Shinobi - Der Weg der Schatten. Danny Seel

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Shinobi - Der Weg der Schatten - Danny Seel


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der Monat sowie das Jahr bei ausgewählten Kapiteln angegeben. Hierbei sind die Übersetzung und Erklärung sämtlicher japanischer Begriffe und Wörter am Ende des Buches, im Glossar, zu finden. Da die Mehrzahl im Japanischen mit der Einzahl identisch ist, wird dies in diesem Buch ebenfalls berücksichtigt, sodass sich hier der Plural dem Singular gleicht.

      Der Familienname wird in dieser Kultur vor dem Vornamen gestellt. Außerdem wird in Japan viel Wert auf das Verhalten sowie die Etikette gelegt, weshalb die Suffixe an Vor- oder Nachnamen angehängt werden, die dem Rang, dem Alter und/oder dem Geschlecht der Person entsprechen. Es sei noch angemerkt, dass nur Samurai das Recht hatten, einen Nachnamen zu besitzen, doch aus praktischen Gründen wurde dies in dieser Buchreihe nicht für alle Bauern übernommen.

      Obwohl der Autor sich dessen bewusst ist, dass manche Historiker nicht einer Meinung mit ihm sein werden, hat er beschlossen, die Kurzschwerter, die die Shinobi in diesem Buch anwenden, als Ninjatō zu bezeichnen, wenngleich ihre Existenz fraglich ist. Praktische Gründe haben ihn dazu veranlasst sie trotz alledem Teil seiner Saga werden zu lassen.

      Die Organisation im damaligen Japan ist äußerst gut, auch wenn nicht immer gerecht, gewesen, wobei die Rangordnung von wesentlicher Bedeutung war. Normale Menschen mussten sich immer vor Samurai verbeugen, während die Letzteren sie komplett ignorieren durften, was oftmals auch der Fall gewesen war. Wenn ein Bauer Diebstahl oder eine andere kriminelle Tat beging, war seine Strafe weitaus schlimmer als die eines Samurai. Zudem hatten die Samurai das Recht, einen einfachen Bauern hinzurichten, ohne dafür einen validen Grund zu haben. Beispielsweise wurde die Qualität des Stahls eines neuen Schwertes am Torso eines Bauern geprüft, was immer zur Todesfolge des Letzteren führte.

      Während der Großteil des Volkes aus Bauern, Handwerkern und Kaufleuten bestand, umfassten die Samurai ungefähr zehn Prozent der gesamten Bevölkerung Japans, wobei jeder einzelne Samurai als Elite bezeichnet werden konnte. Die gewöhnlichen Krieger wurden „Ashigaru“ genannt. Meistens war ein Ashigaru ein Bauer, der gezwungen wurde zu den Waffen zu greifen, um für die Interessen eines Daimyō, eines Kriegsherrn, zu kämpfen, und ohne große Zweifel für ihn sogar zu sterben.

      Das Zeitalter, in dem die folgende Geschichte stattfindet, wird heute als Sengoku Jidai (1467-1603) bezeichnet, die Ära des bürgerlichen Krieges. Diese Kriege, die sich über eine einhundert Jahre lange Zeitspanne erstreckten, scheuten das ganze Land auf, in dem sich die überwältigende Mehrheit den Frieden herbeiwünschte. Viele zehntausende Leben wurden für sinnlose Ziele eines Daimyō verschwendet und unzählige Dörfer sowie Städte niedergebrannt und geplündert.

      Während dieser Zeit des Grauens gab es eine Gruppe von Menschen, die ihre Isolation im Gebirge von Iga genoss. Dieser Clan, der wegen des Namens seiner Provinz „Iga-Clan“ getauft wurde, stammte vermutlich von örtlichen Jizamurai-Familien ab, die in Iga lebten. Diese Landsamurai, die Landgut besaßen, brachten ihren Bauern das Kämpfen bei, wobei sie auch Taktiken und Techniken in den Mittelpunkt stellten, die zuvor größtenteils von Banditen und Spionen angewandt worden waren. Es waren die Jizamurai, die aus diesen unorthodoxen Fertigkeiten eine Militärstrategie aufbauten, weil sie auf Guerilla-Taktiken zurückgreifen mussten, um sich vor Kriegsherren oder größeren Armeen beschützen zu können. Schließlich war die Bevölkerung Igas nicht sehr zahlreich.

      Trotz des Friedens, der oftmals in Iga herrschte, gerieten ihre neuen Künste nicht in Vergessenheit, sondern wurden immer wieder praktiziert und weiter ausgebaut, bis eine Kunst namens Ninjutsu geboren wurde. Es ist eine Kunst der Spionage, der Irreführung, der Strategie, der Informationsgewinnung und der Infiltration. Raffinierte Taktiken und Techniken gingen in Fleisch und Blut über und wurden durch schonungsloses Training in den Gehirnen dieser einfachen Menschen versiegelt. Darüber hinaus ist es womöglich auf die Tatsache zurückzuführen, dass ihre völlige Isolation zu der Entwicklung der Vielfalt von geheimen Künsten beigetragen hat, die sich deshalb in besonderem Maße der Aufklärung sowie der Spionage widmete.

      Dazu muss es noch erwähnt werden, dass während die sozialen Unterschiede im ganzen Land von erheblicher Bedeutung waren, fanden sie in Iga allerdings keine große Beachtung. Obwohl der soziale Status dort allen bekannt war, konnte sogar ein einfacher Bauer ein Samurai werden, wenn er sich, zum Beispiel, als ein begabter Krieger bewährte.

      Wegen der eher unzugänglichen Landschaft ihrer Heimat wurde dieser kleine Clan von allen umgebenden Kriegsherren stets ignoriert, da er weder strategisch wichtig war, noch eine große wirtschaftliche Bedeutung besaß. Inmitten der Kriegszeit verbrachten die Iga ihr Leben friedlich in den Bergen, ohne von jeglichen Daimyō unterdrückt zu werden. Doch als viele Jahrhunderte später die Blicke einiger machtgieriger Daimyō immer häufiger auf Iga hängen blieben, kam die Zeit, sich auf den Krieg vorzubereiten. Dieses Buch berichtet genau über diese Zeitperiode.

      In diesem Werk, welches der Autor während seiner vierzehnten und fünfzehnten Lebensjahre geschrieben hat, sowie den zwei darauffolgenden Bänden, werden wahre, historische Ereignisse beleuchtet, die nicht wenige reale Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Momochi Tanba, Oda Nobukatsu sowie andere enthalten. Und obwohl das Buch mögliche Ungenauigkeiten oder gar Fehler beinhalten könnte, hat sich der Autor viel Mühe gegeben, nebst einer unterhaltsamen Saga, möglichst geschichtstreu über die damaligen Ereignisse zu berichten.

       1. Ein alter Bekannter

      Japan, Nabari, Juli 1565

      Ein eisiger Wind wehte ungestüm über das große Tal und hörte sich wie das Geflüster von Geistern an, die ein schreckliches Ereignis vorhersagten. Grollender Donner und erleuchtende Blitze, die am Horizont einschlugen, erhellten den dunklen Nachthimmel, begleitet vom lauten Peitschen des Regens, der sich über das gesamte Dorf von Nabari ergoss.

      Doch Jiraiya schien nichts davon zur Kenntnis zu nehmen. Bis auf die Haut durchnässt eilte er durch die menschenleeren Straßen seines Heimatorts. Nachdem er eine Besorgung in einem benachbarten Dorf gemacht hatte, in dem er länger geblieben war, als geplant, hatte er keinen sehnlicheren Wunsch, als wieder zurück in seinem gemütlichen Zuhause zu sein.

      Hastig öffnete er die Tür seines Hauses und flüchtete hinein. Kaum hatte er den Eingangsbereich betreten, wurde er von dessen Stille und Leere wieder daran erinnert, dass er mit Ausnahme eines seiner Söhne, den er nicht allzu oft zu Gesicht bekam und der auch jetzt wahrscheinlich nicht da war, schon seit einiger Zeit alleine lebte. Seitdem sein anderer Sohn und seine Tochter das Elternhaus verlassen hatten, um in ihr eigenes zu ziehen, schien ihm sein Leben viel einsamer geworden zu sein. Obwohl er sie fast jeden Tag in Nabari sah, hatte er nicht mehr so oft die Möglichkeit mit ihnen zu sprechen wie früher, als sie noch bei ihm gewohnt hatten.

      Nachdem Jiraiya sich schnell umgezogen hatte, ging er in sein Schlafzimmer und öffnete eine Holzkiste, um dort einen Futon herauszuholen. Langsam breitete er diese Schlafmatratze auf dem Boden aus.

      Müde legte er sich hin, zuckte jedoch auf, als er spürte, wie ein spitzer Gegenstand sich in seinen Rücken bohrte. Er setzte sich auf und griff nach dem Objekt, wobei er es sich direkt vor die Nase hielt. Sobald er begriff, was es war, erweichten seine Gesichtszüge.

      Es war die Haarnadel seiner Frau.

      Er seufzte betrübt, als er an sie dachte. Zehn Jahre waren bereits nach ihrem Tod vergangen. Er erschauerte und korrigierte sich selbst: Nein, nachdem sie ermordet wurde. In seinen Armen hatte sie ihren letzten Atemzug gemacht, während ihr Blut seine Kleidung durchtränkte.

      Gekränkt brach er mit diesen Erinnerungen ab. Sie waren viel zu schmerzvoll für ihn und er wollte sie lieber dort lassen, wo sie hingehörten – in der Vergangenheit. Schnell verscheuchte er seine Gedanken und legte sich hin, um zu schlafen.

      Kaum waren zehn Minuten vergangen, als er auf einmal aufwachte. Er hatte ein Geräusch wahrgenommen, das für ungeübte Ohren nicht einmal bemerkbar wäre.

      Hastig setzte er sich auf. Außer ihm sollte eigentlich niemand im Haus sein. Plötzlich bekam er eine schlechte Vorahnung …

      Er schluckte, als die Angst in ihm hochstieg und griff furchtsam, aber entschlossen nach seinem Kurzschwert, welches neben ihm lag und in einer Schwertscheide steckte. Nur einen einzigen Gedanken hatte er im Kopf.

      


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