Hopfenbitter. Alexander Bálly

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Hopfenbitter - Alexander Bálly


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      »Du meinst, der bescheißt seine Mandanten?«

      »I halt’s für wahrscheinlich. I hab ihn amal gefragt, was er so nimmt. Nicht dass mir jetzt a Gewerbe anmelden oder so. Aber interessiert hat’s mi halt. Der Mann nimmt fünfundsiebzig Euro pro Stunde. Aber er arbeitet gleich an zwei Fällen zur selben Zeit. Und er verlangt aa noch Spesen. Die wird der Hallodri, denk i ma, gleich beiden Auftraggebern in Rechnung stellen.«

      »Spannt man das nicht?«

      »Oh, i bin sicher, er is Hallodri genug, dass er des schon so geschickt hindreht.«

      »Aber mit dir hat er Bäume g’sucht?«

      »Genau. Wir ham die Baam g’sucht. Aber da warn mir ned recht erfolgreich. I glaub ned, dass es noch viele Eichen oder Linden in der Gegend um Wolnzach gibt, die mir ausg’lassen ham. Nix ham mir g’funden. Mir ham zwar rund zehn Paare von Linde und Eiche g’funden und dann da rund ummadum g’sucht. Häuser und aa Höfe hat’s da schon g’nügend, von denen man die Baam im Hintergrund erkennen tat, aber entweder stimmen die Häuser überhaupt ned, oder die Baam schaun ganz anders aus.«

      »Schad! Und dann?«

      »Heut Nacht is mir dann die Idee gekommen!«

      Sie waren an diesem Vormittag noch einmal losgefahren. Wimmer lotste den Detektiv zu einer Linde. Es war der einzige große Baum in weitem Umkreis.

      »Und wo ist jetzt die Eiche?«, wollte er wissen.

      »Hier gibt es keine Eiche. Aber schauen S’ amal da hinüber. Sehen Sie da die Doppelhaushälften? Die ham s’ in de siebzger Jahr hingestellt. Vorher is da a Wiesen gewesen. Wissen S’, wieso ich mich da so gut erinner?

      Biss schüttelte den Kopf.

      »Da hab ich als Bua Kastanien g’sammelt, für die Wildfütterung.«

      Sie gingen hinüber, und Biss zog das Foto heraus.

      »Also, wenn hier etwa die Kastanie stand und es dieser Baum hier ist … und die Linde dort drüben die da …«, Biss peilte mit seinem aus der Faust gestreckten Daumen in die Landschaft, »… dann muss unser Hof in dieser Richtung liegen.«

      Dort lag er dann auch. Bald hatten sie das Anwesen gefunden.

      Biss war erleichtert. »Ich bin sehr froh, dass ich Sie gefragt habe. Ohne Sie, ich glaub, da hätte ich das Haus nie gefunden.«

      »Ach, a bisserl a Glück war da scho aa dabei«, wehrte Wimmer das Lob ab, auch wenn es ihn natürlich freute, dieses Rätsel gelöst zu haben. Biss aber stellte fest, dass es schon auch seiner Tüchtigkeit geschuldet war.

      »Ohne die Bäume hätten wir gar nicht gewusst, nach was wir schauen sollen. Glück ist schon recht, aber das ist dann nur noch dazugekommen.«

      Der Hof lag bei Wolnzach, ein Stück südlich der Autobahn im Ortsteil Jebertshausen. Die Zeit war auch an diesem Anwesen nicht spurlos vorübergegangen. Die Gebäude waren in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals umgebaut worden und hatten ihr Aussehen stark verändert. Der Standpunkt, von dem aus das Bild aufgenommen worden war, war inzwischen von einer Maschinenhalle überbaut. Diesen Blickwinkel aufs Gebäude gab es also so gar nicht mehr. Im ersten Stock waren einige Fenster zugemauert und andere vergrößert worden, die Treppe zur Haustür war neu und breiter angelegt worden, und wo früher eine Scheunentür gewesen war, waren heute zwei Garagenschwingtore.

      Von den Einzelheiten des Fotos waren nur noch der Balkon zu erkennen und die Nische mit einem Heiligen Florian. Dennoch … die Strukturen und Dimensionen glichen denen auf dem Bild aufs Haar. Biss und Wimmer waren sich einig: Das musste das gesuchte Haus sein.

      Biss brachte Wimmer zur Metzgerei zurück. Als der Wagen hielt, zog er einen Quittungsblock und füllte ihn aus.

      »L. Wimmer Wolnzach – von Dirk Biss tausendvierhundert Euro für Recherchearbeiten – dankend erhalten«, stand auf dem Quittungsblock.

      »Stimmt das so?«

      Wimmer nickte. »Dann fehlt nur noch a Kleinigkeit. Wenn i des quittieren soll, müssen S’ natürlich auch zahlen.«

      Doch Biss hatte schon das Handschuhfach aufgeschlossen. Darin sah Wimmer den Griff einer Pistole. Die interessierte Biss aber nicht. Er griff nach einer dicken schwarzen Geldbörse.

      »Sie sind bewaffnet?«

      »Ich bin bewaffnet. Ja. Aber ich rate niemandem, Waffen zu tragen. In fast allen Fällen machen Waffen die Situation nur komplizierter und gefährlicher.«

      »Und wieso kutschieren mir dann so an Schießprügel im Auto umanand?«

      »Um für jede Eventualität gewappnet zu sein. Außerdem: Ich bin ein Ex-Polizist und weiß, wann und wie man mit Schusswaffen umgeht und – was noch wichtiger ist – wann man sie im Handschuhfach lässt. Für Amateure ist eine Pistole ein ganz gefährliches Werkzeug. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen …«

      Das tat Wimmer ganz sicher nicht.

      »… dann denken Sie daran, dass die Waffe Ihnen eine trügerische Sicherheit verleiht und Ihren Gegner fast immer provoziert. Je nachdem, wie der drauf ist, wird der dann etwas Verrücktes machen.«

      Dann zählte er sieben Zweihundert-Euro-Scheine ab, während Wimmer die Quittung unterschrieb. Es mochte übertriebenes Misstrauen sein, aber der alte Metzger zählte die Scheine nach und stellte dabei erleichtert fest, dass sie echt aussahen, sich auch so anfühlten und alle verschiedene Nummern hatten.

      »Tja, Herr Biss. Es hat mich gefreut.«

      »Mich auch. Ich bedanke mich herzlich. Sie haben mir sehr geholfen. Wenn Sie ernsthaft in das Gewerbe einsteigen wollen, kann ich Ihnen gern helfen. Ansonsten … es hat mir Spaß gemacht mit Ihnen. Alles Gute weiterhin.«

      Die guten Wünsche erwiderte Wimmer. »Wie geht es jetzt weiter bei Ihnen?«

      »Na ja, jetzt werd ich schauen, dass ich herausbringe, wer auf dem Hof lebt. Dann ist dieser Fall abgeschlossen, und ich teile es meinem Mandanten mit. Vorher aber stelle ich ihm noch eine Rechnung. Und dann hab ich ja noch den anderen Fall.«

      »Um was geht’s da?«

      »Ich darf darüber nichts sagen. Aber es ist was recht Großes!«

      »Und was machen wir jetzt mit dem Geld, Opa?«

      »I denk, mir kaufen der Assistenzdetektivin an g’scheiten Sturzhelm. Dann kannst deine Leihgabe wieder zurückgeben.«

      Dass Anna am Abend mit einem zur Kombi passenden Sturzhelm nach Hause kam, ließ Karolas Blick hart werden.

      »Wo hat die junge Madame denn das Geld für einen Helm her? Papa, hast du ihn ihr gekauft?«

      »Na ja, sie hat mir a bisserl am Rechner geholfen bei dem Auftrag für den Detektiv. Und der hat heut bezahlt. Da hab i g’meint, der Helm, des is dann ihr Anteil.«

      Karolas Miene hellte sich auf. »Ihr seid’s also fertig geworden mit eurem Detektiv-Schmarrn?«

      »Ja. Mir ham des Haus g’funden, das er gesucht hat.«

      »Der Opa hat’s g’funden, Mama!«

      »Gott sei Dank, dass der Unfug diesmal so schnell a End hat. Und lass dir ned einfallen, jetzt die Detektivspielerei offiziell als Gewerbe zu eröffnen, Papa.«

      »Naa, Karola, da bin i mir recht sicher. Des is dann doch a bisserl zu intensiv.«

      »Dann hoff ich amal, dass das die letzte Detektivgaudi war und du künftig deine Freizeit so verbringst, wie man es von am anständigen Ruheständler erwarten kann.«

      16.9.1957

      Franziska seufzte. Es war wieder einmal schön gewesen. Nach den sechzehn Tagen bei den Bichlers sahen zwar ihre Hände wieder zum Fürchten aus, doch etwas Geduld und Atrix, ihre treue Handcreme, würden ihre zehn kleinen Helferlein schon wieder manierlich werden lassen.

      Sie


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