Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
Читать онлайн книгу.seine Gurte gelöst und sich zu Luca begeben. Gemeinsam lasen die beiden Männer die Angaben auf der Folie ab, und dann erstarrten ihre Gesichter.
Taff drehte sich langsam um. Mit spröder, fast tonloser Stimme stellte er fest: »Wir sitzen in einer perfekten Falle, Freunde!«
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Min Jian-Ksu schlug auf das Sammelschloss seiner Haltegurte, sie sprangen auf und schnellten in die Armlehnen zurück. Mit großen Schritten kam er auf Caine zu und forschte erregt: »Inwiefern, Taff? Was verstehen Sie unter diesem Begriff? Sind wir doch in eines der Schwarzen Löcher geraten?«
Der Commander ließ seine Blicke durch den Steuerraum wandern. Er sah bleiche Gesichter und weit aufgerissene Augen, denn so deprimiert hatte ihn seine Crew noch nie erlebt. Nur Lars Gunnarsson im Maschinenraum, dessen Abbild auf dem Bildschirm im Hintergrund stand, wirkte so ruhig wie immer.
»Kein Schwarzes Loch, Min«, erklärte Taff schließlich. »In diesem Fall hätte uns auch der Schutzschirm nicht vor einem schnellen Ende bewahren können. Wir befinden uns vielmehr in einer Art von Blase, die einen Durchmesser von ungefähr 350 000 Kilometern besitzt, und zwar in ihrem Mittelpunkt. Ihre Wandung besteht aus einer Form von Energie, die der Computer als plastisch oder erstarrt bezeichnet.«
»Was ist unter dieser Bezeichnung zu verstehen?«, fragte Toburu-Chan verwundert. »Ich kann mir darunter nichts vorstellen, zumindest auf Nimboid ist dieser Begriff unbekannt.«
»Gerade in Ihrem System wurden wir aber erstmals damit konfrontiert«, erinnerte ihn Caine. »Das war auf dem Rheamond Hades, wo sich tief in der Vergangenheit eine Station der ausgestorbenen Bewohner befand, die von dem ehemaligen Diktator Tonaga für seine verbrecherischen Zwecke benutzt wurde. Das pulsierend leuchtende blaue Prismatoid bestand aus einer ähnlichen Form von passiver Energie. Wir haben die entsprechenden Angaben in unserem Computer gespeichert, deshalb konnte er die hier vorhandene Blase als äquivalent identifizieren.«
Das Gesicht des solaren Verteidigungsministers hellte sich um eine Nuance auf. »Somit besteht also keine Gefahr für uns, wenn ich Sie recht verstehe?«, erkundigte er sich.
»Keine akute Gefahr!«, berichtigte Taff sofort. »Im Augenblick ist unser Schiff noch nicht bedroht, aber das kann sich schnell ändern. Wer immer uns hier auch sozusagen aus dem Hyperraum aufgefischt hat, er verfolgt damit bestimmt keine guten Absichten. Auch die Spinne spannt ihr Netz schließlich nur zu dem einen Zweck, um darin Beute zu fangen, die sie sich später einverleiben kann!«
»Ich verstehe«, warf Mitani N'Kasaa ein. »Diese riesige Blase ist also ein künstlich geschaffenes Gebilde, vermutlich schon sehr alt, wenn man die Verhältnisse in diesem Sternenhaufen berücksichtigt. Damit ist allerdings noch nicht gesagt, dass sie ursprünglich wirklich als Raumschiffsfalle konzipiert wurde, Taff. Vielleicht war es reiner Zufall, dass wir hineingeraten sind.«
»Du vergisst dabei unseren besonderen Freund Ashkar«, sagte Dorit vom Funkpult her. »Es ist uns auf Kharto gelungen, ihn zu überlisten, und dafür hat er uns Rache geschworen. Was liegt also näher, als dass es seine Falle ist?«
Caine hob abwehrend die Hand.
»Dagegen sprechen mehrere Gründe. Auch seine Macht ist nicht unbegrenzt, das ging aus seinen letzten gedanklichen Mitteilungen hervor. Außerdem konnte er nicht ahnen, dass wir ihm in diesen Sternenhaufen folgen würden. Weiterhin würde es seiner Mentalität in keiner Weise entsprechen, sich uns nicht sofort bemerkbar zu machen. Gerade er würde sich sehr beeilen, sich zu zeigen, um uns erneut seinen Willen aufzuzwingen.«
»Das klingt einleuchtend«, sagte Lars vom Maschinenraum her. »Wir haben es hier also wahrscheinlich mit einer anderen Macht zu tun – wieder einmal mit einem Erbe des Jarun oder Drajur, nehme ich an. Die Relikte der alten Kosmischen Mächte sind überall.«
»All diese Vermutungen bringen uns nicht weiter«, knurrte Min Jian-Ksu ungeduldig. »Wir sind wie ein Lamm, das in der Falle sitzt, aber nichts zwingt uns dazu, hier geduldig auf den anschleichenden Tiger zu warten!«
»Wie wäre es zur Abwechslung einmal mit einem Wolf?«, schlug Ladora grinsend vor. »Sie haben den Tiger inzwischen so sehr strapaziert, dass er müde und unlustig geworden sein muss.«
»Nein, wir sollten nicht untätig warten«, fuhr Min fort, ohne sich um den Einwurf zu kümmern. »Weshalb sollten wir nicht einfach versuchen, die Wand dieser Falle zu durchstoßen? Der Antrieb der PROKYON ist dazu doch zweifellos stark genug.«
Taff Caine lächelte müde.
»Ich werde mich sehr hüten, auch nur einen derartigen Versuch zu unternehmen. Eine Wand aus purer Energie, selbst wenn sie nur wenige Millimeter stark sein sollte, bildet ein wahrhaft unüberwindliches Hindernis. Wir sollten vorerst abwarten, über Kurz oder Lang wird sich unser Gegner schon zeigen. Dann können wir ihm mit den Mitteln entgegentreten, die jeweils geboten sind.«
»Das ist auch meine Ansicht«, erklärte Toburu-Chan entschieden. »Diese Energieblase ist einfach zu stark für uns, während ein wirklicher Gegner – ganz gleich, ob lebendes Wesen oder Roboter – auch seine Schwächen haben muss. Warten wir also vorerst ab, wie Taff es vorgeschlagen hat. Erst wenn wir sicher sein können, dass sich niemand um uns kümmert, sollten wir selbst aktiv werden.«
»Meinetwegen, Shogun«, stimmte Min Jian-Ksu überraschend schnell zu. »Wer langsam und vorsichtig seines Weges geht, vermeidet es meist, gegen jene Steine zu stoßen, über die der Ungeduldige nur zu leicht stolpert. Sie haben mein Einverständnis, Taff.«
»Wo habe ich diesen Spruch nur schon gehört?«, grübelte Mitani mit scheinheiliger Miene. »Kannst du mir aushelfen, Taff?«
»Mitnichten, Mädchen«, sagte Caine augenzwinkernd. »Ich habe eine andere und bessere Idee: Während wir Männer hier die Stellung halten, könntest du zusammen mit Dorit für eine gute Mahlzeit sorgen. Einverstanden, Geliebte meines schwachen Herzens?«
»Wir fliegen, Gebieter!«, versicherte die samthäutige Schönheit.
Ein Hauch jener fast schon sprichwörtlichen Gelassenheit der PROKYON-Crew wehte durch den Raum. Er konnte jedoch niemanden darüber hinwegtäuschen, dass die Lage unverändert ernst blieb. Noch immer schwebte der diskusförmige Kreuzer bewegungslos im Mittelpunkt der energetischen Blase, die ihn gefangen hielt. Jederzeit konnte der Gegner, über dessen Stärke und Absichten bisher nicht das geringste bekannt war, so plötzlich auftauchen und zuschlagen, dass jede Gegenwehr zu spät kommen musste!
Taff Caine und seine Gefährten wussten um diese Gefahr.
Auch während sie sich dem Essen widmeten, das ihnen die beiden Mädchen brachten, wichen ihre Blicke kaum von den Schirmen der Rundumbeobachtung. Der Schutzschirm war inzwischen abgeschaltet worden, um jede Beeinträchtigung der Ortungsanlagen zu vermeiden. Trotzdem kam nicht das schwächste Signal herein, das ihnen eine beginnende Aktivität des unbekannten Herren über diese Falle verriet.
Einige Stunden vergingen ereignislos.
Unmerklich begann das untätige Warten an den Nerven der Besatzung der PROKYON X zu zerren.
Noch stärker litt jedoch Toburu-Chan unter diesem Zustand, obwohl er zuvor Caines Vorschlag unterstützt hatte. Zwar war er ein für nimboidanische Verhältnisse erstaunlich besonnener Mann, aber nach und nach kam die besondere Mentalität der Leute vom Vulkanplaneten doch zum Durchbruch.
Schließlich sagte er: »Mir scheint, dass wir uns jetzt lange genug in Geduld geübt haben, Freunde. Niemand hat sich um uns gekümmert, und ich neige der Ansicht zu, dass es auch weiterhin so bleiben wird. Wir sollten versuchen, diese Blase aufzuknacken und uns zu befreien, meine ich.«
»Sie denken an Hyperdead?«, erkundigte sich der Commander interessiert. Der Shogun nickte.
»Allerdings, Taff. Ich zweifle nicht daran, dass es unsere Projektoren schaffen werden, diese seltsame energetische Wand zu durchbrechen. Falls wider Erwarten nicht, wissen wir dann wenigstens, woran wir sind.«
»Wahr gesprochen, Toburu«,