Der gestohlene Bazillus. Herbert George Wells

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Der gestohlene Bazillus - Herbert George Wells


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      Der Mann mit den ungleichen Ohren gehorchte ohne ein Wort zu sagen und hielt mir den großen Zylinder entgegen, um mir zu zeigen, daß er leer war. Und auch der kleine Sessel war leer. War wirklich in diesem einzigen Augenblick mein Junge ganz und gar verschwunden? ...

      Fast jedermann kennt wohl das unheimliche Etwas, was manchmal wie eine Hand aus dem Unsichtbaren kommt und einem das Herz packt. Es löscht das eigentliche, gewöhnliche Ich aus und macht einen durch und durch gespannt und zielbewußt. Weder schwerfällig noch überrascht, weder zornig noch furchtsam. So war es mit mir.

      Ich ging zu dem grinsenden Kerl hin und stieß mit dem Fuß seinen Stuhl beiseite.

      »Hören Sie auf mit Ihrem Unsinn!« sagte ich. »Wo ist mein Junge?«

      »Sie sehen,« sagte er, mir noch immer das Innere der Trommel hinhaltend, »es ist kein Betrug dabei ...«

      Ich streckte die Hand aus, um ihn zu packen; aber mit einer geschickten Bewegung wich er meinem Griff aus. Ich faßte wieder nach ihm, und er wandte sich ab und stieß eine Tür auf, um zu entwischen.

      »Halt!« sagte ich, und er lachte und verschwand. Ich machte einen Satz – hinter ihm drein – in schwarze Finsternis ... Bumm!

      »Donnerwetter! Ich hab' Sie gar nicht kommen sehen, Herr!«

      Ich war in Regent Street und war eben mit einem anständig aussehenden Arbeiter zusammengeprallt. Einen Schritt davon – ein bißchen verwirrt und unsicher aussehend, stand Gip. Ich stammelte irgendeine Entschuldigung, und gleich darauf hatte Gip sich umgedreht und kam auf mich zu, mit einem sonnigen, kleinen Lächeln, als ob er mich einen Augenblick lang verloren gehabt hätte.

      Und er trug vier Pakete im Arm!

      Er bemächtigte sich sofort meines Fingers.

      Einen Moment lang fand ich mich nicht zurecht. Ich starrte um mich – auf der Suche nach der Zauberladentür. Sie war nirgends zu sehen. Keine Tür, kein Laden, nichts, bloß der gewohnte Pfeiler zwischen dem Laden, wo sie Kunstgegenstände verkaufen, und dem Fenster mit den Kücken! ...

      Ich tat das einzige, was in diesem innerlichen Aufruhr zu tun war: ich stellte mich an den Rand des Trottoirs und hielt den Schirm in die Höhe, um eine Droschke herbeizuwinken.

      »Fahren!« sagte Gip im Tone höchsten Frohlockens.

      Ich setzte ihn in die Droschke, rief mit einer gewissen Anstrengung mir meine eigene Adresse ins Gedächtnis zurück und stieg ebenfalls ein. Etwas Ungewohntes ward plötzlich in meiner Rocktasche fühlbar. Ich sah nach und entdeckte eine Glaskugel. Übellaunig warf ich sie auf die Straße.

      Gip sagte nichts.

      Eine ganze Weile redete keiner von uns ein Wort.

      »Väterchen,« sagte schließlich Gip, »das war ein famoser Laden!«

      Damit brachte er mich zu der Frage, wie sich eigentlich die ganze Geschichte ihm dargestellt hatte. Er sah einstweilen gänzlich unversehrt aus. Er war weder bestürzt noch verwirrt; er war ganz einfach ungeheuer befriedigt von seinem Nachmittagsausflug; und in seinen Armen hielt er die vier Pakete.

      Zum Donnerwetter! Was mochte drin sein?

      »Hm!« bemerkte ich. »Kleine Jungens können wirklich nicht jeden Tag in solche Läden mitgenommen werden!«

      Er nahm meine Worte mit gewohntem Stoizismus auf, und einen Augenblick tat es mir wahrhaftig leid, daß ich sein Vater war und nicht seine Mutter; sonst hätt' ich ihn, hier in der Droschke, coram publico abgeküßt. Na, jedenfalls, dachte ich, so schlimm ist die Geschichte nicht!

      Aber ganz beruhigt war ich doch erst, als wir die Pakete aufgemacht hatten. Drei davon enthielten Schachteln mit Soldaten, ganz gewöhnlichen Bleisoldaten, aber so gut gemacht, daß Gip darüber gänzlich vergaß, daß eigentlich in den Paketen Zauberkunststücke, echte Zauberkunststücke sein sollten; und im vierten war ein Kätzchen, ein kleines, lebendiges, weißes Kätzchen von ausgezeichnetem Wohlbefinden und Temperament ...

      Ich sah diesem Auspacken in einer Art provisorischer Erleichterung zu ... Ich trieb mich wer weiß wie lang immer wieder in der Nähe des Kinderzimmers herum ...

      Das war vor sechs Monaten. Und jetzt fang' ich wirklich an zu glauben, daß alles in Ordnung ist. Das Kätzchen hatte lediglich den Zauber, der allen jungen Katzen eigen ist, und die Soldaten bilden eine so zuverlässige Truppe, wie nur je ein Oberst sie sich wünschen kann. Und Gip?

      Der erfahrene Vater wird begreifen, daß ich mit Gip sehr vorsichtig sein muß.

      Aber soweit hab' ich mich eines Tages doch einmal verstiegen: Ich sagte: »Was würdest du dazu sagen, Gip, wenn deine Soldaten auf einmal lebendig würden und von selber marschierten?«

      »Das tun meine!« sagte Gipp. »Ich brauch' nur ein einziges Wörtchen zu sagen, eh' ich die Schachtel aufmache.«

      »Dann marschieren sie von selber?«

      »Aber natürlich, Väterchen! Wenn sie das nicht könnten, möcht' ich sie gar nicht!«

      Ich bezeugte keinerlei unziemliches Erstaunen und habe mir seither angewöhnt, so hie und da ganz plötzlich im Kinderzimmer zu erscheinen, wenn er mit seinen Soldaten spielt. Aber einstweilen hab' ich sie noch nie bei irgendeiner auch nur im entferntesten an Zauberei erinnernden Vorführung ertappt ...

      Es läßt sich da schwer was sagen ...

      Dann ist da auch noch die finanzielle Frage. Ich habe eine unheilvolle Angewohnheit, meine Schulden zu bezahlen. Ich bin wer weiß wie oft durch Regent Street gegangen, auf und ab, und hab' nach dem Laden gesucht. Und ich bin nun geneigt zu denken, daß der Ehre in dieser Angelegenheit Genüge getan ist, und daß ich – da Gips Name und Adresse den Leuten bekannt sind – es ruhig ihnen überlassen kann – wer sie auch sein mögen! – mir die Rechnung zu schicken – wenn es ihnen paßt!

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