Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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Gatasers trat.

      »Du musst höflich bleiben«, sagte Onteren. »Auch wenn dir das schwerfällt.«

      Dou ignorierte die Arkonidin. Es war nicht seine Aufgabe, nett zu sein. Es würde immer jemanden geben, der seine Motive und sein Verhalten nicht verstand. Also bemühte er sich gar nicht erst, die Sympathien anderer Bordmitglieder zu erringen. So etwas ermüdete ihn bloß.

      »Ich bin da«, hörte Dou eine geisterhaft klingende Stimme, die von überallher kam.

      »Du bist der Vergessene?«, fragte Dou.

      »Ich mag diese Bezeichnung nicht. Ich bin oder war ANANSI, aber das bin ich nicht mehr.«

      »Du bevorzugst also einen anderen Namen?«

      »Ja. Nenn mich Oman. Niemand sonst an Bord dieses Schiffs trägt den Namen Oman. Er macht mich einzigartig.«

      »Also schön, Oman. Du bist mit den Vorgängen auf der RAS TSCHUBAI vertraut?«

      »Ich weiß, was ANANSI bei meiner Entstehung wusste. Über das, was danach geschah, bin ich nur rudimentär informiert. Es dauerte eine Weile, bis ich zu mir kam und mir meiner selbst bewusst wurde.«

      Ein Schemen verdichtete sich rechts von Dou zu einem Wesen. Es hatte einen langen und breiten Schal mit Karree-Muster um den sonst nackten Körper drapiert.

      Die holografische Darstellung des Vergessenen gewann rasch an Prägnanz und Deutlichkeit. Sie zeigte einen schmal gebauten Terraner von etwa fünfzig Jahren, dessen Augen erschreckend weiß blieben, der keine Nase und keine Arme hatte.

      »Du verstehst, was wir von dir möchten?«

      »Ich ahne es. ANANSIS Aufgabe war, bestmöglich für die RAS TSCHUBAI zu sorgen. Sie hat diese Aufgabe durch eine andere ersetzt. Sie wurde von der VECU dazu gezwungen. Ich aber fühle mich immer noch dem Schiff verpflichtet. Zu hundert Prozent.«

      Das Gespräch lief besser als erwartet. Sehr gut.

      »Und damit bist du uns verpflichtet. Richtig?«

      »Richtig.«

      »Siehst du dich in der Lage, ANANSI gegenüberzutreten – und damit auch der Superintelligenz? Glaubst du, einen Konflikt austragen zu können?«

      Der Holomann hob die Schultern. »Es wäre mein Ende. Ich bin nicht bereit zu sterben. Würde meine Existenz enden, könnte ich euch nicht mehr helfen, und das widerspricht meinem Pflichtbewusstsein.«

      »Du weißt also nicht, was du tun sollst?«

      »Ich bin der vergessene Teil einer Semitronik. Sieh mich an, dann weißt du, dass ich nicht vollständig bin.«

      »Also schön.« Dou überlegte. »Wenn ich dir von unseren Plänen zur Rückeroberung der RAS TSCHUBAI erzähle – würdest du mich beraten und sagen, ob sie Erfolg haben könnten?«

      »Selbstverständlich.«

      Dou sammelte seine Gedanken. »Könntest du ANANSI so weit beeinflussen, dass sie den Kurs abändert und die RAS TSCHUBAI in einen unbesiedelten Raumsektor bringt?«

      »Ich weiß es nicht«, gestand Oman.

      »Könntest du Icho Tolot aus dem Suspensionsalkoven befreien?«

      »Ja. Aber warum?«

      »Er besitzt besondere Berechtigungen. Als der militärische Stellvertreter des Liga-Residenten kann er auf den Aagenfelt-Blitzgenerator zugreifen und gegen die RAS TSCHUBAI selbst einsetzen. Dies würde ANANSI lähmen.«

      »Mich ebenso.«

      »Richtig. Aber die Gefahr für die Besatzung wäre vorerst bereinigt. Die VECU hätte keine Macht mehr über das Schiff.«

      »Wir werden den Aagenfelt-Blitz nicht einsetzen«, meldete sich Ghysar zu Wort. »Das ist völliger Irrsinn.«

      »Es käme auf einen Versuch an.«

      »Du würdest die gesamte Besatzung betäuben.«

      »Nicht, wenn es Oman gelingt, zuvor die Minimalbesatzung eines Kreuzers oder einer kleineren Beibooteinheit auszuschleusen. Diese Leute würden auf die RAS TSCHUBAI aufpassen. So lange, bis die VECU eingesehen hat, dass sie allein nichts mehr ausrichten kann und dass sie auf eine gleichberechtigte Zusammenarbeit angewiesen ist.«

      »Der Blitz ist eine ultimative Waffe. Er würde jegliche höherdimensionale Technik in der RAS TSCHUBAI zum Ausfall bringen. Energiespeicher würden ohne Schutzvorkehrungen explodieren, die Antigravs trotz aller Ausfallsicherungen versagen, die Schwerkraftgeneratoren ebenso. Die Statik könnte instabil werden, Innenraumgleiter würden abstürzen. Kein höher entwickelter Kontrollmechanismus wäre mehr wirksam. Ohne Schirme und Waffen wäre die RAS TSCHUBAI selbst einem einfachen Meteoritenschwarm schutzlos ausgeliefert.«

      »Ich habe über diese Risiken nachgedacht«, sagte Dou. »Ein Ausfall von bis zu zehn Prozent der Besatzung wäre im Rahmen des Erträglichen.«

      »Im Rahmen des Erträglichen?«, echote Onteren. »Hörst du dir eigentlich zu bei dem, was du da redest? Du sprichst von einigen Tausend Toten.«

      »... und von mehreren Zehntausend Überlebenden, die von der VECU befreit wären. Dies ist kein Spiel, Lerva. Wir wurden von einer fremden Macht besetzt. Die VECU mag die richtigen Ziele haben. Aber sie wendet die falschen Mittel an. Was ist, wenn sie die RAS TSCHUBAI opfert, weil sie der Meinung ist, damit der Kandidatin Phaatom schaden zu können? Wissen wir denn, wozu die Superintelligenz bereit ist? – Nein! Wir müssen konsequent sein.«

      »ANANSI würde durch den Einsatz des Aagenfelt-Blitzes geschädigt, vielleicht sogar getötet werden«, meldete sich Ghysar erneut zu Wort.

      »Erklär mir das!«, verlangte Dou.

      »Der Großteil der Semitronik existiert nun mal ausgelagert in einer Halbraumblase, die durch Generatoren in ANANSIS Kugel erzeugt wird.«

      »Es gibt Notsysteme innerhalb ihrer Halbraumblase, soviel ich weiß. Um sie für eine Weile von innen heraus stabil halten zu können.«

      »Richtig. Aber die Frist ist kurz, und wir dürfen nicht davon ausgehen, dass sich die VECU rasch zurückziehen würde. Nach einigen Stunden wird eine erneute Kopplung der ANANSI-Systeme in der Halbraumblase mit ihrer vierdimensionalen Präsenz unmöglich werden. Und selbst bei einem nur kurzen Ausfall ist nicht gesagt, dass die Semitronik im Anschluss wieder voll herstellbar ist.«

      »Das würde den Tod ANANSIS bedeuten«, meldete sich Oman zu Wort. Seine Erscheinung flackerte. Das Gesicht lief rot an, die Augen wurden mit einem Mal kohlrabenschwarz. »Das werde ich niemals akzeptieren. Ich existiere, um ANANSI zu helfen, sich aus dem fremden Einfluss zu befreien. Für ihre Ermordung stehe ich nicht zur Verfügung. Haben wir uns verstanden?«

      »Ja.« Dou sah ein, dass er verloren hatte. Argumente brachten ihn nicht weiter. Der Vergessene der Semitronik reagierte emotional, wie auch die beiden Wissenschaftler.

      Nun, Onteren hatte ihn davor gewarnt, dass die Verhandlungen zäh verlaufen würden.

      »Kehren wir zu Icho Tolot zurück«, sagte er. »Ich hätte eine Idee, wie wir uns indirekt Verstärkung holen und den Haluter aus dem Suspensionsalkoven befreien könnten ...«

      7.

      Cascard Holonder

      Selten zuvor hatte sich Holonder derart hilflos gefühlt. Da halfen auch die hingekritzelten Zeichnungen nichts, die er geistesabwesend zu Papier brachte und die stets ein wenig Druck von ihm nahmen.

      Noch weniger nützten die geflüsterten Unterhaltungen mit anderen Mitgliedern der Zentralebesatzung. Sie durften nichts Verfängliches sagen, denn sie standen unter der Beobachtung ANANSIS. Die Semitronik lauschte ihren Worten, analysierte ihre Gesten, achtete auf den Schriftverkehr. Sie tat dies im Auftrag Bru Shaupaards und damit im Auftrag der VECU.

      Er hatte Hoffnung geschöpft, als Icho Tolot einen Fluchtversuch unternommen hatte. Sie war rasch wieder eingedämmt


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