Ostseeküste - Mecklenburg-Vorpommern Reiseführer Michael Müller Verlag. Sabine Becht

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Ostseeküste - Mecklenburg-Vorpommern Reiseführer Michael Müller Verlag - Sabine Becht


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Halbinsel Wustrow er­streckt, hat ihren Namen vom über­durchschnittlich ho­hen Salzgehalt, den die Ostsee hier aufweist. Mit einer durch­schnittlichen Was­ser­tiefe von nur vier Metern gilt das Salzhaff als ideales Surfrevier für Anfän­ger. An seiner Küste erstrecken sich Dünen und Salz­wiesen, seltene Vögel nisten hier. Auf dem Boi­ensdorfer Werder, der birnen­förmig ins Salzhaff ragenden Halb­insel, fin­det sich dann ländliche Idylle mit Pferdekop­peln und Kuh­weiden, Getrei­defeldern und Salzwie­sen. Kurz vor der Landenge zum Boiensdorfer Werder liegt ein Naturstrand mit Parkplatz (auch Womo-Stellplatz) und Imbiss.

      Mein Tipp Camping/Essen & Trinken Ost­seecamping Am Salzhaff. Beim Ort Pe­pe­low, in herrlicher Lage direkt am Wasser, mit schma­lem Strand. Ein sehr ni­veauvoller Platz, traumhafte Stell- und Zelt­plät­ze mit Haffblick. Häschen hoppeln umher. Kiosk mit Räu­cher­fischverkauf hinter dem Strand, gut sor­tierter Markt, weiter oben am Eingang das gepflegte Restaurant mit Terrasse, das bes­te weit und breit: gute saisonal-in­ter­na­tio­nale Gerichte, für die faire Preise ver­langt werden, geöffnet Di-Do 16-21 Uhr, Fr-So 12-21 Uhr, Mo Ruhetag, in der Nebensaison teils auch Di. Top-Sanitär­anlagen. Nicht bil­lig, aber direkt am Eingang (vor der Schranke) gibt es auch einen gepfleg­ten Wohnmobilhafen fürs klei­nere Geld. Viele Kinder und Hun­de, eige­ne Kite-Schule (www.kite-surfers.de, April bis Okt.). Ganz­jäh­rig ge­öffnet. Stellplatz inkl. 2 Pers. 23-32,50 €, Hund 4 €, Famili­enbad 10 €, Wohn­mo­bil­hafen 15-17 €. Seeweg 1, 18233 Pepelow, Tel. 038294-78686, www.campingtour-mv.de.

      Wassersport Neben der Kiteschule am Cam­ping „Am Salzhaff“ gibt es an der Landenge außerdem die Kiteschule Ost­see; Schnupperkurse bis hin zum Inten­siv­se­mi­nar. Geöffnet Ende April bis Ende Sept., nähere Infos un­ter Tel. 0381-3830083, www.kiteschule.com.

      Das kleine, verschlafene Städtchen würde man vielleicht achtlos passieren, hieße es nicht Neubukow, das nicht nur Freunden der klassischen Ar­chäo­lo­gie ein Begriff ist. Denn hier wurde Hein­rich Schliemann (1822-1890), der Ent­de­cker Trojas, ge­bo­ren. Schon 1975 er­richtete man in der Ge­burtsstadt des be­rühmten Al­ter­tums­for­schers eine erste Heinrich-Schlie­mann-Gedenk­stät­te, die später in das auch als Rek­toren­haus bekannte Ge­bäude etwas unter­halb der Kirche um­zog. Die ansonsten eher textlastige kleine Ausstellung zeigt auch groß­for­ma­ti­ge Foto­gra­fien, u. a. vom Lö­wen­tor in Mykene und dem Schatzhaus des Atreus, zudem ein paar Ori­ginal­funde aus Troja. Die be­rühmte Gold­maske des Agamemnon ist als Ko­pie aus­ge­stellt. Der Hauptraum des Mu­seums ist wech­selnden Expo­si­tio­nen vorbehal­ten.

      Kaufmann und Selfmade-Ar­chäologe: Heinrich Schlie­mann

      Hier in Neubukow erblickte der berühmteste deutsche Alter­tumsfor­scher am 6. Januar 1822 das Licht der Welt. Allerdings nicht in der heu­ti­gen Schlie­mann-Gedenkstätte, son­dern im Pfarrhaus ne­ben der Kir­che, das noch zu Schliemanns Leb­zeiten abgeris­sen und durch einen größeren Neu­bau er­setzt wurde. An die­sem erin­nert eine Gedenk­tafel an den Mecklenburger Pfar­rers­sohns, der aber kaum mehr als das ers­te Jahr sei­nes Lebens in Neu­bu­kow ver­brach­te, bevor der Vater eine neue Stel­lung in Ankersha­gen an­trat und mit der Familie dorthin zog. Dementsprechend gibt es auch in An­kers­ha­gen ein Schliemann-Museum.

      Schliemanns Karriere be­gann zu­nächst et­was schleppend als Han­dels­ge­hilfe in Ros­tock und Amster­dam, dann grün­dete er für seinen hol­län­di­schen Arbeit­ge­ber eine Nie­derlas­sung in St. Peters­burg und mach­te sich erfolgreich mit einem inter­na­tio­na­len Han­delshaus selbst­ständig. Be­son­ders üp­pig rollte der Ru­bel für den ge­schick­ten Ge­schäfts­mann wäh­rend des Krim­kriegs (1853-1856), bei dem Schlie­mann sein da­mals schon be­trächt­li­ches Ver­mö­gen ver­viel­fach­te. 1864 zähl­te der Mil­lionär zu­sam­men und löste sein Ge­schäft in St. Pe­ters­burg auf. Das Sprach­genie Schlie­mann ging auf Welt­rei­se, ent­deckte sein Faible für die klas­si­sche Al­ter­tums­for­schung und wurde von der Uni­versi­tät Ros­tock auf die­sem Ge­biet so­gar pro­mo­viert (in Ab­we­sen­heit). Da­bei gin­gen seine Theo­rien zur klas­si­schen Antike von einem ganz simp­len - und oft be­lä­chelten - An­satz aus: Die Wer­ke Ho­mers hielt er nicht nur für Erzäh­lung, son­dern be­nutzte sie als de­tail­lier­te histori­sche Quel­len, die ihm wie ein Weg­weiser bei der Su­che nach Tro­ja und My­kene zur Seite stan­den - und dank derer er tat­säch­lich fündig wur­de. Sei­ne be­rühm­tes­ten Aus­gra­bun­gen sind Troja (u. a. der Schatz des Pria­mos) und die Kö­nigsgräber von My­kene. Schlie­mann starb am 26. Dezem­ber 1890 in Ne­apel, sein Grab be­fin­det sich auf dem Zen­t­ral­friedhof in Athen.

      ♦ Heinrich-Schliemann-Gedenkstätte: Mai bis Sept. Di-Sa 10-16 Uhr, Okt. bis Ende April nur Di-Fr 10-16 Uhr. Ein­tritt 2,50 €, Schü­ler/Studenten 1,50 €, Kin­der bis 6 J. frei, Fa­mili­enkarte 5 €. Kirchenstr. 1, 18233 Neubu­kow, Tel. 038294-16690.

      Zwischen Pfarrhaus und Schliemann-Gedenkstätte befindet sich die impo­san­te Pet­rus-und-Paulus-Kirche aus dem 13. Jh. Der zugehörige Kirchturm misst 52 Me­ter Hö­he und wurde erst im 15. Jh. angefügt. Beachtenswert im In­ne­ren der Back­stein­kir­che sind u. a. das Altar­bild und das aus einem einzi­gen Stein gehauene Tauf­becken aus dem 13. Jh. Die Kir­che ist im Sommer meist Mo-Fr 10-12 und 15-17 Uhr geöff­net, an­sons­ten kann man sich den Schlüs­sel in der Hein­rich-Schliemann-Ge­denk­stätte leihen.

      ♦ Neubukow liegt auf halber Strecke zwischen Wismar und Bad Dobe­ran, die B 105 führt durch den Ort. Etwa stündlich Züge nach Wis­mar und Ros­tock.

      An der schmalen Landenge, die das Festland mit der Halbinsel Wus­trow ver­bin­det, liegt zwischen Ostsee und Salzhaff das kleine Ostseebad Rerik.

      Rerik (ca. 2100 Einw.) ist uralt, die Groß­steingräber in der Umgebung lassen auf eine Besiedlung um 3000 v. Chr. schließen. Auf der Meer­seite des Ortes, kurz vor der Land­enge „Wustrower Hals“, befinden sich die Reste eines „Schmiedeberg“ ge­nann­ten slawischen Burg­walls, auf des­sen Erhebung heute ein Aus­sichts­pa­villon thront, un­terhalb davon er­stre­cken sich eine 170 Meter lan­ge See­brü­cke und der kilome­terlange Strand. Am Haff liegt mit dem noch recht neu­en Haffplatz der Ha­fen, des­sen An­leger sich Fi­scher, Segler und Urlau­ber tei­len. Lohnend ist auch ein Spaziergang ent­lang der Steilküste nordöstlich von Re­rik mit Abgängen zum Naturstrand (u. a. an der Teufels­schlucht) - hier fin­det jeder ein ruhiges Plätzchen.

      Eigentlich hieß der Ort Alt-Gaarz (von garz, alt­slaw. für Burg). 1938 aber be­nann­ten die National­so­zia­lis­ten ihn um, da sie im „sla­wi­schen“ Alt-Gaarz das ver­meint­lich ger­manische Rerik ent­de­ckt haben woll­ten. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg nahm die schon zu­vor gestartete tou­risti­sche Kar­riere des klei­nen Städt­chens wieder an Fahrt auf, über 40.000 DDR-Bürger verbrach­ten hier alljährlich ihren Urlaub. Heute gibt es etwa dop­pelt so viele Gäs­te­bet­ten wie Einwohner.


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