Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina Holl

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Mami Staffel 12 – Familienroman - Sina Holl


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fragte Frau Melanie.

      »Nein, das hat er nicht vor.« Korffs schmaler Mund verzog sich etwas. »Sein kühler Verstand sagt ihm, daß meine Bank keine Garantie mehr für Sicherheit bietet.«

      »Woher will dieser Glücksritter das wissen?« kam es bissig zurück.

      »Meine liebe Melanie, das pfeifen leider die Spatzen schon von den Dächern. Wir haben auch sehr offen miteinander gesprochen. Wir hatten eine lange Unterredung.«

      Seine Züge wurden nachdenklich, als er sie sich vergegenwärtigte.

      »Was wollte dieser Herr denn von dir?« erkundigte sich nun auch seine Tochter, mäßig interessiert.

      »Er hat mir angeboten, bei mir einzusteigen. Er will sich zunächst eine Übersicht verschaffen.«

      »Das verstehe ich nicht«, fiel ihm seine Frau ins Wort. »Willst du einem Fremden, der bei dir hereingeschneit ist, einen Einblick in deine Bücher gewähren?«

      »Ja. Er muß sich schließlich ein Bild machen können, wo er ansetzen muß.«

      Verständnislos schüttelte Melanie den Kopf. »Was ist das für ein Mann, wo kommt er her?«

      »Er heißt Gerhard Schilling, kommt aus kleinen Verhältnissen, daraus macht er keinen Hehl.«

      »Auch das noch, ein Emporkömmling!« entfuhr es ihr, wobei sie die Augen verdrehte.

      »In diesem Falle spielt das für mich keine Rolle«, versetzte ihr Mann gelassen. »Er hat eine vorzügliche Ausbildung genossen und beste Referenzen aus New York, er hat sie mir vorgelegt. Ich vertraue ihm. Schilling ist jung und dynamisch, er könnte der richtige Mann für mich sein.«

      »Du hast auch anderen schon vertraut und üble Erfahrungen damit gemacht«, sagte Melanie von Korff spitz.

      Der Mann senkte die Lider. Dem war leider nichts entgegenzusetzen. Das Fünkchen Hoffnung erlosch. Er fühlte sich nur noch müde, müde.

      Ariane sprang ihrem Vater bei. »Wenn du glaubst, auf diesen neuen Bewerber bauen zu können, dann versuche es mit ihm. So viel Menschenkenntnis wirst du haben, um keinem Schwindler aufzusitzen.«

      »Na, ich weiß nicht…«, murmelte Melanie anzüglich.

      »Mama, bitte!« Ariane gab ihr einen vorwurfsvollen Blick. Sah sie denn nicht, wohin es mit dem Vater gekommen war, mußte sie ihn noch mehr niedermachen? Es war alles schon schlimm genug.

      »Ja, ich bin schon still.« Melanie tupfte sich den Mund mit der Serviette ab, legte sie beiseite. »Aber kennenlernen möchte ich diesen Herrn Schilling doch einmal, um einen Eindruck von ihm zu gewinnen. Hättest du etwas dagegen, Leonard?«

      Er hatte nichts dagegen, und so kam man überein, Herrn Schilling zu einer Teestunde in die Villa Korff zu bitten.

      *

      »Willst du denen die Karre aus dem Dreck ziehen«, grollte Arno Schilling, der kein Blatt vor den Mund zu nehmen pflegte, wenn ihm etwas nicht paßte.

      »Ich möchte es versuchen, Vater«, sagte Gerhard. »Ich kann nicht einsehen, daß ein renommiertes Haus wie dieses untergehen soll.«

      »Was geht’s dich an«, erwiderte der Ältere störrisch.

      »Gerhard wird schon wissen, was er tut, Arno«, beschwichtigte seine Frau. »Na Mäuschen«, wandte sie sich an ihre kleine Enkeltochter, die ins Wohnzimmer hereinlugte, »du hast wohl Anja bei den Schularbeiten geholfen?«

      »Hmhm«, Angela kam näher, »Anja macht einen englischen Aufsatz, da wußte ich was, was sie nicht wußte«, erzählte sie wichtig, fügte jedoch schnell hinzu: »Aber sonst war ich ganz still.«

      Unschlüssig ging ihr Blick umher, blieb an dem Großvater haften. »Ist Opa böse?« fragte sie schüchtern.

      Gerhard nahm sein Töchterchen auf den Arm. »Opa ist niemals böse. Er ist der beste Opa der Welt.«

      Am nächsten Tag folgte Gerhard der Einladung, die Korff ihm telefonisch übermittelt hatte. Seltsame Gefühle bewegten ihn, als er hinfuhr. Nun sollte er also das Haus betreten, das er als armer Junge, der sich ein paar Mark verdienen wollte, von fern bewundert hatte.

      Nun sah man möglicherweise den Retter in ihm. War es nicht kurios? Es war ihm nicht entgangen, daß Korff ein halbwegs gebrochener Mann war, der einigermaßen hilflos vor dem Desaster stand. Ein schwacher Hoffnungsschimmer war in seinen Zügen aufgeleuchtet, als er, der Jüngere, ihm seine Absichten unterbreitete.

      Was geht’s dich an, hatte sein Vater gesagt.

      Kein Zweifel, es war eine Aufgabe, die ihn reizen würde. Hier galt es etwas anzupacken, vor dem ein anderer eher zurückschrecken würde. Er fühlte sich stark genug dafür und voller Tatkraft.

      Aber das war nicht alles. Daneben stand Arianes Bild vor ihm…

      So recht begreifen konnte Gerhard es selbst nicht, daß ihr Schicksal ihn so bewegte, er nun wieder an sie denken mußte als an einen Menschen, der ihm keineswegs fremd und gleichgültig war. Sie war ihm doch viele Jahre lang nicht mehr in den Sinn gekommen. War es möglich, daß es seinerzeit doch mehr als die Schwärmerei eines Jugendlichen gewesen war? Daß sie, die Schöne, Unerreichbare eine Spur in seinem Herzen hinterlassen hatte, der er nun folgen mußte?

      Was für Überlegungen für einen Verstandesmenschen, für den er sich hielt. Dennoch schlug ihm das Herz rascher bei dem Gedanken, daß er sie gleich schon wiedersehen würde. Ein ganz privates Plauderstündchen, bei dem auch seine Damen anwesend sein würden, waren Korffs Worte gewesen.

      Hätte er Blumen mitbringen müssen, fiel es ihm heiß ein, als er vor der Tür stand. Oder ließ man die vorher schicken? Nein, wohl nicht, das galt nur für größere offizielle Einladungen. Nun war es sowieso zu spät.

      Ein Mädchen öffnete ihm, und dann kam ihm auch schon der Hausherr mit ausgestreckten Händen entgegen, führte ihn nach einem festen Händedruck in den Salon, wo er den Besucher seiner Gattin vorstellte, und seiner Tochter, Frau Danegger.

      »Sie sind das«, sagte Ariane mit einem überraschten Lächeln und reichte ihm ebenfalls die Hand.

      »Du kennst Herrn Schilling?« fragte ihr Vater verblüfft.

      »Ja, das war doch mein Retter in der Not, als ich mir den Fuß vertreten hatte«, antwortete Ariane.

      »Ist er noch nicht wieder in Ordnung?« Gerhard sah, daß das Gelenk noch eine dünne Bandage trug.

      »Doch, ich kann mich schon wieder normal bewegen. Dies ist nur noch zur Vorsorge. Bald kann es auch abgenommen werden.«

      Das Mädchen servierte den Tee, man machte leichte Konversation dazu. Frau von Korff wollte etwas über seine Erfahrungen in Amerika hören. Sie kannte einiges von dem Land, besaß Verwandte in Houston, am Golf von Mexiko. Sie gab sich, wie nicht anders zu erwarten, gewandt und von distanzierter Liebenswürdigkeit, doch Gerhard spürte, daß sie ihn kritisch beobachtete. Er sollte wohl auf Herz und Nieren geprüft werden, dachte er belustigt.

      Als über der Unterhaltung eine knappe Stunde vergangen war, sah Ariane auf die Uhr. »Ich wollte noch mal ins Geschäft. Sie entschuldigen mich, Herr Schilling.« Damit erhob sie sich.

      »Heute ist Samstag, Irene wird schon zugemacht haben«, wandte Korff ein.

      »Sie hat noch im Büro zu tun, dabei wollte ich ihr helfen. Ich hatte es ihr versprochen.«

      Gerhard hatte sich ebenfalls erhoben. »Ich darf mich auch verabschieden.«

      »Es war nett, Sie kennengelernt zu haben.« Huldvoll gab Melanie von Korff ihm die Hand. Ariane wandte sich ihm zu.

      »Kann ich Sie irgendwo hinbringen, oder haben Sie diesmal Ihren Wagen dabei?«

      »Meinen neuen Wagen bekomme ich erst in zwei oder drei Wochen.«

      »Dann kommen Sie doch mit mir in die Stadt«, schlug Ariane vor. Sie gab Gerhard ein kleines Lächeln. »Dann kann ich auch mal was für Sie


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