Ein Junggeselle zum Verlieben. Melody Carlson
Читать онлайн книгу.wann genau sie gegangen ist, aber sie ist bestimmt noch eine gute Viertelstunde geblieben. Sie hielt sich immer in der Nähe der Tür auf … vermutlich hoffte sie, Sie noch einmal abzupassen. Haben Sie tatsächlich eine Verabredung zum Abendessen mit ihr abgesagt?“
„Nein.“ Entschlossen schüttelte er den Kopf. „Das war keine Verabredung. Vor einigen Tagen hat sie mich gefragt, ob ich zum Abendessen kommen wolle, und mir ist keine gute Ausrede eingefallen, darum habe ich sie vertröstet und gesagt, ich würde darüber nachdenken. Am Morgen habe ich ihr gesagt, ich hätte eine andere Verpflichtung. Das war nicht wirklich eine Lüge, ich musste mir nur noch konkret etwas überlegen, und dann kam mir Ihr Kunstspaziergang heute Abend in den Sinn. Das kam mir sehr gelegen.“
„Aber Sie wollten nicht mit ihr gemeinsam herkommen, oder?“
„Ganz bestimmt nicht.“ Er runzelte die Stirn. „Sie ist ja eigentlich recht nett, sehr fröhlich und so … aber sie redet so viel.“
„Und sie ist ziemlich attraktiv.“
„Ja, so wie ein Cupcake.“
„Wie bitte?“ Sie zog die Augenbrauen in die Höhe.
Er lachte leise. „Oh, das ist eine schlechte Angewohnheit von mir. Aber normalerweise spreche ich das nicht laut aus.“
„Das müssen Sie mir erklären.“ Sie beugte sich mit zur Seite gelegtem Kopf zu ihm herüber, was sie ungemein attraktiv machte. „Was bedeutet dieser Vergleich?“
„Die Wahrheit ist … Ich neige dazu, Frauen mit Backwaren zu vergleichen, was ungeheuer peinlich ist.“ Hatte er das tatsächlich gerade eingestanden?
„Im Ernst? Und Lorna Atwood ist ein Cupcake? Warum?“
„Nun, weil sie so fluffig und für meinen Geschmack ein bisschen zu süß und bunt ist.“
„Interessant.“ Willow deutete mit dem Kopf zu zwei attraktiven jungen Frauen hinüber, die in ihrer Nähe saßen. „Was ist mit den beiden? Mit welchem Gebäck würden Sie sie vergleichen?“
Er betrachtete sie kurz. „Nun, ich kenne sie gar nicht, darum ist das reine Spekulation, aber die Blonde könnte ein Krapfen und die Brünette ein Brownie mit Zuckerguss sein.“
„Hmm … da frage ich mich natürlich, was ich wohl bin.“
„Ein Vollkornmuffin“, antwortete er, ohne zu zögern, doch er bereute es sofort. Was war nur los mit ihm? Normalerweise war er anderen gegenüber nicht so offen. Hatte sie einen Zauber über ihn gelegt?
Sie blickte ihn bestürzt an. „Wirklich? So wirke ich auf Sie? Wie ein Vollkornmuffin?“
„Mit Rosinen.“ Er grinste sie verlegen an. Natürlich hatte er nicht die Absicht, ihr gegenüber einzugestehen, dass er Vollkornmuffins mit Rosinen am liebsten mochte.
„Interessant.“ Mit gerunzelter Stirn lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück. „Und Sie betrachten sich in Bezug auf Backwaren als Experten?“
„Ganz und gar nicht.“ Er verzog das Gesicht. „Die Wahrheit ist, dass ich Süßigkeiten generell meide.“
„Sowohl Frauen wie Gebäck?“
„Sie haben mich durchschaut.“
„Wohl kaum, Mr Emerson.“
„Bitte sagen Sie doch George zu mir.“
„Aber nur, wenn Sie mich Willow nennen.“
„Einverstanden.“ Er stellte seine Tasse ab und schaute sie an. „Das war ein ganz außergewöhnlicher Abend.“
„Wirklich? Inwiefern?“
„Nun, ich führe ein sehr ruhiges Leben. Um ehrlich zu sein, ich gehe abends nur selten aus. Und jetzt sitze ich um kurz vor zehn in einem Kaffeehaus … nachdem ich Ziegenkäse und Kombucha zu mir genommen habe.“
„Kombucha?“ Sie schaute ihn verblüfft an.
„Collin hat mir davon angeboten.“ Er verzog das Gesicht. „Nicht unbedingt mein Geschmack.“
„Nein, das kann ich mir vorstellen.“
„Aber es war nett, Collin etwas besser kennenzulernen. Ich glaube, er und ich haben einige Gemeinsamkeiten.“
„Wie das?“
George erklärte, dass er bei seinen Großeltern aufgewachsen sei. „Aber nur, weil meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Ich war erstaunt zu erfahren, dass Collins Mutter das Groupie einer Band ist. So hat er das zumindest ausgedrückt.“
Willows Lächeln erlosch. „Ja, Josie führt ein unstetes Leben. Ich hoffe immer noch, dass sie irgendwann vernünftig wird und nach Hause kommt. Ich habe eines der Appartements über der Galerie für sie reserviert, aber sie will es nicht. Letzte Woche habe ich sie zu Collins Abschlussfeier eingeladen und sogar angeboten, ihre Fahrtkosten zu übernehmen, aber sie schrieb zurück, dass am nächsten Wochenende ein großes Konzert in Fort Lauderdale stattfände.“ Traurig schüttelte sie den Kopf. „Es ist, als hätte sie vergessen, dass Collin ihr Sohn ist.“
„Das muss frustrierend für Sie sein.“
„Haben Sie Kinder?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich war nie verheiratet.“
„Dann können Sie sich nicht wirklich vorstellen, wie frustrierend das ist.“ Sie seufzte. „Aber so ist wohl das Leben. Man darf sich nicht unterkriegen lassen. Und ich rufe mir jeden einzelnen Tag in Erinnerung, dass Gott schon weiß, was er tut. Auch wenn ich es nicht weiß.“
George dachte über ihre Worte nach. Aus irgendeinem Grund hatte er nicht angenommen, dass Willow West ein sonderlich religiöser Mensch war. Es schien einfach nicht zu ihrer sorgenfreien Hippiementalität zu passen. Aber in Bezug auf den Glauben war er nun wirklich kein Experte.
„Collin erwähnte, dass Sie verwitwet sind …“
Sie nickte langsam. „Asher ist gestorben … Im Oktober sind es drei Jahre.“
„Das tut mir leid.“
„Vielen Dank. Er war ein sehr liebenswerter Mann. Und wir hatten ein gutes Leben miteinander. Er war ein Mensch, der jeden Tag fröhlich angenommen hat – bis zu seinem Tod.“
„Kam er unerwartet? Sein Tod, meine ich.“ George sah Willow in die Augen.
„Natürlich war es ein Schock, als Bauchspeicheldrüsenkrebs bei ihm diagnostiziert wurde. Alles ging so schnell. Aber wenigstens verschaffte uns die Diagnose Zeit, die Dinge zu regeln und uns zu verabschieden. Asher schien bereit zu sein zu gehen, aber er war erst Mitte siebzig, als er starb.“
„So alt?“, fragte George erstaunt. Willow wirkte noch so jugendlich, und es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, dass sie mit einem Mann zusammen war, der so viel älter war als sie.
„Ja. Ich glaube, vom Alter her hätte Asher mein Vater sein können. Ich habe ihn als Studentin vor vielen Jahren kennengelernt.“ Neugierig blickte sie George an. „Er war ebenfalls Lehrer, müssen Sie wissen.“
„Was hat er unterrichtet?“
„Englische Literatur. In Berkeley. Ich war jung und idealistisch und leicht zu beeindrucken. Sein Alter hat mir absolut nichts ausgemacht … damals zumindest nicht.“
„Und später?“
„Nur dass er schneller alt wurde. Und als er dann starb, war ich allein. Nun, natürlich hatte ich Collin. Das war mir eine große Hilfe.“ Sie strahlte ihn an. „Sie sehen also, warum ich sagte, wir sind immer noch jung, George. Im Vergleich zu Asher sind wir jung. Und unser ganzes Leben liegt noch vor uns. Warum aber halten Sie sich für alt? Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, doch ich habe vor, noch 40 Jahre zu leben. Vielleicht sogar noch mehr.“
George war in dieser Hinsicht nicht so sicher. Nicht dass er irgendwelche gesundheitlichen Probleme hätte, aber