Alexis. Karl Immermann

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Alexis - Karl  Immermann


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      Was willst du?

      KIKIN.

      Herrschen.

      GLEBOF zu Dolgoruki.

      Und Ihr?

      DOLGORUKI.

      Nun – herrschen.

      GLEBOF zum Erzbischof.

      Ihr, Hochwürd'ger Herr?

      Ich bitt' Euch, sprecht aufrichtig.

      ERZBISCHOF.

      Hm! Die Herrschaft

      Zur Ehre Gottes.

      GLEBOF.

      Wohl. Und herrschen will auch ich.

      Rußland ist groß, man kann sich drum vertragen.

      Zum Erzbischof.

      Ihr sollt den Patriarchenthron besteigen.

      Zu Dolgoruki.

      Ihr sollt das Land vom Don zur Wolga haben.

      Zu Kikin.

      Verwaltet Ihr Smolensk und Nowgorod.

      Ich bleib' in Moskau. Ist's Euch so genehm?

      ALLE.

      Mag es denn sein.

      GLEBOF.

      So werd' ich auf der Stelle

      Verfertigen den König, der uns taugt.

      Die Bojaren gehen durch die Haupttüre ab. Glebof durch die Seitentüre.

      Zweiter Aufzug

      Erste Szene

      Gemach bei Glebof.

      Eudoxia ruht mit geschloßnen Augen in einem Lehnstuhl.

      Glebof steht zur Seite, düster, in sich gekehrt.

      GLEBOF.

      Der erstgeborne Teufel, der Regent

      Der andern all', heißt Ungenügsamkeit! –

      O mir ist weh! – Mein junges Weib ging von mir.

      »Stephan,« sprach sie, und blickte stolz auf diese,

      »Ich will in meines Vaters Haus zurück.«

      »Natalia«, sagt' ich, »warum das mir?« – »Stephan,

      Du weißt es ja.« –

      Ja wohl, ich weiß es. Oh! – –

      Nach einer Trän' in ihrem Auge späht' ich,

      Sie sah gelassen aus. Ich schwör': der Schmerz

      Besaß die zarte Brust wie ein Tyrann,

      Doch weint sie nie! Sie hat gelächelt, als

      Des Pfuschers Hand sie folterte. – So ging

      Sie ohne Abschied, schweigend, leise, wie

      Ein Traum der Unschuld uns verläßt, wenn uns

      Die Nacht zurückgetäuscht in alte Reinheit.

      O Gott, welch schwarzer Böse wicht bin ich!

      Ein König gäbe seine Kron' um sie!

      Ein Heil'ger fühlte seine Seligkeit

      Erhöhter, säh er sie! – Und ich verwarf sie!

      Es ist ein Glück für sie. Nur keine Reu!

      In dieser Brust gedeiht bloß Lolch und Schierling.

      An unser männlich Werk!

      Er nähert sich Eudoxien und berührt sie.

      Eudoxia!

      EUDOXIA fährt heftig empor.

      Zerschmolz das moskowitsche Eis?

      GLEBOF.

      Die Guten!

      Ihr habt sie so gerührt. Bist du denn endlich

      Nun bei dir selbst? Kannst du ein ruhig Wort

      Vernehmen?

      EUDOXIA.

      Aus dem Palast weggestoßen

      In schale Wüstenei! ...

      GLEBOF.

      Um eine Buhl'rin.

      EUDOXIA.

      Gekröntes Gestern, ausgehöhntes Heut!

      Beschimpft, zerfetzt ...

      GLEBOF.

      Ein pflichtgetreues Weib.

      EUDOXIA.

      Aus tausend Wunden blutend ...

      GLEBOF.

      Um 'ne Buhl'rin.

      EUDOXIA.

      Zerrbild 'ner Königin! ...

      GLEBOF.

      Tod und Elend!

      EUDOXIA.

      Spott!

      Belachte Schmach! Zielscheib' des Ärgernisses!

      O Glebof, kalter, frecher, höhn'scher Glebof,

      Mir ist hart mitgespielt!

      GLEBOF.

      Gib dich nur hin

      Dem eitlen Wortgeräusch! Verdirb die Zeit,

      Die unersetzliche, mit leerer Klage!

      Verstöre meinen Plan, zerbrich mein Werk!

      Mich dünkt, schon naht auf tück'schen Augenblicks

      Windflücht'ger Schwinge das Verderben.

      EUDOXIA.

      Glebof!

      Ach, warum schicktest du den Boten mir

      In Susdals Gruft, und hießest mich zum Leben,

      Zur Hoffnung neu erwachen? Sieh, die Schlangen,

      Die mir das Blut vom Herzen abgetrunken,

      Waren eingeschlafen in dem Moderduft

      Von Susdals Halle. Weh! Im Strahl des Lichts,

      Am Frühlingswehn der Freiheit wachen auf

      Die Nattern all', und ach, mein Herz hat Blut noch,

      Des Bluts zu viel. Will das nicht enden? Glebof,

      Wälz' deine glühnden Blicke nicht so zornig

      Auf die zertretene Eudoxia!

      Weißt du, wie mir zumut?

      GLEBOF.

      Und weißt denn du,

      Wie mir zumut, seitdem ich hab' getragen

      An deiner Liebe Joch?

      Weißt du, wie mir zumut, wenn meine Lippen

      Auf deinen Lippen ihre Gluten suchten,

      Und nur Verwünschung fanden deines Feinds,

      Und Sehnsucht nach dem alten Glück? – Weißt du,

      Wie mir zumut, wenn lechzend deine Seele

      Ich


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