Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina Holl
Читать онлайн книгу.springt.«
»Das würde er nicht wagen! Komm, jetzt gehen wir in das kleine Bistro nebenan, ich spendiere Champagner.«
»Sollte ich nicht besser dir einen ausgeben? Du hast es verdient, bist eine großartige Anwältin. So großartig, daß ich direkt neidisch werden könnte, wenn du nicht meine beste Freundin wärst.«
»Jetzt machst du mich aber verlegen. Dabei habe ich gar nicht viel getan, außer wegen Alex ward ihr euch ja einig. Aber ich lasse mich natürlich gern von dir einladen.«
Lachend verließen die beiden Frauen das Gerichtsgebäude. Sie sahen nicht, daß Stefan sie beobachtete. Er atmete erleichtert auf, dem Gebaren der beiden zu urteilen, war das Urteil zu Silvias Gunsten ausgefallen.
*
Als Silvia nach Hause kam, wurde sie bereits sehnsüchtig von Jana erwartet. Alex spielte mit Susi in seinem Zimmer das neue Computerspiel, das er zum letzten Geburtstag bekommen hatte.
»Mami?« fragte sie leise. »Heute war die Scheidung, nicht wahr?«
Erstaunt blickte Silvia ihre Tochter an. »Woher weißt du das?«
»Ich habe es dir heute morgen angesehen, daß etwas anders war als sonst. Was wird jetzt aus Alex?« Ihre Stimme war ganz zaghaft geworden.
Silvia nahm Jana in die Arme. »Keine Angst, mein Schatz, Alex wird bei uns bleiben.«
»Für immer?«
»Ja, für immer. Am besten wird sein, wenn er gar nichts von dem Gerangele um ihn erfährt.«
Jana nickte ernsthaft. »Ich verspreche dir, ihm nichts zu sagen.«
»Mami, da bist du ja wieder!« Alex kam die Treppe hinuntergestürmt. »Ich habe jedesmal gegen Susi gewonnen!«
»Na, das ist wunderbar«, erwiderte Silvia gelöst. Endlich konnte sie mit ihren Kindern wieder ein normales Leben führen – ohne Angst, daß ihr der Junge weggenommen werden könnte. Wenn doch bloß nicht Stefan wieder in ihr Leben getreten wäre.
*
»Ich freue mich sehr, daß sich alles zum Guten gewendet hat.« Stefan sah erleichtert aus. Es war drei Tage nach Silvias Scheidung, und er saß mit Sonja in der Kantine. »Wie hat es ihr Mann aufgenommen?«
»Der hat wie ein wilder Stier getobt!« Bei dem Gedanken, wie sich Robert vor dem Gerichtssaal aufgeführt hatte, mußte sie nachträglich schmunzeln.
»Ist er noch in der Stadt?«
»Ja, aber soviel ich weiß, ist er dabei, sich auf den Umzug nach München vorzubereiten.«
»Was sagen Jana und Alex dazu, daß sie ihren Vater jetzt nicht mehr so häufig sehen können?« fragte er interessiert. »Immerhin ist München ziemlich weit weg von hier.«
»Nun, nachdem die Kinder Roberts zukünftige Ehefrau kennengelernt haben, ist ihre Begeisterung so ziemlich auf den Nullpunkt gelangt. Ich denke, es wird ihnen nicht allzu viel ausmachen, ihren Vater nur alle paar Monate in den Ferien zu besuchen.«
»Sicher ist es für Silvia nicht einfach, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen.«
Sonja blickte Stefan aufmerksam an. »Sie schafft das schon; früher mußte sie schließlich auch für alles allein sorgen, weil Robert kaum zu Hause war. Aber ich denke, ein Mann, der sie unterstützt, würde ihr nicht schaden.«
Stefan nickte und sah angestrengt in seine Kaffeetasse.
Sonja gab sich einen Ruck, dann fragte sie leichthin: »Apropos, wann kommt denn Anke hierher?«
Er blickte wie ertappt auf. »Nun, ich fürchte, überhaupt nicht. So, jetzt weißt du es.«
Sie tat, als wäre sie erstaunt, dabei hatte sie schon lange geahnt, daß Stefan nicht mehr viel für Anke empfinden würde.
»Ach, wie kommt das denn?« fragte sie scheinheilig. »Habt ihr euch gestritten oder auseinandergelebt?«
Stefan wurde abwechselnd rot und weiß im Gesicht.
»Es ist wegen Silvia, nicht wahr?« fragte Sonja sanft. »Mir kannst du es ruhig erzählen – ich weiß es doch sowieso.«
»Und Silvia, weiß sie es auch?«
Sonja zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, da mußt du sie schon selber fragen.«
»Ich glaube, ich bin nur noch ein alter Bekannter für sie. Wenn ich damals nicht so dumm gewesen und bei ihr geblieben wäre, hätte alles so schön werden können.«
»Silvia hat mir erzählt, daß du dich nach deinem Weggang nicht mehr bei ihr gemeldet hast. Warum nicht?«
Stefan fuhr sich durch das dichte Haar. »Ich wollte sie so schnell wie möglich vergessen, weil ich mir einbildete, Karriere zu machen sei wichtiger als die Liebe einer Frau.«
»Eine ziemlich blöde Ansicht, findest du nicht?«
»Ja, heute finde ich das auch. Aber ich habe nie aufgehört, Silvia zu lieben. Ein Grund, weshalb ich in diese Stadt zurückkam, war, daß ich Silvia wiedersehen würde.«
»Wußte Anke von ihr?«
»Nein, natürlich nicht. Sie ist eine liebe Person, aber sie konnte mir Silvia nie ersetzen.«
Sonja fragte vorsichtig: »Und jetzt hast du einfach die Beziehung mit ihr beendet?«
»Nicht ganz. Sie selbst hat bei einem Besuch hier gemerkt, daß wir uns nichts mehr zu sagen haben. Als sie vorschlug, in Freundschaft auseinanderzugehen, stimmte ich sofort zu.«
»Tja, dann rate ich dir, daß du dich jetzt intensiv um Silvia bemühst und ihr genau das sagst, was du mir eben gesagt hast. Ich muß jetzt gehen.« Sonja stand auf. »Das ist die Chance deines Lebens, Stefan. Mach was draus.«
Stefan blieb nachdenklich sitzen. Der Kaffee war schon längst kalt geworden, aber das bemerkte er nicht, als er ihn trank.
*
»Eigentlich habe ich gar keine Lust, ins Kino zu gehen.« Silvia suchte nach einer Ausrede. »Ich habe zu Hause noch jede Menge Bügelwäsche liegen, und die Fenster müssen auch mal wieder geputzt werden.«
»Ach, sei kein Frosch, deine Hausarbeit läuft dir doch nicht weg. Komm doch mit, alleine macht es keinen Spaß.« Sonja wollte sich unbedingt den Film ansehen, von dem die ganze Stadt sprach. »Und danach können wir noch eine Kleinigkeit essen gehen. Was meinst du?«
Silvia holte tief Luft. »Gut, aber nur unter der Bedingung, daß Susi heute abend Zeit hat. Ich lasse meine Kinder nämlich abends nie allein.«
»Natürlich nicht. Ruf Susi an und frage sie.«
»Du gibst niemals Ruhe, nicht wahr?« fragte Silvia und lachte in den Hörer. »Du hast mal wieder gewonnen. Bis heute abend dann.«
Sonja hatte die Begabung, Silvia zu etwas zu überreden, was sie eigentlich gar nicht wollte – und mittlerweile freute sie sich auf den Abend mit der lebensfrohen Freundin.
»Frau Böttcher, wieviel Termine habe ich heute noch?« fragte sie durch die Sprechanlage.
»Nur noch zwei, Frau Kirstein. Soll ich sie absagen?«
»Nein, nein. Ich wollte es nur wissen. Kann ich bis zum nächsten Klienten noch ein Telefongespräch führen?«
»Selbstverständlich. Wenn Herr Körner kommt, bitte ich ihn um etwas Geduld.«
Silvia war froh, daß sie eine Sekretärin hatte, die so fähig wie Verena Böttcher war.
Zwei Minuten später war das Telefongespräch schon wieder beendet. Susis Mutter war am Apparat gewesen und hatte gesagt, daß Susi auf einer Klassenfahrt war und erst am Wochenende zurückkäme.
Enttäuscht wählte Silvia die Nummer von Sonjas Kanzlei, um ihr zu sagen, daß aus dem Kinoabend nichts wurde.
»Laß den Kopf nicht hängen, ich