Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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deutete auf ein Holo, das eine der größten Ansiedlungen zeigte.

      Die Stadt lag auf dem Grund einer tiefen Schlucht, die Assid an den Grand Canyon erinnerte. Unzählige Wohntürme rankten sich dort um mehrere Tausend Baumriesen, die dicht an dicht standen.

      Nutbush, der kaum aus der Ruhe zu bringen war, bestätigte und konzentrierte sich auf seine Arbeit als Pilot.

      »Wie werden uns die Vun empfangen?«, fragte Assid. »Ich sehe kaum Anzeichen einer höher entwickelten Technik. Hatten sie schon mal Kontakt mit Raumfahrern? Sind wir so etwas wie Götter für sie? In der Milchstraße gibt es einen Verhaltenskodex und Schutzzonen rings um Welten, die noch nicht mit raumfahrenden Völkern in Berührung gekommen sind. Wir warten, bis sie den ersten Schritt tun.«

      »Das ehrt euch. Aber keine Sorge: Die Vun wissen mehr, als es den Anschein hat. Sie gehören zu einer Spezies mit einer bewundernswerten, friedlichen Entwicklung. Sie wollten ihre Welt nie verlassen. Auf ihrer Heimatwelt haben sie alles, was sie benötigen.«

      »Völker, die nicht stets nach neuen Zielen streben, degenerieren in der Regel«, behauptete Assid.

      »Diese Regel besitzt tatsächlich Gültigkeit«, bestätigte Bru Shaupaard, »aber nicht in diesem Fall.«

      Der Parolgeber lehnte sich in seinem Sitz zurück und sprach bis zur Landung auf Vunun kein Wort mehr.

      *

      Die Luft schmeckte harzig und frisch, Assid fühlte sich herrlich leicht. Der Landeplatz war eine sorgfältig zurechtgestutzte Wiesenfläche inmitten einer von Farnen bewachsenen Landschaft. Da und dort zeigten sich große Dornensträucher, von denen glockenförmige Blumenkelche hingen. Der Wald, in dem die Vun lebten, breitete sich im Halbkreis dahinter aus. Die baumartigen Gewächse waren bis zu 250 Meter hoch, ihr Wachstum wurde von der geringen Planetenschwerkraft von 0,81 Gravos begünstigt.

      Die Sonne stand hoch am Himmel und sorgte für angenehme Temperaturen. Vunun hatte keinen Trabanten und war in vielerlei Hinsicht gewöhnlich. Eine Welt, wie es in der Milchstraße Hunderttausende gab.

      Erst im obersten Drittel zeigten die Bäume Nadelbewuchs. Dort waren die weit ausladenden Äste miteinander verschlungen. Unter den grünen Dächern erstreckten sich die Gebäude der Vun, eng an die Stämme gelehnt.

      »Wunderschön«, sagte Nutbush, bevor er sich an Bord seiner Jet zurückbegab. Der Pilot würde als Einziger beim Schiff bleiben, während die Wissenschaftler Gelegenheit bekamen, sich mit den Verhältnissen auf Vunun vertraut zu machen.

      »Und nun?«, fragte Assid.

      »Die Vun werden zwei Vertreter ihres Kollekts vorbeischicken«, antwortete Shaupaard.

      »Das Kollekt ist die Regierung der Vun?«

      »So ähnlich. Sie legen auf Amt und Würden nur wenig Wert. Es werden zwei Vun kommen, die gerade nichts Besseres zu tun haben.«

      Assid schwieg. Sie traute sich noch kein Urteil über die Insektoiden zu. Die Eindrücke und die wenigen Wissensbrocken, die ihr Shaupaard zukommen ließ, waren widersprüchlich. Sie kündeten von kollektivem Verhalten einerseits und von ausgeprägtem Individualismus andererseits.

      »Da sind sie!«, sagte Marje a Hainu und zeigte mit ihrer Rechten in nördliche Richtung.

      Über Dornenhecken und Farne hinweg waren die Köpfe der Vun zu sehen. Sie kamen im angsterregenden Tempo näher. Immer wieder klapperten sie mit ihren Fangbeinen gegeneinander. Ovale und facettierte Augen wirkten wie aufpolierte Opale, die das Licht der Sonne Ju hundertfach widerspiegelten.

      Assid hatte Probleme, ihre Nerven im Zaum zu halten. Das Gehabe der Vun wirkte aggressiv, ihre Bewegungen ebenso. Erst, als sie sich ihr und den anderen Wissenschaftlern bis auf wenige Meter genähert hatten, blieben sie abrupt stehen und ließen die vordersten Beine zu Boden sinken.

      »Du«, singsangten die beiden Vun gleichzeitig in Bru Shaupaards Richtung, überraschenderweise auf Cairanisch. »Wir haben auf dich gewartet. Aber wer sind die anderen?«

      »Zeugen«, sagte der Cairaner. »Zeugen des Geschehens. Sie sollen alles wissen. Womöglich behalte ich sie für meine Zwecke. Sie sind brauchbar.«

      »Brauchbar wie wir?«, fragten die Vun unisono.

      »Nein. Auf eine andere Weise.«

      Ein Augenblick der Stille entstand. In der Ferne war der schrille Schrei eines Jagdvogels zu hören, dann eine ebenso aufgeregte Antwort. Der Wind rauschte durch die Bäume und die Farnlandschaft. Es war Assid, als würden die Pflanzen miteinander wispern. Als wäre dieser Ort von einer Art Magie beseelt, die den gesamten Planeten einfasste.

      »Wir hätten nicht damit gerechnet, dass dieser Augenblick jemals kommt«, sangen die Vun und zerbrachen damit den Zauber. »Es ist uns eine Ehre, die VECU spüren zu dürfen. Aber wir dachten, es gäbe andere, Bessere als uns?«

      »Das Leben im Großen Schwarzen Nichts ist schrecklich geworden«, sagte Bru Shaupaard mit einer Stimme, die hörbar angegriffen klang. Es war längst nicht mehr der Cairaner, der etwas zu sagen hatte. Es war die VECU, deren Präsenz in ihm stärker, mächtiger und gehaltvoller wurde. »Ich bin hier, um mich zu erholen. Um dem Schrecklichen im Großen Schwarzen Nichts irgendwann wieder entgegentreten zu können.«

      »Wir spüren diese Veränderungen«, sagten die beiden Vun. »Sie haben uns während der letzten Generationen gehörige Schmerzen bereitet. Aber sie scheinen uns nicht persönlich zu betreffen.«

      »Euer Volk hat das Glück, an einem gut geschützten Ort zu leben. Mein Feind hat Vun nur aus diesem einen Grund nicht zerstört.«

      »Glück also. Glück, das uns zu den Auserwählten macht. Andernfalls wärst du niemals hierhergekommen. Nicht wahr?«

      War da Bitterkeit in der Stimme der beiden Vun zu hören? Deuteten ihre unruhigen Bewegungen wachsenden Unmut an?

      Assid nestelte an ihrem Armbandkom herum. Sie trug wie alle Mitglieder der kleinen Expeditionsgruppe einen leichten Schutzanzug, der sie vor einem Angriff der Vun bewahren würde.

      Oder?

      Die Insektoiden verfügten zweifellos über besondere Fähigkeiten. Sie spürten ins Weltall hinaus, sie nahmen Stimmungen auf. Was, wenn sie über weitere Psi-Begabungen verfügten?

      »Ihr wart stets meine Lieblinge«, sagte Shaupaard mit zärtlich klingender Stimme. »Ich bin froh, dass ich bei euch ruhen darf.«

      Assid fühlte, wie ihr augenblicklich Tränen über die Wangen rannen. Den anderen Expeditionsteilnehmern ging es ebenso. Die VECU strahlte Emotionen ab wie eine Sonne ihre Hitze.

      »Wir werden eine Nacht bei euch verbringen. Meine Zeugen möchten euch kennenlernen. Sie sollen erfahren, wer und wie ihr seid. Das ist ihre Aufgabe.«

      »Sind sie etwa nicht von dir und deinen Zielen überzeugt?«, fragten die Vun.

      »Sie gehören einer misstrauischen Spezies an.«

      »Wir bemitleiden sie.«

      Assid hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Schließlich hatte Shaupaard sie wegen ihrer Talente als Xenolinguistikerin mitgenommen.

      »Es ist uns eine Ehre, bei euch bleiben zu dürfen«, sagte sie.

      »Uns nicht«, entgegneten die beiden Vun. »Wie könnt ihr bloß an der VECU zweifeln?«

      *

      Die beiden Vun hießen Chorc und Miccryz. Sie lebten in einem Klein-Kollekt. In einer Gruppe aus zehn männlichen Mitgliedern, die sich mehrere Räumlichkeiten in einem der Turmbauten teilten und ein enges Verhältnis zueinander pflegten. Die Frauen der Vun, etwas kleiner, aber auch kräftiger gebaut, lebten in einem Frei-Kollekt, das dreißig Mitglieder umfasste und sich je nach Bedarf Männer zur Fortpflanzung in ihre Wohnbereiche an den Spitzen der Türme holte.

      »Es ist ein gutes System«, sagte eine ältere Vun namens Sysca. »Wir beschützen uns gegenseitig. – Du möchtest sicherlich mehr von Vunun


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