Die Mutter - mit Briefen über die Mutter. Sri Aurobindo

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Die Mutter - mit Briefen über die Mutter - Sri Aurobindo


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steht auf einer Vermittlerebene zwischen dem supramentalen Licht, dem wahren Leben und der wahren Schöpfung, die hier herabgebracht werden müssen, und dieser aufsteigenden und abfallenden Hierarchie von Bewusstseins-Sphären, die wie eine doppelte Leiter in die völlige Unwissenheit der Materie hinab – und aus ihr wiederum durch das Aufblühen des Lebens, der Seele und des Denkens hinaufführt bis in die Unendlichkeit des Geistes.

      Alles, was in diesem Weltall sein und in der irdischen Evolution geschehen soll, bestimmt Sie durch das, was Sie sieht und fühlt und verströmt; Sie steht dort über den Göttern; all Ihre Mächte und Persönlichkeiten hat Sie einsatzbereit vor sich aufgestellt und sendet Ausstrahlungen von ihnen in diese niederen Welten, um einzugreifen, zu lenken, zu kämpfen und zu erobern, ihre Zyklen einzuleiten und in Gang zu halten und die Richtungen ihrer Kräfte im Großen wie im Kleinen festzulegen. Diese Emanationen stellen die vielen göttlichen Erscheinungsformen und Personifikationen dar, unter denen die Menschen die Göttliche Mutter durch die Jahrtausende unter verschiedenen Namen verehrt haben. Durch diese Mächte und Ihre Emanationen aber bereitet Sie auch den Geist und die Körper ihrer Vibhutis vor und gestaltet sie, genauso wie Sie den Geist und die Körper für die Vibhutis des Ishwara vorbereitet und formt, damit Sie in der physischen Welt und in der Verkleidung des menschlichen Bewusstseins einen Schimmer Ihrer Macht, Ihrer Eigenart und Gegenwart zu offenbaren vermag. Alle Szenen des irdischen Dramas sind wie ein Schauspiel von Ihr entworfen, ausgearbeitet und inszeniert mit Ihr selbst als verborgener Spielerin und den kosmischen Göttern als Ihren Mitspielern.

      Die Mutter lenkt nicht nur alles von oben her, sondern steigt sogar in diese mindere dreifache Welt hinab. Alle Dinge hier sind Sie selbst, sogar die Regungen der Unwissenheit, unpersönlich zwar und in verhüllter Macht, aber doch Ihre Schöpfungen, nur in verminderter Substanz; es sind Ihr Natur-Leib und Ihre Natur-Kraft; und alles hier existiert, weil Sie dem großen Opfer zugestimmt und die Seele und die Formen der Unwissenheit wie eine Maske angelegt hat, veranlasst durch das geheimnisvolle »Es werde« des Höchsten um etwas herauszuarbeiten, was im Bereich der Möglichkeiten des Unendlichen lag. Aber auch persönlich hat Sie sich herabgelassen, in diese Welt der Dunkelheit hinabzusteigen, um sie in das Licht zu führen, in diese Welt der Täuschungen und des Irrtums, um sie zur Wahrheit zu bekehren, in diesen Tod, um ihn in ein gottgleiches Leben zu verwandeln, in diesen Weltschmerz und seine hartnäckigen Sorgen und Leiden, um ihnen ein Ende zu bereiten in der verwandelnden Ekstase Ihrer sublimen Ananda.

      In Ihrer tiefen und großen Liebe zu Ihren Kindern hat Sie eingewilligt, sich den Mantel dieser Dunkelheit umzulegen, hat es auf sich genommen, den Angriffen und quälenden Einflüssen der Mächte der Finsternis und der Täuschungen standzuhalten, hat ertragen, durch die Tore der Geburt zu gehen, die ein Tod ist. Sie hat die Schläge und Schmerzen und Leiden der Schöpfung auf sich genommen, da es schien, dass die Welt allein auf diese Weise in das Licht, die Freude, die Wahrheit und das ewige Leben hinaufgehoben werden könne. Das ist das große Opfer, das manchmal das Opfer des Zeugen, des Purusha, genannt wird, das aber, im Grunde genommen, das Brandopfer der Natur – Prakriti –, das Opfer der Göttlichen Mutter ist.

      ***

      Vier große Aspekte der Mutter haben bei Ihrer Führung dieses Universums im Vordergrund gestanden, vier Ihrer hauptsächlichen Charaktereigenschaften haben bei Ihrem Einsatz im irdischen Spiel Gestalt angenommen: Die eine repräsentiert gelassene Weite und umfassende Weisheit und ruhiges Wohlwollen und unerschöpfliches Erbarmen und erhabene und überragende Majestät und alles beherrschende Größe. Eine andere verkörpert die Macht Ihrer wunderbaren Stärke und unwiderstehlichen Leidenschaft, Ihre kriegerische Natur, Ihren überwältigenden Willen, Ihre stürmische Schnelligkeit und Ihre weltenerschütternde Kraft. Eine dritte ist lebendig und anmutig und wundervoll im tiefen Geheimnis Ihrer Schönheit, Ihrer Harmonie und Ihrer feinen Rhythmen, Ihres vielfältigen und erlesenen Reichtums, Ihrer unwiderstehlichen Anziehungskraft und Ihrer bezaubernden Anmut. Die vierte ist ausgestattet mit einer verborgenen großen Fähigkeit zu intimem Wissen, zu sorgfältiger, untadeliger Arbeit und zu ruhiger und exakter Vollkommenheit in allen Dingen. Weisheit, Macht, Harmonie und Vollkommenheit sind Ihre verschiedenen Attribute; und diese Kräfte bringen sie auch mit sich in die Welt, offenbaren sie in menschlicher Verkleidung in Ihren Werkzeugen, den Vibhutis, und werden sie in all jenen verankern, die Ihre irdische Natur dem direkten und lebendigen Einfluss der Mutter öffnen können, und zwar in eben dem Maße, wie sie dem Göttlichen entgegenstreben. Wir geben ihnen die vier großen Namen: Maheshwari, Mahakali, Mahalakshmi, Mahasaraswati.

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      Majestätisch thront die große Mutter der Weisheit, MAHESHWARI, in der Weite über dem denkenden Geist und Willen, vergeistigt und steigert sie zu Weisheit und Größe oder überflutet sie mit der Herrlichkeit des Jenseits. Denn Sie ist die mächtige und weise Eine, die uns für die supramentalen Unendlichkeiten und die kosmische Weite aufschließt, für die Herrlichkeit des höchsten Lichtes, für das Schatzhaus übernatürlichen Wissens, für die unermesslichen Bewegungen der ewigen Kräfte der Mutter. Ruhevoll ist Sie und wunderbar, groß und gelassen in Ewigkeit. Nichts kann Sie erschüttern, denn alle Weisheit ist in Ihr; nichts ist Ihr verborgen, was Sie zu wissen wünscht; Sie begreift alle Dinge und alle Wesen und deren Natur, und auch, was sie bewegt, die Gesetze der Welt und ihrer Zeitalter, und auch, wie alles war, ist und sein muss. Sie besitzt eine Stärke, die allem gewachsen ist, die alles meistert; letztlich kann sich niemand gegen Ihre weite und unbegreifbare Weisheit und Ihre hoheitsvolle und ruhige Macht behaupten. Sie ist gleichmütig, geduldig und in Ihrem Willen unbeeinflussbar; sie verfährt mit den Menschen ihrer Natur gemäß, mit den Dingen und Ereignissen gemäß der Kraft und Wahrheit, die in ihnen walten. Sie ist unparteiisch, folgt aber den Weisungen des Höchsten; die einen erhebt, die anderen erniedrigt Sie oder weist sie von sich in die Dunkelheit. Den Weisen verleiht sie größere und leuchtendere Weisheit; die Seher lädt sie ein zu Ihrer Beratung; den Feindseligen bürdet sie die Folgen ihrer Feindseligkeit auf; die Unwissenden und Narren führt Sie ihrer Blindheit gemäß. In jedem Menschen erwidert und behandelt Sie die verschiedenen Elemente seiner Natur, ihrer Notwendigkeit, ihrem Verlangen und ihrer Erwartung gemäß, übt den erforderlichen Druck auf sie aus oder überlässt sie ihrer geschätzten Freiheit, in der Unwissenheit zu gedeihen oder zugrunde zu gehen.

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      MAHAKALI ist von anderer Art. Nicht Weite, sondern Höhe, nicht Weisheit, sondern Kraft und Stärke charakterisieren Sie. Sie besitzt eine überwältigende Intensität, eine mächtige, leidenschaftliche Schaffenskraft, eine göttliche Heftigkeit, die jede Begrenzung und jedes Hindernis im Sturm zerschmettern. Ihre ganze Göttlichkeit lodert auf in der Herrlichkeit einer stürmischen Aktion; Sie steht für Geschwindigkeit, für den sofort wirksamen Prozess, den jähen und direkten Schlag, den frontalen Angriff, der alles vor sich aufrollt. Schrecklich ist Ihr Antlitz den Titanen, gefährlich und unbarmherzig Ihre Haltung jenen gegenüber, die das Göttliche hassen; denn Sie ist die Kriegerin der Welten, die vor keinem Kampf zurückschreckt. Sie duldet keine Unvollkommenheit, begegnet allem im Menschen schonungslos, was nicht guten Willens ist. Sie ist hart gegenüber allem Widerspenstigen, Unwissenden und Finsteren. Ihr Zorn, angesichts von Verrat, Lüge und Böswilligkeit, ist jäh und tödlich, Missgunst geißelt Sie ohne zu zögern.

      Gleichgültigkeit, Nachlässigkeit und Trägheit im gottgegebenen Werk kann sie nicht ertragen, sondern rüttelt den unzeitigen Schläfer und den Faulenzer unverzüglich wach, notfalls mit heftigen Schmerzen. Impulse, die schnell, geradeaus und freimütig sind, Regungen, die vorbehaltlos und unbedingt sind, Sehnsucht, die wie eine Flamme auflodert, sind charakteristisch für Mahakali. Ihr Geist ist unbändig,


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