Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.weißt du! Es geht hier nur um die Frage, willst du Florian näher sein oder nicht? Wenn du ihm näher sein willst, dann habe ich dir vielleicht einen Weg gezeigt. Gibt es Strom auf der Almhütte?«
Saskia überlegte.
»Ich denke ja. Es hing eine Glühbirne an der Decke. Sie war auch voller Fliegendreck.«
»Das ist gut, dann kannst du dort deinen Computer einschalten.«
Anna trank ihren Becher leer. Sie gähnte.
»Liebste Saskia! Ich gehe schlafen. Du kannst gerne noch hier sitzen bleiben und nachdenken. Bello bleibt bei dir. Gute Nacht!«
»Gute Nacht, Anna! Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast. Es tat mir gut, mit dir zu reden!«
Die Frauen umarmten sich. Saskia ging mit hinein. Sie setzte sich an den Kamin und schaute in die Glut. Bello, der junge Neufundländerrüde, legte sich auf den Boden und schlief.
*
»Saskia! Saskia!« Von weitem drang eine Stimme an ihr Ohr
Sie kam langsam zu sich, öffnete die Augen.
»Saskia, sag mal, hast du heute Nacht hier im Schaukelstuhl am Kamin geschlafen?«
Saskia rieb sich die Augen. Sie stand auf und streckte sich.
»Ja, so war es wohl. Anna und ich haben erst draußen geredet. Anna ist dann ins Bett und ich setzte mich hier hin. Ich muss eingeschlafen sein.«
»Dann lege dich jetzt noch etwas schlafen. Es ist noch sehr früh!«
Draußen ging die Sonne auf. Saskia lief hinaus auf die Terrasse der Berghütte und streckte sich.
»Ich bin nicht müde, Toni! Danke, dass du mich geweckt hast! Hast du einen Kaffee?«
»Das Wasser kocht gleich! Willst Eier mit Speck?«
Saskia schüttelte den Kopf.
»Toni, bewahre! Wir haben kurz nach fünf Uhr. Schon beim Gedanken an Eier mit fettem Speck um diese Uhrzeit dreht sich mir der Magen um, auch wenn ich Eier mit Speck gerne esse. Um diese Zeit schläft mein Magen noch. Dafür ist mein Gehirn putzmunter. Ein Becher Kaffee und ein Stück von Annas selbstgebackenem Brot mit Butter von der Oberländer Alm machen mich restlos glücklich.«
Saskia folgte Toni in die Küche. Er gab ihr Brot und Butter. Saskia machte sich ein Butterbrot. Sie begann, es im Stehen zu essen.
»Willst dich nicht setzen? Der Kaffee ist gleich fertig.«
»Danke, Toni! Ich esse schnell mein Brot und trinke meinen Milchkaffee, dann mache ich mich auf den Weg.«
Toni schaute sie überrascht an.
»Du willst uns schon wieder verlassen? Des ist schade. Da werden die Kinder enttäuscht sein.«
»Sage ihnen liebe Grüße! Ich bin ja nicht aus der Welt. Ich muss nur etwas erledigen, dass ich es aus dem Kopf bekomme.«
»So?«
»Ja, schau nicht so, Toni! Es ist etwas Persönliches, sehr persönlich, extrem privat!«
»Ich verstehe voll und ganz! Die Anna hat eine Andeutung gemacht, als sie ins Bett kam. Soll ich raten?«
Toni grinste über das ganze Gesicht.
»Du bist in den Florian Basler verliebt! Mei, des ist net verwunderlich. Schon als er hier in die Schul‹ gegangen ist, waren alle Madln hinter ihm mehr. Es ist nicht überraschend, dass er dir gefällt. Es ist nur überraschend, dass er wieder in Waldkogel ist. Niemand hat ihn bisher gesehen. Sein Vater hat nix erzählt. Es wurde viel geredet, als der Hubertus den Hof renovieren ließ und die Herde Pinzgauer Rinder gekauft hat. Am Ende steckt der Florian dahinter. Mei, des ist alles sehr seltsam. Naja, vielleicht kommst du als Journalistin dahinter.«
»Du spekulierst, Toni! Ich habe mit keinem Wort von Florian Basler gesprochen.«
»Gut, dann will ich auch nichts gesagt haben.«
Der Kaffee war fertig. Toni schenkte die Becher voll. Saskia nahm nur einen halben Becher und füllte den Rest mit Milch auf. Sie gab Zucker dazu, rührte um und trank aus.
»Himmel, musst du es eilig haben!«, staunte Toni. »Madl, jetzt machst du mich doch neugierig. Wo willst du um diese Uhrzeit hin? Was hast vor?«
»Ich mache ein Experiment!«
Toni lachte.
»So nennt man das jetzt, ein Experiment! Was tust denn experimentieren? Oder soll ich besser fragen, mit wem?«
»Toni, sei still!«
Saskia errötete.
»Dann bleibt mir nur übrig, dir Glück zu wünschen!«
»Danke, das kann ich gebrauchen! Ich habe das Gefühl, dass ich womöglich in ein Wespennest steche!«, fügte Saskia leise hinzu.
»Also, Pfüat di, Toni! Grüße mir Anna, die Kinder und den alten Alois. Und halte mir als Zufluchtsort die Kammer frei.«
»Das werden wir! Und grüße du mir die Eltern!«
»Himmel, Toni! Deine Eltern dachten, dass ich bei ihnen übernachte. Sie werden beunruhigt sein!«
»Sorg‹ dich net, Saskia! Ich rufe sie an und sage ihnen, dass du bei uns gewesen bist. Aber es ist noch früh. Vielleicht haben sie dich noch nicht vermisst.«
Saskia ging in die Kammer. Sie benetzte ihr Gesicht mit kaltem Wasser und putzte schnell die Zähne. Dann zog sie ihren Rucksack auf und ging hinaus. Toni war dabei, den Kamin in der großen Wirtstube von Asche zu säubern. Sie nickte ihm zu und ging davon.
Toni wartete einen Augenblick, dann spähte er aus der Tür der Berghütte. Saskia wanderte mit großen Schritten das Geröllfeld hinauf.
»Des Madl ist doch auf dem Weg zur Basler-Alm übers ›Erkerchen‹, dann den ›Pilgerpfad‹ entlang. Sie wird die ›Wolfsgub‹ hinuntersteigen«, sagte Toni leise und streichelte dabei Bello, der neben ihm stand.
Die Tür zur Basler-Almhütte stand offen, als Saskia ankam. Florian und sein Vater saßen am Tisch. Sie tranken Kaffee, jeder hatte ein Stück trockenen Kuchen vor sich liegen.
»Ja mei, Madl! Da bist ja wieder! Bist wieder unterwegs!«
»Guten Morgen! Eh …, mmm…, ich meine ›Grüß Gott‹, wie man hier in den Bergen sagt. Ja, ich bin noch einmal vorbeigekommen, weil …, weil …, ja weil ich eine Frage habe.«
Saskia lief rot an.
»Was wirst denn so rot im Gesicht, Madl! Fragen kann man immer, es ist nur ungewiss, dass man auch eine Antwort bekommt«, sagte der alte Bauer.
Florian saß dabei. Saskia fiel auf, dass er sie nicht ansah und sich auch nicht am Gespräch beteiligte.
»Also, Madl, was willst fragen? Nur Mut!«
Saskia räusperte sich. Ihr Hals war wie zugeschnürt, ihr Herz raste.
»Ich bin Studentin! Ich habe mich bei einer Zeitung um eine Stelle beworben für nächstes Jahr nach meinem Examen. Die Zeitung will zwei große Reportagen. Da … da … dachte ich mir, ich könnte über die Rinder hier schreiben und über die Kälbchen.«
Sie räusperte sich wieder.
»Dazu müsste ich schon öfters herkommen … Ich könnte auch hierbleiben … Ich meine, ich würde auf meine Art dafür bezahlen … Ich könnte aufräumen und sauber machen …«
Florian sah kurz auf. Seine blauen Augen trafen Saskia mitten ins Herz.
»Wir sind so gar net auf einen Logiergast eingestellt. Des ist hier alles ziemlich primitiv …«
Der Bauer sah sich um und war jetzt sehr verlegen.
»Das stört mich nicht. Es sieht schlimmer aus, als es ist«, beschönigte Saskia. »Mir geht es nur darum, dass