Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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gemacht im Leben und trotzdem bekomme ich einen Nackenschlag nach dem anderen. Da hab’ ich mir gerade vorgenommen, zu versuchen ein bisserl besser des alles in meinem Leben zu regeln, da bekomme ich schon wieder mit dem Schicksalsknüppel einen Schlag übergezogen. Herrgottszeiten, warum? Warum immer ich?«

      »Und jetzt ersäufst du dich in Selbstmitleid?«

      Pfarrer Zandler griff nach der halbleeren, zweiten Flasche Obstler und stellte sie an das andere Tischende.

      »So, deinen Frust hast jetzt ja rausgelassen. Vielleicht kannst mir jetzt mal erklären, was passiert ist?«

      »Es gibt nix zu erklären! Die Katrin hat sich in den Burschen verliebt. So ein Schmarrn! Und er sagt, er liebt sie auch. Des ist doch eine Lüge. Berechnend ist er. Will sich in ein gemachtes Nest setzen. Des ist ja so viel einfacher, als sich etwas zu erarbeiten und aufzubauen. Ich komme vom Martin, begrüße ihn, will ein paar Worte wechseln. Er sagt mir gleich, dass er die Katrin will und bleiben will.«

      »Was hast gegen den Till?«

      »Des können auch nur Sie fragen, sie weltfremder, ahnungsloser Gottesmann! Ich kann Ihnen des net erklären, weil sie des net verstehen. Sie haben zwar die Heilige Schrift studiert, können Latein und andere Sachen, aber vom Leben, vom wirklichen Leben, da haben Sie net die Spur von Ahnung, vom Kampf im täglichen Leben.«

      Konrad Küchler trank sein Glas leer.

      »Geben Sie mir die Flasche her!«, brüllte er.

      »Bitte, wenn du dich in eine Alkoholvergiftung saufen willst, dann werde ich dich net davon abhalten. Dann kannst gleich beim Martin wieder Quartier beziehen.«

      Konrad Küchler warf Pfarrer Zandler einen wütenden Blick zu.

      »Wozu habe ich mich aufgeopfert? Wozu habe ich Tag und Nacht gearbeitet bis zum Umfallen? Jetzt ist alles vorbei! Die Katrin ist fort. Die Luise droht mir damit, mich auch zu verlassen. Nix kann man den Weibern recht machen. Undankbar sind sie! Dumm sind sie!«

      »Küchler, Küchler! Du hast schon zu viel getrunken! Des bringt doch nix! Morgen hast nur einen Brummschädel! Morgen reut dich jedes Wort, das du gesagt hast – wenn du dich daran erinnern kannst. Was redest du da für einen Blödsinn?«

      Pfarrer Zandler goss den restlichen Obstler aus. Er hoffte, dass es keine weitere Flasche gab.

      »Du legst dich jetzt ins Bett, Küchler! Ich komme morgen noch einmal, wenn du wieder nüchtern bist.«

      »Naa, Sie kommen nimmer! Sie sind der Urheber, der Verursacher des Dilemmas. Wenn Sie den Till net auf den Hof gebracht hätten, dann wäre des alles net geschehen. Scheren Sie sich fort und lassen Sie sich hier nimmer sehen! Und in der Messe sehen Sie mich auch nimmer!«

      »Du weißt net, was du redest, Küchlerbauer! Wo ist denn die Katrin hin?«

      »Was weiß ich? Es interessiert mich auch nicht! Soll sie doch verkommen, untergehen wird sie. Im Straßengraben wird sie landen wie dieser Till, dieser Hallodri, dieser Lumpenhund.«

      Pfarrer Zandler sah ein, dass jedes seiner Worte vergebens war. Je mehr ich sage, desto mehr gieße ich Öl ins Feuer. Ich muss abwarten, bis er wieder nüchtern ist, dachte Pfarrer Zandler. Er stand auf und ging zum Telefon und rief Doktor Martin Engler an.

      »Martin, hier ist Zandler! Ich bin auf dem Küchler Hof! Kannst sofort kommen?«

      »Ist etwas mit dem Konrad Küchler?«

      »Der hat sich volllaufen lassen! Ist nimmer bei Sinnen. Kannst mir helfen, ihn ins Bett zu bringen, Martin?«

      »Bin schon unterwegs!«

      Doktor Martin Engler legte auf.

      »Katja«, sagte er zu seiner Frau. »Wir müssen schnell zum Küchler Hof. Der Pfarrer Zandler hat angerufen. Da scheint etwas aus dem Ruder zu laufen!«

      »Dann ist der Bauer dahintergekommen, dass sich die Katrin in den Till verliebt hat. Sie hatte solche Angst davor, mit ihrem Vater darüber zu reden.«

      Sie gingen zum Auto und fuhren zum Küchler Hof.

      Als sie ankamen, war Konrad Küchler am Küchentisch zusammengesunken und schnarchte, als würde er den Wald rund um Waldkogel abholzen.

      »Gut, dass du da bist, Martin! Grüß dich Katja!«

      »Wo sind die Luise und die Katrin?«, fragte Martin.

      »Die Katrin ist ausgezogen! Ihre Mutter ist drüben im Altenteil. Ich habe kurz mit ihr gesprochen. Die Luise weigert sich herüberzukommen. Sie rühre für ihren Mann keinen Finger, sagt sie, weil er die Katrin aus dem Haus getrieben und den Till rausgeworfen hat.«

      »Was net sagst, Zandler? Ja, was ist denn hier vorgegangen? Als ich den Küchler entlassen habe, schien er mir sehr gefestigt zu sein.«

      »Jetzt bringen wir ihn erst mal ins Bett!«, sagte Pfarrer Zandler.

      Doktor Martin Engler nahm Konrad Küchler unter den Achseln und Pfarrer Zandler trug die Beine. Katrin ging voraus die Stiege hinauf und öffnete alle Türen.

      »Hier, das ist wohl das Schlafzimmer!«, sagte sie.

      Sie legten Konrad Küchler auf das Bett, zogen ihm die Schuhe aus und öffneten das Fenster. Doktor Martin Engler fühlte seinen Puls und schaute seine Pupillen an.

      »Himmel, der hat ganz schön viel getrunken!«

      »Ich vermute, er hat über eine Flasche Obstler in sich hineingeschüttet.«

      »Dann wird er morgen einen schönen Kater haben, aber da kann ich ihm nicht helfen! Da muss er durch!«

      Sie gingen hinüber in den Altenteil.

      Luise Küchler saß mit verweinten Augen am Küchentisch.

      »Kommt rein!«

      Sie putzte sich die Nase und wischte sich die Augen.

      »Wir haben ihn ins Bett gebracht, Bäuerin!«, sagte Martin. »Er wird durchschlafen, denke ich!«

      »Danke! Ich versorge morgen früh das Vieh. Dann gehe ich auch! Es ist ja nimmer auszuhalten mit dem Mann. Ich kann nimmer!«

      Luise Küchler schaute den Pfarrer an.

      »Herr Pfarrer Zandler, ich weiß, dass des Unrecht ist. Eine Frau darf net davonlaufen. Aber ich kann nimmer. Alles muss immer nach seinem Kopf gehen. Ich versorge morgen früh noch mal das Vieh. Die armen Tiere sollen net leiden, nur weil der Bauer besoffen ist. Die müssen gemolken werden, sonst haben sie Schmerzen, wenn die Euter so voll sind. Und die Schweine brauchen ihr Futter und die Hühner auch. Aber dann gehe ich. Ich fahre zu meinem Madl nach Kirchwalden. Ich suche mir eine Arbeit.«

      Tränen liefen der Bäuerin über die Wangen.

      »Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal entscheiden muss zwischen meiner Katrin und dem Konrad. Aber meinem Mutterherz ist mein Kindl näher. Sie hätten mal hören sollen, wie der Konrad getobt hat und was er Katrin alles unterstellt hat. Naa, dieses Mal ist Konrad zu weit gegangen. Ich hab’ ihm gesagt, er soll sich mäßigen und den Till zurückholen. Aber er will net! Ist noch stolz darauf, dass er der Katrin des Herz gebrochen hat.«

      Sie stöhnte laut.

      »Hoffentlich meldet sich der Till bei der Katrin. Aber er weiß doch nicht, dass sie in Kirchwalden ist. Ich kann auch net hierbleiben und warten, bis er anruft. Ich kann keinen Tag länger bleiben. Immer habe ich nachgegeben, habe alles so gemacht, wie Konrad es hatte haben wollen. Wenn ich bleibe, dann denkt er, ich bin auf seiner Seite. Ich bin aber für die Katrin und den Till. Der Till ist so ein lieber Bursche. Fleißig ist er. Er hat schnell gelernt und sieht, wo es fehlt. Und er liebt die Katrin!«

      Sie schluchzte auf. Pfarrer Zandler trat neben sie. Er legte der unglücklichen Bäuerin die Hand auf die Schulter.

      »Um den Till musst dir keine Sorgen machen. Er war bei mir, bevor er fort ist. Er will mir schreiben und einen Brief an die Katrin beilegen.«

      »Oh,


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