Die Kreuzfahrer - milites diaboli. Jens - Uwe Nebauer

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Die Kreuzfahrer - milites diaboli - Jens - Uwe Nebauer


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zwischen sich und die Stätte des Unglücks gelegt hatten.

      Sobald es hell genug wurde, um Weg und Steg zu erkennen, schlichen sich die Falkenburger - alle Ortschaften meidend - auf holprigen Wegen und schmalen Pfaden verstohlen in Richtung Norden.

      Eine gute Stunde nach Sonnenuntergang trafen sie bei einer einsam gelegenen Wassermühle auf eine kleine Schar von versprengten Kriegern des geschlagenen kaiserlichen Heeres. Die fünf Männer stammten von der Burg Osterode am Harzgebirge und da es in diesen Zeiten besser war in einer größeren Gruppe zu reiten, beschlossen die Flüchtigen nach kurzer Beratung, ihren Weg in die Heimat gemeinsam fortzusetzen.

      Nachdem sie am Nachmittag die mit dichtem Laubwald bedeckte Fahnersche Höhe überquert hatten, erreichten die sieben Männer gegen Abend die im flachen Land liegende Ortschaft Tennstedt. Da ihnen der Hunger spürbar in den Gedärmen wühlte, drangen sie kurz entschlossen in einen am Rande des Dorfes gelegenen Bauernhof ein und erzwangen sich mit blanker Klinge Abendmahl und Nachtlager.

      Am nächsten Morgen brachen sie schon früh wieder auf und so tauchten bereits zur Mittagszeit die sanft aus der Ebene emporsteigenden Höhen der Hainleite vor ihnen auf.

      Nur einen Bogenschuss voraus zweigte von der zum Sonders-hausener Pass führenden Straße, auf der die Flüchtigen die letzten Meilen geritten waren, ein schmalerer Seitenweg ab, auf dem man zu dem tief in die Berge der Hainleite eingekerbten Schneidtal und weiter zum Dorf Haselbusch und zur Falkenburg gelangte.

      Gleich hinter der Weggabelung lag ein kleines Gehölz in der kraftlosen Wintersonne, dessen Äste und Zweige von einer Schicht matschigen Schnees bedeckt waren. Als die Falkenburger und ihre Begleiter näher kamen, erblickten sie am Rande des Wäldchens eine Gruppe von vier Berittenen, die sich dort zur Rast niedergelassen hatten.

      Sobald er der Rastenden ansichtig wurde, packte Gunthard seinen neben ihm reitenden Bruder am Arm und stieß mit mühsam beherrschter Stimme hervor: „Das sind sie, die Hunde, die Spatenburger!“

      Ohne eine Antwort Gottfrieds abzuwarten, trieb der Jüngere sein Pferd an und sprengte auf die Vier zu. Erst kurz vor den Überraschten brachte er seinen Hengst zum Stehen und ließ sich von dessen ungesatteltem Rücken gleiten. Mit einem maskenhaft verzogenen Gesicht, hinter dem ein unbezähmbarer Jähzorn kochte, trat er unter die Spatenburger, und musterte sie mit verächtlichen Blicken.

      „Da seid ihr ja, ihr feigen Lumpen“, knirschte er zwischen den heftig mahlenden Zähnen hindurch, „ihr ehrlosen, hundsgemeinen …“

      Die Spatenburger standen auf und langten unentschlossen nach ihren Schwertern.

      „Was willst du?“, murrte Rudolf von Spatenburg. „Wir haben mit euch nichts zu schaffen, ihr eitlen Gecken.“

      Da sprang Gunthard plötzlich vor und streckte den Winzel mit einem krachenden Faustschlag nieder. Die Nase des Ministerialen brach unter dem heftigen Schlag, sein Blut stürzte auf das lederne Wams nieder.

      Augenblicklich zog der Bruder des Geschlagenen blank, doch inzwischen hatten Gottfried und die Osteröder den Lagerplatz erreicht und richteten ihre Schwerter auf die zahlenmäßig unterlegenen Spatenburger.

      „Dafür werdet ihr bezahlen, ihr selbstgefälliges Pack“, stöhnte Rudolf, die Hand auf die Nase gepresst.

      „Von jetzt an herrscht Fehde zwischen uns“, zischte Heinrich von Spatenburg, „und ich sage euch, dass euch diese Stunde noch gereuen wird.“

      „Ich zittere schon vor Angst“, höhnte Gunthard und machte eine obszöne Gebärde in Richtung der Spatenburger.

      „Lass sie“, meinte sein Bruder, „sie sind es nicht wert.“

      Ohne die von nun an mit ihnen verfeindeten Nachbarn noch eines Blickes zu würdigen, wandte er sich an die Osteröder und bat sie, zum Dank für ihren Beistand, für den Abend und die Nacht seine Gäste auf der Falkenburg zu sein.

      Die fünf Männer bedankten sich und nahmen die Einladung gern an. Dann kehrten sie den Spatenburgern den Rücken, gaben ihren Pferden die Zügel frei und trabten gemächlich von dannen.

       Jungfrau im Verließ

      Frühjahr 1090

      Gerold von Falkenburg verlangsamte den Lauf seines dunkelbraunen Pferdes und ließ seinen Blick über das vor ihm liegende Gelände schweifen.

      Er hatte die kleine, auf einem hell schimmernden Kalkfelsen errichtete Veste Blankenburg hinter sich gelassen und den Fuß des von den Bewohnern der Umgebung noch immer Wotansfelsen genannten Berges erreicht, an den sich die aus einer langen Kette von zackigen Sandsteinklippen bestehende, mit dichtem Strauchwerk bewachsene Teufelsmauer anschloss.

      Gleich unterhalb des Wotansfelsens nahm eine von nur wenigen Büschen und vereinzelt stehenden Bäumen bewachsene Heide ihren Anfang, an die sich nach etwas mehr als zwei Meilen eine sumpfige Bruchlandschaft anschloss, die den direkten Weg nach Quedlinburg verstellte. Um die unpassierbaren Sümpfe zu umgehen, schwenkte die sandige, ausgefahrene Straße hier nach links auf ein vorwiegend aus Kiefern und Fichten bestehendes Wäldchen zu, über deren Wipfel sich das dunkle Massiv des Regensteins erhob.

      Allerdings hatte der Reiter nicht vor, der Straße bis nach Quedlinburg zu folgen. Er beabsichtigte vielmehr auf einem schmalen Pfad, der sich hart am Fuße der sich über etliche Meilen hinziehenden Teufelsmauer entlang schlängelte, bis zu dem Dorfe Am Tale zu reiten, das in der Nähe des Klosters Wendhusen und am Eingang zum wilden Tal der Bode lag. Von dort aus wollte der junge Mann den Weg einschlagen, der - dem Bodetal aufwärts folgend - zum alten königlichen Jagdhof Siptenfelde führte, wo der Bruder seines verstorbenen Vaters als Vogt amtete, und er sich eines Nachtlagers sicher sein durfte.

      Der jüngste der drei Falkenburger Brüder war ein mittelgroßer, schlanker und drahtiger Bursche. Sein schwarzes, in der Mitte gescheiteltes Haar fiel ihm bis zu den breiten Schultern herab. Er hatte ein längliches, noch jungenhaft wirkendes Gesicht mit hohen Wangenknochen, einer schmalen, leicht gebogenen Nase und hellbraunen Augen, über denen sich ein Paar kräftiger Augenbrauen wölbte.

      Die Kleidung des Reiters bestand aus einer hüftlangen Tunika in der Farbe blühenden Rapses, die an den Ärmeln und am Kragen mit schwarzen Aufschlägen abgesetzt war, kastanienbraunen Hosen und Reitstiefeln mit eisernen Sporen.

      Am Gürtel trug er ein Schwert mit schmucklosem, scheibenförmigen Knauf und einen drei Spannen langen Dolch, am Sattel waren eine doppelseitige Wurfaxt und ein spitzkegliger Helm mit Nasenschiene befestigt. Über dem Rücken des etwas knochigen Pferdes lag ein nur mäßig gefüllter, mehrfach geflickter Reisesack.

      Der Falkenburger war am frühen Morgen von Halberstadt aufgebrochen und zu der unweit der kaiserlichen Jagdpfalz Bodfeld gelegenen - dem Erzengel Michael geweihten - Höhlenkirche geritten, die einst dem frommen Einsiedler Volkmar als Klause gedient hatte. Heuer lebte dort eine kleine Schar von gottesfürchtigen Männern, bei denen Gerold im Auftrage seines ältesten Bruders Gottfried eine Messe für den verstorbenen Vater bestellt hatte.

      Ein sanfter Wind strich über die still in der Frühlingssonne daliegende Heide und kühlte das Gesicht des Jünglings. Er berührte mit seinen Sporen die Flanken seines Pferdes, um den Braunen auf den zur Teufelsmauer führenden Pfad zu lenken, als aus dem Saum des links von ihm stehenden Waldes plötzlich ein Reiter hervorbrach, der seinen Schimmel zu schnellstem Galopp anspornte.

      An dem langen Kleid und den wehenden, dunkelblonden Haaren erkannte Gerold erstaunt dass im Sattel des kräftig ausgreifenden Pferdes eine Frau saß. Doch noch während er sich darüber wunderte, was die Dame derart zur Eile trieb, brachen aus dem Dickicht drei weitere Reiter hervor, die der Reiterin hinterher jagten.

      Die Männer waren bewaffnet und gerüstet wie die Gefolgschaft eines adligen Herrn auf einem Kriegszug und auch wenn Gerold nicht wusste, was die Kerle bewog, die Flüchtende zu verfolgen, so war ihm doch klar, dass sich die Dame in Bedrängnis befand und sein Empfinden als Edelmann verlangte von ihm, dass er ihr Beistand leistete, auch wenn er es dafür mit drei bewaffneten Kerlen aufnehmen mußte.

      Nach einem kurzen Zögern, gab Gerold seinem


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