How Not To Die. Gene Stone

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How Not To Die - Gene  Stone


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Der Ausdauersport schien deren Immunsystem fünfmal so effektiv bei der Abwehr von Infektionen zu machen.

      Was genau passiert hier? Warum kann Bewegung allein das Risiko einer Infektion verringern? Etwa 95 Prozent aller Infektionen beginnen im Schleimhautgewebe, vor allem dem des Mundes sowie der Augen und Nasenlöcher.54 Die Schleimhautoberfläche wird von Antikörpern namens IgA (kurz für Immunoglobulin Typ A) geschützt, die eine immunologische Barriere bilden und Viren daran hindern, in den Körper zu gelangen. Die IgA im Speichel wird z. B. als die erste Verteidigungslinie gegen solche Atemwegsinfektionen wie Lungenentzündung und Grippe angesehen.55 Schon eine moderate körperliche Aktivität kann die Zahl der IgA erhöhen und das Risiko, grippeähnliche Symptome zu entwickeln, beträchtlich senken. Im Vergleich zu einer kaum aktiven Kontrollgruppe wies die Gruppe, die zwölf Wochen lang dreimal pro Woche dreißig Minuten Aerobic-Übungen durchführten, 50 Prozent mehr IgA in ihrem Speichel auf und zeigten deutlich weniger Symptome von Atemwegsinfektionen.56

      Während regelmäßige körperliche Aktivität die Immunfunktion verbessert und das Risiko von Atemwegsinfektionen verringert, scheint eine ständige Überbelastung den gegenteiligen Effekt zu haben. Wenn Sie von nicht aktiv zu aktiv wechseln, sinkt das Infektionsrisiko. Ab einem bestimmten Punkt aber kann ein übermäßiges Trainieren und exzessiver Stress dieses Risiko durch die Beeinträchtigung der Immunfunktion wieder erhöhen.57 In den Wochen nach einem Marathon oder Ultra-Marathon berichten die Läufer eine zwei- bis sechsfache Zunahme von oberen Atemwegsinfektionen.58 Bereits einen Tag nach Beginn eines internationalen Wettkampfs wurde bei Elite-Fußballspielern eine deutliche Verringerung der IgA-Produktion beobachtet.59 Diese Verringerung wurde mit oberen Atemwegsinfektionen während des Trainings in Zusammenhang gebracht. Andere Untersuchungen ergaben, dass die Anzahl der IgA bereits nach einem einzigen übermäßig herausfordernden Training sinken kann.60

      Was können Sie tun, wenn Sie Leistungssportler sind? Wie können Sie Ihr Infektionsrisiko verringern? Die Empfehlungen der traditionellen Sportmedizin scheinen nicht besonders einfallsreich zu sein: Grippeimpfung, Augen nicht berühren, nicht in der Nase bohren, und sich von kranken Menschen fernhalten.61 Toll, vielen Dank. Diese Schritte sind deshalb nicht unbedingt ausreichend, weil Atemwegsinfektionen oftmals durch die Reaktivierung latenter Viren ausgelöst werden, die sich bereits im Körper befinden, wie z. B. das Epstein-Barr-Virus, das Drüsenfieber verursacht. Sobald Ihre Immunfunktion schwächelt, können solche schlafenden Viren, auch wenn Sie mit niemand anderem in Kontakt kommen, wieder erwachen und Sie krank machen.

      Glücklicherweise gibt es einige Lebensmittel, die Ihrem Immunsystem auf die Sprünge helfen und dadurch die Keime in Schach halten können.

      Die Nummer 1 ist Chlorella, eine einzellige, grüne Frischwasseralge, die typischerweise als Pulver oder in Tablettenform verkauft wird. Japanische Wissenschaftler waren die ersten, die zeigten, dass Mütter, die Chlorella zu sich nahmen, eine erhöhte IgA-Konzentration in ihrer Muttermilch aufwiesen.62 Auch wenn die Chlorella-Extrakte nicht die gesamte Immunfunktion steigern konnten,63 gibt es Beweise dafür, dass die ganze Alge durchaus wirksam sein kann. In einer Untersuchung in Japan im Jahr 2012 versammelten Wissenschaftler während eines Trainingscamps eine Gruppe von Athleten, die reif für eine Infektion waren. In der Kontrollgruppe, die keine Ergänzungsmittel erhielt, sank der IgA-Wert während des intensiven Trainings beträchtlich. Bei der Gruppe, die Chlorella-Präparate bekam, blieb der IgA-Wert jedoch konstant.64

      Doch Vorsicht: Kürzlich wurde in einem Artikel namens „Chlorellabedingte Psychose“ über einen verstörenden Fall aus Omaha, Nebraska (USA) berichtet.65 Eine achtundvierzig Jahre alte Frau erlitt zwei Monate, nachdem sie mit der Einnahme von Chlorella begonnen hatte, einen psychotischen Schub. Ihre Ärzte empfahlen ihr, damit aufzuhören, und setzten sie stattdessen auf ein antipsychotisches Medikament. Eine Woche später ging es ihr wieder gut. Chlorella wurde zuvor noch nie mit Psychose in Verbindung gebracht, also nahmen sie zunächst an, dass es sich um einen Zufall handelte. Anders ausgedrückt hätte es auch sein können, dass die Psychose nur zufällig gerade dann begann, als die Frau mit der Einnahme von Chlorella begann, und der Grund für die Verbesserung damit zusammenhing, dass das Medikament begann zu wirken. Sieben Wochen später allerdings nahm sie weiterhin das Medikament ein und begann wieder Chlorella zu nehmen – und litt erneut an psychotischen Schüben. Das Chlorella-Präparat wurde erneut abgesetzt, und die Psychose verschwand wieder.66 Es ist möglich, dass es nicht an der Chlorella selbst, sondern an einer giftigen Verunreinigung oder Verfälschung des Präparats lag. Wir wissen es nicht. Angesichts des auf skandalöse Weise schlecht geregelten Markts für Nahrungsergänzungsmittel ist es schwierig herauszufinden, was Sie tatsächlich bekommen, wenn Sie „Lebensmittel“ in Plastikfläschchen oder -dosen kaufen.

      Eine andere Möglichkeit für Hochleistungssportler, ihre Immunfunktion zu steigern, ist Nährhefe. Eine Untersuchung von 2013 ergab, dass sich die Anzahl weißer Blutkörperchen nach dem Training effektiver konstant halten lässt, wenn eine spezielle Art von Ballaststoff verzehrt wird, der in Bäcker-, Bier- und Nährhefe vorkommt.67 Bierhefe schmeckt bitter, während Nährhefe einen angenehmen, käseartigen Geschmack hat. Auf Popcorn schmeckt sie besonders gut.

      Die Untersuchung zeigte, dass die Anzahl von Monozyten (eine andere Art weißer Blutkörperchen, die Teil des Immunsystems sind) im Blutkreislauf der Probanden stark abnahm. Diejenigen aber, denen vor dem Training das Äquivalent eines drei Viertel vollen Teelöffels Nährhefe verabreicht worden war, hatten sogar einen höheren Monozytenwert als vor dem Training.68

      Das liest sich gut in einem Laborbericht, aber führt der Verzehr von Nährhefe tatsächlich zu weniger Erkrankungen? Einige Wissenschaftler versuchten, dies bei dem Carlsbad Marathon in Kalifornien herauszufinden.

      Läufern, denen das tägliche Äquivalent eines Löffels Nährhefe in den vier Wochen nach dem Marathon verabreicht wurde, schienen im Vergleich zu den Läufern, die ein Placebo einnahmen, nur halb so große Raten an oberen Atemwegsinfektionen aufzuweisen. Bemerkenswerterweise berichteten die Läufer, die Nährhefe bekamen, dass sie sich außerdem besser fühlten. Als sie gebeten wurden, ihr Wohlbefinden auf einer Skala von eins bis zehn (zehn bedeutete am besten) einzuordnen, gaben die Läufer aus der Placebo-Gruppe etwa vier bis fünf an. Die Läufer aus der Nährhefegruppe wählten durchgängig bessere Werte, die bei sechs oder sieben lagen. Leistungssportler verspüren vor und nach einem Marathon normalerweise oft eine Stimmungsverschlechterung. Diese Untersuchung aber zeigte, dass schon ein bisschen Nährhefe den allgemeinen Gefühlszustand verbessern und Emotionen wie Angespanntheit, Erschöpfung, Verwirrung und Ärger reduzieren kann, während sich gleichzeitig die individuell gefühlte Vitalität steigert.69 Her mit dem Nährhefe-Popcorn!

      Pilze fürs Immunsystem

      Leiden Sie an jahreszeitlich auftretenden Allergien? Laufende Nase, juckende Augen, ständiges Niesen? Ihre Allergien mögen dazu führen, dass Sie sich lausig fühlen, weil Ihr Immunsystem damit beschäftigt ist, Sie gegen Eindringlinge von allen Seiten zu verteidigen. Derselbe Zustand höchster Alarmbereitschaft aber kann auch Vorteile für Ihre allgemeine Gesundheit haben.

      Wer an Allergien leidet, scheint gleichzeitig ein geringeres Risiko zu haben, an bestimmten Krebsarten zu erkranken.70 Ja, Ihr Immunsystem übertreibt es wahrscheinlich fast damit, sich gegen eigentlich harmlose Dinge wie Pollen oder Staub zur Wehr zu setzen. Dieselbe übertriebene Wachsamkeit aber verhindert vermutlich auch das Gedeihen langsam entstehender Tumore im Körper. Es wäre schön, wenn es eine Möglichkeit gäbe, nur den Teil des Immunsystems anzukurbeln, der Infektionen bekämpft, und gleichzeitig den Teil herunterzufahren, der zu ständigen Entzündungen und all den nervigen Symptomen führt.

      Pilze könnten dafür genau das Richtige sein.

      So wie man sich Algen als einzellige Pflanzen vorstellen kann, sind Hefearten so etwas wie einzellige Pilze. Tausende Pilzarten wachsen ganz natürlich, und die kommerzialisierte Pilzzucht erzeugt jährlich weltweit Millionen Tonnen davon.71 Wenn Sie sich allerdings die Nährwerte auf der Pilzpackung anschauen, werden Sie darauf nicht viel mehr finden als ein paar B-Vitamine und Mineralien. Ist das alles, was in Pilzen steckt? Nein. Was Sie nicht auf dieser Liste finden, sind


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