Der exzellente Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Morgengrauen soll das Schiff auslaufen«, fuhr der Orientale fort. »Deshalb muß ich das Mädchen, das Hadsch Brahim Ihnen zurückgeschickt hat, sofort mitnehmen. Scheich Abduls Zorn würde uns alle treffen und vernichten, wenn er nur zwölf Mädchen erhielte statt dreizehn.«

      »Jammerschade«, murrte Marbert. »Zu gern hätte ich mich mit der Kleinen etwas näher befaßt. Sie wartet schon ungeduldig in meinem Schlafzimmer. Aber Geschäft ist Geschäft.«

      »Allerdings«, bekräftigte der Besucher. »Und ein derart lukratives Geschäft fällt Ihnen nicht alle Tage in den Schoß.«

      »Entsprechend ist aber auch das Risiko«, wandte Marbert ein. »Übrigens: Wie steht es mit der Bezahlung für Nummer dreizehn?«

      »Die Ware ist draußen im Wagen«, teilte der Besucher mit. »Sobald das Mädchen im Kofferraum liegt, gehören die fünfzig Kilo Ihnen.

      »Die Kleine wiegt aber mindestens fünfundfünfzig«, konterte Marbert.

      »Ganz so wörtlich war das mit dem Aufwiegen doch nicht gemeint, Mister Marbert«, war wieder die Stimme des orientalischen Besuchers zu hören. »Dafür handelt es sich um erstklassige Qualität, die Sie zu einem attraktiven Preis losschlagen können.«

      »Die bisherigen Lieferungen waren einwandfrei«, bestätigte Marbert. »Ich habe schon fast alles abgesetzt.«

      »Also – worauf warten Sie noch?« drängte der Besucher. »Meine Zeit ist knapp bemessen.«

      »Ich werde das Chloroform mit nach oben nehmen«, meinte Marbert und erhob sich. »Dann zappelt die Kleine nicht so beim Verladen. Wollen Sie nicht mitkommen und helfen, das Mädchen die Treppe herunterzutragen?«

      »Das werden Sie wohl allein schaffen, Mister Marbert«, erwiderte der Orientale mürrisch. »Ich gehe in der Zwischenzeit zu meinen Leuten hinaus und sage ihnen, daß sie den Stoff ausladen sollen.«

      »Okay«, willigte Marbert ein, während Parker rasch sein Stethoskop in die Tasche gleiten ließ.

      *

      »Würden Sie so freundlich sein, Sir, den Herrn in Empfang zu nehmen, der gleich aus der Tür treten wird?« bat der Butler Mike Rander, der am Fuß der eisernen Leiter wartete.

      »Mit Freuden, Parker«, gab der Anwalt zurück und bezog neben der Tür Posten.

      Parker selbst hangelte sich mit einer Geschmeidigkeit, die man seiner würdevollen Erscheinung nie zugetraut hätte, auf den Sprossen weiter nach oben. Im Handumdrehen hatte er das beleuchtete Fenster im zweiten Obergeschoß erreicht und sah hinein.

      Sein Blick fiel sofort auf Jane Auckhill in ihrem rosefarbenen Kleid. Mit einer Wäscheleine an Händen und Füßen gefesselt, hockte das Mädchen auf der Kante des breiten französischen Betts und starrte apathisch vor sich hin.

      Erschreckt fuhr Jane zusammen, als der Butler leise an die Scheibe klopfte. Doch im nächsten Moment glitt ein erleichtertes Lächeln über ihre Züge. Sie hatte das glatte, alterslos wirkende Gesicht unter dem schwarzen Bowler, das sich hinter der Scheibe zeigte, sofort erkannt.

      Schon hatte Parker sein handliches Spezialbesteck gezogen. Geschickt ließ er eine der stählernen Zungen in den Schlitz zwischen den Fensterflügeln gleiten. Ein, zwei routinierte Handbewegungen genügten, und der Riegel gab seinen ohnehin schwachen Widerstand auf.

      »Mister Parker!« flüsterte Jane Auckhill überglücklich, als der schwarzgewandete Butler im Zimmer stand. Doch Parker gab ihr ein Zeichen, still zu sein und stellte sich neben der Tür auf, um Fred Marbert eine kleine Überraschung zu bereiten.

      Näher kamen die Schritte im Treppenhaus. Gleich darauf wurde die Tür geöffnet.

      »Na, Schätzchen?« begrüßte Marbert seine blonde Gefangene mit höhnischem Grinsen. »Ich hoffe, du bist nicht allzu traurig, auf die Nacht mit mir verzichten zu müssen. Die Scheichs haben den Fahrplan geändert. In zwei Stunden geht die Reise in den Orient.«

      Jane Auckhill sprach kein Wort. Sie streifte Marbert lediglich mit verächtlichem Blick.

      »Und damit du unterwegs keine Dummheiten machst, darfst du jetzt noch mal eine ordentliche Prise Chloroform nehmen«, fuhr der Diskotheken-Besitzer fort.

      Jane Auckhill zerrte an ihren Fesseln und wollte von der Bettkante hochspringen, als Marbert auf sie zutrat und die Gefangene grob auf das Lager zurückstieß. Anschließend zog er den Stöpsel aus der braunen Arzneiflasche und schüttete etwas von der klaren Flüssigkeit auf einen Wattebausch.

      Der Ganove kam jedoch nicht mehr dazu, sein Vorhaben auszuführen. Plötzlich stand Parker hinter ihm, faßte die Hand mit dem chloroformgetränkten Wattebausch und drückte sie unwiderstehlich gegen Marberts Nase.

      »Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, pflegt der Volksmund in seiner manchmal recht treffenden Art zu sagen«, bemerkte der Butler gelassen, während Marbert ohne weiteren Kommentar in sich zusammensackte und auf dem Boden eine bequeme Lage einnahm.

      Sekunden später war Jane Auckhill von ihren Fesseln befreit. Überglücklich schloß sie den Butler in die Arme. In ausgesprochen würdevoller Haltung ließ Josuah Parker den Sturm der Freude über sich hinwegfegen. In seinem glatten, undurchdringlichen Pokergesicht regte sich nicht der kleinste Muskel. Nur die steife, schwarze Melone rutschte ihm aufs linke Ohr.

      »Darf man die Hoffnung äußern, daß Sie Ihre Gefangenschaft körperlich unversehrt überstanden haben, Miß Auckhill?« erkundigte er sich in seiner höflichen Art.

      »Danke, es geht, Mister Parker«, entgegnete das Mädchen. »Aber wie haben Sie mich denn gefunden?«

      »Darüber wird man Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt berichten, sofern es genehm ist«, gab der Butler zurück und schob seine Kopfbedeckung wieder in die vorgeschriebene Position. »Im Augenblick drängt die Zeit. Mylady bleiben nur noch knapp zwei Stunden, um die zwölf jungen Damen zu befreien, die Ihr Schicksal teilen.«

      Ehe Parker mit Jane Auckhill das Zimmer verließ, schritt er noch mal ans offene Fenster und blickte in den Hof hinunter.

      Gerade trat Marberts Besucher aus der Tür und schlug die Richtung zu dem schwarzen Daimler ein. Sein wehender, weißer Burnus war auch in der Dunkelheit deutlich zu erkennen.

      Mike Rander hielt sich noch im tiefen Schatten neben der Tür. Er ließ den Mann an sich vorbeischreiten, um sicher zu sein, daß kein zweiter folgte.

      »Es geht los!« war die Stimme mit dem orientalischen Akzent zu hören, während Marberts Besucher mit den Knöcheln gegen die Heckscheibe des Wagens pochte. Doch nichts rührte sich.

      »Seid ihr schon wieder eingedöst, verdammte Schlafmützen?« fluchte der Araber. Wütend umrundete er das Fahrzeug und riß mit einem Ruck die Fahrertür auf »Feuern werde ich euch!« drohte er, als sein Blick auf die leeren Sitzpolster fiel. »Was sind das für Leibwächter, die sich herumtreiben, wenn man sie braucht?«

      Knurrend kehrte er zum Heck des Wagens zurück und schloß den Kofferraum auf. Als der Mann sich hineinbeugte und an einer schweren Last zu zerren begann, hielt Mike Rander den Zeitpunkt zum Eingreifen für gekommen.

      Der Araber stöhnte leise, als der Anwalt seinen Nacken mit einem präzisen Handkantenschlag bedachte. Der Mann wollte sich aufrichten. Doch bei dieser reflexartigen Bewegung kam sein Hinterkopf auf unsanfte Weise mit der halboffenen Haube in Berührung. Postwendend knickte er in den Knien ein, kippte wieder vornüber und blieb wie ein nasses Handtuch über dem Rand des Kofferraumes hängen.

      Als Josuah Parker und Jane Auckhill sich hinzugesellten, hatte der Anwalt schon den schweren Jutesack geöffnet, der im Kofferraum des Daimler lag. Vorsichtig zog er eines der vielen Päckchen heraus, die in weißes Leinen eingeschlagen waren, und hielt es dem Butler entgegen.

      »Haben Sie eine Ahnung, was das sein kann?« wollte er wissen.

      »Allem Anschein dürfte es sich um Haschisch handeln, Sir«, meinte der Butler, nachdem er die Verpackung aufgerissen hatte. »Farbe und Konsistenz scheinen darauf hinzudeuten, daß


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