NADIA. Roman Spritzendorfer

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NADIA - Roman Spritzendorfer


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Weg zu ihrer Unterkunft finden. Dankeschön für ihre mühselige Reise. Wie können wir mit ihnen in Kontakt treten?«

      »Bob hat sie angerufen. Er wird gegebenenfalls bei einem Kontakt behilflich sein.«

      Sie wollten die Versicherungsgesellschaft unerkannt verlassen. Man ermöglichte das über einen Kellerausgang.

      Der neue Begleiter war Photograph und verantwortlich, Schadensfälle zu registrieren. Während des Weges zum Restaurant sprach er wenig. Dennoch wandte er sich an Joseph und ließ durchblicken, er habe den zerstörten Zug dokumentieren können, den Bahnbediensteten vom Postwaggon aber nirgends gefunden. Vom Zug konnte er nur wenige Aufnahmen machen. Er war erst einen Tag später zur Unglücksstelle gekommen. Der Zug war vom Militär bewacht worden. Selbst sein Ausweis und seine Identität zur Versicherungsgesellschaft zu gehören, hatten damals nicht weitergeholfen.

      Joseph ahnte bereits seine Frage und lag damit richtig.

      »Wie sind sie zu den Dokumenten gekommen?«

      Joseph überlegte und blieb vorerst still. Als Photograph war er ohnehin in Gefahr. Zum Zug war er geschickt worden, um Aufnahmen zu machen. Er hatte keinen Zutritt bekommen. Nun sind Fotos von den Dokumenten von New York Times gemacht worden. Wenn die Originale bei der Verhandlung bestritten oder gar der Vernichtung preisgegeben werden, wäre die Zeitung die Einzige ,die eine Bombe platzen könnte. Der Photograph käme in Verdacht.

      »Warten sie die Gerichtsverhandlung ab. Sollte ein Urteil gefällt werden, welches im allgemeinen Interesse steht, ist alle OK.

      Wenn Verzögerungen oder andere Umstände eintreten, wird ein Meinungsumschwung der Bevölkerung einiges ändern. Sie als Photograph müssten einige Zeit untertauchen. Wenden sie sich an den obersten Chef. Er wird ihnen weiterhelfen.«

      »Das ist mir unverständlich.«

      »Nur Geduld. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder.«

      Bei dem Restaurant waren sie angelangt. Wo sie die Nacht verbringen wollten, haben sie nicht erzählt. Sie verabschiedeten sich und gingen Essen.

      Der Photograph grübelte und grübelte. Was wird Übermorgen beim Gericht passieren? Meinungsumschwung fiel ihm ein. Wie sollte dieser eintreten? Natürlich die Presse. Steckt sogar New York Times dahinter? Ihr Hände waren von harter Arbeit gezeichnet. Einer trug einen Bart. Sie trugen die Kleidung von Menschen, die in einer Stadt lebten. Sie wollten nicht erkannt werden. Die Aussage des einen fiel ihm ein. Urteil im allgemeinen Interesse und Meinungsumschwung. Ebenso der nicht zu überhörende Hinweis auf das notwendige Untertauchen. Zur Beruhigung trug es nicht bei.

       Kapitel 6

      Nach dem Abendessen kehrten sie zum Hotel zurück. Am folgenden Tag war die Rückreise gedacht. Der scheinbaren Ruhe vertrauten sie nicht. Auch im Hotel teilten sie sich die Wache.

      Zum Frühstück erschienen sie in den gekauften Kleidungen. In den Zeitungen war auf die mit Spannung erwartende Gerichtsverhandlung verwiesen worden. Man rechnete mit der Verurteilung der säumigen Versicherungsgesellschaft. New York Times enthielt sich jeglichen Kommentars, erwähnte die Verhandlung und einen möglichen Besucheransturm. Vor Gericht hatte man die Straße bereits gesperrt.

      Joseph und seine Begleiter gingen getrennt zu dem Stall, wo ihre Pferde untergestellt waren. Jeder für sich kaufte noch Kleinigkeiten zum Essen. Beim Stall wurden sie gefragt, weshalb sie nicht länger bleiben wollten. Gerade jetzt, wo am anderen Tag eine nicht alltägliche Gerichtsverhandlung stattfinden wird. Sie begründeten es mit der Arbeit, aber auch mit der für sie ungewöhnlichen Luft.

      Das wurde bestätigt. Die Abgase der Autos und der Industrie. Am Lande wird die Luft sicherlich besser sein. Ihre bescheidenen Esswaren und Kleidungen zu Bündeln geschnürt, brachen sie nach Bezahlung auf. Joseph schlug einen Weg nach Süden ein. Sam wollte nach Norden, dorthin wo es seiner Meinung nach zur Farm ging. Er soll sich gedulden, bekam er zu hören. Jim begriff auch nicht, weshalb Joseph unbedingt nach Süden wollte. Nach einer guten Stunde hielt Joseph an.

      »Ich möchte mich überzeugen, ob wir alleine sind.

      Ihr reitet in einem großen Bogen zu jener Wasserstelle, die wir auf unserem Weg in die Stadt gefunden haben. Wenn ich dort nicht bis zum Abend eintreffe, kehrt ruhig zur Farm zurück. Auf die Winchester kann ich mich verlassen. Munition habe ich im Waffengeschäft eingekauft.«

      »Wir lassen dich nicht alleine. Wir haben bis jetzt alles gemeinsam, wenn auch nicht immer ruhigen Herzens erledigt.«

      »Reitet, die Verfolger werden bald hier sein.»

      »Was hast du vor?»

      »Manche Leute sterben lieber, als die Neugierde zu bezähmen.«

      Jim und Sam blieb nichts anderes übrig als seine Anordnungen zu befolgen. Joseph ritt ein weiteres Stück nach Süden. Er bemühte sich, seine Spur nicht zu verbergen. Getrennt hatten sie sich auf felsigem Grund. Wenn der oder die Verfolger keine wahren Fährtenleser waren, musste der Plan gelingen. Länger als eine Stunde wurde seine Geduld in Anspruch genommen. Zwei Figuren auf ausgehungerten Gäulen näherten sich. Joseph, verborgen hinter einem Gebüsch, hatte seinem Pferd die Vorderhufe in der Form gefesselt, daß es sich an dem reichlichen Gras erfreuen aber nicht davonlaufen konnte. Die Freude der Ankommenden war von Weitem zu erkennen. Den Kopf auf den Boden gerichtet lenkten sie ihre Pferde den niedergetretenen Grasbüscheln nach.

      Sie erblickten auch das grasende Pferd. Daraufhin ritten sie darauf zu. Joseph saß im Gras mit teilweise verhülltem Gesicht. Sein Hut bedeckte seine Haare.

      Einer der Verfolger zog seinen Colt. Besser wäre es gewesen, das zu unterlassen. Die Winchester, entsichert und griffbereit auf den ausgestreckten Beinen, tat ihren Dienst. Das Projektil traf seine Stirn. Der zweite Verfolger versuchte zu entfliehen. Die Treffer in sein rechtes Bein waren schmerzhaft, dennoch setzte er seine Flucht fort. Joseph tötete das Pferd, das seinen Reiter unter sich begrub. Während dieser nun unter großer Mühe unter dem Pferd hervorkroch, lud Joseph sein Gewehr nach und ging langsam auf den Mann zu. Dieser hatte noch den Colt umgeschnallt. Davon musste er sich befreien. Dann unterzog ihn Joseph einem Verhör. Auf unpassende Antworten verpasste ihm Joseph jedes Mal einen Treffer in das unverletzte Bein. Nach dem dritten Treffer erfuhr Joseph den Grund der Verfolgung. Schon beim Einstellen der Pferde hatten die beiden Erkundigungen über diese Farmer eingeholt. Sie waren ihnen gefolgt, haben die Spur verloren und später wieder gefunden. Erstaunt waren sie über die für sie elegant wirkende Kleidung. Bis zur New York Times waren sie ihnen gefolgt, später aber die Spur endgültig verloren. Am Morgen waren ihnen diese Farmer aufgefallen, als sie Stadt verlassen und den Weg nach Süden eingeschlagen hatten. Ihnen zu folgen und in den Bündeln nachsehen, was sie mit sich führten, war ihr Ziel gewesen. Für Joseph war klar, es war eine simple Erklärung, die jeder Sheriff als Wahrheit empfinden würde. Dagegen sprach aber der gezogene Colt des anderen. Joseph entschied sich, den Befragten am Leben zu lassen. Das Pferd des anderen aber zu entfernen. Er teilte ihm seinen Entschlussmit. Er dürfte sein Leben behalten, seine Waffe und die seines Begleiters ebenso. Das Pferd des anderen aber mitnehmen. Für den Fall, daß er wieder von seiner Waffe Gebrauch machen würde, müsste er sich über die Folgen keine Gedanken machen.

      Von unzähligen Verwünschungen und Verfluchung begleitet, bestieg Joseph mit schussbereitem Gewehr sein Pferd. Er nahm das andere, das an den Grashalmen sein Vergnügen hatte, an den Zügeln und ritt unbehelligt weg. Den Weg in den Süden setzte er fort. Nach einem Bergrücken befreite er das Pferd vom Zaumzeug und Sattel und ließ es frei. Er schlug einen großen Bogen nach Norden ein und suchte den Weg zu der vereinbarten Wasserstelle. Dort wurde er erleichtert empfangen. Man wollte wissen, ob es einen oder mehrere Verfolger gegeben hatte. Joseph erzählte den Vorfall. Daraufhin kam die Frage, was er davon dachte.

      »Entweder arbeiten sie für die Eisenbahngesellschaft, die viel zu verlieren hat, wurden entsprechend vorbereitet und eingeschult oder es sind kleine Strauchdiebe, die von Überfällen leben. Im ersteren Fall hat die Eisenbahngesellschaft einen Vorgeschmack bekommen, was eintreten könnte, falls sie versuchen würde, den Prozess zugewinnen und im zweiten Fall könnte man mich eventuell als Pferdedieb belangen. Dazu müsste man mich zuerst einfangen.


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