Die Mutter - mit Briefen über die Mutter. Sri Aurobindo

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Die Mutter - mit Briefen über die Mutter - Sri Aurobindo


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auf sich zu nehmen, wenn das für die Fülle Ihrer Schöpfung erforderlich ist. Insofern ist Sie von allen Machtverkörperungen der Mutter diejenige, die mit den Menschen und ihren tausend Unvollkommenheiten am längsten leidet.

      Sie ist bei uns, freundlich lächelnd und hilfreich, nicht leicht entmutigt, beharrlich, sogar nach wiederholtem Misserfolg, Ihre Hand unterstützt uns bei jedem Schritt, allerdings unter der Bedingung, dass wir in unserem Bemühen eindeutig sind, geradeaus und aufrichtig; denn Hintergedanken wird Sie nicht dulden, und Ihre entlarvende Ironie ist mitleidlos dem Dramatisieren, dem theatralischen Getue, der Selbsttäuschung und der Heuchelei gegenüber.

      Unseren Bedürfnissen gegenüber ist Sie eine Mutter, wenn wir in Schwierigkeiten geraten, eine Freundin, und immer eine zuverlässige und ruhige Ratgeberin und Mentorin; Sie verjagt mit ihrem strahlenden Lächeln die Wolken der Schwermut, der Verärgerung und der Depression, indem Sie stets an die immer gegenwärtige Hilfe erinnert und auf den ewigen Sonnenschein hinweist; Sie ist unerschütterlich, ruhig und ausdauernd in Ihrem tiefen und fortwährenden Drängen, uns zu der Ganzheit der höheren Natur zu treiben. Alle Arbeit der anderen Mächte stützt sich auf Sie in Hinsicht auf Vollkommenheit; denn Sie sichert die materielle Grundlage, arbeitet alle Einzelheiten durch, errichtet den Bau und befestigt seine Armierung.

      ***

      Es gibt noch weitere große Persönlichkeiten der Göttlichen Mutter, aber Sie waren schwieriger herabzubringen und haben in der Entwicklung des Erdgeistes nicht so auffällig im Vordergrund gestanden. Zu ihnen zählen Verkörperungen, die für die Realisierung des Supramentalen unentbehrlich sind, vor allem eine, Ihre Personifikation jener geheimnisvollen, mächtigen Ekstase und Ananda, die aus der höchsten göttlichen Liebe strömt, jener Glückseligkeit, die allein die Kluft zwischen den höchsten Höhen des supramentalen Geistes und den tiefsten Abgründen der Materie überbrücken kann, jener Glückseligkeit, die den Schlüssel zu dem wundervollsten göttlichen Leben in Händen hält und auch jetzt schon aus Ihrer Verborgenheit heraus das Wirken aller Kräfte des Universums unterstützt.

      Die menschliche Natur aber, unfrei, egoistisch und verfinstert, ist unfähig, diese großen Wesenheiten zu empfangen oder ihr machtvolles Wirken zu ertragen. Erst wenn alle vier Ihre Harmonie und Bewegungsfreiheit in den umgewandelten Schichten des Denkens, des Lebens und des Leibes aufgebaut haben, können sich jene anderen, selteneren Kräfte in der Entwicklung der Erde offenbaren und das supramentale Werk ermöglichen. Denn erst, wenn all Ihre Persönlichkeiten in Ihr versammelt sind und sich offenbart haben, Ihr getrenntes Wirken in harmonisches Zusammenwirken verwandelt und sich zu Ihrer supramentalen Göttlichkeit erhoben haben, erst dann ist die Mutter als die supramentale Große Mutter, Mahashakti, offenbart, und erst dann lässt Sie die leuchtenden Transzendenzen aus Ihrem unbeschreibbaren Himmel herabströmen. Dann kann sich die menschliche Natur in die dynamische göttliche Natur umwandeln, weil alle Grundlinien des supramentalen Wahrheits-Bewusstseins und der Wahrheitsmacht miteinander verbunden sind und die Harfe des Lebens auf die Rhythmen des Ewigen eingestimmt ist.

      Wenn du diese Umwandlung wünschst, begib dich in die Hände der Mutter und Ihrer Kräfte, und lass Sie ungehindert, ohne Nörgelei oder Widerstand in dir wirken.

      Drei Eigenschaften brauchst du dazu: Bewusstsein, die Fähigkeit zur Wandlung und rückhaltlose Hingabe. Du musst dir in deinem Denken wie in deiner Seele, in deinem Herzen wie in deinem Leben, ja bis in die Zellen deines Körpers hinein der Mutter, Ihrer Kräfte und Ihres Wirkens bewusstwerden; denn obwohl Sie sogar in der Dunkelheit und in den unbewussten Schichten und Augenblicken in dir wirken kann und das auch tut, so ist es nicht dasselbe, wie wenn du in wacher und lebendiger Verbindung mit Ihr stündest.

      Deine ganze Natur muss wie Wachs in Ihren Händen sein, nichts in Frage stellen, so wie die überhebliche unwissende Vernunft in Frage stellt, anzweifelt und bestreitet und damit der Feind ihrer eigenen Erleuchtung und Umwandlung ist; sie darf nicht auf ihren eigenen Regungen bestehen, so wie das Vitale im Menschen ständig seine hartnäckigen Begierden und seine Böswilligkeit allem göttlichen Einfluss entgegenstellt; sie darf sich nicht selbst blockieren und hinter Unfähigkeit, Trägheit und Tamas verschanzen, so wie es das körperliche Bewusstsein im Menschen tut, das in seinem Haften an armseligen und fragwürdigen Vergnügungen gegen jede Berührung aufbegehrt, die seine seelenlose Routine oder seine träge Faulheit oder seinen dumpfen Dornröschenschlaf stört.

      Die rückhaltlose Hingabe deines inneren und äußeren Wesens wird diese Wandelbarkeit in alle Schichten deiner Natur bringen. Überall in dir wird Bewusstsein erwachen, und zwar durch die gleichbleibende Offenheit gegenüber der Weisheit, dem Lichte, der Kraft, der Harmonie, Schönheit und Vollkommenheit, die von oben herabströmen. Sogar der Körper wird erwachen und am Ende sein – nicht mehr länger unterschwelliges – Bewusstsein mit der supramentalen überbewussten Macht vereinen, sich von oben, von unten und aus der Umgebung von all Ihren Kräften durchdrungen fühlen und in der Ekstase höchster Liebe und Ananda erbeben.

      Aber hüte dich davor, die Göttliche Mutter mit deinem kleinen irdischen Verstand begreifen und beurteilen zu wollen, der gerne sogar jene Dinge, die über ihn hinausgehen, seinen eigenen Normen und Maßstäben unterwirft, seinem engstirnigen Denken, seinen irrigen Eindrücken, seiner bodenlos aggressiven Unwissenheit und seinem engstirnigen selbstsicheren Wissen.

      Der menschliche Verstand im Gefängnis seines Dämmerlichtes kann den Schritten der Göttlichen Mutter in Ihrer vielseitigen Freiheit nicht folgen. Die Komplexität Ihrer Schau und die Geschwindigkeit Ihres Handelns übersteigen sein begrenztes Fassungsvermögen; die Ausmaße Ihrer Bewegungen entsprechen einfach nicht seinen Maßstäben. Verwirrt vom schnellen Wechsel Ihrer vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten, der Hervorbringung und Wiederauflösung von Rhythmen, der Beschleunigung und Wiederverlangsamung, Ihrer unterschiedlichen Art und Weise, die Probleme des einen und des anderen zu lösen, einmal diesen, dann jenen Faden aufzunehmen, wieder fallenzulassen, und dann wieder zusammenzufassen, davon verwirrt, wird er die Wege der höchsten Macht nicht erkennen, wenn Sie über dem Irrgarten der Unwissenheit kreisend sich aufschwingt zum überirdischen Lichte.

      Öffne Ihr lieber deine Seele und gib dich damit zufrieden, Sie mit Hilfe der seelischen Natur, die allein auf die Wahrheit direkt anspricht, zu fühlen und mit der Seele wahrzunehmen. Dann wird die Mutter selbst deinen Verstand, dein Herz, dein vitales und dein physisches Bewusstsein mit Hilfe der seelischen Elemente erleuchten und auch ihnen Ihre Wege und Ihr Wesen enthüllen.

      Vermeide auch den Irrtum des beschränkten Verstandes, von der Göttlichen Macht zu verlangen, immer unseren groben, oberflächlichen Vorstellungen von Allwissen und Allmacht gemäß zu handeln. Unser Verstand fordert nämlich, bei jeder Gelegenheit durch Wunderkräfte, leichten Erfolg und blendenden Glanz beeindruckt zu werden; andernfalls kann er nicht glauben, dass hier das Göttliche anwesend ist. Die Mutter stellt sich der Unwissenheit auf der Ebene der Unwissenheit; Sie ist zu uns herabgekommen und weilt nicht mehr nur hoch oben. Teilweise verschleiert und teilweise entschleiert Sie Ihr Wissen und Ihre Macht, hält sie häufig vor Ihren Instrumenten und Persönlichkeiten zurück und folgt, um diese umzuformen, dem Weg des suchenden Verstandes, der sich sehnenden Seele, des kämpfenden Vitalen, der gefangenen und leidenden physischen Natur. Es gibt Bedingungen, die von einem Höchsten Willen festgelegt worden sind, viele verschlungene Knoten, die gelöst werden müssen und die wir nicht kurzerhand durchhauen können. Die Asuras und Rakshasas halten diese sich entfaltende irdische Natur im Griff; man muss ihnen entgegentreten und sie nach ihren eigenen Spielregeln in ihrem eigenen, lang in Besitz genommenen Lehen und Herrschaftsbereich unterwerfen; und dann muss das Menschliche in uns dazu gebracht werden, seine Grenzen zu überschreiten; dazu muss es vorbereitet werden, denn es ist zu schwach und zu dunkel, um plötzlich zu einer Ebene emporgehoben zu werden, die so hoch über ihm liegt. Das Göttliche Bewusstsein und die Göttliche Kraft sind am Werk, sie veranlassen in jedem Augenblick alles für die Arbeit Notwendige, unternehmen die entscheidenden Schritte und formen inmitten der Unvollkommenheit die Vollkommenheit, die kommen muss. Aber nur, wenn das Supramentale in dich eingedrungen ist, kann die Mutter unmittelbar als die supramentale Shakti in dir als supramentale Natur wirken. Folge nicht deinem Verstand, denn er wird die Mutter nicht erkennen, selbst dann nicht, wenn Sie sich vor dir offenbart.

      Folge deiner Seele und nicht deinem Verstand, deiner Seele, die auf die Wahrheit reagiert, nicht


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