Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Arbeit kann ich dir abnehmen. Vielleicht hast du noch andere Arbeit zu tun, Arbeit, die ich als Mann net machen kann. Also gib mir das Messer.«

      Rosemarie zögerte. Doch dann überließ sie ihm am Tisch das Brett und die Brote. Sie raspelte Gewürzgurken und machte daraus eine Beilage zu der Grillwurst, ähnlich einem amerikanischen Relish, das sie einmal auf einem Fest gekostet hatte. Es war ganz einfach. Sie raspelte die Gewürzgurken klein und gab feingehackte Petersilie und Schnittlauch dazu. Sie schmeckte die Mischung mit Salz, Pfeffer und etwas Zucker ab. Gaudenz beobachtet sie, sprach sie aber nicht an.

      Der Abend nahm seinen Verlauf. Es wurde zuerst auf der Terrasse der Berghütte gefeiert, bis es dunkel wurde. Es wurde getanzt und gegessen. Als es auf Mitternacht zuging, legten sich die meisten der Hüttengäste schlafen. Einige wenige saßen noch beim alten Alois am Kamin und lauschten seinen Geschichten. Toni und Anna kamen in die Küche.

      »Danke euch beiden für eure Hilfe. Das war wirklich ein gelungener Abend! Ich hatte endlich einmal Zeit, mit meiner Anna zu tanzen. Wollt ihr euch nicht auch noch einen Augenblick zum Alois an den Kamin setzen? Anna und ich machen hier in der Küche weiter.«

      »Es ist nicht mehr viel Geschirr, das zu spülen ist, Anna. Lass mich das fertig machen. Gönnt euch eine Pause, jetzt, wo ich hier bin. Außerdem habe ich dem Pfarrer Zandler versprochen, euch zu entlasten.«

      »Da hörst du es, Toni«, warf Gaudenz ein, »wenn Pfarrer Zandler das so will, dann musst du dich fügen.«

      Toni unterdrückte ein Grinsen. Er legte Anna den Arm um die Schultern.

      »Gut, wir geben uns geschlagen, Anna. Dann lass uns schlafen gehen. Gute Nacht, Rosel, gute Nacht, Gaudenz!«

      Als sie fort waren, bemerkte Gaudenz: »Die beiden verstehen sich gut! Sie sind ein schönes Paar, die beiden, und noch so verliebt wie am ersten Tag!«

      Rosemarie schaute Gaudenz an.

      »Ja, die beiden sind ein schönes Paar. Sie lieben sich wirklich, das kann man sehen. Es ist schön, dass es noch solche Paare gibt«, sagte Rosemarie leise, als führte sie ein Selbstgespräch.

      »Ja, es gibt sie! Es gibt sie vielleicht öfters, als man annimmt. Es wird ja meistens über Paare geredet, die sich nicht verstehen und Anlass zu Skandalgeschichten geben«, warf Gaudenz ein.

      »Das ist wahr«, sagte Rosemarie leise und fügte noch leiser hinzu, »üble Geschichten und Skandale verbreiten sich schneller als gute Geschichten.«

      »Des stimmt, Rosemarie! Das hast du schön gesagt. Der Mensch hat eine Sucht nach schlimmen Sensationen. Das ist eigentlich eine Schande.«

      Sie nickte wieder. Gaudenz räusperte sich.

      »Rosemarie, dich stört es doch nicht, dass ich Rosemarie zu dir sage und nicht Rosel?«

      Sie schaute ihn an. Es kam Gaudenz vor, als leuchteten ihre Augen einen Augenblick auf.

      »Du kannst weiter Rosemarie zu mir sagen, wie ich richtig heiße, wenn dir der Name nicht zu lang ist.«

      »Er ist nicht zu lange. Er ist schön und passt viel besser zu dir als Rosel. Wenn jemand Rosemarie heißt, denke ich eher, man ruft das Madl vielleicht ›Marie‹, aber doch nicht ›Rosel‹.«

      Rosemarie warf ihm einen kurzen Blick zu. Er nahm es als Zustimmung. Draußen in der Wirtstube der Berghütte verstummten die Geräusche. Die Letzten zogen sich auf den Hüttenboden zurück. Alois warf durch die offene Tür den beiden einen Gruß zu und ging in seine Kammer. Bello, der die ganze Zeit vor dem Kamin gelegen hatte, verzog sich zu den Kindern.

      »Jetzt sind wir alleine, Rosemarie!«

      »Ja, wir sind auch gleich fertig hier!«

      Sie trocknete die letzten Teller ab.

      »Wollen wir zusammen noch ein Bier trinken? Bitte, das kannst du mir nicht abschlagen?«

      »Du kannst dir gerne ein Bier nehmen. Ich trinke einen Kräutertee!«

      »Gut, dann nehme ich auch einen Tee!«

      Rosemarie nahm vom Küchenregal zwei Becher und schenkte Kräutertee ein, der immer hinten auf dem Herd in einer Emailkanne stand.

      »Wollen wir einen Augenblick hinaus auf die Terrasse der Berghütte gehen?«

      Statt einer Antwort holte Rosemarie ihre Jacke aus der Kammer. Sie ging hinaus auf die Terrasse der Berghütte.

      Gaudenz hatte inzwischen einige Decken auf zwei Stühlen ausgebreitet.

      »Bitte schön!«

      »Danke!«

      Gaudenz schaute hinauf in die Sterne.

      »Was für eine schöne Nacht! Es ist zwar etwas kühl, aber dafür ist die Luft klarer. Man kann die Sterne noch besser sehen und den Mond.«

      »Ja, es ist ein sehr schöner Anblick! Einfach überwältigend.«

      »Gefällt dir Waldkogel?«, fragte Gaudenz.

      »Ja! So auf den ersten Blick ist es sehr schön und die Menschen sind sehr freundlich. Es ist ein besonderer Ort.«

      »Ja, Waldkogel ist ein besonderer Ort. Jeder, der einmal hier war, der kommt wieder. Wie lange bleibst du?«

      »Es sind vier Wochen, bis Frau Träutlein aus der Kur zurück ist.«

      »Und was machst du danach?«

      »Ich werde in ein anderes Pfarrhaus als Vertretung geschickt.«

      »Gefällt dir das?«

      »Darauf kommt es nicht an! Es ist meine Arbeit!«

      »Ich stelle mir das schwierig vor, ständig fremd zu sein. Sehnst du dich nicht, daheim zu sein?«

      Rosemarie schwieg und schaute in den Becher mit dem Kräutertee.

      »Es gefällt mir so!«

      Gaudenz fiel auf, dass Rosemarie seine Frage nicht beantwortet hatte. Er dachte nach.

      Behutsam steuerte er das Gespräch.

      »Soll ich aus deiner Antwort schließen, dass die Fremde dir lieber ist als die Heimat?«

      »Heimat – Fremde! Das sind bedeutungsschwere Wörter.«

      »Du möchtest nicht darüber sprechen, Rosemarie?«

      »So ähnlich! Ich rede kaum über mich. Es gibt auch nichts zu sagen. Außerdem habe ich im Leben gelernt, vorsichtig und nicht zu vertrauensselig zu sein. Ich bin mal hier, mal dort, immer nur einige Wochen. Wenn man ein Leben auf der Durchreise führt, dann stellt man sich um. Man passt sich an, hütet sich, Bekanntschaften zu knüpfen, denn man weiß, dass man wieder fortgehen wird. Es würde nur schmerzen.«

      »Jetzt verstehe ich! Deshalb bist du so schweigsam. Es ist ein Selbstschutz. Bist du früher einmal enttäuscht worden? Oder willst du nicht mit mir darüber reden?«

      »Ist nicht jeder Mensch schon einmal enttäuscht worden?«

      »Du weichst meiner Frage aus.«

      »Ich rede nicht über persönliche Dinge. Das bringt nichts.«

      »Du bist sehr enttäuscht worden.«

      »Wenn du unbedingt willst – ja! Aber ich möchte nicht darüber reden.«

      »Du hast Angst vor Mitleid!«

      »Möglich …, ja, wahrscheinlich ist es so. Es gibt viele Menschen mit falschen Gefühlen.«

      »Hat dich ein Bursche so enttäuscht? Bist du verliebt gewesen und die Liebe ist zerbrochen?«

      »Nein!«

      »Wie? Ist das ein Nein auf meine erste Frage oder auf meine zweite Frage?«

      »Auf beide Fragen! Warum interessiere ich dich? Das tue ich doch oder?«

      Gaudenz spürte wie sein Herz schneller schlug.


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