Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.hatte. Sie versorgte die Berghütte oft mit frischem Gemüse aus dem eigenen Garten.
Toni stieg ein und fuhr los.
»Entschuldige, dass du hast länger warten müssen, Rosel. Mit dem Denzl Moosbauer bin ich früher oft wandern gewesen. Wir hatten lange Touren gemacht und in Schutzhütten übernachtet. Aber das ist schon mehr als zehn Jahre her. Das Leben geht weiter und alles verändert sich. Inzwischen habe ich mit meiner Frau die Berghütte übernommen. Wir haben zwei Kinder, Franziska und Sebastian. Die beiden sind ganz herzig. Du wirst sie mögen, Rosel.«
Rosel hörte zu. Sie schaute Toni nur an und nickte.
Sie ist wirklich sehr ruhig, dachte Toni. Bin gespannt, wie sie sich bei uns auf der Berghütte macht. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Aufenthalt bei uns einen Menschen verändert. Auf der Berghütte ist man der Natur noch näher als im Ort. Nichts lenkt einen ab. Es gibt nur die Gipfel der Berge ringsum, der blaue Himmel am Tage und der Sternenhimmel in der Nacht.
Sie kamen auf der Oberländer-Alm an. Toni schulterte den Rucksack mit dem Gemüse. Rosemarie nahm ihren Rucksack.
»Grüß Gott, Toni! Hast alles in Kirchwalden erledigen können? Bist ja schnell wieder zurück!«, rief ihm Wenzel Oberländer zu.
»Danke der Nachfrage, Wenzel. Ja, es hat nicht lang gedauert.«
»Und wen hast du da bei dir?«, fragte Wenzel.
Er betrachtete Rosemarie, die sich im Hintergrund hielt.
»Des ist die Rosemarie Rankl. Sie macht Vertretung im Pfarrhaus für die Träutlein.«
Hildegard Oberländer kam dazu, die Hilda gerufen wurde. Sie ging auf Rosel zu und reichte ihr die Hand.
»So, so, dann tust du unsere gute Helene vertreten, das ist recht so.«
Rosemarie gab ihr die Hand.
»Grüß Gott! Pfarrer Zandler hat mir aufgetragen, Ihnen zu sagen, dass er sie bald einmal besuchen wird.«
»Da freuen wir uns!«, sagte Hilda. »Im Sommer kommen wir sonntags selten ins Dorf zur Messe.«
»Wie alt bist, Madl?«, fragte Wenzel.
Noch bevor Rosel antworten konnte, schritt Hilda ein.
»Wenzel, höre auf! Des Madl ist kein gewöhnliches Madl, des ist die Haushälterin von unserem Herrn Pfarrer. Des gehört sich net, sie so auszufragen. Bitte entschuldigen Sie, Frau Rankl. Aber so alt, wie der Wenzel auch ist, er kann es net lassen, mit jedem Madl, das hier vorbeikommt, zu reden.«
Rosemarie nickte nur. Toni sagte: »Der Wenzel meint es net böse. Er ist nur ein bisserl neugierig. Er unterhält sich gern. Ein anderes Mal kannst bestimmt ausführlich mit der Rosel schwatzen, Wenzel. Aber jetzt haben wir keine Zeit. Die Anna wartet auf uns.«
Sie verabschiedeten sich. Toni ging auf dem Bergpfad voraus, Rosemarie folgte ihm. Toni ging etwas langsamer, damit er Rosel nicht überforderte. Sie ging still und gleichmäßig hinter ihm her. Toni blieb dann und wann stehen und erklärte ihr die Gegend.
Er nannte ihr die Namen der Berggipfel und erzählte ihr einige Anekdoten aus Waldkogel. Rosemarie hörte nur zu.
»Es ist sehr still hier!«
Das war das Einzige, was sie sagte.
Sie erreichten die Berghütte.
»Anna, wir sind da!«, rief Toni.
Anna kam aus der Küche. Sie lächelte Rosemarie an.
»Grüß Gott, Rosemarie, oder Rosel! Danke, dass du einige Tage bei uns bleiben willst.«
»Das tue ich gerne! Wie kann ich dir helfen?«
»Ich zeige dir erst einmal deine Kammer, Rosel!«
Während Toni das Gemüse in der Vorratskammer aufschichtete, führte Anna Rosemarie in die Kammer.
»So, das ist dein zuhause für die Tage auf der Berghütte. Hier bist du ungestört. Die Tür gegenüber, das ist die Tür zu Alois Kammer. Dem alten Alois hat früher die Berghütte gehört.«
»Pfarrer Zandler hat mir von ihm erzählt. Er verbringt hier seinen Lebensabend. Schön, dass er hier sein kann«, sagte Rosel.
»Toni und ich freuen uns auch darüber. Es ist schön, ihn hier zu haben. Er ist wie ein Großvater für die Kinder, vielleicht eher wie ein Urgroßvater von seinem Alter her. Er hat sich etwas hingelegt. Du wirst ihn später kennenlernen. Der alte Alois ist ein wunderbarer Mensch. Er kann herrliche Geschichten erzählen über Waldkogel und die Berge. Vielleicht kennst du schon einige davon. Es sind immer die gleichen Geschichten, die er erzählt, aber er ist ein guter Geschichtenerzähler. Jeder hört ihm gerne zu. Wenn er Geschichten vom ›Engelssteig‹ und ›Höllentor‹ erzählt, dann ist es in der Berghütte so still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte.«
»Klingt interessant! ›Engelssteig‹ und ›Höllentor‹, so heißen hier in der Nähe doch zwei Berge.«
»Ja, hier oberhalb der Berghütte, das ist der ›Engelssteig‹ und drüben auf der anderen Seite des Tales, das ist das ›Höllentor‹. Du bist nicht aus der Gegend hier?«
»Nein! Ich bin erst vor einigen Monaten in die Kreisstadt gezogen, nachdem ich beim Bistum eine Anstellung bekam.«
Anna bemerkte, dass Rosemarie verschwieg, wo sie herkam.
»Rosel, wir werden uns gut verstehen, da bin ich mir sicher. Und Zeit fürs Plaudern werden wir auch finden. Ich freue mich jedenfalls, dass du hier bist.«
»Ich freue mich auch, dass ich dir helfen kann. Sage mir gleich, was ich tun kann. Auspacken kann ich später.«
»Gut, dann komme mit in die Küche.«
Rosemarie folgte Anna.
»Es gibt Eintopf zum Mittag, und dazu Schmalzgebackenes mit Kompott.«
Anna reichte Rosemarie eine Schürze.
»Vielleicht ziehst du die über? Auf deiner schwarzen Schürze wird das Mehl Flecken hinterlassen.«
Rosel band sich die Schürze über die eigene. Sie rollte die langen Ärmel ihres Dirndls auf und begann, Anna zu helfen. Nach kurzer Zeit arbeiteten die beiden Frauen im Team, als hätten sie nie etwa anderes getan.
»Geht es euch gut?«, fragte Toni.
Er kam für einen Augenblick in die Küche und naschte den noch warmen Schmalzkücherl.
»Ja, es geht wunderbar. Unterbrich uns nicht, Toni! Es läuft hier wie am Schnürchen«, sagte Anna.
Später bedienten Anna und Toni die Hüttengäste auf der Terrasse. Rosel übernahm die Regie in der Küche der Berghütte. Anschließend spülte sie Geschirr und Anna trocknete ab.
Sebastian und Franziska kamen aus der Schule. Basti grüßte nur kurz und verschwand dann in seinem Zimmer. Paul, der Sohn des Försters, hatte ihm ein Buch ausgeliehen und Sebastian wollte lesen. Franziska setzte sich an den Küchentisch und betrachtete Rosemarie. Anna fiel auf, dass Franziska sehr still war.
»Gibt es etwas, was du erzählen willst, Franzi? Wie war es in der Schule?«
»Es war wie immer in der Schule. Ich wäre noch gerne mit Ulla ins Forsthaus gegangen. Aber der Xaver Großvater hat es nicht erlaubt. Schade! Im Forsthaus gibt es ein Rehkitz. Es ist noch ganz jung. Ullas Mutter zieht es mit der Flasche groß.«
»Warum ist es nicht bei seiner Mutter?«
Franzi zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß nicht? Ullas Vater hat es erst heute Morgen gefunden, als er ganz früh im Forst war. Die Ulla wäre am liebsten nicht in die Schule gegangen. Sie ist auch zu spät gekommen. Aber sie weiß nicht, warum das Kitz nicht bei seiner Mutter ist.«
»Vielleicht hat seine Mutter es verlassen«, sagte Rosel leise.
»Naa,