Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.beobachtet wurde.
Also warteten sie geduldig. Überwachten die Peripherie der Dunkelwolke. Sprachen über Optionen. Beobachteten und beurteilten ANANSIS Verhalten.
Die Semitronik war »verhaltensgestört«, wie Oman es pointiert bezeichnete. Der Verlust des Einflusses der VECU hatte etwas in ihr bewirkt.
An Bord der RAS TSCHUBAI regte sich kurzfristig Widerstand, der allerdings von TARAS gebrochen wurde. Weitere Kampfroboter marschierten in Ogygia auf und machten sich auch in vielen Forschungseinrichtungen breit. Selbst in der Zentrale standen zwei der Kampfmaschinen mit aktivierten Waffensystemen.
»Das geht nicht mehr lange gut«, behauptete Dou. »Eine einzige falsche Bewegung eines Besatzungsmitgliedes, und es gibt Mord und Totschlag.«
»Vertrau unseren Leuten, Onker.« Icho Tolot betrachtete konzentriert einige Holos. »Sie wissen, worauf es in derartigen Situationen ankommt. Außerdem hat Cascard zur Ruhe aufgerufen. Er hat die Lage unter Kontrolle ...«
Der Haluter hob einen seiner Finger und kratzte damit über das Podest vor ihm.
»Ortung!«, sagte er. »Ein Schiff der Phersunen ist unterwegs hierher. Es hat das Jusystem entdeckt. Die Sonden kündigen die Ankunft des Raumers in drei Minuten auf Höhe der Umlaufbahn des äußersten Gasriesen an.«
Sie hatten sich in Gedanken und in Plänen auf diesen Augenblick vorbereitet. Aber war man jemals wirklich auf ein Kampfszenario vorbereitet?
Ab sofort ging es um alles. Um die weitgehend wehrlose RAS TSCHUBAI. Um die Besatzungsmitglieder auf der Welt Vunun. Und nicht zuletzt um eine Superintelligenz, die gerade mit sich selbst beschäftigt war.
»Cascard fordert ANANSI auf, etwas gegen das Phersunenschiff zu unternehmen«, sagte Oman, der wie immer völlig unvermittelt in der Zentrale der STARTAC SCHROEDER auftauchte. »Die Semitronik weigert sich. Sie weiß nicht, wie sie sich verhalten soll.«
»Wir übernehmen das.« Tolot versenkte sich im breiten Pilotensitz und initiierte den Notstart. Binnen weniger Sekunden löste sich der Kreuzer aus der Außenmulde der RAS TSCHUBAI und beschleunigte mit Höchstwerten.
Die Änderung in Tolots Verhalten war erschreckend. Gerade noch ein freundlicher und sanfter Riese, der sich analytisch mit mehreren Taktikvarianten beschäftigt hatte, und nun ein Gigant im Kampfmodus, bei dem die STARTAC SCHROEDER zu seinem verlängerten Arm wurde.
Er unterhielt sich mit der Bordpositronik STAR.
Oman war verschwunden. Er hatte sich aufgelöst und blieb auf der RAS TSCHUBAI zurück. Vermutlich konnte er sich ausschließlich auf dem Mutterschiff als eigenständige Quasi-Persönlichkeit halten.
»Mehr Informationen! Schneller!«, befahl Tolot.
Datensequenzen ratterten über mehrere Bildschirme. So rasch, dass Onker Dou beim Zusehen schwindlig wurde.
»Phersunenraumer lokalisiert«, meldete STAR. »Kernschussweite in sieben Sekunden erreicht.«
»Stör die Funksignale unseres Gegners«, befahl Tolot. »Ich will, dass nichts nach außen dringt.«
Die STARTAC SCHROEDER erreichte die Kernschussweite. Der Haluter gab weitere Anweisungen. Die anderen Mitglieder der Notbesatzung halfen ihm so gut wie möglich mit Lageeinschätzungen, Ortungsergebnissen, verfeinerten Taktikvorschlägen. Tolot nahm alles wortlos zur Kenntnis.
Er war ein in sich ruhender Koloss. Eine Denkmaschine mit unvergleichlichem Intellekt und einer Geisteskapazität, die der eines hochgezüchteten Positronikrechners nahekam.
Mit flinken Fingern fuhr er über Holoeingabefelder. Aktivierte Geschütze. Legte Angriffskurse und Ausweichmanöver fest. Tarierte gemeinsam mit STAR das geplante Geschützfeuer und die Schusssequenzen aus.
MVH-Überlichtgeschütze spieen ihre Ladungen in Richtung des phersunischen Schiffs. Der Hyperpulswerfer folgte, dann die beiden Polgeschütze mit je einem Paratronwerfer. MVH-Sublicht-Waffensysteme ergänzten das Stakkato, das zum Teil nur mithilfe der Ortungssysteme der STARTAC SCHROEDER wahrgenommen werden konnte.
Die Phersunen bauten Schutzschirme um ihren blau schimmernden, deltaförmigen Raumer auf.
Zum Glück trägt diese Schiffsklasse keine Vektormaterie mit sich, dachte Onker Dou. Die Phersunen könnten das Zeug sonst als Waffe gegen uns einsetzen.
Tolot konzentrierte das Feuer auf einen Punkt unmittelbar über der kugelförmigen Steuereinheit des feindlichen Schiffs. Kaum flackerte der Schirm, setzte er zwei weitere Sequenzen mit dem VRITRA-Geschütz drauf.
Die Energiespeicher der STARTAC SCHROEDER leerten sich beunruhigend schnell. Die VRITRA-Kanonen fraßen mehr Energien als jedes andere Waffensystem. Doch das scherte Tolot nicht. Er setzte alles auf eine Karte, wollte den Sieg binnen kürzester Zeit erringen.
Die Schutzschirme des phersunischen Schiffs brachen auf.
Nachfolgendes Geschützfeuer richtete immense Schäden an dem Phersunenraumer selbst an, doch dabei ließ es Tolot nicht bewenden. Die Paratronwerfer der STARTAC SCHROEDER zerstörten die Schiffseinheit der NURPHO-Klasse vollständig, die MVH-Sublicht-Geschütze erledigten den Rest. Sie zerstrahlten die Überreste des feindlichen Raumers binnen weniger Sekunden, bis nur noch eine diffuse Materiewolke übrig war.
Dou erwachte aus seiner Starre. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und die Fingernägel tief ins Fleisch seiner Ballen gerammt.
Der Kampf hatte keine zehn Sekunden gedauert. Icho Tolot hatte das Schiff der Phersunen auf eine Weise zerstört, die Dou erschreckte. Ohne Rücksicht zu nehmen oder auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, den Feinden in ihren Beibooten eine Flucht zu ermöglichen.
»Es musste sein«, sagte der Riese mit leidenschaftsloser Stimme. »Andernfalls wäre bald eine Flotte der Phersunen nachgestoßen. Die VECU wäre womöglich an Bord der RAS TSCHUBAI zurückgekehrt, um ihre Flucht fortzusetzen. Und wir hätten das Volk der Vun zum Tode verurteilt.«
Tolot erhob sich aus seinem Pilotensessel.
»Lass uns hoffen, dass die Phersunen kein Notsignal mehr ausschicken konnten.«
Dou versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Tolot hatte natürlich recht. Dennoch erschreckten ihn die kühle Logik und das konsequente Vorgehen des Haluters.
»Wir ... wir müssen eine falsche Spur legen«, krächzte er. »Einen Kurs mit energetischer Kennung des gegnerischen Schiffs simulieren, der weit weg von hier führt.«
»Richtig. Aber zuerst kümmern wir uns um die Geschehnisse auf Vunun.«
18.
Penelope Assid
Die Vun schrien und rieben ihre Fangbeine aneinander. Eine grässliche Melodie entstand, die von immer mehr Insektoiden aufgenommen und verstärkt wurde. Das Entsetzen war körperlich spürbar; sie zitterten, bewegten sich unkontrolliert, verfielen in Panik.
Assid sah sich nach ihren Gefährten um. A Hainu bemühte sich, beruhigend auf die Vun einzuwirken, während Amanje den Rest des kleinen Trupps der RAS TSCHUBAI zusammensuchte und sich so weit wie möglich von den geschockten Insektoiden entfernte.
Nur sie stand isoliert da, wenige Schritte von Bru Shaupaard entfernt. Im Notfall konnte sie jederzeit mithilfe ihrer Flugaggregate fliehen ...
Konnte sie das wirklich? Die Energieversorgung ihres Anzugs schwankte, setzte immer wieder aus. Die Anwesenheit der VECU sorgte für unkontrollierbare Ausfälle bei allen Geräten, die Assid an sich trug.
»Bru!«, rief sie dem Cairaner zu. »Du musst das Manifestum abbrechen. Die VECU schafft es nicht. Du musst sie wieder in dich aufnehmen!«
Shaupaard schien sie nicht zu hören. Immer noch stand er reglos da, den Kopf nach oben gereckt, den Blick auf das unfertige Ei geheftet, das aus unzähligen zerschnittenen Totenköpfen der Vun bestand.
»Bru!«, rief sie nochmals über den weiter anschwellenden Lärm und das Geschrei