Savitri – Eine Legende und ein Symbol. Sri Aurobindo
Читать онлайн книгу.fühlen sich alle in sich selbst und als Ganzes zufrieden,
Eine reiche Vollständigkeit wird durch Limitierung ermöglicht,
Wunder in winziger Kleinheit ist reichlich vorhanden,
Ein verzweigtes Entzücken tobt auf engem Raum:
Ein jeder Rhythmus ist mit dem verwandt, was ihn umgibt,
Jede Linie ist perfekt und unvermeidlich,
Jedes Objekt einwandfrei gebaut zum Bezaubern und Gebrauch.
Alles ist in die eigene Freude verliebt.
Seiner Vollkommenheit gewiss lebt es unversehrt
In einer dem Himmel wohlgefälligen selbst-frohen Immunität;
Zufrieden dazusein, weiter braucht es nichts.
Hier gab es kein gebrochenes Herz von vergeblicher Mühe:
Von der Feuerprobe und dem Prüfstein verschont,
Ledig allen Widerstandes und Schmerzes,
War es eine Welt, die weder Angst noch Kummer kannte.
Es hatte nicht den Reiz von Irrtum oder Niederlage,
Es hatte keinen Raum für Mängel, keine Kraft zum Scheitern.
Aus einer geballten Selbstseligkeit heraus schöpfte es sogleich
Seine Form-Entdeckungen der stummen Idee
Und das Wunder seiner rhythmischen Gedanken und Taten,
Sein klares Verfahren starker und abgerundeter Leben,
Sein anmutiges Volk unbelebter Formen
Und Glorie atmender Körper, den unseren gleich.
Staunend, seine Sinne vor Wonne hingerissen,
Schritt er in göttlicher, doch verwandter Welt,
Bewundernd wundersame Formen, unseren so nah
Und doch vollendet wie Spielzeuge eines Gottes,
Todlos im Aspekt der Sterblichkeit.
In ihren engen und exklusiven Absolutheiten
Thronen die rangmäßigen Oberhoheiten der Endlichkeit;
Von dem, was hätte sein können, träumt es nie;
Nur in Grenzen kann dies Absolute leben.
In einer Erhabenheit, gebunden an seinen eigenen Plan,
Wo alles fertig war und keine Weiten mehr übrig blieben,
Kein Platz für Schatten des Unermesslichen,
Kein Raum für Überraschung des Unberechenbaren,
Ein Gefangener seiner eigenen Schönheit und Ekstase,
Wirkte in einem magischen Kreis das zauberhaft Machtvolle.
Der Geist hielt sich im Hintergrund, hinter seinem Rahmenwerk.
Bewundert wegen der klaren Endgültigkeit seiner Linien,
Begrenzte ein blauer Horizont die Seele;
Denken bewegte sich in lichten Fazilitäten,
Die Untiefen äußeren Ideals sein Schwimmbereich:
In seinen Grenzen verweilte zufrieden die Lebensmacht
Mit den kleinen Freuden körperlicher Taten.
Zugewiesen als Kraft einem gebundenen Eck-Mental,
An die sichere Spärlichkeit ihres Raumes fest gebunden,
Verrichtete sie ihre kleinen Arbeiten und spielte und schlief
Und dachte nicht an ein größeres, noch ungetanes Werk.
Vergessend ihre ungestümen unübersehbaren Begehrlichkeiten,
Vergessend die Höhen, die sie schon erklommen hatte,
War ihr Schritt in einer glänzenden Furche fixiert.
Der schöne Körper einer Seele in gelassener Ruhe,
Wie jemand in lieblichem und sonnigem Haine lacht,
So schaukelte sie wie ein Kind in ihrer goldenen Wiege der Freude.
Der Ruf der Räume drang nicht zu ihrem zauberhaften Wohnsitz,
Sie hatte keine Schwingen für weiten und gefahrvollen Flug,
Sie trotzte keiner Gefahr von Himmel oder Schlund,
Sie kannte keine Weitblicke und keine mächtige Träume,
Keine Sehnsucht nach ihren verlorenen Unendlichkeiten.
Ein perfektes Bild in einem perfekten Rahmen,
Dies feenhafte Kunstwerk konnte seinen Willen nicht halten:
Es gab nur eines Augenblicks wohltuende Befreiung;
Eine sorglose Stunde in leichtem Glücksgefühl ward verbracht.
Unser Geist ermüdet von des Seins Oberflächen,
Transzendiert wird die Pracht der Form;
Er wendet sich verborgenen Mächten und tieferen Zuständen zu.
So schaute er jetzt hinaus nach einem größeren Licht.
Seiner Seele Gipfel-Anstieg wandte sich ab von
Diesem glänzenden Hof des Hauses der Tage,
Zurück ließ er jenes feine stoffliche Paradies.
Sein Geschick lag jenseits in größerem Raum.
Ende des zweiten Cantos
Dritter Canto
Glanz und Fall des Lebens
Ein unebener breiter Anstieg lockte jetzt seine Füße.
Folgend dem unruhigen Ruf einer höheren Natur
Überschritt er die Grenzen des verkörperten Mentals
Und trat in weite dunkle umkämpfte Gefilde ein,
Wo alles Zweifel und Wandel war und nichts gewiss,
Eine Welt voll Suche und Mühe ohne Rast.
Als jemand, der das Antlitz des Unbekannten kennenlernt,
Ein Fragender, dem niemand eine Antwort gibt,
Angezogen von einem nie gelösten Problem,
Immer unsicher des Bodens, auf dem er geht,
Immer hingezogen zu einem wechselhaften Ziel,
So reiste er durch ein von Zweifel bewohntes Land
Mit unsteten Gemarkungen auf bebendem Grund.
Vor sich sah er eine nie zuvor erreichte Grenze
Und glaubte mit jedem Schritt sich näher nun, –
Ein weit zurückweichender Horizont einer Fata Morgana.
Da gab es ein Vagabundieren, das kein Heim duldete,
Ein Reisen auf zahllosen Wegen, die kein Ende nahmen.
Nichts fand er, dass sein Herz befriedigte;
Ein unermüdliches Wandern suchte, ohne aufhören zu können.
Dort ist die Lebensmacht das geoffenbarte Unberechenbare,
Eine Bewegung ruheloser Meere, ein weiter
Und verwegener Sprung des Geistes in den Raum,
Eine ärgerliche Störung in der ewigen Ruhe,
Ein Impuls und eine Leidenschaft des Unendlichen.
Annehmend jede Form, die ihre