Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

Читать онлайн книгу.

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


Скачать книгу
ganze Gestalt, die du siehst, ist nur ein Verbund vieler Glieder«, entgegnete Ataad mit ruhiger Stimme. »Kein Geschlecht.«

      Nachdenklich brummte Sujete: »Du wirkst männlich auf mich. Ich bleibe am besten dabei.«

      »Wie es dir gefällt. Es spielt keine Rolle.«

      Stimmt, es ist nicht wichtig, dachte Sujete und erinnerte sich an den Vertrag, den Ataad abgeschlossen hatte. Barnitern steht man besser bei ihren Geschäften nicht im Weg. Sie beseitigen Widerstände und manchmal ihre Konkurrenten gleich mit.

      »Und was hast du nun vor?«

      Ataad lachte. »Nach Hause, ich habe eine Passage nach Hause gebucht. Die STELLARIS wird mich direkt dorthin bringen.« Sehnsucht lag in seinen Worten.

      Wie bei einem Menschen, dachte Sujete und war fasziniert von den Unterschieden, gepaart mit den Gemeinsamkeiten. Ein Mosaik.

      »Was ist so besonders an deiner Heimat?«

      Die Begeisterung in Ataads Stimme wurde deutlich. »Alles!«

      Es war an der Zeit, dass Sujete lachte. »Das sagt jeder über seine Heimat.«

      Mit einer Hand tippte er auf das Display des Tisches.

      Vor Sujete baute sich ein Hologramm auf. Es zeigte eine weite Ebene. Ein endloses Gebiet voller Gras erstreckte sich vor ihr, aber die Perspektive schien nicht zu stimmen, denn je weiter der Horizont entfernt war, umso höher stieg der Boden an. Am Ende war es eine steile Bergwand, doch das Grün von Wäldern und Seeoberflächen bedeckte sie.

      »Was ist das?«

      »Meine Heimat«, flüsterte Ataad.

      »Aber ...«, begann Sujete. »Das kann so nicht richtig sein!«

      »Wofür hältst du es?« Neugierde und Stolz schwangen in Ataads Stimme mit.

      Fieberhaft dachte Sujete nach. Die Welt, die sich vor ihr ausbreitete, schien falsch zu sein. Niemals konnte es eine solche Oberfläche auf einem Planeten geben.

      Im Weltraum?, dachte sie. Dann kam ihr ein Gedanke.

      »Das ist das Innere einer Raumstation«, erkannte sie zufrieden. »Und das ist die Innenwand!«

      »Richtig.« Ataad lächelte schief. »Nuova Roma ist ein gewaltiger Zylinder, dreißig Kilometer lang und acht Kilometer im Durchmesser.«

      »Und darin lebst du?«

      »Ich bin dort geboren und aufgewachsen«, gab Ataad zurück. »Irgendwann wollte ich etwas Neues sehen. Aber jede Welt, die ich besucht habe, sieht falsch aus. Diese endlosen Horizonte sind beunruhigend. Viel zu weit!«

      Sujete musste lächeln. Genau denselben Eindruck von Fremdartigkeit, den sie bei der Raumstation gehabt hatte, hatte Ataad offenbar bei einer normalen Planetenoberfläche. Sujete bekam einen Eindruck davon, wie unwohl sich Ataad in seiner Haut fühlen musste. Wenn man überhaupt von Haut sprechen konnte. Der Mosaik war es gewohnt, die Oberfläche seiner Heimat als Ganzes zu sehen. Jeden Wald und jeden See.

      Beeindruckt betrachtete Sujete die Darstellung vor ihr. Mit ein paar Gesten änderte sie die Perspektive, um einen besseren Eindruck zu erhalten. Sie flog über die Landschaft hinweg, bis sie zum Ausgangsort zurückkehrte. Es war eine eigene Welt, eingeschlossen in einem Zylinder. Überall standen mehrstöckige Häuser mit weißen Wänden und großen Fenstern, die einen grandiosen Blick auf die Seen und Wälder zuließen. In regelmäßigen Abständen wuchsen kegelförmige Türme fast bis zur Rotationsachse.

      »Das ist deine Heimat?«

      »Es ist eine von unzähligen Stationen in meinem Heimatsystem. Wir haben nicht nur ein Habitat gebaut. Aber Nuova Roma ist mein Zuhause.«

      Minutenlang veränderte Sujete die Sichtweise, bis sie sich zurücklehnte. »Dorthin willst du zurück?«

      »Ich muss«, sagte Ataad mit leiser werdender Stimme. »Alle anderen Welten sind falsch. Mir wird schlecht, wenn ich auf einem Planeten bin, genau wie in diesen Raumschiffen.«

      »Wieso?«

      »Wenn ich zu Hause bin, spüre ich, dass sich meine Welt dreht«, gab Ataad zurück. »Jedes Teilchen meiner selbst spürt die Drehung, und die gibt es nicht auf einem Planeten. Ganz besonders liebe ich es, die Runde zu machen.«

      »Die Runde?«

      »Lass mir ein paar Geheimnisse.« Er verzog das Gesicht zu einem Lächeln, und sie konnte ihm nicht böse sein. Jeder hatte seine Geheimnisse, und vor allen Dingen war sie schon neugierig genug gewesen.

      Nachdenklich starrte Sujete den Mosaik an. Obwohl er sich das Aussehen eines Humanoiden gegeben hatte, blieb Ataad fremd.

      Sie erhob sich langsam. Ihr Blick ruhte auf ihm, unschlüssig, was sie tun konnte. »Wenn ...«, setzte sie an. »Wenn du Hilfe brauchst, melde dich bei mir!«

      Mit einer Geste ließ Ataad das Hologramm seiner Heimat erlöschen. »Ich will nur nach Hause.«

      *

      Sujete lag auf dem Sofa in ihrer Kabine und dachte über die Geschäfte nach, die vor ihr lagen. In den Lagerräumen der STELLARIS waren einige Artefakte untergebracht. Es war nur die Frage, wie sie diese am besten an potenzielle Käufer brachte.

      Ein tiefes Summen riss sie aus ihren Gedanken. Sie warf einen Blick auf ihr Armband, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Der Anruf kam von Ataad. Der Mosaik hatte sich in den vergangenen Tagen häufig gemeldet. Anscheinend gefiel ihm, wenn sie von ihren Antiquitäten erzählte.

      Tausend Jahre alte Roboter der Whistler-Company lagen abgeschaltet in den Behältern. Mehrere Hundert Jahre altes Porzellan von Plophos hatte sie aus den schützenden Prallfeldern geholt, um es ihm zu zeigen. Ein besonders wertvolles Musikinstrument befand sich auch in ihrem Besitz. Das Kitharon von Rynol Cog-Laar, eines Báalols, war ein siebensaitiges Instrument, ähnlich einer terranischen Gitarre.

      Sie strich über das Display an ihrem Handgelenk. In einem faustgroßen Holo erschien das Abbild Ataads.

      »Kannst du kommen?«, flüsterte der Mosaik.

      Verwundert nickte Sujete. »Natürlich, wo bist du?«

      »Im Restaurant.« Sein Abbild verschwand.

      Sujete sprang auf und lief zum Ausgang. Das Schott öffnete sich automatisch. Durch die Gänge der STELLARIS eilte sie zum Restaurant.

      Sie blickte sich um, bis sie Ataad an einem Tisch nahe der Wand fand. Zusammengesunken saß er dort, die Hände auf den Knien verschränkt.

      Sujete ging auf ihn zu und blieb einen Schritt neben ihm stehen. »Hallo, was ist denn?«

      »Telkoltar hat die Unterlagen beisammen, und wir nähern uns Madar.«

      Fragend schaute Sujete ihn an. »Und was heißt das?«

      Ataad hob den Kopf. »Telkoltar hat einen Haftbefehl des Tamaniums. Jede planetare Polizei im Tamanium muss mich verhaften. Und Marlh-D4 hat Kontakte, dass sie mich überstellen.« Die Gesichtszüge erstarrten. »Ich kann keinen Planeten mehr betreten. Ein Schiff hat gerade an der STELLARIS angelegt.«

      »Aber ...«, setzte Sujete an, verstummte jedoch. Ihre Empörung half Ataad nicht weiter. »Das kann er nicht machen. Du kannst selbst über dich entscheiden. Wenn du nicht mehr dort arbeiten willst, kann er dich nicht zwingen.«

      Ataad wurde lauter. »Er kann es. Ich habe den Vertrag unterschrieben und muss ihn erfüllen.«

      Sujete atmete tief durch. »Und was passiert als Nächstes?«

      »Ein Polizeischiff ist bereits an die STELLARIS angedockt«, sagte Ataad. »Sie kommen, um mich zu holen.«

      Seine Verzweiflung zu sehen, tat Sujete in der Seele weh. Es widerstrebte ihr, nichts tun zu können.

      Lärm drang plötzlich vom Eingang des Restaurants bis zu ihr. Sie schaute hin und erkannte Telkoltar. Zwei Tefroder gingen entschlossen rechts und links neben dem


Скачать книгу