Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer

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Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer


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Detail. Vielleicht hatte er sich ja getäuscht und M.A.R.S. hatte doch Gefühle.

      Da hatte Jem plötzlich einen Geistesblitz: »Gibt es hier noch mehr von deiner Sorte? Irgendwelche Kollegen, die man vielleicht einschalten kann?«

       »Ich bin die letzte funktionstüchtige Serviceeinheit.«

      »Oh.« Obwohl es sich nur um eine Maschine handelte, empfand Jem doch so etwas wie Mitgefühl.

      »Kein Wunder, dass er mit der Arbeit nicht hinterherkommt«, stellte Paul fest. »Vermutlich kann auch er sich nur dann bewegen, wenn der Strom über die Solarzellen kommt. Das würde bedeuten, dass er nachts ausfällt.«

      Jem wippte ungeduldig mit dem Fuß. »Mag alles sein. Allerdings sind wir der Lösung des Problems damit noch keinen Schritt näher gekommen. Menschen gibt es hier wohl keine, oder?«

       »Menschen?«

      »Na, so wie wir«, sagte Arthur. »Bipede Kohlenstoffeinheiten.«

      Das ausdruckslose Glotzen des Roboters sprach Bände.

      Jem konnte es ihm nicht verübeln, er selbst verstand auch nur die Hälfte von dem, was Arthur von sich gab. »Jetzt rede doch nicht so geschwollen, das ist doch kein Science-Fiction-Film hier«, sagte er genervt. Es ärgerte ihn, dass M.A.R.S. ihnen keine Hilfe war und sie kein Stück weiterbrachte.

      »Wollen wir zurückgehen und den anderen zeigen, was wir gefunden haben?«

      »Absolut«, rief Paul. »Bin schon gespannt, was sie zu unserer Entdeckung sagen.«

      Was soll das heißen, das Jahr 2035?« Jem starrte sie dermaßen ungläubig an, dass er Lucie fast schon wieder ein bisschen leidtat. »Das kann unmöglich dein Ernst sein.«

      »Sorry, ich habe mir das nicht ausgedacht. Es steht hier drin.« Sie reichte ihm die Zeitschrift. Während er darin herumblätterte, blickte sie schweigend über das Rollfeld. Etwa hundert Meter entfernt versammelte Bennett die Passagiere im Schatten des Jumbojets, um sie über die Neuigkeiten zu informieren. Aber egal, was die anderen gefunden hatten, eins war jetzt schon klar: Ihre Zeitschrift würde die Bombe zum Platzen bringen.

      »Das ist doch nicht möglich«, murmelte Jem. »Es muss sich um einen Irrtum handeln. Jemand will uns hinters Licht führen. Versteckte Kamera oder so.«

      »Ich dachte auch erst an einen schlechten Witz, aber es scheint die Wahrheit zu sein«, sagte Lucie.

      »Unmöglich.« Jem kam aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus. »So was gibt es doch nur in Filmen! Ich meine, das würde ja bedeuten …«

      »… dass wir einen Zeitsprung unternommen haben. Stimmt«, führte Arthur ihren Satz zu Ende.

      »Das glaubt ihr doch nicht im Ernst. Zeitsprünge sind doch gar nicht möglich.«

      »Woher willst du das wissen?«, fragte Arthur herausfordernd.

      »Die Forschung daran steckt noch in den Kinderschuhen. Aber erinnert euch, dass erst kürzlich das Gottesteilchen entdeckt wurde. Und auch die Gravitationswellen sind brandneu. Es gibt noch so viel, von dem wir keine Ahnung haben. Das heißt aber nicht, dass es nicht existiert.« Er zuckte die Schultern. »Wer weiß, was da oben im Flugzeug passiert ist.«

      Lucie konnte sich nur wundern. Arthur schien zu jedem Thema eine wissenschaftliche Erklärung parat zu haben.

      »Vielleicht war das nur ein dummer Zufall«, überlegte Paul. »Eine kosmische Fügung, ein Zeitloch – nennt es, wie ihr wollt. Tatsache ist doch, dass wir uns alle an das erinnern, was auf dem Flug geschehen ist. An das Licht, die seltsamen Geräusche, unsere Ohnmacht …«

      Lucie nickte. Bei dem Gedanken daran lief es ihr kalt den Rücken runter.

      »Man hört doch immer wieder von verschwundenen Flugzeugen«, fuhr Paul fort. »Die meisten werden irgendwann gefunden, aber es gibt auch Maschinen, die für immer verschollen bleiben. Keiner kann mit Sicherheit sagen, was aus ihnen geworden ist.«

      »Eben«, rief Arthur. »Vielleicht haben sie das gleiche Schicksal wie wir erlitten? Vielleicht gibt es ja so etwas wie Risse im Raum-Zeit-Kontinuum. Ich bin kein Experte, aber fest steht, wir befinden uns nicht mehr in derselben Zeit wie bei unserem Abflug.«

      Lucie presste die Lippen zusammen. So, wie sie das sagten, klang es ziemlich logisch. Trotzdem fiel es auch ihr schwer, das zu glauben. Genau wie Jem.

      »Und, wenn das alles nur ein Test ist?«, fragte er. »Eine Fälschung, eine Art Filmset? Ich frage mich, ob man so etwas nicht fälschen könnte.«

      »Natürlich könnte man das«, sagte Arthur. »Aber zu welchem Zweck? Abgesehen davon: Was ist mit all den anderen Dingen, die wir gesehen haben? Das Rollfeld, das Flughafengebäude, die Gegenstände, M.A.R.S. Wisst ihr, was es kosten würde, so etwas zu inszenieren? Niemand betreibt so einen Aufwand, nicht mal, um einen millionenteuren Film zu drehen. Wenn diese Zeitschrift der einzige Hinweis wäre, würde ich dir ja recht geben, aber da ist so viel mehr. Die Dinge, die in den Stores aufbewahrt werden. Die Wartehallen, die Autos …«

      »Nicht zu vergessen die seltsamen Pflanzen und Tiere«, ergänzte Lucie. Es stimmte, was Arthur sagte, es gab da so viel mehr, was mysteriös war. »Wisst ihr, ich habe eine ganze Weile dagesessen und die Tiere beobachtet. Es gibt hier Vögel und Insekten, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Sie sind vollkommen friedlich und haben nicht die geringste Angst vor uns. Und denkt nur an diese tropischen Pflanzen und die pinkfarbenen Hummeln.«

      »Und diese seltsamen gestreiften Riesenratten«, warf Marek ein. »Das wäre viel zu aufwendig, das alles zu faken.«

      »Arthur hat vorhin übrigens mit seinem Laptop Zugang zur Festplatte des Roboters bekommen«, berichtete Olivia. »Er hat herausgefunden, dass das Datum der letzten Wartungssoftware mit dem auf der Zeitschrift übereinstimmt …«

      »M.A.R.S. läuft mit einer Linux-basierten Software«, erklärte Arthur. »Was ein großes Glück ist, sonst wäre ich da nicht drangekommen. Auch USB-Ports scheinen in der Zukunft noch Verwendung zu finden. Auf die Art konnten wir ein paar Informationen herausziehen. M.A.R.S.’ Name leitet sich übrigens von seiner Typenbezeichnung ab und steht für Multi-functional Armoured Robot System. Vermutlich ein Basistyp, der auch für andere Zwecke eingesetzt wird. Vielleicht sogar für militärische. Seine Inbetriebnahme erfolgte am 23. Februar 2033.«

      »2033? Wie kommt es dann, dass er so ramponiert aussieht?«, fragte Jem.

      »Darauf kommen wir gleich«, sagte Arthur. »Leider ist es mir nicht gelungen, Zugang zum Mainframe des Airports zu erlangen. Die Verbindung wurde offenbar bereits vor vielen Jahren unterbrochen. M.A.R.S. wurde niemals aktualisiert und läuft immer noch auf der Werkseinstellung.«

      »Soll heißen?«

      »Dass er keine Ahnung hat, was vorgefallen ist. Weder, in welchem Jahr wir uns befinden, noch, was in all der Zeit passiert ist. Er ist genauso ahnungslos wie wir.«

      »Scheiße«, stieß Marek aus. »Dann ist er genauso nützlich wie ein Abfalleimer.«

      »So etwas kann nur jemand von sich geben, der absolut keine Ahnung von Computertechnologie hat«, erwiderte Arthur mit einem Kopfschütteln. »Wenn wir irgendwo einen funktionierenden Großrechner fänden, könnte M.A.R.S. als Schnittstelle fungieren. Wir könnten ihn anschließen, ihn aktualisieren und so eine Menge Informationen gewinnen. Mit einem Abfalleimer dürfte dir das ziemlich schwerfallen.«

      Lucie grinste. Gut gemacht, Arthur.

      Mareks Augen funkelten, aber er schien nicht zu wissen, was er dem entgegensetzen konnte.

      »So viel also zu den technischen Details«, sagte Paul. »Die Sache ist nur die: Unsere Entdeckung hat weitreichende Konsequenzen. Viel weitreichender, als es manchem von euch klar sein dürfte.«

      »Inwiefern?«, fragte Lucie.

      Paul


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