Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.hantierte Rosemarie in der Küche.
»Oh, was machst du?«
»Ich fange an, das Mittagessen vorzubereiten, Herr Pfarrer. Werden Sie zum Essen hier sein?«
»Naa, ich habe einen Termin! Komm mal mit in mein Studierzimmer!«
Rosemarie wischte sich die Hände ab und folgte ihm.
»Setz dich!«, sagte er und bot ihr einen Stuhl an.
Er setzte sich gegenüber und schaute sie an.
»Ich habe da etwas, worüber ich mir Gedanken mache. Es gibt oben die Berghütte. Dort leben Anna und Toni Baumberger mit ihren beiden Adoptivkindern Sebastian und Franziska. Außerdem gibt es noch den früheren Hüttenwirt, den alten Alois. Der verbringt seinen Lebensabend auf der Berghütte, seiner Heimat. Wenn du so willst, Rosel, es ist eine Familie mit drei Generationen, die auf der Berghütte lebt und arbeitet. Die Anna ist älter als du, Mitte Dreißig wird sie jetzt sein. Sie ist auf der einen Seite vielleicht auch ein bisserl einsam, weil sie wenig Kontakt mit den Frauen aus dem Ort hat. Dazu leidet sie ein bisserl darunter, dass sie für die beiden Kinder wenig Zeit hat. Sie würde gern mehr Zeit mit ihnen verbringen, wie das eben eine Mutter mit den Kindern tut. Sie würde gern mit ihnen Spiele machen oder mit der Franziska basteln oder nähen. Dafür hat sie wenig Zeit. Das bedrückt sie. Die Arbeit wächst ihr über den Kopf. Da hatte ich den Einfall, du könntest sie für eine Weile entlasten. Die Helene Träutlein war zu alt für eine solche Aufgabe. Die konnte ich nicht schicken. Die Anna etwas entlasten, das könntest du besser. Um mich musst du dir keine Sorgen machen. Ich kann bei Tonis Eltern essen. Sie haben ein kleines Gasthaus am Ende der Hauptstraße. Du würdest mir wirklich helfen, wenn du der Anna etwas unter die Arme greifen würdest.«
»Wir lange soll ich auf der Berghütte bleiben?«
»Ich dachte eine Woche, vielleicht auch zwei Wochen. Das kannst du entscheiden, wenn du oben bist. Es soll dir auch gefallen.«
»Mir gefällt es überall. Ich bin nicht anspruchsvoll, Herr Pfarrer.«
»Dass du nicht anspruchsvoll bist, das habe ich schon bemerkt, Rosel. Gut, dann packe deine Sachen. Ich habe dir einen Rucksack besorgt. Den kannst nehmen. So ein Rucksack ist bequemer als ein Koffer. Es führt keine Straße auf die Berghütte hinauf. Das letzte Stück ist nur zu Fuß über einen Bergpfad zu erreichen.«
»Wann soll ich dorthin?«
Pfarrer Zandler schaute auf die Uhr.
»Der Toni wird in knapp zwei Stunden vorbeikommen und dich mit seinem Geländewagen mit hinauf auf die Oberländer-Alm nehmen. Das ist unterhalb der Berghütte. Dort parken alle Autos. Von der Oberländer Alm bekommt die Berghütte Milch, Sahne, Butter und Käse. Die Alm wird von zwei Alten betrieben, dem Wenzel und der Hildegard Oberländer. Wenn du mit ihnen sprichst, dann kannst du ihnen sagen, dass ich sie bald mal besuche.«
Rosel stand auf. Sie spielte nervös mit ihren Schürzenbänder.
»Dann werde ich am besten gleich packen, Herr Pfarrer Zandler!«
»Ja, gehe packen! Packe warme und bequeme Sachen ein. Auf der Berghütte kann es schon mal kühl werden.«
Rosemarie nickte. Sie ging hinaus.
Pfarrer Zandler schloss die Tür und rief Anna auf der Berghütte an. Toni hatte ihr den Besuch schon angekündigt. Er sprach ausführlich mit Anna und sagte ihr, auf was es ihm ankam.
»Anna, ich bin mir sicher, dass auf dem Herzen der Rosel ein schwerer Stein lastet. So schüchtern und gehemmt zu sein, des ist einfach nicht normal. Vielleicht taut sie bei euch oben auf der Berghütte etwas auf.«
»Ich will mein Bestes versuchen, Pfarrer Zandler«, versprach Anna. »Außerdem wird die Franzi schon auch ein Stück dazu beitragen, dessen bin ich mir sicher. Sie wissen ja, wie unschuldig Franzi die heikelsten Fragen stellen kann.«
»Oh ja! Aber das hat der Himmel wohl so vorgesehen, dass die Kinder unschuldig sind und unschuldige Fragen stellen können. Wenn es Schwierigkeiten gibt, dann kannst du mich jederzeit anrufen Anna. Du wirst sehen, die Rosemarie Rankl ist ein liebes Madl. Sie macht auf mich nur einen unglücklichen Eindruck. Vielleicht hat das Madl einen Liebeskummer, wer weiß?«
Anna versprach, sich ihrer anzunehmen und ihr eine schöne Zeit auf der Berghütte zu machen. Pfarrer Zandler war zuversichtlich.
Toni kam und holte Rosel ab.
*
Bevor Toni in den Milchpfad einbog, hielt er vor seinem Elternhaus. Sein Vater Xaver stand mit Gaudenz Moosbauer vor dem Schuppen. Toni stieg aus.
»Grüß dich, Gaudenz! Wir haben uns lange nicht gesehen.«
»Grüß Gott, Toni! Ja, des stimmt. Da wohnt man im selben Ort und sieht sich so selten.«
»Bist auch lange nimmer auf der Berghütte gewesen. Im letzten Jahr hast uns öfters besucht.«
»Des stimmt. Aber im letzten Jahr, da hatte ich auch noch mehr Zeit. Die Eltern haben mir den Hof übergeben und sich auf das Altenteil zurückgezogen. Ich habe meine Stelle als Technischer Zeichner in Kirchwalden gekündigt. Ich arbeite jetzt als freier Zeichner für verschiedene Architekturbüros und habe mir den alten Schweinestall als Büro ausgebaut. Der Moosbauer-Hof war in den letzten Jahren nur ein Nebenerwerbshof. Der Vater ging in die Großmarkthalle nach Kirchwalden zum Arbeiten, und die Mutter kümmerte sich um die Pensionsgäste. Sie helfen zwar immer noch ein bisserl, aber ich mache den größten Teil der Arbeit, so wie sich das auch gehört. Ich habe die Scheune ausgebaut und mehrere Ferienwohnungen eingebaut. Ich habe alles alleine gemacht. Komme doch mal vorbei und schaue es dir an!«
»Vielleicht bei Gelegenheit, Gaudenz. Danke für die Einladung. Ich hoffe trotzdem, du gehst mal wieder wandern und besuchst uns auf der Berghütte.«
Toni sah, dass Gaudenz Moosbauer die ganze Zeit immer wieder einen Blick ins Auto warf.
»Toni!«, raunte er und machte eine Kopfbewegung, die besagte, Toni sollte ihm folgen.
Gaudenz überquerte die Straße, Toni folgte ihm.
Mit gesenkter Stimme fragte Gaudenz: »Wer ist das Madl da in deinem Auto auf dem Beifahrersitz?«
Toni grinste.
»Hast sie die ganze Zeit schon beobachtet, wie?«
»Sie hat feine Gesichtszüge! Sie ist so anders als alle Madln hier. Sie ist auf eine ganz eigene Art sehr, sehr fesch. Mei, sie ist irgendwie besonders. Sie ist nicht von hier, wie?«
Toni senkte jetzt auch die Stimme.
»Das ist Rosemarie Rankl, die Vertretung im Pfarrhaus, solange die Helene in Kur ist. Pfarrer Zandler schickt sie einige Tage zu uns auf die Berghütte.«
Gaudenz sah wieder zu Tonis Geländewagen.
»Ah, sie ist es! So sieht sie aus! Meine Mutter hat sie schon gesehen am Sonntag in der Messe. Ich bin kein so eifriger Kirchgänger.«
Gaudenz verschränkte die Arme über der Brust und schaute Toni an.
»Du sagst, sie ist einige Tage bei euch auf der Berghütte?«
Toni nickte und lächelte.
»Es schaut aus, als würdest du uns bald mal besuchen. Das denke ich, wenn ich deinen Blick richtig deute.«
Gaudenz grinste.
»Des kann schon ganz gut möglich sein, Toni! Ja, ja, des ist sogar sehr gut möglich. Du hast völlig Recht, ich sollte mal wieder wandern gehen.«
»Dann tue dir keinen Zwang an. Bist uns jederzeit willkommen. Vielleicht kommst am Freitagabend hinauf. Da machen wir einen Hüttenabend mit Tanz.«
»Mei, des hört sich doch gut an! Des hört sich sehr gut an.«
Gaudenz reichte Toni zum Abschied die Hand.
»Pfüat di, Toni!«
»Pfüat di, Denzl!«, rief