Shinobi - Der Weg der Schatten. Danny Seel

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Shinobi - Der Weg der Schatten - Danny Seel


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ihr hinterhältigen Kriminellen!“, rief der Polizist, der an der Spitze und nur noch einige Schritte hinter ihnen war.

      Die drei Bauern öffneten die Tür, verließen eilig das Gasthaus und sprangen in die Menschenmenge, was viel Aufruhr verursachte. Als sie einen Blick über die Schulter warfen, konnten sie eine Schar Dōshin erkennen, die ihnen dicht auf den Fersen war. Schubsend rannten sie hindurch und rempelten nicht wenige Passanten an.

      „Passen Sie doch auf!“, schrie ein schlecht gekleideter Kaufmann, als Yujiro ihn fast überrannte.

      Die Polizisten waren inzwischen schon in der Menge und bahnten sich ungeschickt einen Weg zu den Flüchtenden.

      „Haltet die Shinobi auf!“

      Kaum hatten die Menschen dieses Wort gehört, brachen manche in Panik aus und versuchten so schnell wie möglich den Marktplatz zu verlassen. Die drei Shinobi, die drei professionellen Spione und Kundschafter, rannten jetzt noch schneller, da sie wussten, dass die Dōshin, sofern möglich, Verstärkung holen würden.

      „Wir müssen uns aufteilen“, schlug Rintaro vor, als er sah, wie eine weitere Gruppe von Dōshin von rechts auf sie zugerannt kam.

      „Wie bitte? Aber so fangen sie uns sofort!“ Suzaku war verwirrt.

      „Ich bin mit Rintaro einverstanden“, sagte Yujiro.

      Weiterlaufend betrachtete Suzaku seine Kameraden. Als er ihre Entschlossenheit sah, seufzte er. „Wenn es sein muss. Aber wo treffen wir uns?“

      „Hinter dem Tempel, den wir bei unserer Ankunft östlich in der Stadt gesehen hatten“, meinte Rintaro, der ein Vordenker und Stratege war.

      „Na gut, dann wäre alles abgemacht.“ Yujiro nickte abschiednehmend und wechselte unvermittelt die Richtung.

      „Sie teilen sich auf!“, schrie einer der Polizisten. Es kam zu einem großen Durcheinander, als auch die Dōshin versuchten sich aufzuteilen. Dies verschaffte den Shinobi einen kleinen Vorsprung.

      „Ihr fünf! Folgt dem da!“, konnten sie hinter sich den Yoriki, einen Bushi von höherem Rang, der den Polizisten Befehle erteilen konnte, hören.

      Schließlich konnten sich die Dōshin nach weiteren Anweisungen des Yoriki organisieren und nahmen die Verfolgung wieder auf. Aufgrund der Abruptheit ihrer Trennung war die Aufteilung nicht ganz gleichmäßig verlaufen, sodass Suzaku von knapp der Hälfte der Dōshin verfolgt wurde. Seine Chancen, einen offenen Kampf zu überleben, waren gleich null.

      Ohne zurückzublicken, rannte er die Straßen entlang. Mal lief er nach rechts, mal nach links. Doch die Polizisten kannten die Gegend besser als er und er konnte sie nicht abhängen.

      „Gleich haben wir ihn!“, schrie ein aufgeregter Dōshin mit einem erwartungsvollen Grinsen.

      Suzaku lief direkt in eine Sackgasse hinein. Statt panisch zu werden, nahm er blitzschnell seine Umgebung wahr: Eingänge zu ein paar Häusern und einen Stall. So schnell er nur konnte, warf er die Tür des Stalls auf und rannte hinein. Kurz darauf erschienen die Polizisten.

      Eilig sammelte Suzaku seine Kräfte, bevor er auf die Wand zulief, die dem Eingang gegenüberlag, und hochsprang. Mit einem Bein stieß er sich von ihr ab und nach einer halben Drehung streckte er sich mitten in der Luft aus, sodass er sich anschließend in einer fast horizontalen Position befand. Sobald seine Hände die Wand über dem Türrahmen des Eingangs berührten, drückte er mühsam die Handflächen dagegen und streckte blitzschnell die Beine aus, um seinen Sturz zu verhindern, als sie mit einem dumpfen Aufprall gegen die andere Wand schlugen und sich anschließend gegen sie stützten. Somit konnte er komplett ausgespreizt an der Decke, welche seinen Rücken beinahe berührte, hängen bleiben. Mühevoll musste er den ganzen Körper anspannen und unterdrückte ein Keuchen.

      Er vernahm, wie die Dōshin die Türen der Häuser in der Sackgasse öffneten und deren Bewohner befragten, bevor sie die Gebäude betraten und durchsuchten. Suzaku hörte das quietschende Geräusch von einer sich öffnenden Tür. Als er herabschaute, sah er, wie ein Samurai und ein Komono, ein Assistent der Dōshin, in den Stall hineintraten. Wie alle üblichen Menschen begannen sie die Durchsuchung nicht, indem sie nach oben blickten.

      Offensichtlich kennen sie sich mit den Wegen der Shinobi gar nicht aus, dachte Suzaku erfreut.

      „Samurai-san, glauben Sie, er könnte sich hier im Heu versteckt haben?“, fragte der Komono mit einer Spur von Angst in seiner Stimme.

      Der Bushi dagegen hatte äußerst ernste Gesichtszüge, die keine Anzeichen von Furcht verrieten. Er zog sein Katana, sein Langschwert, aus der Scheide und sah sich aufmerksam um.

      „Es besteht nur eine Möglichkeit es herauszufinden.“

      Suzaku beobachte sie dabei, wie sie das Heu durchlöcherten. Es dauerte eine Viertelminute, bis sie mit ihrer Durchsuchung zufrieden waren.

      „Er ist nicht hier“, stellte der Samurai fest und steckte sein Katana wieder zurück in die Saya, die Schwertscheide.

      Suzaku unterdrückte ein Seufzen, als sie den Stall verließen.

      „Wir haben ihn nicht gefunden“, hörte er den Bushi sagen.

      „Wir auch nicht“, stimmte ihm ein anderer Dōshin zu. „Scheint, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Wie machen es diese verhassten Shinobi bloß?!“

      Diesem Wortwechsel folgte ein weiterer, bevor die Polizisten die Suche aufgaben und fortgingen, sodass ihre Stimmen schließlich verstummten. Suzaku seufzte erleichtert. Erschöpft ließ er sich ins Heu fallen.

       4. Umzingelt

      „Er entkommt!“, schrie einer der Polizisten enttäuscht, als er sah, wie der Shinobi um die Ecke verschwand.

      Bald habe ich sie abgehängt, dachte Yujiro zufrieden, während er sein Tempo beschleunigte. Mit jeder Sekunde vergrößerte sich der Abstand zwischen ihm und den Dōshin.

      Abrupt bog er wieder um die Ecke und lief plötzlich einer Handvoll Polizisten fast in die Arme. Er wollte sich umdrehen, um in die andere Richtung zu rennen, doch die andere Gruppe von Dōshin holte ihn ein, sodass er in dieser Gasse von zwei Seiten umringt wurde.

      Die Worte, die ihm seit seiner Kindheit beigebracht worden waren, blitzten unerwartet in Yujiros Gedächtnis auf. Eines der wichtigsten Prinzipien der Philosophie der Shinobi, ist es, den Kampf zu vermeiden und im Falle des Entdecktseins sofort zu flüchten.

      Mit diesem Satz im Geiste schaute er sich hastig um, als ihm etwas ins Auge fiel. Links von ihm auf der Straße stand ein Haus, das von einer schmalen Veranda umgeben war, während darauf, unter dem Dach, Papierwände zu sehen waren. Yujiros rechter Mundwinkel zuckte. Er hatte Glück, dass die Außenwände dieses Gebäudes nicht aus Holz bestanden.

      „Jetzt haben wir dich!“, stieß einer der Polizisten mit einem triumphierenden Grinsen aus, der ihm bedrohlich und mit erhobenem Schwert näherkam.

      „Das denken auch nur Sie!“, rief Yujiro verächtlich, bevor er auf die kleine Veranda sprang und, seine beiden Arme schützend vors Gesicht hebend, sich gegen die Wand des Gebäudes warf.

      Die Papierwand gab unter seinem Gewicht nach und zerriss, als er etwas ungeschickt im Inneren des Hauses aufkam, was ihm die Luft aus den Lungen schlug. Sein Blick fiel sofort auf einen Mann und eine Frau, die an einem niedrigen Tisch saßen und ihr Mittagessen aßen. Die Frau schrie auf, sobald sie ihn sah und klammerte sich an ihren Mann, der den Eindringling erschrocken anstarrte.

      „Packt ihn!“, vernahm Yujiro hinter sich eine Stimme und spürte, wie er am Fuß ergriffen wurde.

      Instinktiv trat er nach dem Dōshin, doch dieser ließ nicht los. Bedenkenlos griff er nach einem Shuriken und schleuderte ihn auf seinen Gegner, so gut wie er es in dieser Position nur konnte. Der Polizist zuckte auf und lockerte den Griff kurz genug, um dem Shinobi Zeit zu verschaffen, sich freizubekommen. Das Starren der Bewohner des Hauses ignorierend, rappelte sich Yujiro blitzschnell hoch und lief eiligst, nach dem Ausgang


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