Die Mutter - mit Briefen über die Mutter. Sri Aurobindo

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Die Mutter - mit Briefen über die Mutter - Sri Aurobindo


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ihr. Aber die Vier (Maheshwari, Mahakali, Mahalakshmi, Mahasaraswati), von denen du sprichst, sind auch Shaktis, Manifestationen verschiedener Mächte des Höchsten Bewusstseins – und der Höchsten Kraft – der Göttlichen Mutter –, durch welche sie im Universum regiert oder wirkt. Und gleichzeitig sind sie göttliche Persönlichkeiten; denn jede ist ein Wesen, das verschiedene Qualitäten und persönliche Bewusstseinsformen der Gottheit manifestiert. Alle großen Götter sind in diesem Sinne Persönlichkeiten des Göttlichen – das Eine Bewusstsein, das in vielen Persönlichkeiten spielt, ekam sat bahudha. Selbst im Menschen gibt es viele Persönlichkeiten, nicht nur eine, wie man sich das früher vorzustellen pflegte; denn alles Bewusstsein kann zugleich eins und vielfältig sein. 'Mächte und Persönlichkeiten' beschreiben einfach verschiedene Aspekte desselben Wesens; eine Macht ist nicht notwendigerweise unpersönlich, und bestimmt ist sie nicht avyaktam, wie du nahelegst, – es ist im Gegenteil eine Manifestation, die in den Welten der göttlichen Manifestation wirkt.

      4. EMANATIONEN

      Emanationen entsprechen deiner Beschreibung der Matrikas, von denen du in deinen Briefen sprichst. Eine Emanation der Mutter ist etwas von ihrem Bewusstsein und ihrer Macht aus ihr Hervorgebrachtes, das, solange es im Spiel ist, in enger Verbindung mit ihr gehalten, und wenn sein Spiel nicht länger erforderlich ist, in seinen Ursprung zurückgezogen wird, doch jederzeit wieder ausgesandt und wirksam werden kann. Der Faden der Verbindung kann jedoch auch getrennt oder gelockert werden, und was als Emanation hervorkam, kann seinen Weg als unabhängiges Göttliches Wesen mit eigenem Spiel in der Welt fortsetzen. Alle Götter können solche Emanationen von ihrem Wesen aussenden, die in ihrer Essenz von Bewusstsein und Macht mit ihnen identisch sind, ihnen aber nicht gleichkommen. In gewissem Sinn könnte man das Universum selbst als eine Emanation des Höchsten bezeichnen. Im Bewusstsein des Sadhaks wird eine Emanation der Mutter für gewöhnlich Aussehen, Form und Charakteristika dessen annehmen, mit dem er vertraut ist.

      In gewissem Sinn können die vier Mächte der Mutter, ihres Ursprungs wegen, ihre Emanationen genannt werden, genau so wie man die Götter Emanationen des Göttlichen nennen kann – aber die vier Mächte der Mutter haben einen mehr dauerhaften und fixierten Charakter; sie sind gleichzeitig unabhängige Wesen, denen die Adya Shakti ihr Spiel gestattet, und doch sind sie Teile der Mutter, der Mahashakti, und sie kann sich jederzeit durch sie entweder als separate Wesen manifestieren oder diese zusammenziehen und in sich halten, als eigene, vielfältige Persönlichkeiten, – manchmal zurückgehalten, manchmal ins Spiel gebracht, ganz· nach ihrem Willen. Auf der supramentalen Ebene sind sie immer in ihr und wirken nicht unabhängig, sondern als intime Teile der supramentalen Mahashakti und in engem Einssein und in Harmonie miteinander.

      5. GÖTTER

      6. GEGENWART

      Durch das Wort Gegenwart sollen der Sinn und die Wahrnehmung für das Göttliche als ein Wesen angedeutet werden, das im eigenen Dasein und Bewusstsein als gegenwärtig oder in Beziehung zu ihm gefühlt wird, ohne die Notwendigkeit einer weiteren Qualifizierung oder Beschreibung. Folglich lässt sich von der „unaussprechlichen Gegenwart“ nur sagen, dass sie da ist, und ansonsten kann oder braucht darüber weiter nichts gesagt zu werden, obwohl man gleichzeitig weiß, dass alles in ihr ist, das Persönliche und das Unpersönliche, Macht, Licht und Ananda und alles andere, und dass alle diese von jener unbeschreibbaren Präsenz fließen. Das Wort mag zwar manchmal in einem weniger absoluten Sinn benützt werden, aber das ist immer die fundamentale Bedeutung, – das essenzielle Gewahrsein der essenziellen Gegenwart, die alles andere unterstützt.

      7. DIE TRANSZENDENTE MUTTER

      Diese ist, was man Adya Shakti nennt; sie ist das Höchste Bewusstsein und die über dem Universum stehende Macht, und durch sie werden alle Götter manifestiert, sogar der supramentale Ishwara kommt durch sie in Manifestation – der supramentale Purushottama, von welchem die Götter Mächte und Persönlichkeiten sind.

      ADYA SHAKTI

      Adya Shakti ist die ursprüngliche Shakti und somit die höchste Form der Mutter. Sie manifestiert sich jedoch auf verschiedene Art und Weise, entsprechend der Ebene, auf der man sie sieht.

      22-71933

      DIE GÖTTLICHE MUTTER

      Die Göttliche Mutter ist das Bewusstsein und die Kraft des Göttlichen – das die Mutter aller Dinge ist.

      DIE MUTTER UND DER ISHWARA

      Die Mutter ist Bewusstsein und Kraft des Göttlichen oder, so könnte man sagen, sie ist das Göttliche in seiner Bewusstseins-Kraft. Der Ishwara als Herr des Universums entspringt der Mutter, die ihren Platz neben ihm als kosmische Shakti einnimmt – der kosmische Ishwara ist ein Aspekt des Göttlichen.

      DIE GÖTTLICHE MUTTER IN DER GITA,

      IM TANTRA UND IM INTEGRALEN YOGA

      Die Gita [Bhagavadgita] spricht nicht ausdrücklich von der Göttlichen Mutter; es ist immer von Hingabe und Überantwortung zum Purushottama die Rede – sie wird nur als die Para Prakriti erwähnt, die zum Jiva wird, d.h. die das Göttliche in der Vielfalt manifestiert und durch die der Höchste alle diese Welten erschafft und selbst als Avatar herabsteigt. Die Gita folgt der vedantischen Tradition, die sich gänzlich auf den Ishwara-Aspekt des Göttlichen abstützt und wenig von der Göttlichen Mutter spricht, weil ihr Ziel der Rückzug von Welt und Natur ist und das Erreichen der höchsten Realisation jenseits davon; die tantrische Tradition stützt sich auf den Shakti- oder Ishwari-Aspekt und macht alles von der Göttlichen Mutter abhängig, weil ihr Ziel die Inbesitznahme und Dominierung der Welt-Natur ist und dadurch das Erreichen der höchsten Verwirklichung. Dieser Yoga hier besteht auf beiden Aspekten; Hingabe und Überantwortung an die Göttliche Mutter sind essenziell, da ohne sie Ziel und Zweck dieses Yoga nicht erfüllt werden.

      Im Hinblick auf den Purushottama ist die Göttliche Mutter das höchste Göttliche Bewusstsein und die höchste Macht über den Welten, Adya Shakti; sie trägt das Höchste in sich und manifestiert das Göttliche in den Welten durch den Akshara und Kshara. In Bezug auf den Akshara-Aspekt ist sie dieselbe Para Shakti, die den Purusha unbeweglich in sich trägt und sich selbst ebenfalls unbewegt in ihm, im Hintergrund der ganzen Schöpfung. Auf den Kshara-Aspekt bezogen ist sie die kosmische Energie in Bewegung, die alle Wesen und Kräfte manifestiert.

      ***

      Die Erfahrung von der Mutter als das Höchste ist die tantrische Erfahrung – es ist nur die eine Seite der Wahrheit.

      ***

      Die Tantriker pflegten in ihrer Sadhana Shakti anzurufen. War es dieselbe Kraft und das gleiche Bewusstsein, das in der Mutter hier ist?

      Es hängt davon ab, was sie anriefen; gewöhnlich war es ein Aspekt der Mutter, den sie anriefen.

      DIE WELTEN-MUTTER


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