Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane. Frank Callahan

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Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan


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      „Wäre es nicht möglich, dass Nelson etwas mit den Viehdieben zu tun hat?“

      „Wie kommen Sie auf den Gedanken?“

      „Wer Stiere erschießt, anstatt sie zu verkaufen, der tut das aus reiner Boshaftigkeit – oder aus Rache!“ McLeish zuckte mit den Schultern. „War nur so ein Gedanke …“

      46

      Nachdem Hendricks gegangen war, saß McLeish in sich zusammengesunken im Sessel. Düstere Schatten waren auf sein Gesicht gefallen. Das Feuer im Kamin war niedergebrannt, und nur eine schwache Glut glomm noch rötlich im Halbdunkel. Das Licht der einzigen Lampe, die der Rancher entzündet hatte, mischte sich mit dem fahlen Mondschein, der von draußen hereinkam. Es fröstelte McLeish, aber das lag nicht nur an der Nachtkühle. Da waren eisige Schatten aus der Vergangenheit, die nach ihm zu greifen schienen.

      Nelson, du Hund, warum bist du zurückgekommen?, durchzuckte es ihn. Vor seinem inneren Auge tauchte dann das Bild einer brennenden Farm auf …

      Und die Schreie …

      Oh, verdammt …

      McLeish furh sich mit der Hand über das Gesicht.

      Ich hatte keine andere Wahl! Wenn ich Nelson und seine Familie geduldet hätte, wären ihnen hundert weitere gefolgt!

      Das durfte ich nicht zulassen!

      Die Zigarre schmeckte McLeish jetzt nicht mehr. Er nahm sie aus dem Mund.

      Ich werde Nelson töten müssen!, erkannte der Rancher dann. Sonst habe ich niemals Ruhe! Verdammt, ich hätte gleich gründlicher sein sollen!

      Plötzlich drang ein Wiehern durch die Nacht, das den Rancher aufhorchen ließ. Die Tiere in den Corrals waren aus irgendeinem Grund unruhig.

      Ein Geräusch wie von galoppierenden Pferden entriss McLeish dann endgültig seinen düsteren Gedanken. Noch ehe der Rancher auch nur einen Gedanken auf die Frage verwenden konnte, was das vor sich ging, klirrte eine Fensterscheibe.

      Etwas Helles, Leuchtendes wurde in die Wohnstube geworfen und rollte auf den Fußboden.

      Es war eine lodernde Fackel!

      McLeish schnellte zum Gewehrschrank und griff nach einer Winchester. Dann lief er mit der Waffe in der Hand zum Fenster. Es knirschte unter seinen Stiefeln, als er über die Scherben der zerschmetterten Fensterscheibe trat.

      Schattenhafte Schemen von Reitern waren im Mondlicht zu sehen. Es war schwer zu sagen, wie viele es waren. In der Nähe der Scheune bewegte sich etwas, dann sah McLeish, wie Flammen an den dünnen Holzwänden emporzuzüngeln begannen!

      Der Rancher legte an und feuerte auf gut Glück in Richtung der schattenhaften Gestalten.

      Und er bekam auch eine Antwort.

      In der Finsternis sah er die Mündungsfeuer ihrer Waffen aufblitzen. McLeish wandte sich vom Fenster ab und hob die brennende Fackel vom Boden auf. Die Flammen hatten sich bereits etwas in die Holzbohlen gefressen und begannen sich auszubreiten. McLeish trat sie aus, und zurück blieb ein schwarzer, rußiger Fleck.

      Dann riss er die Tür auf und stürmte hinaus in die Dunkelheit.

      47

      Connally wurde von Hendricks unsanft geweckt. Der Vormann stieß ihm schmerzhaft die Faust in die Seite.

      „Los, aufstehen!“, brüllte er wie von Sinnen.

      „Es ist mitten in der Nacht!“

      „Verdammt, es brennt!“

      Connally war sofort hellwach. Draußen waren jetzt ein paar Schüsse zu hören, die Connally sofort nach seinem Revolvergurt greifen ließen, den er sich dann hastig umschnallte.

      Zusammen mit anderen Männern stürmte er nach draußen in die Nacht. Das Knistern von brennendem Holz war zu hören.

      Die Scheune stand in hellen Flammen. Es bestand kaum eine Chance, sie noch zu retten.

      Der Schein der Flammen fiel auf die Gestalt von McLeish, der ein Gewehr in der einen Hand und eine lodernde Fackel in der anderen hielt.

      In einiger Entfernung waren ein paar Schatten auszumachen, die sich rasch entfernten.

      Reiter jagten davon.

      „Diese verdammten Hunde!“, schrie McLeish. „Los, Männer, sattelt eure Pferde und hetzt ihnen nach!“

      „Boss, ich glaube, das hätte wenig Sinn. Man kann nicht genug sehen!“

      McLeish verzog in ohnmächtiger Wut das Gesicht, aber er musste zugeben, dass sein Vormann Recht hatte. Und so verschluckte die Nacht die Brandstifter.

      „Die Viehdiebe?“, erkundigte sich Leary.

      Hendricks nickte.

      „Vermutlich, ja. Wer sonst?“

      Leary zuckte mit den Schultern.

      „Nun, ich schätze, es gibt ńe Menge Leute, die dem Boss gerne mal das Dach über dem Kopf anzünden würden…“

      48

      Am Morgen ritt Jesse Nelson aus der Stadt. Von dem Frühstück, das Sonny Brownlow ihm gemacht hatte, hatte er kaum etwas zu sich genommen. Die vorsichtigen, aber dennoch neugierigen Fragen des Hoteliers beachtete er nicht.

      Brownlow wollte wissen, was er als Nächstes vorhätte, aber das wusste Nelson selbst noch nicht so genau.

      Er trank also wortlos seinen Kaffee, kaute lustlos auf diesem oder jenem Bissen herum und ging dann davon.

      Wenig später ritt er aus der Stadt heraus, in Richtung jener Weiden, die Dan McLeish als sein alleiniges Eigentum ansah.

      Was ihm bevorstand, war nicht einfach, aber er empfand es als seine Pflicht. Er wollte zunächst zu jener Stelle reiten, an der seine Farm gestanden, seine Schafherde gegrast und sein Kind gespielt hatte.

      Es schien ihm, als würde er buchstäblich jeden Grashalm auf diesem Weg kennen. Schmerzlich wurde ihm erneut bewusst, dass alles, wofür er gelebt und gekämpft hatte, nicht mehr existierte.

      Als er den Ort erreichte, an dem sich seine Farm befunden hatte, stieg ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase. Es hatte seit den grausigen Ereignissen, die sich hier vor einigen Wochen zugetragen hatten, niemand aufgeräumt.

      Die massakrierten Schafe lagen noch immer verstreut im Gras, von Geiern und Schakalen zerfressen. Die Reste waren der Verwesung preisgegeben.

      Wie sicher muss sich ein Mörder fühlen, der keinerlei Anstrengung darauf verwendet, die Spuren seiner Schandtat zu verwischen!, durchfuhr es Nelson bitter.

      Von den Gebäuden war naturgemäß nichts mehr übrig als ein paar verkohlte Balken. Alles – einschließlich der sterblichen Überreste seiner Frau und der kleinen Alice –waren ein Raub der Flammen geworden.

      Vielleicht ist das gut so!, dachte Nelson, nachdem er sich wieder ein wenig gefasst hatte. So sind sie keine Beute der Aasfresser geworden!

      Er stieg aus dem Sattel und ging über das Trümmerfeld.

      Es war wirklich nicht mehr viel übrig geblieben. Ein paar Werkzeuge lagen herum, ein Spaten, eine Axt und Ähnliches. Alles, was aus Metall an ihnen war, hatte den Flammen standhalten können, während die dazugehörigen hölzernen Stiele verkohlt oder völlig verbrannt waren.

      In den Trümmern des Wohnhauses fand Nelson den Ehering seiner Frau und eine Haarspange aus Metall, die ihr gehört hatte. Von der kleinen Alice fand er nichts.

      Nelson steckte den Ring und die Spange in die Seitentasche seiner Jacke. Dann nahm er einen Spaten und hob zwei kleine Gräber aus, in die er etwas von der Asche streute,


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