Umdrehen und Weggehen. Peter Strasser

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Umdrehen und Weggehen - Peter Strasser


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      PETER STRASSER

      UMDREHEN

      UND

      WEGGEHEN

      Eine Ethik der Abwendung

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      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

      1. Auflage 2020

      © 2020 by Braumüller GmbH, Servitengasse 5, A-1090 Wien

       www.braumueller.at

      Coverfoto: © Shutterstock/YevgeniyDr

      ISBN 978-3-99200-275-7

      eISBN 978-3-99200-276-4

       INHALT

       PROLOG

       KAPITEL IimageVERDICHTUNG UND ENTDICHTUNG

       DER RATTENFEHLSCHLUSS

       DAS PARADOX DER ENTDICHTUNG

       DER ZWANGLOSE ZWANG

       DER ZWANG DES ZWANGLOSEN ZWANGS

       KAPITEL IIimageDIE PSYCHOLOGISCHE FESSEL

       BEZIEHUNGSFALLEN

       WO DIE LIEBE HINFÄLLT …

       PFLICHT UND NEIGUNG

       DAS NARZISSTISCHE PARADOX

       KAPITEL IIIimageGRENZWIDERSTÄNDE

       BEFREIUNG DURCH ABKAPSELUNG?

       DIE KOPFTUCHDEBATTE

       DIE HOHE SCHULE DER HINDERNISSE

       SCHWELLEN UND ÜBERGÄNGE

       KAPITEL IVimageABWENDUNG NACH VORNE

       HASHTAG WALKAWAY

       ECHORÄUME

       DAS UNABWENDBARE

       DIE „BESSERE ZUKUNFT“

       KAPITEL VimageWEGGEHEN UNMÖGLICH?

       LIEGEN GELASSENE DINGE

       HIERBLEIBEN-MÜSSEN

       DAS STARREN INS LEERE

       LEBEN, UM STERBEN ZU LERNEN

       EPILOG

      PROLOG

      Geh weg, wende dich ab, lass es hinter dir.

      Ich gehe einfach raus.

      Just walk away.

      Unter dem Gesichtspunkt der Nächstenliebe, der Solidarität, dem Ideal des ewigen Friedens mögen die oben stehenden Sätze, werden sie absolut verstanden, all den Armen und Notleidenden, den „Verdammten dieser Erde“, gegenüber fühllos klingen.

      Um es vorweg klarzustellen: Sich abzuwenden mag Ausdruck einer Grausamkeit sein, bestenfalls einer Blindheit vor dem Elend. Aber es gibt auch eine Beschwernis, wonach wir in unseren engmaschigen, hoch vernetzten Gesellschaften unter dem Druck mannigfacher Toleranzgebote und einer ebenso tiefdringenden wie umfassenden Psychologisierung permanent aufeinander zu- und eingehen sollten. Gerade im Wunschtraum der harmonischen Verdichtung menschlicher Beziehungen liegt jedoch eine Quelle persönlichen Unwohlseins und des beengenden Gefühls, die Akteure rundum seien zugleich Stützen eines Existenzgefängnisses, aus dem es kein Entkommen gibt.

      Dieses Gefühl führt auf Dauer zu krisenhaften Beziehungen, persönlich und sozial: Beziehungen, die im Abscheu, ja im Hass vor bestimmten, als einengend und bedrohlich erlebten Anderen gipfeln – die „anderen“ groß geschrieben. Es gilt, einer Gesellschaft vorzubeugen, in der sich die Vielen, die Viel-zu-Vielen ineinander regelrecht „verbeißen“. Wir leben im Zeitalter der Verdichtung, die sich in den Mechanismen der Globalisierung wie den beengenden Ideologien des Neonationalismus äußert.

      Es bedarf daher, neben der großen Politik im Geiste der liberalen Tradition, einer individuellen „Politik“ des Loslassens, des Sein- und Gut-sein-Lassens. Man muss auch weggehen können, ohne deswegen als Drückeberger oder Verräter an der angeblich gemeinsamen Sache gescholten, gar verfemt oder ausgestoßen zu werden.

      Freilich lassen es nicht alle Situationen unter allen Umständen zu, auf eine moralisch vertretbare Weise unserem Titelmotto gemäß zu agieren: „Umdrehen und weggehen.“ Die Lebenskunst der Abwendung


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