Faust. Der Tragödie erster Teil. Johann Wolfgang von Goethe

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Faust. Der Tragödie erster Teil - Johann Wolfgang von Goethe


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sich in diesem Zauberspiegel!

      O Liebe, leihe mir den schnellsten deiner Flügel

      Und führe mich in ihr Gefild!

      Ach, wenn ich nicht auf dieser Stelle bleibe,

      Wenn ich es wage, nah zu gehn,

      Kann ich sie nur als wie im Nebel sehn! –

      Das schönste Bild von einem Weibe!

      Ists möglich, ist das Weib so schön?

      Muss ich an diesem hingestreckten Leibe

      Den Inbegriff von allen Himmeln sehn?

      So etwas findet sich auf Erden?

      mephistopheles . Natürlich, wenn ein Gott sich erst sechs Tage plagt

      Und selbst am Ende Bravo sagt,

      Da muss es was Gescheites werden!

      Für diesmal sieh dich immer satt!

      Ich weiss dir so ein Schätzchen auszuspüren,

      Und selig, wer das gute Schicksal hat,

      Als Bräutigam sie heimzuführen!

      faust sieht immerfort in den Spiegel. Mephistopheles, sich in dem Sessel dehnend und mit dem Wedel spielend, fährt fort zu sprechen

      Hier sitz ich wie der König auf dem Throne:

      Den Zepter halt ich hier, es fehlt nur noch die Krone.

      die tiere

       welche bisher allerlei wunderliche Bewegungen durcheinander gemacht haben, bringen dem Mephistopheles eine Krone mit groβem Geschrei

      O sei doch so gut,

      Mit Schweiss und mit Blut

      Die Krone zu leimen!

       Sie gehn ungeschickt mit der Krone um und zerbrechen sie in zwei Stücke, mit welchen sie, herumspringen

      Nun ist es geschehn!

      Wir reden und sehn,

      Wir hören und reimen –

      faust gegen den Spiegel. Weh mir! ich werde schier verrückt.

      mephistopheles auf die Tiere deutend

      Nun fängt mir an fast selbst der Kopf zu schwanken.

      die tiere . Und wenn es uns glückt,

      Und wenn es sich schickt,

      So sind es Gedanken!

      faust wie oben. Mein Busen fängt mir an zu brennen!

      Entfernen wir uns nur geschwind!

      mephistopheles in obiger Stellung

      Nun, wenigstens muss man bekennen,

      Dass es aufrichtige Poeten sind.

       Der Kessel, welchen die Kätzin bisher auβer acht gelassen, fängt an überzulaufen; es entsteht eine groβe Flamme, welche zum Schornstein hinausschlägt. Die Hexe kommt durch die Flamme mit entsetzlichem Geschrei heruntergefahren.

      die hexe. Au! Au! Au! Au!

      Verdammtes Tier! verfluchte Sau!

      Versäumst den Kessel, versengst die Frau!

      Verfluchtes Tier!

      faust und Mephistopheles erblickend

      Was ist das hier?

      Wer seid ihr hier?

      Was wollt ihr da?

      Wer schlich sich ein?

      Die Feuerpein

      Euch ins Gebein!

       Sie fährt mit dem Schaumlöffel in den Kessel und spritzt Flammen nach Faust, Mephistopheles und den Tieren. Die Tiere winseln.

      mephistopheles , welcher den Wedel, den er in der Hand hält, umkehrt und unter die Gläser und Töpfe schlägt

      Entzwei! entzwei!

      Da liegt der Brei!

      Da liegt das Glas!

      Es ist nur Spass:

      Der Takt, du Aas,

      Zu deiner Melodei!

       Indem die Hexe voll Grimm und Entsetzen zurücktritt

      Erkennst du mich? Gerippe! Scheusal du!

      Erkennst du deinen Herrn und Meister?

      Was hält mich ab, so schlag ich zu,

      Zerschmettre dich und deine Katzengeister!

      Hast du vorm roten Wams nicht mehr Respekt?

      Kannst du die Hahnenfeder nicht erkennen?

      Hab ich dies Angesicht versteckt?

      Soll ich mich etwa selber nennen?

      die hexe . O Herr, verzeiht den rohen Gruss!

      Seh ich doch keinen Pferdefuss!

      Wo sind denn eure beiden Raben?

      mephistopheles . Für diesmal kommst du so davon;

      Denn freilich ist es eine Weile schon,

      Dass wir uns nicht gesehen haben.

      Auch die Kultur, die alle Welt beleckt,

      Hat auf den Teufel sich erstreckt:

      Das nordische Phantom ist nun nicht mehr zu schauen;

      Wo siehst du Hörner, Schweif und Klauen?

      Und was den Fuss betrifft, den ich nicht missen kann,

      Der würde mir bei Leuten schaden;

      Darum bedien ich mich wie mancher junge Mann

      Seit vielen Jahren falscher Waden.

      die hexe tanzend. Sinn und Verstand verlier ich schier,

      Seh ich den Junker Satan wieder hier!

      mephistopheles . Den Namen, Weib, verbitt ich mir!

      die hexe . Warum? was hat er Euch getan?

      mephistopheles . Er ist schon lang ins Fabelbuch geschrieben;

      Allein die Menschen sind nichts besser dran:

      Den Bösen sind sie los, die Bösen sind geblieben.

      Du nennst mich Herr Baron, so ist die Sache gut;

      Ich bin ein Kavalier wie andre Kavaliere.

      Du zweifelst nicht an meinem edlen Blut;

      Sieh her: das ist das Wappen, das ich führe!

       Er macht eine unanständige Gebärde

      die hexe lacht unmäβig. Ha! Ha! Das ist in Eurer Art!

      Ihr seid ein Schelm, wie Ihr nur immer wart!

      mephistopheles zu Faust. Mein Freund, das lerne wohl verstehn:

      Dies ist die Art, mit Hexen umzugehn!

      die hexe . Nun sagt, ihr Herren, was ihr schafft.

      mephistopheles . Ein gutes Glas von dem bekannten Saft!

      Doch muss ich Euch ums ältste bitten:

      Die Jahre doppeln seine Kraft.

      die hexe . Gar gern! Hier hab ich eine Flasche,

      Aus der ich selbst zuweilen nasche,

      Die auch nicht mehr im mindsten stinkt;

      Ich will euch gern ein Gläschen geben. Leise.

      Doch wenn


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