Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.ließ. Das Ei der VECU zerplatzte. Seine Einzelteile schossen in alle Richtungen davon. Einige fielen in unmittelbarer Nähe zu Boden, andere stürzten auf die Ebene hinab. Immer mehr Blitze durchzuckten das Firmament, immer stärker wurde der Geruch nach Ozon, immer stärker vibrierte Assids Körper.
Es war, als suchte die VECU nach einem Fluchtweg. Als wäre ihr finaler Zufluchtsort vernichtet worden und als brauchte sie rasch eine Ausweichmöglichkeit, um überleben zu können.
Assid fühlte Hitze, die gewaltsam in sie eindrang, ihr Inneres ausfüllte, sie zu verbrennen drohte. Und nicht nur sie. Rings um sie klagten und jammerten die Vun. Manche sanken zu Boden, bei andren quoll Rauch aus den Facettenaugen.
Sie schrie. Sie hielt den Schmerz nicht länger aus. Sie wollte sich die Haut vom Leib kratzen, das rohe Fleisch zum Vorschein bringen und so lange darin herumwühlen, bis sie die Ursache ihrer Pein gefunden hatte ...
Und dann war alles vorbei.
Es wurde still. Die VECU entwich aus ihr und hinterließ bloß einen bitteren Geschmack auf Assids Gaumen.
Totenschädel, die eben noch zu Boden gestürzt waren, stiegen erneut hoch und begannen mit der Neukonstruktion des eiförmigen Elements.
»Was ist da unten los, verdammt?«, hörte sie eine Stimme über Funk. »Könnt ihr mich hören? Seid ihr in Ordnung?«
Onker Dou. Der stellvertretende Chef der Inneren Sicherheit.
»Es geht uns gut«, antwortete Assid. Sie fühlte mit einem Mal Ruhe und innere Zufriedenheit.
Sie blickte zum Ei hoch, dessen Teile zu leuchten begonnen hatten und dessen Kraft immer deutlicher spürbar wurde. »Hier geschieht gerade etwas ganz Wundervolles.«
19.
Bru Shaupaard: Letzte Worte
Der Schmerz in Shaupaard war ungeheuerlich gewesen. Die VECU hatte auf die Gefahr weit draußen im Weltall reagiert. In ihrer Schwäche hatte sie ihre Konzentration verloren und dafür gesorgt, dass der Körper ihres Manifestums zerfallen war, just in jenem Augenblick, da er sich stabilisiert hatte und der Fluss aller Energien vonstattengegangen war.
Shaupaard steuerte den zweiten Versuch. Er fühlte, wie Teile der VECU ihn verließen. Er schämte sich, dass er Erleichterung dabei fühlte. Er hatte sich der Superintelligenz mit all seiner Kraft verschrieben. Aber er wollte weiterleben, um ihr auch nach dem Manifestum dienen zu können. Als Parolgeber, der den Kontakt mit den Vun hielt.
Die Eiform gewann an Inhalt und Qualität. Immer mehr der Totengefäße füllten sich mit den Energien der VECU. Sie würden einen gewaltig großen Denkapparat ergeben, in dem sich die letzten Gedanken der verstorbenen Vun mit der geschwächten Superintelligenz verbanden und einen Reifeprozess förderten. Sie würde nicht mehr dieselbe wie zuvor sein, aber dennoch von unglaublicher Macht.
Shaupaard vermochte nicht zu sagen, wie lange die VECU benötigen würde, um wieder zu jenem imposanten Wesen zu werden, das vier Galaxien weise geführt hatte. Er würde den Tag nicht mehr erleben, da sich die VECU von Vunun erhob und der Kandidatin Phaatom entgegentrat. Aber er würde die Superintelligenz hegen und pflegen und dafür sorgen, dass dieser Augenblick möglichst rasch kam.
Das Manifestum endete abrupt. Der Totenwald war abgegrast. In den nächsten Tagen würde Shaupaard mit dem neuen Körper der VECU in andere Teile dieser Welt reisen und dort die Totenwälder besuchen. Es war noch so viel Substanz der Superintelligenz in ihm. Substanz, die dringend weitere Gefäße benötigte, um wachsen und heilen zu können.
Die Zeremonie endete, Shaupaard sackte in sich zusammen. Die Vun schrien und jubelten und rieben all ihre Beine gegeneinander, um ihre Zuneigung und ihre Freude zu zeigen.
Shaupaard erhob sich müde und trat auf Penelope Assid zu. »Eure Aufgabe ist erledigt«, sagte er zu der Terranerin und fühlte dabei Hinweise, Komplimente, Liebesbezeugungen, stringente Gedanken in sich wachsen. Die VECU nützte ihn, wie so oft während der letzten Tage, als Sprecher.
»Das bedeutet?«
Assid blieb distanziert. Verstand sie denn die Größe dieses Tages nicht?
»Die VECU bedankt sich für eure Hilfe«, sagte er. »Sie versteht nicht alle eure Beweggründe. Aber sie erkennt, wie sehr ihr geholfen habt. Vor allem in diesen letzten schweren Minuten, als das Manifestum stattfand. Man kann sagen, dass ihr das Überleben der Superintelligenz gesichert habt.«
»Ich verstehe nicht ...«
»Euer Kommandant wird euch vom Angriff der Phersunen erzählen, den die VECU während des Manifestums gespürt und der sie aus der Konzentration gebracht hat. Die VECU hätte euch gerne hierbehalten. In euch steckt so viel, über das sie verfügen wollte, und sie lädt euch ein, an ihrer Seite zu bleiben. Aber sie gewährt euch die freie Entscheidung. Und wenn ihr euch dafür entscheidet, fortzugehen, wünscht sie euch, dass eure Rückreise reibungslos verläuft.«
Bru Shaupaard wandte sich ab. Mehr wollte die VECU nicht verraten. Es war auch nicht notwendig, sich den Terranern zu erklären. Diese Wesen würden ihren Weg fortan wieder aus eigener Kraft und Bestimmung gehen. Ihm war klar: Was auch immer auf die Besatzung der RAS TSCHUBAI wartete – es war nicht mehr das Problem der VECU.
Shaupaard trat an die Abbruchkante und riss die Arme empor.
Millionen Vun jubelten ihm und der Superintelligenz zu.
20.
Cascard Holonder
»Das war alles, was der Cairaner gesagt hat?«, fragte er Penelope Assid.
»Ja. Shaupaard ging einfach davon und kümmerte sich nicht weiter um uns. Wir waren wie Luft für ihn und die VECU.«
»Worüber wir froh sein sollten«, sagte Icho Tolot. »Die Superintelligenz hat mehr als genug Schaden angerichtet. Es wird eine ganze Weile dauern, bis ANANSI wieder voll einsatzfähig sein wird.«
Holonder beobachtete Onker Dou unauffällig. Der Mann der Inneren Sicherheit, der während der letzten Tage eine wichtige Rolle im Kampf gegen die VECU gespielt hatte, stand unmittelbar neben dem Haluter.
Er war zurückhaltend und ungewöhnlich höflich, seitdem er und Tolot aus der STARTAC SCHROEDER in die Zentrale der RAS TSCHUBAI zurückgekehrt waren. Was hatte der Haluter mit ihm angestellt?
»Wir sollten so rasch wie möglich von hier verschwinden, bevor es sich die VECU anders überlegt und uns doch hierbehält.« Holonder tastete nach einer Schreibfolie. Zu seinem Ärger war keine griffbereit.
»Perry und seine Begleiter sind auf Khaiguna in die Zerozone vorgedrungen, der Zugang wurde hinter ihnen zerstört. Einen anderen gibt es unseres Wissens in Ancaisin nicht. Wir ziehen uns in irgendeinen stillen Winkel Ancaisins zurück und warten, bis sich ANANSIS Betreuer mit den Problemen der Semitronik auseinandergesetzt haben.«
Er dachte nach. Eine Menge Aufräumarbeiten wartete auf sie, bevor sie das Schiff Richtung Milchstraße in Bewegung setzen konnten.
»Wir haben drei Phersunen an Bord, die wir irgendwo absetzen müssen. Auch um den Vergessenen müssen wir uns kümmern. Er benötigt so etwas wie ... wie seelische Betreuung, nun, da er mit ANANSI wiedervereint wird und seine Persönlichkeit verliert. Auch mit Gustav und anderen Posbis werden wir uns unterhalten. Sie haben uns in den letzten Tagen enorm geholfen, obwohl sie mit ihrer Situation an Bord nicht zufrieden zu sein scheinen. Es gibt also viel zu tun.«
Holonder blickte Icho Tolot an. Der Haluter signalisierte Zustimmung, indem er alle vier Daumen hochhielt und dabei den Mund zu einem halutischen Grinsen öffnete.
Assid meldete sich zu Wort. »Glaubt ihr, dass die VECU weiß, welche Rolle ihre viel geliebten Cairaner, die Ladhonen und die Shenpadri in der Milchstraße spielen?« Sie blickte abwechselnd ihn und Icho Tolot an.
»Vermutlich nicht«, antwortete der Haluter. »ANANSI hat während der Zeit, da sie von der VECU unterjocht worden war, einen Teil ihres Wissens