Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

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Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton


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Giacomo Inaudi ist zu dem Schluss gelangt, dass wir uns hier im Sternenhaufen M 3 befinden müssen, Taff. Er gibt zwar noch einen Unsicherheitsfaktor von 2,973 Prozent dagegen an, aber das ist nur ein vernachlässigbarer statistischer Wert. Sehr interessant ist dafür, was er über die Anomalien in unserer Umgebung sagt, über die wir bisher keinen Aufschluss erlangen konnten. All jene Stellen, an denen die Impulse der Hyperortung sozusagen verschluckt werden, sollen Schwarze Löcher sein!«

      »Das darf doch nicht wahr sein!«, entfuhr es dem Commander rau. »Schwarze Löcher oder Black Holes kommen doch nur sehr selten vor, vielleicht im Verhältnis 1 : 100 000 gegenüber Normalsternen. Weißt du auch, was du da behauptest, Orvid?«

      »Nicht ich behaupte es, sondern Giacomo«, gab Bashkiri lakonisch zurück. »Er gibt auch eine durchaus plausible Erklärung dafür ab: Die Sonnen aller Kugelsternhaufen, die sich ja stets nur am Rand der Galaxis finden, müssen bereits entstanden sein, als unsere jetzige Milchstraße noch ein chaotisches Durcheinander von Gas- und Staubmassen war! Sie sind also erheblich älter als alle Sterne in dieser, und das hatte ich bereits zuvor festgestellt. Ein großer Teil von ihnen befindet sich auf dem absteigenden Ast. Es gibt hier unverhältnismäßig viele Zwergsterne, die nur noch kümmerliche Überreste von Sonnen sind, die das Novastadium längst hinter sich haben. Ist es da ein Wunder, wenn proportional dazu entsprechend viele Schwarze Löcher entstanden sind?«

      »Das nun allerdings nicht«, gab Caine seufzend zu, denn auch er verstand weit mehr von Astronomie und Astrophysik, als jeder beliebige andere Schiffskommandant. »Im Endeffekt kommt es aber darauf hinaus, dass unser Schiff durch diese Gegebenheiten auf das Höchste gefährdet wird! Black Holes beeinflussen die Raumstruktur in weitem Umkreis; sie bilden Zentren von so ungeheurer Schwerkraft, dass selbst das Gefüge des Hyperraums davon angegriffen wird. Dagegen ist der Magnetstern Alpha Cvn ein lächerliches Nichts.«

      »Da haben Sie uns ja etwas Schönes eingebrockt, Taff«, sagte Min Jian-Ksu mit finsterem Gesicht. »Ich hoffe, dass Sie nun wenigstens entsprechend vorsichtig sein werden, damit wir nicht in eines dieser Schwarzen Löcher fallen und darin hängen bleiben wie ein Käfer, der auf dem Rücken liegt.«

      Sekundenlang war es still in der Schiffszentrale. In den Gesichtern der PROKYON-Crew zuckte es verdächtig, aber alle beherrschten sich, so gut es ging. Dafür platzte jedoch Toburu-Chan mit einem Gelächter heraus, das wie ein Ungewitter klang.

      »Verzeihen Sie mir, Min!«, bat er dann. »Es gibt zuweilen Situationen, in denen es einem Mann wirklich schwerfällt, die Beherrschung zu wahren, und eine solche war eben gegeben. Ihre Auslegung der Gefahren der Schwarzen Löcher war von einer direkt umwerfenden Komik.«

      »Ich akzeptiere«, sagte der Minister säuerlich, denn die Mienen der anderen bewiesen ihm, dass sie Toburus Auffassung teilten. »Ich habe zwar eine ganze Reihe verschiedener Fächer studiert, aber Astrophysik war leider nicht dabei. Habe ich wirklich etwas so Falsches gesagt?«

      »Es lässt sich nicht leugnen, Meister der weisen Sprüche«, meinte Taff und wurde wieder ernst. »Ein Black Hole«, dozierte er, »ist ein Stern in seinem Endstadium, das sich an den eines Neutronensterns anschließt. Bei diesem haben die Atomkerne ihre sämtlichen Elektronen verloren, so dass sie dicht an dicht sitzen und ein Kubikzentimeter dieser hochkonzentrierten Masse Millionen von Tonnen wiegen kann. Unter bestimmten Umständen kommt es zu einer noch weitergehenden Kontraktion, die Schwerkraft dieses Gebildes wächst dann so sehr an, dass nicht die geringste Spur von Strahlung mehr emittiert wird. Wie ich vorhin schon sagte, beeinflusst das unfassbar starke Schwerefeld sogar die umgebende Raumstruktur und bildet so eine erstklassige Raumschiffsfalle. Würden wir in eine solche Zone geraten, würde es keiner von uns mehr richtig bemerken. Wir wären innerhalb von Sekundenbruchteilen so zusammengequetscht, dass die ganze PROKYON nicht einmal mehr den Durchmesser eines Staubkorns hätte!«

      »Das wäre peinlich, in der Tat«, gab Min beeindruckt zu. »Doch ich bin davon überzeugt, dass Sie ein solches Vorkommnis werden zu vermeiden wissen. Schließlich kennen Sie ja jetzt die Orte, an denen die Schwerkrafttiger lauern.«

      »Er kann es nicht lassen«, kommentierte Luca seufzend. »Taff, die Kommunikation mit Giacomo Inaudi ist vorläufig beendet. Hast du noch irgendwelche Fragen an ihn?«

      »Im Augenblick nicht«, erwiderte Caine. »Nachdem nun alle Unklarheiten beseitigt sind, sollten wir daran gehen, diesen Sternhaufen zu erforschen, soweit das ohne größeres Risiko möglich ist. Hier irgendwo muss sich unser spezieller Freund Ashkar befinden – ihn müssen wir ausfindig machen, wenn Alexandros Demosthenes wieder zu einem wirklichen Dasein verholfen werden soll!«

      Dorit Grenelle warf ihm einen dankbaren Blick zu, denn ihr war daran naturgemäß am meisten gelegen. Ihr ganzes Verhalten während der letzten Zeit hatte ihren Freunden bewiesen, dass ihre Zuneigung zu Demosthenes größer war, als sie bisher angenommen hatten. Das war für sie alle eine zusätzliche Motivation, jenes rätselhafte Wesen zu suchen, das nach seiner eigenen Aussage selbst den Einsatz der »Schwingen der Nacht« überdauert hatte, durch den einst das Kosmische Inferno ausgelöst wurde. Durch eine List hatte Alexandros es zuwege gebracht, dass er Kharto verlassen konnte und sich selbst in einen riesigen Kristall verwandelt hatte, der dann durch das »schimmernde Tor« verschwunden war. Ob er sich auch jetzt noch in dieser Zustandsform befand, war allerdings fraglich, denn seine übersinnlichen Fähigkeiten schienen fast unbegrenzt zu sein.

      Der Commander machte Anstalten, sich in den Pilotensitz zu begeben, aber Min Jian-Ksu hob abwehrend die Hand.

      »Nicht so voreilig, Taff! Mit zwei Schiffen können wir hier nicht sonderlich viel ausrichten, auch nicht mit dem bekannten Wagemut Ihrer Crew. Ich werde Ihrem Vorhaben erst dann zustimmen, wenn absolut sicher ist, dass keine weiteren Schiffe mehr aus dem System Alpha-Cvn hierher gelangen können.«

      Caine nickte. »Das ist Ihr gutes Recht, geschätzter Minister der Verteidigung. Luca, richte also eine weitere Anfrage an den Space-Computer, diese 29 Schiffe betreffend.«

      Die Antwort traf bereits nach wenigen Sekunden ein.

      -- giacomo inaudi an raumschiff prokyon: aussichten für ein nachfolgen dieser einheiten sind gleich null – kommandanten sind an befehl von min jian-ksu gebunden und werden keinesfalls eigenmächtig handeln – ende –

      Min verzog daraufhin das Gesicht, und Taff grinste flüchtig.

      »Wie ich schon immer sagte: Die PROKYON-Crew ist und bleibt einmalig – kein anderer Kommandant wird die Eigeninitiative entwickeln und diesen Stillhaltebefehl ignorieren! Falls sich nicht TAC korrigierend einschaltet, sind die Schiffe vielleicht noch am selben Fleck, wenn wir zurückkehren.«

      Der Minister resignierte, Toburu-Chan dagegen zeigte ein ausgesprochen zufriedenes Gesicht. Er als Nimboide scheute die Herausforderung durch unbekannte und gefährliche Dinge nicht.

      Orvid Bashkiri hatte bereits einen neuen Kurs vorgeschlagen. Er führte in ein Gebiet, das etwa 28 Lichtjahre vom gegenwärtigen Standort der PROKYON X entfernt war. Dort gab es ein ganzes »Nest« von Sternen, deren Materie den Diagrammen nach entartet und – wie es die Computer ausdrückten – kristallisiert war. Es durchmaß etwa elf Lichtjahre, und die einzelnen Sterne waren im Durchschnitt nur 2,5 Lichtjahre voneinander entfernt.

      »Dann also: Wieder einmal auf ins Ungewisse!«, murmelte Taff. Lars hatte vom Maschinenraum aus grünes Licht gegeben, er schaltete die Triebwerke hoch, und die PROKYON nahm Fahrt auf, vom Space-Computer gefolgt.

      *

      Wieder hatte sich etwas verändert!

      Der »Feldsauger« registrierte einen neuen Hyperausbruch, der ihn diesmal wie ein Schock traf, da er sich seinem Ursprungsort inzwischen erheblich genähert hatte. Unwillkürlich verzögerte er seine Fortbewegung wieder, obwohl sein Verlangen nach neuer Energie inzwischen noch weiter gestiegen war.

      Konnte diese zweite Erscheinung gefährlich für seine Weiterexistenz sein?

      Eine der vielen seit langer Zeit verschütteten Erinnerungen brach sich Bahn und gelangte in sein künstliches Bewusstsein.

      Damals, als er – oder


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