Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer

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Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer


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weiter als bis zum nächsten Star Wars-Film. Warum?«

      »Städte strahlen Licht ab. Und Wärme. Das bringt die Sterne zum Flimmern.« Arthur deutete nach oben. »Da oben flimmert nichts. Die Sterne sehen aus, als wären sie mit der Nadel gestochen.«

      Das stimmte. Der Himmel war wirklich außergewöhnlich klar. »Du hast recht«, murmelte Jem. »Und ist euch aufgefallen, wie still es hier eigentlich ist? Also mal abgesehen von dem Gerede der Leute. Aber hört ihr irgendwo einen Highway oder so?«

      Alle lauschten.

      »Nada«, sagte Olivia. »Nicht ein Motor. Dafür jede Menge Grillen und Ochsenfrösche.«

      »Gespenstisch«, murmelte Paul. »Und das in der Nähe einer Millionenmetropole. Wie viele Einwohner hat Denver noch mal?«

      Den Rest des Gesprächs bekam Jem nicht mehr mit. Er war viel zu sehr damit beschäftigt herauszubekommen, was hier los war. Er war normalerweise kein Schisser, aber das hier war schon sehr seltsam. Beklemmend irgendwie.

      »Da steckt ihr ja.« Connie trat zu ihnen. »Was steht ihr denn hier im Dunkeln rum? Ich habe euch schon überall gesucht! Die Passagiere versammeln sich gerade alle auf der anderen Seite bei dem Bugscheinwerfer. Ich glaube, der Kapitän will uns etwas sagen. Kommt mit.«

      »Warte mal«, rief Jem. »Findest du nicht, dass hier einige Dinge ziemlich seltsam sind?«

      In wenigen Worten erklärte er, was sie beobachtet hatten. Doch Connie winkte nur ab. »Ich habe schon so einige seltsame Dinge erlebt, das könnt ihr mir glauben. Es gibt kein Austauschjahr, in dem alles glattläuft. Macht euch mal keine Sorgen. Ich bin sicher, es gibt für alles eine Erklärung. Der Kapitän hat versucht, über Funk Hilfe anzufordern. Keine Ahnung, ob das geklappt hat, aber ich bin sicher, es wird nicht lange dauern, dann wird man uns abholen. Ihr solltet froh und dankbar sein, dass wir sicher am Boden sind.«

      »Sind wir auch«, sagte Olivia.

      »Gut. Dann kommt mit. Und beeilt euch ein bisschen.«

      Als sie weg war, flüsterte Arthur mit verschwörerischer Stimme: »Connies Optimismus in allen Ehren, aber ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Hier gibt’s keinen Funk. Und Licht gibt’s auch keines. Irgendetwas läuft hier völlig falsch. Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich sagen, wir befinden uns hier im absoluten Niemandsland.«

      Es war noch dämmerig, als Lucie am nächsten Morgen die Augen aufschlug. Fern hinter den Baumwipfeln wurde der Himmel von einem rosigen Schimmer erhellt. Die ersten Vögel zwitscherten, es versprach, ein herrlicher Tag zu werden. Sie schlang die Wolldecke enger um sich.

      Überall unter dem Rumpf und den Tragflächen lagen Passagiere, die die Nacht in kleinen Grüppchen verbracht hatten. Gestern Nacht war es zu dunkel gewesen, um noch nach irgendeiner Unterkunft Ausschau zu halten, weswegen Bennet entschieden hatte hierzubleiben. Ein Glück, dass die Temperaturen so mild waren.

      Lucie beobachtete eine Gruppe von Vögeln, die auf der Suche nach Nahrung über den zerborstenen Asphalt hüpften. Ihr grün-rot getupftes Gefieder schimmerte farbenfroh im ersten Licht des Tages. Einige von ihnen flatterten fröhlich zwischen den Passagieren hindurch. Sie schienen überhaupt keine Angst zu haben.

      Lucie reckte ihre Arme und gähnte. Angesichts der Umstände und des unbequemen Untergrunds hatte sie erstaunlich gut geschlafen.

      »Guten Morgen«, erklang eine leise Stimme ganz in ihrer Nähe. Es war Jem. Er saß an einen der riesigen Reifen gelehnt und sah zu ihr herüber.

      »Morgen«, antwortete sie knapp.

      »Hast du gut geschlafen?«

      »Schon okay.« Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn gestern links liegen lassen und sich so offensichtlich an Marek gehängt hatte. Dabei fand sie diesen Typen eigentlich ganz schön daneben mit seinem Machogehabe …

      »Ich nicht.« Jem zuckte die Schultern. »Blöder Jetlag. Mein Körper denkt, es wäre halb zwei am Nachmittag, dabei ist es früh um halb sechs. Ich fürchte, das wird noch ein paar Nächte so weitergehen.«

      Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Entschuldigungen waren nicht so ihr Ding.

      »Hör mal, es tut mir leid«, sagte Jem leise. »Ich habe dich gestern ziemlich grob angepackt, das wollte ich nicht.«

      »Nein, ich muss mich entschuldigen«, erwiderte sie, erleichtert darüber, dass er den Anfang gemacht hatte. »Ich hätte ja nicht gleich die beleidigte Leberwurst spielen müssen. Du hast es schließlich nur gut gemeint. Ich war einfach nur so erschrocken.«

      »Weswegen?«

      »Na, über diese völlige Dunkelheit. Das Land sah aus, als wäre es ausgestorben. Ich wollte es dir zeigen, aber dann hast du mich weggerissen und auf meinen Platz befördert. Es ging so schnell …«

      »Wie gesagt: sorry.«

      Sie sah ihn interessiert an. »Du warst gestern so anders. So kannte ich dich gar nicht. Deine Farbe …«

       »Meine Farbe?«

      Sie nickte. »Du hast rot und orange gelodert – wie ein Buschfeuer. Da war eine Wut in dir, die mich total überrascht hat.« Sie senkte den Kopf.

      »Schwamm drüber.«

      »Du hast mir das Leben gerettet …«

      »Ach Quatsch.« Er lächelte. »Und wenn, dann würde ich das jederzeit wieder machen.«

      Sie lächelte. Als sie merkte, dass eine Frau nebenan ihrem Gespräch lauschte, stand sie auf, ging zu Jem hinüber und nahm neben ihm Platz. »Gibt es schon etwas Neues?«, flüsterte sie.

      »Seit gestern Abend?« Er schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste. Wie es aussieht, sind wir hier wohl erst mal ganz auf uns allein gestellt.«

      »Seltsam«, sagte sie. »Wenn du mich fragst: Die Angelegenheit wird immer merkwürdiger.«

      »Höchste Zeit, dass wir uns ein paar Antworten besorgen, findest du nicht?« Er lächelte und fuhr sich mit der Hand über die kurz rasierten schwarzen Haare.

      »Ich habe gehört, dass ein paar Passagiere nachher zu den Gebäuden da drüben gehen wollen. Da bin ich auf jeden Fall dabei. Kommst du auch mit?«

      »Klar.« Sie spürte, dass sie rot wurde. Jem schien ihr das blöde Getue von gestern wirklich nicht übel zu nehmen. »Alles besser, als hier nur rumzusitzen und Däumchen zu drehen.«

      Eine knappe Stunde später hatte sie sich auf den Weg gemacht. Von den dreihundert Passagieren hatten sich acht Erwachsene und zehn Jugendliche eingefunden, allen voran Kapitän Bennett. Vom Aussehen her erinnerte er Lucie ein kleines bisschen an ihren Vater, er war groß gewachsen und hatte helle Haut. Die rotblonden Haare, die er sich sonst wahrscheinlich immer zu einem ordentlichen Scheitel kämmte, standen wirr vom Kopf ab. Lucie verbot sich einen Gedanken an zu Hause, sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie ihre Eltern durchdrehten vor Angst, wenn sie von ihrer Notlandung erfuhren.

      Marek hatte sich natürlich direkt an Bennetts Fersen geheftet, der ein ordentliches Tempo vorlegte. Mit einem Stock bewaffnet, kämpften sie sich durch das schulterhohe Gras. Katta und Zoe waren beim Flugzeug geblieben. Mädchen haben da nichts verloren, so Mareks lapidare Begründung. Da aber weder Zoe noch Katta auf Lucie den Eindruck machten, als würden sie sich von einem Jungen etwas sagen lassen, vermutete sie, dass sie ohnehin keine Lust hatten mitzukommen.

      Während Jem sich ein paar Meter weiter vorne mit einem kräftigen Mann unterhielt, lief Lucie neben Olivia her, die sich wahnsinnig über Marek aufregte.

      »Macho«, brummte sie. »Der glaubt wohl, Frauen gehörten an den Herd.«

      »Ach, der will sich doch nur ein bisschen aufspielen«, sagte Lucie lächelnd. »Ich nehme das nicht so ernst.«

      »Es


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