TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2). Stephen England

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TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2) - Stephen England


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Fahrzeugen auf, die auf dieser Seite der Gebirgsbrücke errichtet worden war.

      »Was gibts Neues?«, fragte Sanchez, dem das Handy seines Partners aufgefallen war.

      »Nada, Rick«, antwortete Deputy Matthew Wilkes und schlang sich seine AR-15-Dienstwaffe um die Schultern. »Das war meine Frau. Wollte wissen, wann ich zurück bin. Ihr ist kalt.«

      Darüber musste Sanchez lachen. Er konnte nicht anders. »Ihr seid jetzt drei Monate verheiratet, oder? Wie hat sie sich denn warm gehalten, bevor sie dir über den Weg gelaufen ist?«

      »Hab ich sie noch nicht gefragt«, antwortete Wilkes mit einem trockenen Kichern. »Bin auch nicht sicher, ob ich das wissen will.«

      »Kluger Mann. Wie lange noch – zehn Minuten bis zur nächsten Meldung?«

      »Fünf. Sie haben die Frequenz erhöht. Dieser Nichols scheint einiges auf dem Kerbholz zu haben.«

      »Hast du nicht die Elf-Uhr-Nachrichten auf FOX News gesehen?«, fragte Sanchez und warf seinem Partner einen ungläubigen Blick zu. »Afghanistan, Irak … dieser Kerl ist überall gewesen, und das ist nur der Teil, den sie uns erzählen wollen.«

      »Und?«

      Sanchez schüttelte den Kopf. Wilkes war schon immer jemand mit einer großen Klappe gewesen. Für gewöhnlich kam er damit klar. Aber heute Nacht? »Und das heißt, dass wir es hier mit Jason Bourne persönlich zu tun haben, und du das Ganze besser ernst nehmen solltest, compadre

       04:31 Uhr

       Das Safehouse

       Culpeper, Virginia

      »Tut mir wirklich leid, Jungs.« Das war bestimmt bereits das sechste Mal in den letzten fünf Stunden, dass Steve McNab diese Worte über die Lippen kamen. Die Worte eines Mannes, der nicht wusste, was er sonst hätte sagen sollen.

      »Keine Ursache«, antwortete Thomas und sah über die Schulter zu dem F-16-Piloten im Ruhestand, der nun als Verwalter des Safehouses arbeitete. »Sie haben das Protokoll befolgt. Und das Protokoll besagt: Wenn Sie den Kreidestrich sehen, halten Sie sich fern. Und genau das haben Sie getan, bis wir Sie angerufen haben.«

      »Manchmal beißt einen das Protokoll aber auch in den Schwanz«, war Tex‘ lapidarer Kommentar zu hören. Er kniete vor der geöffneten Tür des Waffenschranks mit einem Notizblock in der Hand.

      »Geben Sie uns einen Moment, Steve«, bat Thomas den Piloten mit einer Geste, den Raum zu verlassen. Er wartete, bis McNab hinter der Tür verschwunden war, dann öffnete er seinen Laptop. »Harry fährt einen 2004er Ford Excursion, New Yorker Nummernschild, Kennzeichen Alpha Delta Neun Romeo Zwei Sieben. Das Fahrzeug ist auf einen Robert L. Stephenson zugelassen, also ist das wahrscheinlich einer seiner Decknamen.«

      Tex sah von seinen Notizen auf. »Irgendwelche Kreditkarten unter diesem Namen?«

      »Bestimmt … das überprüfe ich gerade.«

      »Harry bevorzugte immer American Express, falls das etwas helfen sollte.«

      »Typisch«, sagte Thomas, der sich rasch durch die Datenbank auf seinem Bildschirm klickte. »Gehen Sie nie ohne aus dem Haus. Hab sie … Ablaufdatum ist Februar 2018, ausgestellt auf den Namen Robert Lewis Stephenson. Na ja, zumindest hat er seinen Sinn für Humor noch nicht verloren.«

      »Kannst du damit was anfangen?«

      Thomas kniff die Augen zusammen, während er bis zum unteren Ende des Bildschirms scrollte. »Ich denke schon. Das Problem besteht darin, es ohne die Rückendeckung aus Langley tun zu müssen. Es gibt da eine Hintertür im Netzwerk von AmEx – Carol hat mir gezeigt, wie man da reinkommt, während der Caracas-Operation vor zwei Jahren.«

      »Caracas?«, wunderte sich Tex, stand auf und kam zu ihm herübergelaufen. »Das war kurz nachdem sie überhaupt erst in Langley anfing – wie hat sie es geschafft, schon so schnell eine Freigabe für eine Hintertür wie diese zu bekommen?«

      Ein amüsiertes Lächeln kroch über Thomas‘ Gesicht. »So wie ich die Geschichte verstanden habe, was es ihr Hintertürchen. Niemand stellte viele Fragen. Wenn ich da hineinkomme, finden wir ihn – sobald Harry mit der Karte etwas bezahlt.«

      »Das könnte eine Weile dauern.«

      Thomas sah zu Tex auf, dessen Gesicht vor seinen Augen immer wieder verschwamm. Er blinzelte und kämpfte gegen die drohende Müdigkeit und den Alkohol in seinem Blutkreislauf an. »Wieso?«

      »Er hat alles an Bargeld mitgenommen.«

      »Großartig«, ächzte Thomas und begrub das Gesicht in seinen Händen. Er hätte es wissen müssen.

      »Wie viel?«

      »Der Größe der Security-Box nach zu urteilen … und ausgehend von den gebräuchlichen Scheinen würde ich auf Zehntausend tippen. Minimum. Er wird sich einem Flughafen nicht mal auf zehn Kilometer nähern, und das ist so ziemlich der einzige Ort, an dem er mit Karte zahlen würde.«

      Dann blieb nur Plan B. Die einzige Frage aber lautete: Was war Plan B?

       05:02 Uhr

       Der SUV

      »Also, was tun wir jetzt?«

      Carol, die sich eine Haarsträhne zurückstrich, sah von der Straßenkarte auf, die sie unter der Deckenbeleuchtung studiert hatte. »Wir nähern uns Orkney Springs. Noch zehn Meilen, dann sind wir in West-Virginia.« Sie sah in die Dunkelheit hinaus, die ihren Wagen umhüllte, und schaltete die Innenbeleuchtung aus. »Wann werden Sie mich in Ihren Plan einweihen?«

      Wann? Er startete den Wagen und brachte ihn auf die Straße zurück.

      »Ich denke, ich habe Samuel Han bereits erwähnt.«

      »Das haben Sie.«

      Harry räusperte sich, konzentrierte sich auf die vor ihm liegende Aufgabe. Die Nebenstraßen waren nicht geräumt worden – Virginia, so wie jedes andere Bundesland der Staaten auch, war seit Jahren knapp bei Kasse. Außerdem bedurfte es schon eines Wirbelsturms, um vor Weihnachten noch genügend Salz auf alle Highways zu bekommen.

      Aber die Nebenstraßen? Keine Chance.

      »Sammy war einer der besten Agenten, mit denen ich jemals zusammengearbeitet habe«, sagte er nach einer Weile. »Unerschütterlich. Er heiratete ein Mädchen namens Sherri aus Virginia Beach, bekam Zwillinge – zwei Jungen. Als sie heirateten, war er noch bei den SEALs in Little Creek, also wusste sie, wie der Hase läuft. Oder glaubte zumindest, es zu wissen.«

      Er konnte ihren Blick auf sich spüren, als er für einen Moment schwieg. »Er war anders als die anderen. Also, um ehrlich zu sein, trägt niemand bei einem Einsatz seinen Ehering. Eine Menge Jungs nutzen die Gelegenheit, im Ausland so oft wie möglich einen wegzustecken. Aber nicht Sammy. Das mit ihnen war eine echte Liebesgeschichte. Der amerikanische Traum.«

      »War?« Harry konnte den Schmerz in ihrer Stimme hören. Den Schmerz Hinterbliebener.

      »Ja, es gibt immer ein war. Sherri war daran gewöhnt, dass er mitten in der Nacht aufbrach – aber sie konnte sich nie an die Häufigkeit der Einsätze bei der Special Activities Division gewöhnen. Sammy war mehr unterwegs als zu Hause. Viele Frauen hätten ihn deswegen verlassen, aber sie blieb.«

      Die Räder des Excursion schlingerten ein wenig in dem nassen, glitschigen Schneematsch, und Harry lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. »Wir kommen an eine Kreuzung – rechts oder links?«

      »Links«, antwortete sie nach einem kurzen Blick auf die Karte in ihrer Hand.

      »Sammy war im Einsatz, als es passierte«, fuhr Harry fort, nachdem er den SUV nach links um die Kurve gelenkt hatte. »Sein Sohn Lee spielte auf der Straße in der Nähe ihres Hauses in Norfolk mit dem Ball, als er von einem Wagen erfasst wurde. Wie sich herausstellte, saß ein alter Mann am Steuer, Mitte achtzig. Er war durcheinander gekommen


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