Tod in Rothenburg. Barbara Edelmann

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Tod in Rothenburg - Barbara Edelmann


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bestens zu amüsieren, abgesehen von ein paar hektisch hin und her eilenden Servicekräften, die mühsam versuchten, sich mit voll beladenen Tabletts einen Weg durch das Getümmel zu bahnen, das für einen Sonntagabend in der bekanntesten Tanzbar am Rande von Ansbach durchaus normal war.

      »Ich muss weg. Sofort.« Die attraktive Frau kletterte anmutig vom Barhocker und strich sich das Seidenkleid glatt. Ihr Gegenüber hielt sich an der Theke fest, denn sie sah dabei wirklich atemberaubend aus.

      »Gibst du mir wenigstens deine Telefonnummer?«, bat er dann. »Ich fand’s wirklich nett heute.«

      »Vielleicht beim nächsten Mal.« Die fünfunddreißigjährige Dorothea Haug, genannt »Dodo«, bemühte sich um einen bedauernden Gesichtsausdruck. Während die Kommissarin des K1 in Ansbach ihr Mobiltelefon wieder in der winzigen Handtasche verstaute, versuchte sie, sich ihre Erleichterung nicht allzu sehr anmerken zu lassen.

      »Hat dein überstürzter Aufbruch etwas mit dieser geheimnisvollen Arbeit zu tun, über die du nicht sprechen kannst?« Frank konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. Im düsteren Licht der Tanzbar sah er bleich aus. »Dann sehen wir uns also nicht mehr? Oder kommst du am nächsten Sonntag vielleicht zur Karaoke-Nacht?«

      »Ich und Karaoke? Glaub mir, das will sich keiner anhören.« Dodo warf einen Zehn-Euro-Schein auf den Tresen. »Bitte bezahl für mich, der Rest ist Trinkgeld. Hat mich gefreut, Frank. Viel Glück noch bei der Suche nach deiner Traumfrau.«

      »Schade.« Frank betrachtete erst den Geldschein und dann wieder Dodo. »Du gefällst mir nämlich wirklich gut.«

      »Das Kompliment kann ich leider nicht erwidern«, flüsterte Dodo, als sie außer Hörweite war und sich durch das Gedränge auf der Tanzfläche in Richtung Ausgang arbeitete. Sie winkte dem enttäuschten Verehrer noch ein letztes Mal zu, während sie mit der anderen Hand schon in ihrer Tasche nach dem Autoschlüssel kramte. Hastig stöckelte sie über den dürftig beleuchteten Parkplatz zu ihrem Kombi. Dann fuhr sie hinein in die warme Juninacht.

      »Sind das die Zeugen?« Kurt »Kurti« Voggel, der in Rothenburg soeben sein ultraleichtes Mountainbike an eine Hausfassade gelehnt und sorgfältig gesichert hatte, sah sich aufmerksam am Tatort um und wies auf ein älteres Ehepaar, das mit zwei Polizisten diskutierte und einen aufgeregten Eindruck machte. Die Spurensicherung war bereits dabei, das Terrain zu sichern.

      In seinen kurzen Hosen und dem kurzärmeligen Camouflage-Shirt hatte ihn ein Beamter der Rothenburger Polizei zuerst für einen Touristen gehalten und mit harschen Worten zum Gehen aufgefordert, bis er endlich seinen Ausweis zeigte. Kurti nahm es gelassen, denn das war ihm schon öfter passiert. Mit dem zerzausten blonden Haarschopf über neugierigen grünen Augen wirkte der attraktive Mittdreißiger wie jemand, der den Großteil seines Tages auf einem Surfboard irgendwo an der Pazifikküste verbringt.

      Jetzt betrachtete Kurti das Ehepaar näher. Der Mann ließ die Schultern hängen und sah aus, als müsste er sich gleich übergeben, die Frau, eine vollschlanke Dame mit riesiger Brille, versuchte gerade, an den Polizisten vorbei zur Leiche zu gelangen, um dort zu fotografieren.

      »Ja, das sind sie«, antwortete der Beamte verdrossen. »Vermutlich Amerikaner. Der Mann ist total besoffen, und die Frau … ach, sehen Sie doch selbst.«

      Im selben Moment drängelte sich die Frau auch schon mit gezücktem Handy an dem Streifenbeamten vorbei.

      »Nehmen Sie ihr gefälligst das Telefon weg«, verlangte Kurti.

      »Haben wir schon.« Anklagend hielt der Beamte einen durchsichtigen Beutel hoch, in dem ein silbernes iPhone glänzte. »Die hat aus ihrer riesigen Handtasche einfach ein zweites gekramt. Also machen Sie das bitte. Wer weiß, wie viele von den Dingern sie noch dabei hat. Ich verstehe zwar nur die Hälfte von dem, was sie sagt, aber freundlich klingt es nicht. Und ihr Mann erzählt die ganze Zeit was von Kellnern, die Zwillinge sind.« Es klang frustriert.

      »Tja, man sollte nie mit jemandem diskutieren, der zwei Liter Vorsprung hat.« Kurti seufzte. »Bitte sorgen Sie mit Ihren Kollegen schleunigst dafür, dass die Anwohner in ihren Häusern bleiben.« Er deutete auf ein Fenster im ersten Stock, an dem ein neugieriges Gesicht erschienen war. Der Beamte eilte davon.

      Kurti trat zu der aufgeregten Amerikanerin und ergriff sachte ihre Hand, in der sie tatsächlich ein weiteres Smartphone hielt. »Madam«, bat er. »Please.«

      Mary Walker sah den attraktiven Kripobeamten skeptisch an. »Wer sind Sie denn?«, wollte sie wissen, während ihr Blick mit jeder Sekunde freundlicher wurde.

      Wenn es nämlich überhaupt irgendjemanden gab, dem Shorts einwandfrei standen, dann war es der neue Mitarbeiter des K1 mit einem Körperfettanteil von einundzwanzig Prozent, verteilt auf stattliche hundertfünfundachtzig Zentimeter Muskelmasse.

      »Voggel, Kriminaldauerdienst Ansbach. Special police, you understand?« Kurti war an Verständigungsschwierigkeiten mit Touristen gewöhnt, denn er wohnte in Detwang, einem Ortsteil von Rothenburg, und kannte sich in der Stadt gut aus. »Ich hatte keine Zeit, mich umzuziehen.« Erneut präsentierte er seinen Ausweis, den Mary zweifelnd betrachtete.

      »Was haben Sie gesehen?«, erkundigte sich Kurti nun höflich in einwandfreiem Englisch.

      »Nicht viel.« Mary Walker musterte ihn neugierig durch ihre riesige Brille. »Jemand schrie etwas, ich drehte mich um, und da ist mir die Frau vor die Füße gefallen.« Sie schien nicht sonderlich schockiert.

      »Haben Sie verstanden, was gerufen wurde?«, wollte Kurti wissen, aber Mary schüttelte den Kopf. »Mein Deutsch ist nicht so gut. Aber das sind Ihre dicken weißen Würste auch nicht.«

      »Ich kann jetzt nur raten, wie Sie das meinen.« Kurti grinste. »Wie viele Personen haben Sie gesehen?«

      Mary dachte nach. »Zwei. Sie schienen zu kämpfen. Aber es ging viel zu schnell. Außerdem haben wir denen da«, sie zeigte auf die Streifenbeamten, »schon alles erzählt. Darf ich jetzt mein Telefon wiederhaben?« Fordernd streckte sie ihre Hand aus.

      »Morgen, wenn wir die Daten gesichert haben, Madam, dann können Sie Ihre beiden Telefone gern wieder abholen«, erwiderte Kurti höflich. »Wo sind Sie untergebracht?«

      Mary klaubte aus ihrer riesigen Tasche einen Schlüssel mit goldenem Anhänger und ließ ihn vor seinem Gesicht baumeln.

      »Ah, der ›Goldene Hirsch‹. Wenn Sie möchten, werden Sie von zwei Beamten ins Hotel begleitet.«

      »Das schaffen wir schon allein«, sagte Mary entschieden.

      »Gut.« Kurti lächelte ihr zu. »Ihre Personalien wurden ja bereits aufgenommen. Bitte seien Sie so freundlich und kommen morgen noch auf die Wache in Ansbach, um Ihre Aussage offiziell zu Protokoll zu geben. Wie geht es Ihrem Mann?«

      »Er wird es überleben«, antwortete Mary mitleidlos. »Immerhin war er bei der Army. Hier geht es ja zu wie in Detroit. Wenn ich das vorher gewusst hätte, dann hätte ich eine Reiseversicherung abgeschlossen.«

      »Nicht nötig, gnädige Frau«, erwiderte Kurti beruhigend. »Alles pretty hier, Sie müssen sich keine Sorgen machen. Und nun muss ich Sie bitten, das Fotografieren zu unterlassen. Nur für den Fall, dass Sie noch ein drittes Smartphone irgendwo versteckt haben.« Sanft, aber resolut entwand er Marys kräftigen Fingern das zweite Mobiltelefon.

      Als sie wütend protestierte, erklärte Kurti bestimmt: »Sie bekommen es zurück, wenn wir sichergestellt haben, dass Sie keine unerlaubten Bilder vom Tatort geschossen haben. – Und nein, ich werde darüber mit Ihnen nicht diskutieren. Ich bin von der police, das hier ist unsere Angelegenheit.«

      Offenbar hatte Kurti sich deutlich genug ausgedrückt. Leise vor sich hin schimpfend, stapfte Mary, ohne sich zu verabschieden, zurück zu ihrem eingeschüchterten Mann.

      Gerade als Kurti sich der Leiche zuwenden wollte, hörte er plötzlich hinter sich eine weibliche Stimme.

      »Du bist bestimmt der Neue. Ab sofort übernehme ich.« Er drehte sich um, und eine hübsche Frau mit lockigen blonden Haaren und ernstem Gesicht streckte ihm die Hand zur Begrüßung entgegen. In


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