Soziale Interventionen in der Psychotherapie. Группа авторов

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Soziale Interventionen in der Psychotherapie - Группа авторов


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für die soziale-berufliche Rehabilitation von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen (MeH)/Traumafolgestörungen/Epilepsien und Teilhabe Nord.

      Kontaktadresse: Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gemeinnützige Gesellschaft mbH, Marlistraße 107, 23566 Lübeck

      E-Mail: [email protected]

      Völschow, Yvette, Univ.-Prof.’in Dr. rer. pol., Supervisorin sowie Professorin für Sozial- und Erziehungswissenschaften an der Universität Vechta mit den Schwerpunkten Beratungswissenschaften und Kriminologie, Leiterin der Arbeitsstelle für Reflexive Person- und Organisationsentwicklung sowie (Ko-)Leitung verschiedener vom Land Niedersachsen, dem BMBF und der EU-Kommission geförderter Forschungprojekte, wie z. B. dem binationalen BMBF/KIRAS-Projekt »Prävention und Intervention von Menschenhandel zum Zwecke sexueller Ausbeutung«, Leitungsmitglied des Promotionskollegs »Empirische Sicherheitsforschung«.

      E-Mail: [email protected]

      Wunderer, Eva, Prof. Dr., Dipl.-Psychologin, Systemische Paar- und Familientherapeutin (DGSF). Langjährige Tätigkeit im Essstörungsbereich. Seit 2009 Professur für Psychologische Aspekte Sozialer Arbeit (Schwerpunkt Kindes- und Jugendalter) an der Hochschule Landshut; Forschungsschwerpunkt Klinische Sozialarbeit mit Menschen mit Essstörungen.

      Kontaktadresse: Hochschule Landshut, Am Lurzenhof 1, 84036 Landshut

      E-Mail: [email protected]

      Wüsten, Günther, Prof. Dr., Psychologischer Psychotherapeut mit Zertifikat in klinischer Hypnose; Supervisor in verschiedenen psychosozialen Institutionen. Leitung des MAS-Programms Psychosoziale Beratung mit Schwerpunkt Ressourcenorientierte Beratung und Entwicklung. Mitglied im ECCSW (European Center of Clinical Social Work). Arbeitet am Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement der Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Soziale Arbeit, und in freier Praxis.

      Kontaktadresse: Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Soziale Arbeit, Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement, Riggenbachstr. 16, CH-4600 Olten

      E-Mail: [email protected]

      Geleitwort

      Warum erst jetzt, könnte man fragen, angesichts eines Buches, dass sich die Wichtigkeit sozialer und sozialarbeiterischer Aspekte in vielen ambulanten und stationären Psychotherapien zum Thema gesetzt hat.

      Viele Psychotherapeuten haben ihren Werdegang vermutlich nicht zuletzt ausgehend von Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der Linderung auch sozialer Not begonnen. Bei nicht wenigen blieb dies auch im Weiteren ein Hintergrundmotiv, geriet jedoch im Alltag der Auseinandersetzung mit den vielfältigen psychischen Verstrickungen ihrer Klientel oft eher in den Hintergrund. Nur bei Patienten und Klienten in absoluter sozialer Not war es nicht möglich, an den harten Aspekten der Realität »vorbeizukommen«. Dann herrschte allerdings oft eine gewisse Ratlosigkeit, welche Maßnahmen ergriffen werden können, wie viel Aktivität geboten ist – angesichts professioneller psychotherapeutischer Zurückhaltung – und vor allem wo das Know-how, das hier ohne Zweifel oft nötig ist, zu finden ist. Dieses Dilemma war sicher einer der Ausgangspunkte für das hier präsentierte »Projekt«.

      Wir alle wissen um die Einflüsse sozialer Aspekte auf psychische Erkrankungen und natürlich auch um die sozialen Folgen, die diese haben können. Umso ungewöhnlicher ist, dass fundierte Analysen und auch Handlungsanleitungen für Psychotherapeuten in diesem Feld heute noch eher selten sind.

      Vielleicht ist das Buch, das Sie in Händen halten, aber dennoch ein Ausdruck dessen, wie breit und tief sich die Psychotherapie in unserem Land inzwischen entwickelt hat. Dass die Sozialarbeit zum Thema in der Psychotherapie wird, ist auch ein Zeichen dafür, dass Patienten in Multiproblemsituationen, wie es heute heißt, eben vor Jahren kaum die Chance hatten, psychotherapeutische Unterstützung im angemessenen Maß zu erhalten. Dies hat sich geändert. Damit hat sich aber auch ein neues Feld ergeben, mit dem sich dieses Buch befasst. In beeindruckender Weise stellt es die Breite des Feldes sehr gut dar, und es ist zu hoffen, dass damit die komplementären Aufgaben im Feld der Psychotherapie noch stärker als bisher nicht nur unter Therapeuten aufgegriffen werden, sondern auch noch mehr in den Fokus der Ausbildung für Sozialarbeiter gelangen.

      Die zusammengetragenen Erkenntnisse machen natürlich auch deutlich, dass die Sozialtherapie ungeachtet ihrer teils noch schwachen Verbindung zur Psychotherapie eine lange und produktive Tradition hat. Diese Tradition wird zumindest den »fachfremden« Psychotherapeuten unter den Lesern, aber eben auch den Lernenden und aktiv Tätigen in der Sozialarbeit in hervorragender Weise nähergebracht.

      Es ist für mich eine ganz besondere Freude, dieses Buch zu empfehlen, weil mich mit einer der Autorinnen und Herausgeberinnen eine langjährige alltägliche Zusammenarbeit auf einer Psychotherapiestation für Patienten mit Traumafolgestörungen und schweren Persönlichkeitsbeeinträchtigungen verbunden hat. Gleichzeitig konnte ich sie in dieser Zeit bitten, im Rahmen der Ausbildung von Psychotherapeuten zu versuchen, die hier angedeuteten Lücken etwa zu schließen. Dies gelang ihr außergewöhnlich gut und diese Erfahrung war möglicherweise ebenfalls ein Motiv, sich vertieft mit dem Thema zu befassen. Die Autoren wissen also, wovon sie sprechen. Es ist dennoch ungewöhnlich und insofern beglückend zu sehen, wie hier langjährige Praxiserfahrung den Anstoß bildet und durch die produktive Kooperation mit anderen Experten für uns alle und das Feld Früchte trägt.

      Ich wünsche deshalb diesem Buch von Herzen eine weite Verbreitung und Rezeption und bin sicher, dass hier ein wichtiger Schritt in der weiteren Entwicklung der interdisziplinären Kooperation von Sozialarbeit/-therapie und Psychotherapie getan wird.

      Prof. Dr. Henning Schauenburg, Heidelberg

      Einleitung

      Psychische Gesundheit wird neben psychischen und körperlichen Faktoren heute auch und vor allem durch die soziale Lebenslage der Menschen im gesellschaftlichen Wandel beeinflusst. Dies ist unumstritten, ebenso die Tatsache, dass die Stellung des Menschen in der Gesellschaft und die damit verbundenen unterschiedlichen sozialen Lebensbedingungen schon immer einen besonderen Einfluss auf die Entstehung von physischen und psychischen Krankheiten hatten und haben. Bereits vor über 100 Jahren wurden daher sowohl im Bereich der Medizin als auch in der Sozialen Arbeit geeignete Konzepte der Sozialen Therapie gefordert, u. a. von Weizsäcker, Krehl, Richmond und Salomon. Die bekannt gewordene Studie zu den Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die BewohnerInnen des Dorfes Marienthal zeigte bereits in den 1930er-Jahren, dass soziale Probleme wie der Verlust von Einkommen, Sozialstrukturen und Veränderungen des Selbstbildes komplexe psychische Beeinträchtigungen zur Folge haben können (Jahoda, Lazarsfeld & Zeisel, 1933/2014). Auch ohne zuvor bestehende Vulnerabilität können soziale Schwierigkeiten schwere seelische Erkrankungen auslösen (Montgomery et al., 1999).

      Die Wechselwirkung von sozialen Problemen und psychischen Erkrankungen funktioniert jedoch auch umgekehrt. Eine seelische Krankheit kann auch ein zusätzlicher Risikofaktor in der Bewältigung von sozialen Schwierigkeiten sein bzw. diese u. U. sogar verstärken (vgl. Bösel, Siegfarth, Schauenburg, Nikendei & Ehrenthal, 2014; Bösel, 2017). Insgesamt betrachtet wird der Zusammenhang zwischen sozialen Problemen und seelischen Erkrankungen immer relevanter. Die Auswertung der Fehltagestatistik der gesetzlichen Krankenkassen z. B. zeigt, dass psychische Erkrankungen an Position drei der Länge der Arbeitsunfähigkeitstage stehen und eine weitere Zunahme zu erwarten ist (vgl. Gesundheitsreporte 2014: DAK, 2014; TK, 2014). Nach Auswertung der DAK stieg die Anzahl der Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen von 2012 bis 2013 um 4,6 % auf 212,8 Tage pro 100 Versicherte. Untersuchungen der Techniker Krankenkasse (TK, 2014) zeigten, dass psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen bei Männern 187 Tage pro 100 Versicherte betrugen und damit von allen Erkrankungen an Position drei lag. Bei den weiblichen Versicherten ergab die Statistik in der Krankheitsgruppe mit 315 Tagen pro 100 Versicherte 2013 die meisten Fehltage (ebd., S. 90).

      Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen verschiedener Bevölkerungsgruppen zeigen ebenfalls zahlreiche Zusammenhänge von sozialen Problemlagen und seelischer Erkrankung auf. Die Studie von Schubert und KollegInnen (2013) zeigt z. B., dass mehr als ein Drittel der Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen, von einer seelischen Erkrankung


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