allem Arzt und Ambulanz.“
„Das ist kein abendfüllendes Programm, Leutnant“, sagte der zweite Fahrer, während sein Kollege zum Sattelschlepper zurücklief.
Ich sah den bulligen Mann mit dem Ringerschädel fragend an. „Wie meinen Sie das? Wollen Sie vielleicht was tun?“
Er grinste und zeigte zwei Reihen quittegelber Zähne. „Okay, das meine ich. Soll ich den da ...“, er zeigte auf den jungen Kerl, „... mal in die Arme nehmen?“
„Er wird schon zittern, wenn Sie neben ihm stehenbleiben“, erwiderte ich, und er schwang lässig den Kreuzschlüssel. Das war ein überzeugendes Argument für den jungen Burschen, der mir recht verdächtig nach allen Seiten schielte.
Ich ging zurück zu Tom. Der war noch immer bewusstlos, und mein Notverband war durchgeblutet. Als ich seinen Puls fühlte, war der zwar etwas schwach, aber nicht gerade alarmierend.
Der Bursche mit der MPi begann sich jetzt auch zu regen. Er war jedoch zu schwer getroffen, um noch gefährlich zu werden. Ich stieß die MPi zur Seite und begann, ihm die Jacke aufzutrennen, um an seine Verletzungen zu kommen.
Der ältere Lastwagenfahrer kam zurück und rief mir zu: „Mister, die haben alles so bestellt, wie Sie es gerne hätten. Und was ist jetzt?“
„Komm mal her, hilf mal!“
Er kam und unterstützte mich tatkräftig beim Verbinden des Schwerverletzten. Weil ich kein Verbandszeug hatte, holte er seine — wie er es nannte — „Hausapotheke“ aus dem Lastwagen. Zu zweit verbanden wir Brust und Bauch des Verletzten.
Inzwischen waren noch zwei Lastzüge eingetroffen, und die Fahrer standen staunend um uns herum. Der Leihwagen war indessen ausgebrannt, nur die Reifen glühten und glommen noch. Es stank abscheulich. Einer der Männer holte seinen Schaumlöscher und machte dem Gestank ein Ende.
Auch ein paar Personenwagen hatten angehalten, und endlich hörte ich in der Ferne das Jaulen der Ambulanz.
Als die Krankenträger und der Arzt bei mir ankamen, wies ich sie zuerst zu Tom. Während sie noch mit ihm beschäftigt waren, erschien die Polizei auf dem Schlachtfeld. Sie waren aus Shamokin und kannten mich. Das erleichterte die Sache wesentlich.
Der Sergeant der Streife betrachtete die Szenerie und meinte treffend: „Es hätte schlimmer kommen können.“ Dann grinste er, doch sein Gesicht wurde sofort ernst, als ich ihm sagte, dass es nicht drei Gangster, sondern nur zwei waren. Und der dritte Verletzte sei Tom. Das ernüchterte ihn ziemlich.
„Ist nicht gerade mein Fall, dieser Higgins, aber er ist trotzdem okay“, erklärte er.
Ich ging zu Tom hinüber. Sie hoben ihn gerade auf die Bahre. Der Arzt richtete sich auf und wischte sich die Hände ab. Er sah mich an, erkannte meinen besorgten Blick und sagte: „Streifschuss. Eine Woche liegen, weil wohl eine Gehirnerschütterung zu befürchten ist. Keine Gefahr.“
„Hört sich erfreulich an“, entfuhr es mir.
Er nickte und wiederholte, was vorhin der Sergeant gesagt hatte: „Es hätte schlimmer kommen können.“
Diesmal hatte er sogar recht, fand ich.
13
Der junge Mobster war der Polizei bekannt. Larry Blackwell hatte ihn gerade im Verhör, nachdem der Arzt dem am Halse Verletzten einen haltbaren Verband angelegt und dann zu uns entlassen hatte.
Dem anderen Burschen ging es nicht so gut, der lag mit einem Bauchschuss im Dakota-Hospital von Shamokin. Wie es mit ihm aussah, würde sich entscheiden, wenn die Operation beendet war.
Tom lag auch im Hospital, im gleichen wie unser Kontrahent. Auf der Fahrt war er aufgewacht, jedoch konnte ich ihn nicht mehr sprechen. Die Polizei hatte indessen die Fahrbahn räumen, den Gangsterwagen aufladen und zum Polizeihauptquartier nach Shamokin bringen lassen.
Zu dieser Zeit war ich auf der Fahrt mit einem neutralen Fahrzeug, das der Kripo in Shamokin gehörte. Ich fuhr zu jenem Wald, von dem mir Tom erzählt hatte. Wenn die Gangster nämlich — so sagte ich mir — uns an dem Besuch dort hindern wollten, war es für mich der richtige Augenblick, mal nachzusehen.
Larry Blackwell konnte indessen den jungen Mann verhören, der sich übrigens Mark Marek nannte, wie es auch im Polizeiregister stand. Wie mir Larry über Funk erzählte, sollte Marek schon mehrfach als Mitglied von Banden geschnappt worden sein. Aber ein Star war er wohl nicht. Einer der dritten Kategorie.
Er machte es im Augenblick noch spannend und kam sich heldenhaft vor, weil er sich weigerte, etwas auszusagen. Das gab sich meistens.
Als ich an der Baustelle vorbeifuhr, wo man dabei war, den neuen Brückenpfeiler zu setzen, kam ein Anruf von Larry durch das Funksprechgerät.
„Rex“, sagte er, und ich hörte, dass er aufgeregt zu sein schien, „Rex, er hat gestanden!“
So schnell hatte ich das, weiß Gott, nicht erwartet. „Dieser Marek?“, fragte ich zweifelnd.
„Genau! Und er hat erklärt, dass sie zu dritt gearbeitet hätten mit — jetzt halte dich fest, Rex! — mit dem Ingenieur Sievers.“
„Ach! Und warum der Überfall auf Higgins und mich?“
Auch da hatte Larry eine Antwort parat. „Sie glaubten, ihr wäret ihnen auf die Spur gekommen.“
„Reizend, Larry, aber ich rate dir, setz dein Verhör noch ein wenig fort! Das, was du gehört hast, würde sogar meine Urgroßtante zum Weinen bringen. Wie steht es mit der Untersuchung des Wagens?“
„Weiß noch nicht, gebe ich dir gleich durch.“
Ich fuhr nach diesem Gespräch unbeirrt weiter. Als ich zu der Stelle gelangte, von der mir Higgins erzählt hatte, hielt ich an, sah nochmals meine Automatic nach und stieg aus.
Vor mir lag ein Waldweg, sehr zerfahren und höchstens mit Traktor oder Geländewagen zu passieren. Ein Schild wies darauf hin, dass man den Wald auf eigene Gefahr betrete.
Ich ging den Weg entlang und bog nach etwa hundert Schritt in einen Trampelpfad ab, der halbrechts in den Hochwald hineinführte.
Eine halbe Stunde lang marschierte ich durch das Gehölz, das überhaupt kein Ende zu nehmen schien. Der Wald wurde dichter, das Unterholz ebenfalls. Und weil es meist aus Farnen und Brombeeren bestand, der Pfad fast zugewachsen war, kam ich mir wie im Urwald vor.
Unvermittelt erreichte ich eine winzige Lichtung. Tom hatte mir davon erzählt.
Ich blieb stehen und wartete, denn am anderen Ende der Lichtung stand die Hütte. Sie war halb in die Erde gebaut wie ein Unterstand. Nur das Dach und einige Handbreit Seitenwand schauten heraus. Aus dem steinernen Kamin des Blockhauses kräuselte Rauch.
Der Rauch wehte auf mich zu, und es roch nach Holzfeuer. Ein Geruch, den ich schon immer gerne gemocht habe. Er erinnerte mich an die Lagerfeuer, die wir als Jungen angezündet hatten, um Pudding in Aluminiumtöpfen darauf zu kochen. Pudding, der jedes Mal anbrannte, nichts desto trotz aber immer besser schmeckte