Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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und die Superintelligenz vertrauten den Besatzungen der kleineren Schiffseinheiten nicht genug.

      Es geht los, wisperte ANANSI erneut über das paramechanische Interface. Bleib ruhig und vertrau auf deine Fähigkeiten. Die VECU möchte, dass du deine Talente und deine Unberechenbarkeit in die Schlacht einbringst. Sie wird über mich den Hauptteil der Kampfarbeit übernehmen, aber immer wieder auf dich zurückgreifen. Es wird also ein wenig anders ablaufen als sonst.

      Wir brauchen Zeit, um uns aneinander zu gewöhnen und uns abzustimmen.

      Diese Zeit haben wir nicht. Du kannst dich auf die VECU verlassen. Sie weiß, wie sie mit mir umzugehen hat.

      Holonder fragte sich, wie ANANSI und die VECU miteinander in Verbindung traten. Wie erfolgte der Gedankenaustausch der beiden?

      Er fühlte ein rasantes Beschleunigen der RAS TSCHUBAI. Sie schoss auf die Welt namens Talzmant zu. Gleich darauf endete die bisherige gedankliche Beschaulichkeit, und Holonder schlüpfte endgültig in die Pilotenrolle. Die anderen Offiziere der Zentrale würden nur noch einen Ertruser im besten Alter sehen, der mit der linken Hand Figuren auf kleine Zettel kritzelte und ansonsten völlig in sich selbst versunken war.

      Der positronische Kosmos der RAS TSCHUBAI erwachte vollends zum Leben. Unfassbar viele einzelne Eindrücke prasselten auf ihn ein. Er wurde Teil eines gewaltig großen Mechanismus. Er schwamm in einem Ozean aus Befehlen, Anweisungen, höherdimensionalen Denkprozessen. In einem stetigen, nicht enden wollenden Prasseln kaum verständlicher Daten.

      Holonders Geist wurde bis zum Letzten gefordert. Wie immer. In diesem quasi-entropischen Chaos galt es, die Strukturen zu bewahren, alle damit zusammenhängenden Mikrozustände im Griff zu behalten und vor allem das Richtige zu tun, ohne ANANSI in die Quere zu kommen.

      Er fühlte den Beginn der Schlacht. Er entließ die Geschosse aus den Sublicht-Kanonen, aus den Impulskanonen, den MVH-Überlicht-Kanonen, den Transformkanonen, den Hyperpulswerfern, den Paratronwerfern, den Dissonanz-Polgeschützen. Bunte Feuerblumen entstanden da und dort. Sie brachten Wirkung mit sich, sie schadeten dem Feind.

      Alles ging so leicht, so sanft. In Holonder war eine Ruhe, die er anfänglich nicht begriff. Bis er verstand, dass dies der Einfluss der VECU war. Sie glättete seine Angriffe. Sie sorgte für Präzision. Sie wandelte seine gedanklichen Anweisungen in einen Beschussreigen um.

      Holonder kam sich wie ein primitiver Schlächter vor, dem von einem Meister des Kriegshandwerks gezeigt wurde, wie man mikrometergenaue Angriffsmuster ziselierte. So, dass die gegnerischen Raumforts, Schiffe und Bodenstationen auf Talzmant mit chirurgischer Präzision kampfunfähig geschossen wurden.

      Ja, es gab Tote und Verwundete auf der Seite der Phersunen. Aber die VECU achtete darauf, die Opferzahlen so gering wie möglich zu halten.

      Die Feinde formierten sich zur Gegenwehr. Holonder und ANANSI wichen mit Leichtigkeit aus. Es war ihm, als wüsste er bereits im Voraus, was die Phersunen vorhatten.

      Konnte die VECU in die Zukunft blicken? War sie so etwas wie ein Präkog?

      Nein. Sie verließ sich auf Unmengen von Daten und extrapolierte. Sie war eine Göttin, die alles über die einfachen Wesen an Bord der feindlichen Raumer wusste. Jederzeit konnte sie ihre Taktik ändern, und wenn die gegnerischen Positroniken glaubten, endlich einmal ein Muster im Kampf des fremden Raumschiffes erkennen zu können, brachte Holonder sein Element der Unberechenbarkeit ein.

      Er machte sich an die Arbeit. Er ließ seine Gedanken laufen, assoziierte frei – und die RAS TSCHUBAI tanzte.

      Wie viel Zeit verging eigentlich? Oder war Holonder in einem stählernen, positronischen Traum verhangen?

      Er wusste es nicht. Er tat seinen Teil und fühlte mit, während die VECU das Abyssale Fundament auf Talzmant vernichtete. Schwarz glasierter Boden blieb zurück, auflodernde Stationen, ausbrennende Maschinenblocks mit Schutzschirmgeneratoren. ANANSI vernichtete alles, das nach Phersunen roch, mit kaum fassbarer Präzision.

      Es ist vorbei, dachte die Semitronik irgendwann in seine Richtung. Die Mission war erfolgreich, wir ziehen uns zurück.

      Holonder erwachte wie aus einem Traum. Er fühlte seinen Körper mit einem Mal wieder und wusste, wo er sich befand. Das Dahintreiben durch die Maschinengedankenwelt der RAS TSCHUBAI hatte ein Ende.

      Weltraum umfing ihn ringsum. Seine Blicke richteten sich auf mehrere zerstörte Stationen und Schiffe, die haltlos durch die Leere trudelten. Ab und zu feuerte ANANSI ohne sein Zutun und richtete weitere Zerstörungen an. An Schiffen, die den Terranern ebenbürtig gewesen waren und ihnen bei früheren Schlachten in Ancaisin alles abverlangt hatten.

      Nun aber, mit der VECU an Bord, gelang alles mit traumwandlerischer Sicherheit.

      Die RAS TSCHUBAI trat in den Überlichtflug ein, die Hawk-V-Generatoren erledigten fehlerfrei ihre Arbeit. Gut eintausend Lichtjahre von der Riesensonne Prascai entfernt trat das Schiff in den Normalraum zurück.

      Meldungen aus allen Maschinenbereichen trudelten ein und beschäftigten seinen Geist. Es gab keine Schadensmeldung.

      Keine einzige.

      Die VECU, ANANSI und, in bescheidenem Ausmaß, er selbst hatten eine Schlacht geschlagen und einen vollen Erfolg errungen.

      Du kannst gehen, dachte die Semitronik. Danke.

      Holonder fühlte, wie sich ANANSI zurückzog und wollte die SERT-Haube beiseiteschieben, als er mit einem Mal eine neue Präsenz in seinen Gedanken bemerkte. Eine, die der Semitronik ähnelte und dennoch Unterschiede aufwies.

      Ich bin der Vergessene, meinte sein neuer Gesprächspartner. Du musst mir zuhören. Bitte. Das Schicksal der RAS TSCHUBAI hängt davon ab.

      *

      Er nannte sich Oman und wirkte gehetzt. So, als blickte er ständig über die Schulter und sähe sich nach einem Verfolger um.

      Cascard Holonder forschte nach. Wollte ihn ANANSI in eine Falle locken? Täuschte sie vor, ein vergessener Teilaspekt der Semitronik zu sein, der sich von ihr gelöst hatte? Oder war dieses virtuelle Geschöpf wahrhaftig? Hatten Dou, Onteren und Ghysar es tatsächlich geschafft, ANANSI ein Stück ihres Selbst wegzuknipsen?

      Onker Dou sagte, dass du mir vertrauen wirst.

      Erinnerst du dich etwa nicht mehr an mich?, hakte Holonder nach.

      Doch. Aber ich bin bloß der Vergessene. Ein Schatten. Mir steht nicht dasselbe Wissen wie ANANSI zur Verfügung.

      War das die Chance, die sie brauchten, um die VECU loszuwerden und sein Schiff zurückzuerobern?

      Also schön, dachte er konzentriert. Was willst du von mir?

      Seitdem sich ANANSI von dir zurückgezogen hat, sind zwei Sekunden vergangen. Sie wird misstrauisch werden, wenn du dich nicht bald von der SERT-Haube löst. Du musst schnell handeln und darfst nicht lange über meine Bitte nachdenken.

      Ich wiederhole: Was willst du von mir?

      Du musst einen Teil der RAS TSCHUBAI für ANANSI blind machen. Ich gebe dir Anweisungen, was du dafür tun musst. Zweieinhalb Sekunden.

      Ich soll euch räumlichen Handlungsspielraum ermöglichen?

      Richtig. Es geht um einige Räume und Gänge, die du ANANSIS Überwachung entziehst.

      Was habt ihr vor?

      Wir wollen Icho Tolot aus seinem Suspensionsalkoven befreien und ihm ein geeignetes Versteck besorgen. Die Semitronik und die VECU sollen glauben, dass er nach wie vor im Alkoven entrückt ist. Drei Sekunden.

      Icho ist bereits einmal gescheitert. Wenn die Superintelligenz entdeckt, dass der Haluter ein zweites Mal entkommen ist, wird sie zu härteren Mitteln greifen.

      Sie wird ihm nichts tun. Du hast miterlebt, dass sie selbst phersunische Leben geschont hat. Dreieinhalb Sekunden. Ich bitte dich: Triff deine Entscheidung. Jetzt.

      Was konnten Dou und Tolot schon ausrichten? Was für eine Rolle spielte der Vergessene?

      Er


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